Die Lebensdokumentensammlung der Bibliothek für Zeitgeschichte in der Württembergischen Landesbibliothek entstand in den 1990er Jahren im Zuge des Paradigmenwechsels in der Weltkriegsforschung zur Kultur- und Mentalitätengeschichte. Heute befinden sich in dieser Sammlung über 50.000 Feldpostbriefe und ca. 100 Tagebücher aus der Zeit des Ersten Weltkriegs. Die Quellengattung der Ego-Dokumente wird für die unterschiedlichsten Fragestellungen der neueren Geistes- und Sozialwissenschaften herangezogen.
John Keegans „Face of Battle“ (fast) vierzig Jahre danach
Von:
Andreas R. Hofmann
Aus verschiedenen Gründen hatte John Keegans (1934-2012) „Face auf Battle“ das Zeug zum Instantklassiker, was die bald erschienenen Übersetzungen und zahlreichen Neuauflagen nachhaltig bestätigen. Denn es war dieses Buch, das erstmals einen expliziten Schwerpunkt auf das Kriegserlebnis des einfachen Soldaten setzte und auch nachdrücklich begründete. Mit seiner Abwendung von der Operationsgeschichte aus Generalstabsperspektive legte Keegan nicht nur den Grund zu einer anthropologischen Erweiterung der Militärgeschichte, sondern trug auch wesentlich zu ihrer kulturgeschichtlichen Erneuerung bei.
Kriegszeitungen der Jahre 1914-1918 in der Bibliothek für Zeitgeschichte
Von:
Christian Westerhoff
Während des Ersten Weltkriegs entstand eine große Zahl an Feld- und Lagerzeitungen. Auch für die besetzten Gebiete gaben militärische Stellen eigene Zeitungen heraus. Die Bibliothek für Zeitgeschichte in der Württembergischen Landesbibliothek (BfZ) besitzt eine große Sammlung solcher Kriegszeitungen, die nicht nur Propagandablätter waren, sondern auch Einblicke in das „Seelenleben“ von Soldaten und Gefangenen geben.
Wer sich für Militärgeschichte interessiert – oder dieses Fach gar studieren möchte – bekommt in Großbritannien eine Vielzahl von Möglichkeiten geboten. Hierbei ist es nicht ungewöhnlich, dass sich in dieser männlich-dominierten Disziplin auch Frauen immatrikulieren. In Salford, einer Stadt nahe Manchester, kommen im Studiengang Comtemporary Military and International History nicht nur Männer auf ihre Kosten. Eine breite Auswahl an Modulen trägt dazu bei, ein Studium der Militärgeschichte auch für Frauen zunehmend attraktiv zu machen. In Deutschland hingegen ist die Bilanz betreffend vergleichbarer Möglichkeiten eher ernüchternd.
Flugblätter dienten im Ersten Weltkrieg einer aggressiven Kommunikationspolitik. Während des Krieges steigerte sich die Effizienz ihrer Produktion wie auch ihrer Verbreitungsmethoden. Die Bibliothek für Zeitgeschichte in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart verfügt über eine repräsentative Sammlung dieser Medienart .
Anlässlich der Jahrestagung 2014 des Arbeitskreises Militärgeschichte e. V. in Ingolstadt wurde am 19. September 2014 zum neunten Mal der Wilhelm-Deist-Preis für Militärgeschichte verliehen. Ausgezeichnet wurde Maximilian Fügen für eine 2014 an der Universität Augsburg eingereichte Bachelorarbeit mit dem Titel "Featherstone Park Camp: Eine Fallstudie zum britischen Reeducation-System für gefangene Offiziere des Zweiten Weltkrieges". Der Wilhelm-Deist-Preis ist mit € 500,00 dotiert.
Auch knapp siebzig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs werden noch immer tausende von Kriegstoten auf ehemaligen Schlachtfeldern vermisst. Der Verein zur Bergung Gefallener in Osteuropa e.V. (VBGO) hat sich zur Aufgabe gemacht, diese Vermissten zu bergen; im Mai 2014 war der Verein zum neunten Mal in Klessin an der Oder im Einsatz.
Nördlich der schottischen Stadt Stirling ragt ein aus der Ferne gut sichtbarer Turm vom höchsten Punkt des Basaltberges Abbey Craig empor. Von Stirling Castle aus betrachtet, erstreckt sich dahinter die Ochils genannte Hügelkette, die dem Betrachter eine gewisse Ahnung der rauen und wilden Landschaft der Highlands vermittelt. Von der Spitze dieses 67 Meter hohen Turms, der im sogenannten schottischen Baronialstil gehalten ist, kann man sieben historische Schlachtfelder überblicken.
Zwei aktuelle Beispiele für den Umgang mit Bildern
Von:
Markus Pöhlmann
Dass die kollektive Erinnerung an den Ersten Weltkrieg in Deutschland schwächer ausgeprägt ist als etwa in Großbritannien, kann als ausgemacht gelten. Als der 100. Jahrestag des Kriegsbeginns seine Schatten vorauswarf, bestand bei Historikern und Medienleuten durchaus Unklarheit darüber, welche Ausprägung und Intensität das Gedenken hierzulande annehmen würde. Als Zwischenfazit lässt sich aber schon im August 2014 sagen, dass die Wahrnehmung des Ereignisses breit und vielfältig ist.
Barbara Tuchmans Klassiker über die Anfänge des Ersten Weltkrieges
Von:
Bernd Greiner
Das 1962 publizierte Buch von Barbara Tuchman ist aus zweierlei Gründen noch immer lesenswert: Es verweist auf langfristige Verwerfungen des Ersten Weltkrieges und zeigt die Unschärfe vieler aktueller Publikationen zum Thema. Im Zentrum des Buches stehen die übersteigerte Angst vor einer Entwertung militärischer Machtmittel; die nicht minder maßlose Sorge vor dem Verlust politischer Glaubwürdigkeit; und schließlich der Unwille oder die Unfähigkeit, einen einmal eingeschlagenen Kurs trotz erkennbar ruinöser Kosten zu korrigieren. Damit wird das Jahr 1914 als Fluchtpunkt markiert: einerseits als Kulmination weit in das 19. Jahrhundert zurückreichender Traditionslinien, andererseits als Ursprung von Konstellationen, die auch ein Jahrhundert später noch für Irritationen sorgen.