Mit der Sturmartillerie beschritt die deutsche Wehrmacht einen Sonderweg in der Entwicklung mobiler, direkter Feuerunterstützung. Dabei lag der Ausbau dieser Waffengattung aufgrund von Kompetenzstreitigkeiten und anderweitigen Rüstungsprioritäten bis Kriegsende hinter den Erwartungen und Ansprüchen der Front zurück. Dies wirkte sich vor allem für die Infanterie nachteilig aus, denn ohne die Sturmartillerie fehlte ihr eine genügende Panzerabwehr.
Die Forschung zum Zweiten Weltkrieg floriert weiterhin, obwohl man angesichts der Literaturberge meinen könnte, das Thema wäre längst erschöpfend behandelt. 1 Trotz dieses großen Interesses bleibt zu bemerken, dass der Krieg und militärische Aspekte im engeren Sinne ein Stiefkind der deutschsprachigen Forschung darstellen, mithin also eine „Militärgeschichte ohne Krieg" geschrieben wird, um Sönke Neitzels Diktum aufzunehmen. 2 Operations-, technik- oder auch organisationsgeschichtliche Studien zur Wehrmacht als Ganzes oder zu den Teilstreitkräften, die historisch-kritischen Ansprüchen zu genügen vermögen, sind rar. Nicht selten ist man als Forschender auf apologetische Literatur aus der Nachkriegszeit zurückgeworfen. Fast gänzlich in die Wüste begibt sich der Forschende mit dem Studium einzelner Waffengattungen. 3 Die Sturmartillerie ist dabei zwar relativ gut dokumentiert, aber hauptsächlich hinsichtlich technischer und produktionsgeschichtlicher Aspekte. 4 Dazu kommen Erinnerungsliteratur und auf technische Details fokussierte Bildbände. Organisatorische und taktische Fragen werden dagegen oft nur kurz angeschnitten, und dann zumeist nur punktuell. Die Entwicklung in diesen Bereichen ebenso wie eine Einbettung in den größeren Rahmen des Heeres und des Krieges fehlen gänzlich. Erst mit einer solchen Grundlage aber lassen sich sinnvoll Fragen der modernen Militärgeschichte wie etwa das Selbstverständnis der Truppe, ihre soziale Schichtung oder ihre Rolle im Vernichtungskrieg thematisieren. 5
Im Folgenden wird es darum gehen, die Entwicklung der Waffengattung Sturmartillerie bis zu ihrem ersten Einsatz kurz zu skizzieren. Dann soll aufgezeigt werden wie die als Einheit verstandenen Aspekte der taktischer Idee (gepanzerte und motorisierte Begleitartillerie) und dem Waffensystem (Sturmgeschütz) in einer Organisation (Sturmartillerie) aufgrund der Anforderungen des Krieges, aber auch wegen Kompetenzstreitigkeiten und Parallelentwicklungen der Schnellen Truppen zunehmend zerbrach. Erst daraus lassen sich sinnvolle Aussagen über das Selbstverständnis der Sturmartillerie sowie ihrer Rolle im deutschen Heer ziehen.
Die Entstehung der Sturmartillerie
Die Wurzeln der deutschen Sturmartillerie liegen im Ersten Weltkrieg und hier insbesondere im Stellungskrieg der Westfront.6 Diese Kriegsform machte der deutschen Führung rasch deutlich, dass die vorgehende Infanterie nur sehr bedingt von der Artillerie im indirekten Feuer unterstützt werden konnte. Fehlende Präzision der Geschütze, die geringe Grösse der zu bekämpfenden Ziele (Maschinengewehre), das Abreißen der Kommunikationsverbindun¬gen beim Vormarsch und die Notwendigkeit, aufgrund zu geringer Reichweiten beim weiteren Vorgehen der Infanterie Stellungswechsel zu vollziehen, führten bald zur Forderung nach einer Begleitartillerie, die mit der Infanterie vorgehen und sie mit direkten Feuer unterstützen konnte. Dazu wurden einerseits Infanteriegeschütze entwickelt, andererseits Batterien der Feldartillerie herangezogen. Dabei zeigten sich rasch zwei Probleme, die während des Ersten Weltkrieges auf deutscher Seite nur ansatzweise gelöst werden konnten, nämlich die geringe Beweglichkeit der gezogenen Geschütze im Gelände und der fehlende Schutz der Bedienungsmannschaften. Selbst die leichten Feldartilleriegeschütze wogen rund 1000 Kilogramm. Das aufgewühlte Gelände des Grabenkrieges erschwerte es erheblich, diese Geschütze mit Pferden und Manneskraft vorwärts zu bringen. Was den Schutz anging, so verfügten die Geschütze einzig über einen dünnen Schild, der nur frontalen Schutz bot. Die sich langsam bewegenden Geschütze und die Begleitmannschaft boten auffällige, leicht zu bekämpfende Ziele. Die Entwicklung der Tanks ermöglichte hingegen auf britischer und französischer Seite das Problem der direkten Feuerunterstützung durch gepanzerte Kettenfahrzeuge zu lösen. Dabei ging Frankreich mit dem Panzern des Typs St. Chamond den Weg, der für das deutsche Heer zum Modellfall für die Infanterieunterstützung werden sollte. Auch in der Reichswehr wurde über die Möglichkeit zur Infanterieunterstützung mit gepanzerten Kettenfahrzeugen nachgedacht. 1927 gab das Reichswehrministerium einen Entwicklungsauftrag für einen Selbstfahrlafette mit 7,7 cm-Kanone auf einem handelsüblichen Vollkettenschlepper heraus, aber 1932 wurden die Versuche eingestellt, da andere Vorhaben der Heeresmotorisierung Vorrang hatten. 7
