Die Zeit der napoleonischen „Fremdherrschaft" und der antinapoleonischen Kriege 1806 bis 1815 spielte in der politischen Erinnerungskultur Deutschlands bis mindestens zum Zweiten Weltkrieg eine zentrale Rolle. Dieser Artikel untersucht sinnstiftende Funktionen in memorialen Narrativen der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Die Lebensdokumentensammlung der Bibliothek für Zeitgeschichte in der Württembergischen Landesbibliothek entstand in den 1990er Jahren im Zuge des Paradigmenwechsels in der Weltkriegsforschung zur Kultur- und Mentalitätengeschichte. Heute befinden sich in dieser Sammlung über 50.000 Feldpostbriefe und ca. 100 Tagebücher aus der Zeit des Ersten Weltkriegs. Die Quellengattung der Ego-Dokumente wird für die unterschiedlichsten Fragestellungen der neueren Geistes- und Sozialwissenschaften herangezogen.
Kriegszeitungen der Jahre 1914-1918 in der Bibliothek für Zeitgeschichte
Von:
Christian Westerhoff
Während des Ersten Weltkriegs entstand eine große Zahl an Feld- und Lagerzeitungen. Auch für die besetzten Gebiete gaben militärische Stellen eigene Zeitungen heraus. Die Bibliothek für Zeitgeschichte in der Württembergischen Landesbibliothek (BfZ) besitzt eine große Sammlung solcher Kriegszeitungen, die nicht nur Propagandablätter waren, sondern auch Einblicke in das „Seelenleben“ von Soldaten und Gefangenen geben.
Flugblätter dienten im Ersten Weltkrieg einer aggressiven Kommunikationspolitik. Während des Krieges steigerte sich die Effizienz ihrer Produktion wie auch ihrer Verbreitungsmethoden. Die Bibliothek für Zeitgeschichte in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart verfügt über eine repräsentative Sammlung dieser Medienart .
Neuzeitliche Bilderhandschriften zu militärischen Gegenständen sind eine eigentümliche heeres- und uniformkundliche Quellengattung. Sie erfreuen sich eines hohen Bekannt- und Beliebtheitsgrades bei Militaria- und Zinnfigurensammlern, während sie in der professionellen Militärgeschichte vorerst noch nicht recht angekommen zu sein scheinen. Bezeichnenderweise sind Anstrengungen, diese archivalischen Unikate in Editionen der interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, bislang fast durchweg abseits des akademischen Betriebs von Amateurhistorikern unternommen worden.
Auch wenn der Schutzumschlag Peter von Hess’ bekanntes Gemälde der Völkerschlacht bei Leipzig zeigt, handelt es sich bei dem vorzustellenden populärwissenschaftlichen Buch nicht um eine militärgeschichtliche Darstellung. Die Befreiungskriege liefern eher die Folie für einen sehr anekdotenreichen und personenorientierten Überblick über die seit den Revolutionskriegen bis in die Restauration nach dem Wiener Kongress hinein geführten publizistisch-literarischen Debatten, die um Begriffe wie „Deutschland“, „Nation“, „Einheit“ und „Freiheit“ kreisten.
Die Buchbestände der Bibliothek für Zeitgeschichte zum Ersten Weltkrieg
Von:
Christian Westerhoff
Die Bibliothek für Zeitgeschichte (BfZ) sammelt seit ihrer Gründung 1915 Literatur zum Ersten Weltkrieg. Da der „Große Krieg“ über Jahrzehnte ein wichtiger Sammelschwerpunkt war, besitzt die ehemalige „Weltkriegsbücherei“ (WKB) heute bedeutende Bestände zum Thema. Insbesondere der große Anteil fremdsprachiger Werke, das breit gesammelte zeitgenössische Propagandaschrifttum und die geschlossen erhaltene Sammlung von Literatur aus der Weimarer Republik machten die BfZ zu einer wichtigen Anlaufstelle für die Forschung.
Eine Welle der nationalen Begeisterung fegte nach jahrelanger Demütigung unter fremder Besatzung die französische Herrschaft über Kontinentaleuropa hinweg und bereitete dem napoleonischen Traum vom Grand Empire ein Ende. Dieses Bild der Befreiungskriege war ein Mythos der Historiographie, der sich bis weit in das 20. Jahrhundert halten konnte.
Der Erste Weltkrieg war nicht nur für die allgemeine europäische Geschichte eine fundamentale Zäsur, sondern auch für die jüdische Geschichte in Europa. Mit dem Krieg setzte zudem eine neue Phase in der Geschichte des europäischen Antisemitismus ein, die Erfahrungen des Krieges führten vor allem in den Mittelmächten zu einer tiefgreifenden Radikalisierung der Judenfeindschaft und zu neuen Motiven in der antisemitischen Sprache.
Der Erste Weltkrieg war nicht nur der erste industrialisierte Krieg, sondern auch der erste weltumspannende Konflikt, der umfassend fotografisch dokumentiert wurde. Bereits während des Krieges begannen verschiedene Institutionen, Fotos aus dem Weltkrieg zu sammeln. Auch die Bibliothek für Zeitgeschichte in der Württembergischen Landesbibliothek (BfZ) sammelt seit ihrer Gründung als „Weltkriegsbücherei“ im Jahr 1915 Fotografien und andere Bilddokumente. Sie besitzt heute eine umfangreiche Fotosammlung zu beiden Weltkriegen sowie zur Marine und bildet insbesondere wegen der internationalen Provenienz ihrer Bildbestände eine wichtige Anlaufstelle für Forscher und Publizisten.