Internationale, interdisziplinäre Tagung (online) der Universität Regensburg und der Monash University (Melbourne, Australien), 9–11 November 2021
Andreas Dorrer
Tagungsbericht
Veröffentlicht am: 
19. April 2022

Daran, dass der Stellenwert des Ersten Weltkriegs im kulturellen Gedächtnis Deutschlands nicht an die alles überschattende Bedeutung des Zweiten Weltkriegs heranreicht, konnte auch das 100-jährige Jubiläum zwischen 2014 und 2018 nichts ändern. Die Gedenkfeiern dieser Jahre demonstrierten außerdem, dass der Erste Weltkrieg für das Verständnis der Entwicklung der beteiligten Nationen bis in die Gegenwart hinein essentiell ist. Gerade in der transnationalen Erinnerung an dieses Ereignis zeigen sich dessen noch heute spürbaren Auswirkungen. Dies gilt nicht nur für den deutschen Kontext und die Rolle, die dem Ersten Weltkrieg bei der Ursachenforschung für die Machtergreifung Hitlers zukommt, sondern auch in Kulturkreisen, in denen der Zweite Weltkrieg eine vergleichsweise untergeordnete Rolle spielt. Zum Beispiel geht in Australien der Gründungsmythos der Nation auf den Ersten Weltkrieg und besonders auf die Schlacht von Gallipoli (Februar 1915 bis Januar 1916) zurück. Dementsprechend hat der „Große Krieg“ (engl. The Great War, franz. La Grande Guerre), wie der Erste Weltkrieg in Australien, aber auch in anderen Ländern wie etwa Großbritannien oder Frankreich genannt wird, einen vollkommen anderen Stellenwert innerhalb der Erinnerungskultur inne als zum Beispiel in Deutschland. Aus diesen Erkenntnissen heraus hat sich über die letzten Jahre eine Forschungskooperation zwischen Forschenden der Universität Regensburg (THOMAS PETRASCHKA, SILVAN KUFNER und ANNA SALLER) und der Monash University in Melbourne (ANDREAS DORRER, CHRISTIANE WELLER) entwickelt, die sich dem Thema intensiv widmete. Ein Ergebnis dieses Projekts stellte die internationale und interdisziplinäre Tagung „Der Erste Weltkrieg: Erinnerungskulturen in Deutschland und Australien – The First World War: Cultures of Remembrance in Germany and Australia“ dar, die vom 9. bis 11. November 2021 in einem digitalen Onlineformat gehalten wurde.

Dabei wurde das Forschungsfeld aus einer Reihe von Perspektiven erschlossen, die sowohl unterschiedliche Stadien umfassten – von den Versuchen einer Aufarbeitung in der unmittelbaren Nachkriegszeit bis hin zu zeitgenössischen Diskursen – als auch unterschiedliche Arten der Erinnerung an den Ersten Weltkrieg (literarische, historische, politische etc.) und natürlich unterschiedliche Kulturkreise, vor allem den deutschen und australischen, aber auch zum Beispiel den türkischen und gesamteuropäischen.

Nach Grußworten von URSULA REGENER, Vizepräsidentin für Internationalisierung und Diversity der Universität Regensburg, und KEVIN FOSTER, Head of the School of Languages, Literatures, Cultures and Linguistics der Monash University in Melbourne, eröffnete HELMUTH KIESEL (Heidelberg) den akademischen Teil der Tagung mit seiner Keynote zur Rezeption umstrittener Heldenbücher. Der Schwerpunkt seines Vortrags lag dabei auf Ernst Jüngers In Stahlgewittern1 und Erich Maria Remarques Im Westen nichts Neues.2 Kiesel geht davon aus, dass Jüngers Text In Stahlgewittern früher zur pazifistischen Literatur gezählt habe. Erst später sei das Werk als kriegstreiberisch oder kriegsbeschönigend gedeutet worden, was er als einseitige und teils verfehlte Deutung einschätzt.