1935 nahm der spätere Generalfeldmarschall Erich von Manstein, damals Oberst und Chef der Operationsabteilung des Generalstabes, den Gedanken wieder auf und forderte in einer Denkschrift an den Chef des Generalstabes des Heeres, General der Artillerie Ludwig Beck, und den Oberbefehlshaber des Heeres, Generalleutnant Werner von Fritsch, die Formierung einer „Sturmartillerie". 8 Nach der Genehmigung des Vorschlags erarbeitete Manstein im Juni 1936 in einem weiteren Schreiben an den Chef des Generalstabes die Grundlinien für den Einsatz gepanzerter Fahrzeuge und Verbände im deutschen Heer. 9 Dabei sah er eine Dreiteilung vor: Operative Panzerverbände aus allen Waffengattungen, wobei der Panzer die Kernwaffe war und alle anderen Formationen diesen unterstützten. Diese Panzerverbände sollten selbstständig und von der Infanterie losgelöst operieren und in Korps und Schnellen Armeen zusammengefasst werden. Das zweite Glied bildeten Panzer-Brigaden, die nur aus Panzern bestanden und als Mittel der oberen Führung zur Schwerpunktbildung vorgesehen waren. Sie sollten für Durchbruchsaktionen eingesetzt und dabei an die Infanterie gekoppelt werden. Drittens sollte die Sturmartillerie formiert werden, die organisch in die Infanterie-Divisionen als Unterstützungswaffe im Angriff, allenfalls zur Panzerabwehr oder für indirektes Schießen, eingeteilt war. Diese kleineren Einheiten (pro Division war eine Abteilung zur drei Batterien mit je sechs Geschützen vorgesehen) sollten technisch von der Artillerie, taktisch jedoch in enger Zusammenarbeit mit der Infanterie ausgebildet werden.
1937 unterzeichnete Fritsch ein Programm, dass die Ausrüstung aller aktiven Divisionen mit einer Sturmartillerie-Abteilung bis zum Herbst 1939, aller Reserve-Divisionen bis 1940 vorsah. Nachdem diese grundlegenden Ideen gutgeheissen worden waren, erliess die Inspektion der Artillerie (Inspektion 4) am 15. Juni 1936 den Auftrag an das Heereswaffenamt für eine „Begleitartillerie unter Panzer für Infanterie und Panzerabwehr", die die Entwicklung des Sturmgeschützes einleitete. 10 Daran wirkte auch die 8. (technische) Abteilung des Generalstabes mit. Fachreferent dort war der aus der Artillerie stammende, aber zur schnellen Truppe versetzte Major Hans Röttiger, im Zweiten Weltkrieg noch zum General der Panzertruppen befördert, nach dem Krieg erster Inspekteur des Heeres in der Bundeswehr. Aufgrund der vielen beteiligten Stellen kam es allerdings zu Verzögerungen, vor allem bei den Spezifikationen. Im Winter 1937/38 wurden beim Artillerie-Lehr-Regiment in Jüterbog die ersten fünf Prototypen getestet. Die Bestellung einer ersten Serie zu 30 Stück wurde 1938 getätigt, ihre Auslieferung verschob sich aber infolge weiterer Änderungen und produktionstechnischer Probleme, sodass diese erste Serie erst im Mai 1940 komplett ausgeliefert war. 11 Parallel dazu wurden die Versuche in Döberitz beim Infanterie-Lehr-Regiment im Winter 1938/39 fortgeführt. Dort war es vor allem der Kommandeur und spätere Generaloberst Hans-Valentin Hube, zu diesem Zeitpunkt aufgrund seiner weitverbreiteten Taktikschriften eine Autorität im Heer, der für eine rasche Expansion der Sturmartillerie und die Aufstellung einer 15. (Sturmgeschütz-)Kompanie pro Infanterie-Regiment eintrat. Seine Forderung verhallte ungehört, da zwischenzeitlich die wichtigsten Träger eines raschen Aufbaus der Sturmartillerie im Zuge der Blomberg-Fritsch-Krise abgesetzt oder versetzt worden waren. 12 Das Programm zur Ausstattung aller Infanterie-Divisionen wurde gekippt und bis in die zweite Kriegshälfte nicht wieder aufgenommen. Aus Gründen der Rüstungskapazitäten traten insbesondere viele Advokaten einer starken Panzertruppe gegen die Sturmartillerie auf, denn die Produktion des Sturmgeschützes benötigte die gleichen Rüstungskapazitäten wie der Panzerbau. Dies betraf insbesondere den als Standardpanzer vorgesehenen Panzer III, auf dessen Chassis das Sturmgeschütz gebaut wurde. 13 Bei Kriegsbeginn hatten somit zahlreiche Dienststellen die Notwendigkeit der Sturmartillerie erkannt, aber Verteilungskämpfe und institutionelle Probleme hatten dazu geführt, dass noch kein einziges Sturmgeschütz einsatzbereit war.
