Der französische Mönch Odo von Deuil schilderte einen der größten Misserfolge der Kreuzzugsgeschichte. Als ursächlich für das Scheitern betrachtete er jedoch ausschließlich die ungünstigen Umstände. Seine Darstellungsabsicht war es, so die These dieser Studie, König Ludwig VII. zu entschulden.
Jahrestagung des Arbeitskreises Militärgeschichte e.V. (Heidelberg, 28.–30.9.2022)
Von:
Maria Gromova
Jacques Derrida hatte Recht. Jede Wiederholung eines Begriffs führt zu einer neuen Variation seiner Bedeutung, die ihn erweitert und bereichert. Die zentralen Begriffe der AKM-Jahrestagung 2022, die vom 28. bis zum 30. September 2022 in Heidelberg stattfand, „Asien“, „global“ und „Krieg“ erwiesen sich trotz ihrer scheinbaren Banalität ebenfalls als begriffliche Stolperfallen, deren Sinn im Rahmen der Veranstaltung immer wieder aufs Neue ausgelotet wurde.
Die chronologisch aufgebauten Panels boten den roten Faden der Tagung „Historische und globale Perspektiven auf den Kriegsschauplatz Asien“ und schlugen einen weiten Bogen von der Antike bis in die Neuzeit, wobei das Hauptaugenmerk doch den Ereignissen im 19. und 20. Jahrhundert galt.
X. Teil: Krieg in der Ukraine – Zur Schlag- und Symbolkraft des Panzers und den historischen Hintergründen der Debatte über Panzerlieferungen an die Ukraine
Von:
Gundula Gahlen
Die Ukraine erbat sich schon eine Woche nach Kriegsbeginn Anfang März 2022 Kampfpanzer westlicher Bauart. Lange Zeit wurden von der deutschen Regierung entsprechende Lieferungen ausgeschlossen. Nach wochenlangen politischen und öffentlichen Debatten erfolgte am 25. Januar 2023 die deutsche Zusage zur Lieferung von modernen Leopard-Panzern. Über die Schlag- und Symbolkraft des Panzers und die historischen Hintergründe der politischen und öffentlichen Debatte über Panzerlieferungen an die Ukraine gibt der Potsdamer Historiker Markus Pöhlmann Auskunft, der mit seiner Habilitationsschrift ein Grundlagenwerk zur Geschichte des Panzers in Deutschland bis 1945 vorgelegt hat.
Die deutsche Nachkriegszeit 1918 bis 1923 war geprägt durch eine Vielzahl von bewaffneten Konflikten, die tausende Menschenleben forderten. Allgemeinhin wird den „Regierungstruppen“ ein hohes Maß an „Brutalität“ attestiert. Es stellt sich die Frage, ob sich dies anhand eines Aufstandsbekämpfungskonzeptes der Reichswehr nachweisen lässt.
Am 5. Mai 1945 wurde das kleine, im Norden Tirols gelegene Schloss Itter zum Schauplatz einer außergewöhnlichen militärischen Auseinandersetzung. Die Szenerie erscheint dabei wie ein überinszenierter Western: Neben amerikanischen Panzersoldaten, zwei ehemaligen französischen Ministerpräsidenten, zwei französischen Generälen, einem französischen Tennisspieler und österreichischen Widerstandskämpfern waren es auch „heldenhafte“
Zum Problem von Staatlichkeit, Demokratie und Streitkräften in der westdeutschen Zeitgeschichte
Von:
Christoph Nübel
Das Bonner Verteidigungsministerium war während des „Kalten Krieges“ ein bundespolitisches Schlüsselressort. Es führte und verwaltete die Bundeswehr. Damit bildete es den Kristallisationspunkt des militärischen Teils demokratisch konzipierter Staatsgewalt, der allerdings im Schatten der nationalsozialistischen Vergangenheit stand. Das Forschungsprojekt nimmt die Geschichte des Ministeriums in der Epoche des Ost-West-Konflikts erstmals in den Blick.
Die Reichswehr und die pragmatische Annäherung an die Republik 1919/20 – III. Teil: „Neue Forschungen zur Reichswehr“
Von:
Peter Keller
Die Reichswehr hat in der populären Meinung nicht den besten Ruf. Landläufig gilt sie bis heute als „Staat im Staate“. Tatsächlich gibt es viele Befunde, die dieses Urteil in der ein oder anderen Weise stützen. Aber war es der Reichswehr wirklich von vorneherein in die Wiege gelegt, ein Fremdkörper in der Weimarer Republik zu bleiben?
Militär. Geschichte. Geschlecht. (Potsdam, 16.–18.11.2022)
Von:
Folke Wulf
Vom 16. bis 18. November fand die Tagung „Der Krieg hat kein Geschlecht, das Militär schon? Militär. Geschichte. Geschlecht.“ am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) in Potsdam statt. Mit dieser Tagung legte das Zentrum erstmals den Fokus auf den in der Militärgeschichtsforschung bisher unterrepräsentierten Themenkomplex Geschlecht. Diese in der sonstigen Geschichtswissenschaft inzwischen etablierte Kategorie wurde auf der Tagung vielfältig und mit einer Variation an wissenschaftlichen Zugängen aufgezeigt. Ziel war es, nicht nur den aktuellen Forschungsstand zu diskutieren, sondern auch Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen unterschiedlichster Forschungsdisziplinen ein Forum zu bieten, ihre Perspektiven und methodischen Ansätze auf das Themenfeld anzuwenden.
Versuche der Bindung der Reichswehr an die Weimarer Republik in den Jahren 1919 bis 1921 – II. Teil: „Neue Forschungen zur Reichswehr“
Von:
Christian Lübcke
Auch nach über 100 Jahren tut sich die militärgeschichtliche Forschung noch immer schwer mit der Aufarbeitung und Bewertung des Kieler Matrosenaufstandes und der Novemberrevolution von 1918. So tief die Novemberrevolution in die Entwicklung des Deutschen Reiches auch eingriff (etwa durch Abschaffung der Monarchie und den Wandel zur Republik), so wenig ist über die militärischen Hauptakteure von 1918 heute wirklich bekannt.
„Dieses Handbuch […] zeigt, daß der Stand der Forschung etwas prekärer ist als es die Geschlossenheit der Darstellungen und die Fülle der Studien über die Reichswehr ahnen lässt.“