Es folgte ein Panel zum Thema „Trauma“: GUNDULA GAHLEN (Berlin) näherte sich dem Problem aus medizin- und kulturhistorischer Sicht an und griff dabei die schwierige Position der Weltkriegsoffiziere in der Zwischenkriegszeit auf, um daran die Gespaltenheit des Erinnerungsdiskurses in der Weimarer Republik zu demonstrieren. Gahlen ging auf die Instrumentalisierung der Rolle des Offizierskorps innerhalb der Kriegsschulddebatte ein, sprach aber auch über dessen Einfluss auf die Entstehung anderer Narrative, die entweder körperlich und psychisch versehrte Offiziere als Symbole für die Brutalität des Krieges verstanden oder versuchten, die als Schwäche verstandenen Kriegsfolgen durch die Betonung des Heroismus und der Tapferkeit des deutschen Heeres zu übertönen.

Ebenfalls zu Ernst Jüngers In Stahlgewittern referierte SILVAN KUFNER (Regensburg). Er nahm dabei psychoanalytische Lesarten des Werkes kritisch in den Blick, die den Text als ein Dokument der Traumatisierung verstanden. Dabei ging es weniger um die Frage, ob sich in Jüngers Abhandlung Hinweise eines Traumas finden lassen, sondern darum, inwiefern literaturwissenschaftliche Deutungen – in diesem Fall psychoanalytische – die Art beeinflussten, wie die Stahlgewitter im Erinnerungsdiskurs wahrgenommen werden. Psychoanalytische Deutungen, so das Ergebnis Kufners, kommen meist zu dem Ergebnis, dass die Stahlgewitter bellizistisch zu verstehen sind, da Jünger die Traumatisierung durch eine Verschmelzung mit dem Krieg unbewusst abwehre und somit den Krieg verherrliche. Bei genauerer Textlektüre erweise sich diese These jedoch als zu einseitig.

THOMAS PETRASCHKA (Regensburg) vertrat in seinem Vortrag die These, dass aus der Kulturgeschichte bekannte idealisierte soldatische Figuren wie die des „Anzacs“ oder „Diggers“ auf australischer und die des „Frontsoldaten“ oder „Landsknechts“ auf deutscher Seite im Rahmen der Weltkriegsliteratur tendenziell dekonstruiert würden. Nach einem Abriss der Entstehung des Anzac-Mythos legte Petraschka unter Fokussierung auf die australische Seite dar, wie auch in den exemplarisch analysierten Romanen „Flesh in Armour“3 von Leonard Mann und „The Middle Parts of Fortune“4 von Frederic Manning den Protagonisten zunächst die Eigenschaften zugeschrieben werden, die der von Charles Bean ins Leben gerufenen Anzac-Legende entsprechen. In der Konfrontation mit den Schrecken der Materialschlachten vor Verdun oder an der Somme erweisen sich die narrativ konstruierten Identitäten der Soldaten jedoch als brüchig. Im literarisch vermittelten individuellen Kriegserleben müssten, so argumentierte Petraschka weiter, die allgemeinen Eigenschaftszuschreibungen der Legende als Idealisierungen entlarvt werden. Die Weltkriegsliteratur gebe also durchaus auch Anlass zu einer kritischen Überprüfung der gerade in Australien nach wie vor beobachtbaren, retrospektiven Heroisierung der Weltkriegssoldaten.

MARTIN GABRIEL (Klagenfurt) beschäftigte sich anschließend mit der Darstellung der nationalen Identität in der australischen TV-Miniserie Gallipoli (2015).5 Laut Gabriel bilden die drei wichtigsten Motive der Serie die Tapferkeit und der Zusammenhalt australischer Soldaten angesichts einer vielfach verzweifelten Situation, die Unfähigkeit der britischen Generalität in einem modernen Krieg, teils gepaart mit Verachtung für die Truppen aus den Dominions sowie die Arbeit von Journalisten im Spannungsfeld von Patriotismus, Zensur und wahrheitsgemäßer Berichterstattung. Er kam zu dem Schluss, dass damit zwar die übliche Glorifizierung des Krieges und der australischen Opfer fehlt, die Serie aber weiterhin zentrale Motive des Anzac-Narrativs bedient: etwa die Bodenständigkeit der einfachen Soldaten und deren Kameradschaft untereinander oder der Gegensatz zwischen diesen und den sie kommandierenden, britischen Offizieren.

