Bürokratiewahrnehmungen aus dem Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr
Von:
Klaus Schroeder
Bürokratie und bürokratisches Handeln sind Teil der Bundeswehr. Wie aber gingen deutsche Soldat*innen mit ihr in Auslandseinsätzen in Afghanistan um? Welches Wissen um die Bürokratie, welche Anpassungsstrategien und welche Einstellungen ihr gegenüber lassen sich in literarischen Selbstzeugnissen von ISAF-Veteran*innen finden?
Die westdeutschen Debatten um neue Führungs- und Managementtechniken in der Staatsverwaltung (1960er bis 1990er Jahre)
Von:
Nils Löffelbein
Mitte der 1960er Jahre wurde in der Bundesrepublik zunehmend Kritik an den staatlichen und wirtschaftlichen Leitungs- und Organisationsstrukturen laut. Zahlreiche Akteure diagnostizierten eine tiefgreifende Strukturkrise und forderten die Einführung neuer Führungs- und Managementtechniken in Wirtschaft und Verwaltung. Auch in der Bundeswehr entbrannte eine teils hitzige Führungsdiskussion, hier geriet vor allem das Konzept der ‚Inneren Führung‘ und der Grundsatz einer starken Kontrolle des Militärs durch zivile Stellen ins Zentrum der Auseinandersetzungen.
Die Geschichte des Kyffhäuserbundes nach dem Ersten Weltkrieg ist ein zeithistorisches Desiderat. Dabei avancierte der Verband zu einem zentralen Akteur des nationalistischen Spektrums der Weimarer Republik. Eine neue Veröffentlichung beschäftigt sich nun mit seiner Rolle bei der Konstruktion des Veteranen.
Als Literaturwissenschaftler wagt Tilman Venzl in seiner Dissertation die lohnenswerte Verknüpfung der Germanistik mit der Perspektive der Neuen Militärgeschichte der Frühen Neuzeit. Die Soldaten der im 18. Jahrhundert etablierten stehenden Heere halten in dieser detaillierten Darstellung einer Genregenese Einzug auf die deutschen Bühnen und in die Theaterwissenschaft des 21. Jahrhunderts.
Noch immer stellen die Überreste der Kampfhandlungen des Zweiten Weltkriegs, allen voran Bombenblindgänger, ein hohes Gefahrenpotential in Deutschland dar. Zu ihrer Identifikation werden seit Jahren Luftaufnahmen aus jener Zeit herangezogen. In der Forschung ist dieser Quellengattung – vor allem mit Blick auf die deutsche Luftbildaufklärung – indes bisher wenig Aufmerksamkeit gewidmet worden.
In dem Beitrag von Jens Lohmeier und Stephanie Kaiser werden zwei Computerspiele gegenübergestellt, die sich thematich mit dem Ersten Weltkrieg beschäftigen bzw. in dieser Zeit spielen. Bei 'Verdun' handelt sich um einen First-Person-Shooter, in dem der Spieler die Rolle eines Soldaten übernimmt und an den Kampfhandlungen der namensgebenden Schlacht von Verdun teilnimmt. 'Valiant Hearts' hingegen ist ein Jump-and-Run-Spiel im Comicstil und als Anti-Kriegsspiel zu definieren.
Während des Ersten Weltkrieges arbeiteten zahlreiche Intellektuelle in der Presseabteilung der Militärverwaltung Ober Ost. Eine besondere Publikation dieses Zirkels hat vor kurzem die Bibliothek für Zeitgeschichte erworben.
Das Pathos, der Bildschirmkrieg und seine Mitspieler. Auf der Suche nach dem interaktiven Heldentum
Von:
Stefan Piasecki
Was stört am Heldentum? Warum verlangen Mediennutzer nach gebrochenen Figuren und schämen wir uns fremd, wenn der mediale Heros zu mächtig wird oder die Erfolgsgeschichte zu schwülstig? Wieso verdächtigen wir Heldenerzählungen der Vermittlung falscher Weltbilder oder überholter Rollentypisierungen? Wohl deshalb, weil sie wirken und Vorstellungen von Welt beeinflussen können. Einigen Traditionslinien solcher Überhöhungen wird hier nachgegangen.
Der Text ist die erweiterte Publikationsfassung eines Vortrages des Autoren, den er unter dem Titel "Landser 4.0 - Krieg und Kriegshandwerk im Computerspiel" am 13. November 2017 im Militärhistorischen Museum Dresden gehalten hat.
Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen kündigte infolge der jüngst bekannt gewordenen rechtsextremen Umtriebe an einigen wenigen Standorten der Bundeswehr und den medial weit bekannten Bildern eines Besprechungsraumes in der Kaserne Illkirch an, die „Richtlinien zur Traditionspflege und zum Traditionsverständnis der Bundeswehr“ aus dem Jahr 1982 zu überarbeiten. Wenngleich ein kausaler Zusammenhang zwischen mutmaßlich rechtsextremen Offizieren und unreflektierten Wandmalereien im Wehrmachtdesign nicht sofort plausibel erscheint, erregte von der Leyens zusätzliche Ankündigung zu Kasernenumbenennungen Aufsehen. So offensiv hatte sich keiner ihrer Amtsvorgänger exponiert. – Lediglich der frühere Kulturstaatsminister im Bundeskanzleramt, Michael Naumann, kündigte 1999 an, das Namensproblem in wenigen Monaten zu lösen. Daraus wurde jedoch nichts. – Ein Blick in die Namensgebungen in der Bundeswehr lohnt angesichts der ministeriellen Ankündigung, weil er Einblicke in das Geschichtsverständnis der Bundeswehr vermitteln kann, das so gar nicht zur Bundeswehr passt.
Der Kalte Krieg wurde vom allesbestimmenden und allesumgreifenden globalen Konflikt zu einer Marke mit Wiederkennungswert. Sie funktionierte vor allem aufgrund kollektiver Ängste, die auch nach dem Kalten Krieg noch präsent blieben. Computerspiele greifen die Schwarz-Weiß-Unterscheidungen dieses Konflikts auf und schreiben sie fort.