Aktuelle Beiträge

Léon Degrelle und die Politik der militärischen Kollaboration
Von: 
Stephan Horn

Die Militärkollaboration zur Zeit des Zweiten Weltkrieges wurde von den Zeitgenossen im Gegensatz zur politischen Kollaboration als eine in höchstem Maße freiwillige Kollaboration interpretiert. Doch auch die militärische Kollaboration ging über den vereinten Kampf gegen den gemeinsamen Feind hinaus und war für die wallonischen Kollaborateure um Léon Degrelle, den Gründer und Führer der faschistischen Rex-Partei, ein echtes oder vermeintliches Mittel zur Durchsetzung ihrer eigenen politischen Interessen. Sie bewegten sich gegenüber dem deutschen Hegemon im Spannungsfeld von Instrumentalisierung und Selbstbehauptung.

Aufsatz
„Connétable“, „Roi-Connétable“, „Connétable de l’ère nucléaire“
Von: 
Ulrich Lappenküper
Charles de Gaulle, 1944, unbekannter Fotograf (Musée Carnavalet, Histoire de Paris, Inventarnummer PH13204)

Kaum jemand hat als Soldat und Staatsmann so intensiv über das Verhältnis von Politik und Militär nachgedacht wie Charles de Gaulle. Doch eine systematische Auseinandersetzung mit diesem Thema ist noch immer ein Desiderat der Forschung.
In der Geschichte des 20. Jahrhunderts ist der Kreis der Personen, die Politik und Militär in sich vereinten, bemerkenswert groß. Doch kaum jemand hat als Soldat, Politiker und Schriftsteller so intensiv über das Verhältnis von Politik und Militär im Kontext der Militärgeschichte, der nationalen Verteidigung oder der Taktik und Strategie militärischer Aktionen nachgedacht wie General Charles de Gaulle.

Aufsatz
Neue Forschungen zu Entziehungsformen, Solidarität, Verfolgung und (digitaler) Gedächtnisbildung (Innsbruck, 16.-18. September 2021)
Von: 
Peter Pirker, Aaron Salzmann

Laufende Forschungsprojekte zu Wehrmachtsdeserteuren in Tirol, Vorarlberg und Südtirol im Zweiten Weltkrieg waren im September 2021 Anlass für eine Tagung an der Universität Innsbruck. Fast zwanzig Jahre nach den Rehabilitierungsgesetzen für Opfer der NS-Militärjustiz in Deutschland und Österreich wurde nach neuen Forschungsperspektiven gefragt. Die Tagung wurde von INGRID BÖHLER und PETER PIRKER (beide Institut für Zeitgeschichte, Universität Innsbruck) sowie KERSTIN VON LINGEN (Institut für Zeitgeschichte, Universität Wien) mit Unterstützung des Arbeitskreises Militärgeschichte e.V., des Zukunftsfonds Österreich und der Stadt Innsbruck konzipiert und organisiert. Da die Rehabilitierungsdebatte und die begleitende Forschung in den 1990er- und 2000er-Jahren stark auf die Praxis der Wehrmachtsjustiz abgehoben hatte, war es ein Anliegen der Tagung, auch darüberhinausgehende Perspektiven zu präsentieren und zu diskutieren. Wie KERSTIN VON LINGEN einleitend skizzierte, sollten bisher wenig beachtete räumliche, ethnische und institutionelle Kontexte stärker beleuchtet werden.

Tagungsbericht
Die Ausstellung „Ankunft auf Zeit – Cottbuser Kriegsgefangenenlager zwischen 1914 und 1924“
Von: 
Paul Fröhlich

Das Cottbuser Stadtmuseum eröffnete im November 2021 eine Sonderausstellung zu den beiden Kriegsgefangenenlagern, die im Lauf des Ersten Weltkrieges in Sielow und Merzdorf errichtet wurden und die mehr als 20 000 Insassen durchliefen. Die Ausstellung richtet auf Grundlage zahlreicher Bilder des damaligen Lagerfotografen Paul Tharan den Blick auf die Lebensbedingungen hinter dem Stacheldraht. Im thematischen Fokus liegen vor allem die Unterbringung, medizinische Versorgung, die Arbeit innerhalb und außerhalb des Lagers, das kulturelle Leben sowie das Sterben in der Gefangenschaft. Darüber hinaus dokumentiert die Ausstellung die häufig unbekannte Nachnutzung der Kriegsgefangenenlager nach dem Kriegsende. Gemeinsam mit zeitgenössischen Exponaten und kommentierenden Texten werden die häufig propagandistisch intendierten Fotografien Tharans durch mehrere Installationen in einen neuen Kontext gesetzt, um den bedrückenden Charakter des Lagers wiederzugeben.
Das folgende Interview mit dem Kurator Robert Büschel wirft einen Blick auf die Museumspraxis bei der Entwicklung und Auseinandersetzung von Formaten, die sich mit dem Ersten Weltkrieg bzw. mit dem Thema „Kriegsgefangenschaft und Kriegsgesellschaft“ auseinandersetzen. Die Ausstellung läuft voraussichtlich noch bis zum 13. März 2022.