Der erste Tag schloss mit zwei Vorträgen zur Rolle von Gedenkstätten und Monumenten in Deutschland und Australien innerhalb der Erinnerungskultur der beiden Länder: CHRISTIANE WELLER (Melbourne) fokussierte auf die für Australien und vor allem den Bundesstaat Victoria typischen Avenues of Honour – Ehrenalleen, die vornehmlich den Soldaten des Ersten Weltkriegs gewidmet sind. Weller untersuchte die ideologische Funktion dieser Avenues of Honour im Kontext der australischen Erinnerungskultur, d.h. die imaginäre Überformung des australischen Landschaftsraums durch die Evokation der außer-australischen Schlachtfelder als „Opferaltar” und „Geburtsstätte” der Nation. Die Avenues of Honour, so Weller, sakralisieren den zuvor als prosaisch erlebten australischen Realraum und führen ein Ordnungsprinzip ein, das eine individuelle, aber auch gemeinschaftliche oder gesellschaftliche Orientierung ermöglicht, die der Siedlergesellschaft einen Rahmen oder ein Narrativ schafft, das ihre eigene, fragile Existenz in diesem vormals fremden Landschaftsraum legitimiert. TOBIAS ARANDT (Ludwigsburg) schloss den Tag mit seinem Vortrag zur Kriegserinnerung im deutschen Kulturraum ab, deren Entwicklung er anhand eines Ensembles dreier Denkmäler darstellte. Diese drei Denkmäler, die an die Kriege von 1870/71 (eine triumphale Säule), 1914–18 (eine Gruppe von Stelen, die eine kreisrunde Gedenkanlage flankieren) und 1939–45 (eine umfunktionierte Friedhofskapelle) erinnern, befinden sich auf dem „Alten Friedhof“ in Ludwigsburg in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander und demonstrieren, dass die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg nicht ohne die Erinnerung an den Deutsch-Französischen Krieg und nur unter Berücksichtigung sich verändernder affirmativer Narrative zu verstehen sei. Deren Funktion habe zuerst in Integration und mentaler Nationalstaatsbildung bestanden, dann in rückwirkender Sinnzuweisung und schließlich in „verschweigender” Verdrängung. Anhand des Ensembles und unter Einbeziehung anderer Denkmäler in der Umgebung betonte Arandt, dass eine kritische und fruchtbare Auseinandersetzung mit der Erinnerung an die kriegerische Vergangenheit Deutschlands weitgehend fehle.

Den Auftakt zum zweiten Tagungstag machte die Keynote des Soziologen BRAD WEST (Adelaide): In seinem Vortrag erläuterte er einen neuen Ansatz zur Erforschung der australischen Erinnerung des Ersten Weltkriegs, indem er den äußerst beliebten „Schlachtfeld-Tourismus” nach Gallipoli als eine spezielle Form der Pilgerfahrt darstellte. Die Besonderheit dieser Art des Gedenkens bestehe in der ihr eigenen Wechselwirkung der dort aufeinandertreffenden türkischen und australischen Narrative, die nicht nur das gegenseitige Erinnern an den Ersten Weltkrieg formen, sondern durch ihre dialektischen Züge auch das Verständnis von Geschichte allgemein beeinflussen. Darüber hinaus würden die Akteure, durch ihre persönliche Präsenz an diesen Erinnerungsorten, zu Trägern des ihnen eingeschriebenen Gedenkens, welches sie wiederum in ihr Heimatland transportieren und damit zu einer – teilweise veränderten – Erneuerung des Erinnerns beitrügen. Die Keynote verwies damit bereits auf die Panels des zweiten Konferenztages, die größtenteils die australische Perspektive in den Mittelpunkt stellten.

Es folgten zwei linguistische Beiträge: ANNA SALLER (Regensburg) analysierte Reden, die zwischen 2014 und 2018 zum 100-jährigen Gedenken des Ersten Weltkriegs in Deutschland und Australien gehalten wurden. Sie zeigte, dass die Verwendung von Metaphern und Metonymien Unterschiede im nationalen Selbstverständnis Deutschlands und Australiens repräsentieren, die verschiedene Wahrnehmungen der eigenen Rolle im Ersten Weltkrieg ausdrücken und einerseits die deutsche Mitschuld an der Katastrophe, andererseits den heldenhaften Einsatz für angeblich uraustralische Werte in den Mittelpunkt stellen.

AMANDA LAUGESEN (Canberra) untersuchte Zeitschriften für Soldaten, die aus dem Krieg zurückgekommen waren. Ihr Schwerpunkt lag auf der Sprache der Erinnerung an den Krieg beziehungsweise auf der Verwendung verschiedener frequenter Lemmata, um die Erinnerung an den Krieg und an die Identität der australischen Soldaten darzustellen.

Daran schloss sich der Vortrag von ANDREAS DORRER (Melbourne/Christchurch) an. Er analysierte die offiziellen Gedenkfeiern in Paris und Canberra zum 100. Jahrestag des Endes des Ersten Weltkriegs und stellte fest, dass beide Veranstaltungen die Defizite des Erinnerungsdiskurses der beiden Kulturkreise verdeutlichen. Die Gedenkfeier in Paris zeigte den großen Einfluss des Zweiten Weltkriegs im deutschen Erinnerungsdiskurs und die Konzentration auf die Aussöhnung der ehemaligen Kriegsparteien nach 1945. Dadurch würde eine Chance verpasst, eine Aufarbeitung des Ersten Weltkriegs anzustoßen, die über das Verständnis seiner Rolle für den Aufstieg Hitlers hinausgeht. Auch die Veranstaltung in Canberra demonstriere die Glorifizierung der Opfer des Krieges, die den australischen Erinnerungsdiskurs seit Jahren prägt und eine Auseinandersetzung mit den Folgen der weitgehenden Akzeptanz einer nationalen Identität verhindert, die auf den maskulinen, monokulturellen Werten einer vom Krieg geprägten Generation basiert.

Bezüglich ihrer didaktischen Aufarbeitung des Ersten Weltkriegs verglich SEBASTIAN HARTUNG (Regensburg) anschließend die Geschichtslehrpläne in Bayern und Western Australia miteinander. Er stellte fest, dass die Aufbereitung des Ersten Weltkriegs innerhalb des Schulunterrichts die gängige, schon in anderen Vorträgen erarbeiteten Muster der Erinnerung reflektiert und damit einen großen Beitrag zu deren Erhalt und Erneuerung beiträgt. So wird dem Ersten Weltkrieg im bayerischen Geschichtsunterricht ähnlich wenig Raum eingeräumt wie im gesellschaftlichen Diskurs nach 1945 allgemein. Zudem liegt der Fokus stark auf der Rolle des Ersten Weltkriegs für den Aufstieg des Nationalsozialismus. Für die australische Seite stellte Hartung eine ähnliche Verbindung zwischen allgemeiner Erinnerungskultur und Geschichtslehrplan fest. Der Erste Weltkrieg nähme hier mehr Raum ein und weise eine facettenreichere Betrachtung auf. Der nationale Fokus und die heroisierenden Narrative, die den gesellschaftlichen Diskurs prägen, spiegelten sich aber auch im Geschichtslehrplan wider.