Interview
Über Austausch- und Wechselbeziehungen zwischen Militär, Staat und privaten Sicherheitsunternehmen nach 1918, 1945 und 1990
Von: 
Marcus Böick

Personelle Wechselverhältnisse und Transfers zwischen staatlichen Sicherheitskräften (Militär/Polizei) und privaten Sicherheitsfirmen werden bis in die Gegenwart immer wieder kontrovers diskutiert. Auch in zeithistorischer Perspektive scheint das kommerzielle „Bewachungsgewerbe“ vor allem für entlassene Soldaten und Polizisten ein wichtiger Arbeitgeber gewesen zu sein. Inwiefern diese „Gewalt-Experten“ nach den historischen Zäsuren von 1918, 1945 und 1990 im privaten Sicherheitsgewerbe ein berufliches Auskommen finden konnten, untersucht der vorliegende Beitrag.

Aufsatz
Unpolitischer Offiziersverein oder Bindeglied zwischen Militär und Politik in der Weimarer Republik?
Von: 
Lukas Grawe
Büste des Generaloberst Alfred Graf von Schlieffen

Der „Verein der Angehörigen des ehemaligen Generalstabs (Vereinigung Graf Schlieffen)“ galt als exklusivste Offiziersvereinigung der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Obwohl sie sich unpolitisch gab, verfolgte sie politische und militärische Ziele und reagierte dabei auf das jeweilige politische Umfeld in der Weimarer Republik sowie im „Dritten Reich“.

Aufsatz
Von: 
Alexander Leyde

150 Jahre nach dem Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) zeigt die Museumsausstellung „Alsace. Rêver la province perdue. 1871–1914“ (Deutsch: „Elsass. Träumen von der verlorenen Provinz. 1871–1914“) die Folgen des Konflikts für Künstler, Exilanten und die allgemeine Bevölkerung des Elsass. Die Ausstellung, welche vom 6. Oktober 2021 bis zum 7. Februar 2022 im „Musée national Jean-Jacques Henner“ in Paris zu sehen ist, konzipierte das Museum in Zusammenarbeit mit dem „Musée Alsacien de Strasbourg“.

Miszelle
Workshop des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw), Potsdam, 01.06.2022
Von: 
Markus Pöhlmann
Offiziere der Reichswehr bei einem Manöver

Die Grundlagenforschung zur Geschichte der bewaffneten Macht in der ersten deutschen Republik ist seit den 1980er Jahren weitgehend verebbt. Somit herrscht seit bald 40 Jahren praktisch Stillstand in einem wichtigen Abschnitt der deutschen Militärgeschichte des 20. Jahrhunderts. Die wenigen zwischenzeitlich erschienenen Einzelforschungen deuten aber darauf hin, dass die Epoche keineswegs ausgeforscht ist. Auch der Umstand, dass die Weimarer Republik insgesamt inzwischen wieder ein gesteigertes historiografisches Interesse erfährt, lässt Impulse für die Forschung zu ihren Streitkräften erwarten.

Miszelle
Der Militärische Abschirmdienst (MAD) 1956–1990
Von: 
Benjamin Pfannes

Nachdem die Geschichte des Bundesnachrichtendienstes (BND) und des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV) bereits aufgearbeitet worden war, fehlte noch eine Abhandlung über die Geschichte des dritten Nachrichtendienstes der Bundesrepublik Deutschland, der Militärische Abschirmdienst der Bundeswehr (MAD). Diese Lücke schließt Helmut R. Hammerich mit seinem Buch, in dem er zum ersten Mal eine archivbasierte Untersuchung der Organisation und ihrer Mitarbeiter von 1956 bis 1990 vorlegt.

Buchbesprechung
Von: 
Sebastian Bürger
»Der gefürchtete 42-cm Mörser in Stellung vor Lüttich, am 7. August 1914«. Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Dicke_Bertha_vor_Luettich_070814.jpg

Am 15. und 16. April 2021 fand die Tagung „Technikwissen und Wissenstechniken im deutschen Militär seit 1890“ in Zusammenarbeit mit der TU Braunschweig und dem Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr digital als Webinar statt. Organisiert wurde die Veranstaltung von Christian Kehrt (Braunschweig), Markus Pöhlmann und Frank Reichherzer (beide Potsdam). Markus Pöhlmann eröffnete die Veranstaltung mit einer Einführung, in der er über die Problematiken der historischen Forschung an der Schnittstelle von Technik- und Militärgeschichte der letzten Jahrzehnte sprach.

Tagungsbericht

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