CATHÉRINE PFAUTH (Ludwigsburg) rundete den Tag mit einer komparatistischen Analyse der Identitätsbildung in Deutschland und Australien ab. Sie hob dabei die Bedeutung hervor, die die gemeinsamen Kriegserlebnisse von 1870/71 auf die nur wenige Jahre zuvor noch auf gegnerischen Seiten kämpfenden Truppen aus Preußen und dem süddeutschen Raum hatten. Die durch diese gemeinsame Erfahrung erzeugte Identifikation mit dem neu gegründeten Deutschen Reich sowie die Versuche, diese Erfahrungen zu instrumentalisieren, zeigte sie an einer Reihe von Gedenktagen, Denkmälern und Schulbuchnarrativen. Dies verglich sie mit der Entstehung eines spezifisch australischen Nationalbewusstseins durch die Identifikation der Nation mit dem „Blutopfer“, das die Anzac-Truppen auf den Schlachtfeldern von Gallipoli erbrachten. Dabei stellte sie die Ähnlichkeit der Identitätsstiftung im Deutschen Reich und in Australien heraus und verdeutlichte dies an strukturellen Gemeinsamkeiten der Feierlichkeiten zum Sedantag am 2. September und dem australischen Anzac-Day am 25. April.

Am dritten und letzten Konferenztag folgten drei weitere Vorträge: MARTIN BAYER (Berlin) sprach zur Verarbeitung des Ersten Weltkriegs in Kunst und Malerei. Dabei konzentrierte er sich auf vergleichsweise unbekannte Künstler, durch deren Bilder Bayer das Fehlen einer einheitlichen Interpretation des Ersten Weltkriegs in den 1920er und 1930er Jahren verdeutlichte. Er erläuterte anhand der Werke von Robert Schneider, Stephan Schenk, Elk Eber und vieler anderer die stilistisch und motivisch vielseitige und oft diametrale Verarbeitung des Krieges, die von realistischen Landschafts- und Schlachtenporträts über die Repräsentation von Trauma bis hin zu verherrlichenden und propagandistischen Darstellungen des Krieges reicht.

Anschließend nutzte ANDREA BRAIT (Innsbruck) ihre Expertise in der Geschichtsdidaktik, um kritisch die Darstellung des Ersten Weltkriegs in musealen Dauerausstellungen zu untersuchen. Sie demonstrierte ihre These dabei an konkreten Dauerausstellungen in Museen im deutschsprachigen Raum und warf die Frage auf, inwieweit das darin oft angestrebte Erzeugen eines multisensorischen und interaktiven Kriegserlebnisses didaktisch sinnvoll ist. Sie übte Kritik an der Überzeugung, Museen könnten den Besuchern einen Eindruck des Krieges „wie er wirklich war“ vermitteln, anstatt die Unmöglichkeit dieser Idee einzugestehen und stattdessen Denkanstöße zu kreieren, die die Besucher zu einer Eigenbeschäftigung mit dem Thema anregen.

PETER DE BOURGRAAF (Amsterdam) schloss den letzten Tag mit der Vorstellung seines Projekts aufa1006 ab. Dieses Projekt hat das Ziel, sich einer transnationalen Geschichtsschreibung und einer gemeinsamen Erinnerungskultur anzunähern. Er beschrieb die militärische Erinnerungskultur in Australien und griff die Kontinuität der beiden Weltkriege im deutschen Kontext auf. Dabei problematisierte er auch die Datierung des Ersten Weltkriegs auf 1914–1918, die von den meisten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern nicht infrage gestellt würde, jedoch in verschiedenen Kulturkreisen – zum Beispiel im russischen, aber auch im australischen – stärker an andere Daten geknüpft ist.

Die multiperspektivischen Vorträge der Tagung erschlossen die Erinnerungskulturen zum Ersten Weltkrieg in Deutschland und Australien umfangreich. Das Teilnehmerfeld umfasste eine große Anzahl internationaler Experten und Expertinnen aus verschiedenen Disziplinen und lieferte dadurch einen qualitativ hochwertigen und facettenreichen Einblick in dieses weitreichende Forschungsfeld, das eine Vielzahl an Anknüpfungspunkten für weiterführende Forschung bereitstellt. Die Mitglieder des Forschungsprojekts, aus dem diese Tagung hervorging, haben sich daher dazu entschlossen, die Tagungsergebnisse in einem Sammelband zu publizieren, der von Andreas Dorrer und Thomas Petraschka herausgegeben und voraussichtlich in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 bei Vandenhoeck & Ruprecht erscheinen wird.

 

Die einzelnen Vorträge der Tagung waren in chronologischer Abfolge:

 

Keynote: Helmut Kiesel (Heidelberg): Umstrittene Heldenbücher. Zur Rezeption deutscher Weltkriegsbücher

Gundula Gahlen (Berlin): Psychisch versehrte Offiziere in den Erinnerungsdiskursen an den Ersten Weltkrieg in der Weimarer Republik

Silvan Kufner (Regensburg): Trauma – Panzerung – Humanität. Interpretation und Konstruktion der Erinnerung am Beispiel von Ernst Jüngers In Stahlgewittern

Thomas Petraschka (Regensburg): „Landsknechte” und „Dinkum Diggers” – Konstruktion und Dekonstruktion nationaler soldatischer Identität im deutschen und australischen Kriegsroman

Martin Gabriel (Klagenfurt): Krieg und nationale Identität in der australischen Miniserie Gallipoli (2015)

Christiane Weller (Melbourne): Baumsoldaten – Australische „Avenues of Honour“ als belebter Gedächtnisraum zwischen Stadt und Landschaft

Tobias Arand (Ludwigsburg): „Wie Anno 70“ – Eine Geschichte der deutschen Kriegserinnerung erzählt an einem Denkmalensemble

Keynote Brad West (Adelaide): Journeys to Gallipoli. The Role of Travel Imaginaries, Battlefield Experience and Immobility in the Forge of National History in Australia since 1915

Anna Saller (Regensburg): Language use in public speeches commemorating World War I. Germany and Australia compared

Amanda Laugesen (Canberra): Returned servicemen magazines and the shaping of a language of memory, identity, and commemoration in interwar Australia

Andreas Dorrer (Christchurch/Melbourne): 100 Jahre nach Kriegsende. Der Erinnerungsdiskurs in Deutschland und Australien am Beispiel der 100-Jahr-Feiern 2018

Sebastian Hartung (Regensburg): Von der Tradition zur Tradierung – Ein didaktischer Vergleich am Beispiel des Ersten Weltkrieges

Cathérine Pfauth (Ludwigsburg): Mit „festem Blutkitt“ zur Nation – Die Bildung nationaler Identität aus dem Geist des Krieges

Martin Bayer (Berlin): Picturing the Great War – The First World War in German Fine Arts

Andrea Brait (Innsbruck): Deutsche Dauerausstellungen in Militärmuseen „in der Erweiterung“

Peter de Bourgraaf (Amsterdam): ANZAC – und was gab es davor? Die Royal Australian Navy und die Grundlagen militärischer Erinnerungskultur in Australien

 

Dieser Beitrag wurde redaktionell betreut durch Daniel Bonenkamp und Takuma Melber.

 

Zitierempfehlung: Andreas Dorrer, Der Erste Weltkrieg. Erinnerungskulturen in Deutschland und Australien – The First World War. Cultures of Remembrance in Germany and Australia. Internationale, interdisziplinäre Tagung (online) der Universität Regensburg und der Monash University (Melbourne, Australien), 9–11 November 2021, in: Portal Militärgeschichte, 19. April 2022, URL: https://portal-militaergeschichte.de/dorrer_erinnerungsdiskurse (Bitte fügen Sie in Klammern das Datum des letzten Aufrufs dieser Seite hinzu).

  • 1. Ernst Jünger, In Stahlgewittern. Aus dem Tagebuch eines Stoßtruppführers, Leisnig 1920.
  • 2. Erich Maria Remarque, Im Westen nichts Neues, Berlin 1929.
  • 3. Leonard Mann, Flesh in Armour. A Novel, Melbourne 1932.
  • 4. Frederic Manning, The Middle Parts of Fortune. Somme and Ancre, 1916, London 1929.
  • 5. Gallipoli (Miniseries), Parts 1–7, Endemol Australia, dir. Glendyn Ivin (2015).
  • 6. https://www.aufa100.com/team/
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