Der Einsatz der Sturmartillerie in der ersten Kriegshälfte
Der Feldzug in Polen, von einer Vielzahl von Kampfhandlungen in bebauten Zonen, Wäldern und anderen unübersichtlichen Geländetypen geprägt, machte noch einmal deutlich, wie sehr die angreifende Infanterie auf mobile, gepanzerte und feuerstarke Waffen für die direkte Unterstützung angewiesen war. Obwohl dies für eine Forcierung der bereits lange entwickelten und ausgetesteten Sturmartillerie sprach, waren acht Monate später zu Beginn des Westfeldzuges im Mai 1940 nur gerade zwei Batterien Sturmgeschütze einsatzbereit. 14 Auch die Schnellen Truppen hatten aus dem Polenfeldzug die Erfahrung gezogen, dass ihre Panzer und Schützen eine der Sturmartillerie ähnliche Feuerunterstützung benötigten. Da aber einerseits noch keine Sturmgeschütze einsatzbereit waren, andererseits die Schnellen Truppen sich nicht in eine Abhängigkeit von der Artillerie begeben wollten, ließen sie kurzerhand ein eigenes Fahrzeug entwickeln, den Sturmpanzer I „Bison". Damit aber war der Grundstein für eine letztlich die Entwicklungs- und Rüstungsressourcen belastende Parallelentwicklung von Sturmartillerie und Sturmpanzern gelegt.
An dieser Stelle sei ein Wort zu den technischen Daten beider Fahrzeuge gesagt. Das Sturmgeschütz in den Ausführungen A bis E, wie es bis im Frühjahr 1942 produziert wurde, war mit einer kurzrohrigen 7,5 cm Sturmkanone 37 bewaffnet. Diese eignete sich zur Bekämpfung von weichen Zielen und Feldstellungen, verfügte aber nicht über ausreichend Feuerkraft gegen Bunker und war aufgrund der geringen Mündungsgeschwindigkeit für die Bekämpfung von Panzern wenig geeignet. Das Geschütz war nahezu starr unter einem kasemattenartigen, vor allem frontal stark gepanzerten Aufbau auf das Fahrgestell des Panzer III montiert. Der Wegfall des Drehturmes gab dem Sturmgeschütz eine niedrige Silhouette, ermöglichte starke Panzerung bei günstiger Formgebung sowie einen grossen Munitionsvorrat. Da das Gewicht trotzdem nicht höher war als beim Panzer III war das Sturmgeschütz zudem sehr beweglich. 15 Demgegenüber besass der Sturmpanzer I - ein schweres Infanteriegeschütz 33 (sIG 33) mit Kaliber 15 cm, das auf das Fahrgestell des obsoleten Panzer I gesetzt wurde - einen sehr hohen Aufbau mit senkrechten, schwach gepanzerten Wänden und war zudem oben und hinten gänzlich ungeschützt. Auch musste die Munition auf einem separaten Fahrzeug mitgeführt werden. Trotz alldem war das Fahrgestell stark überbelastet. Dennoch schätzte die Truppe das Fahrzeug aufgrund seiner hohen Feuerkraft für die Infanterieunterstützung, die Bekämpfung von Bunkern und sogar für die Panzerabwehr. Mit dem Sturmpanzer I war die Grundlinie einer ganzen Reihe von Sturmpanzern gelegt, die die Mängel dieses Fahrzeuges repetierten: offener Kampfraum, schwache Panzerung, überlastetes Fahrgestell, geringer Munitionsvorrat. Dies war im Wesentlichen die Folge davon, dass die Schnellen Truppen auf die hohe Feuerkraft des sIG 33 mit seinem grossen Gewicht und seinem starken Rückstoss setzten, dabei aber nur Fahrgestelle ausgemusterter Panzertypen zur Verfügung stellten, die zu wenig leistungsstark und belastbar waren, um das Gewicht von Geschütz und entsprechender Panzerung aufzunehmen. Insgesamt gesehen stellte das Sturmgeschütz eine gute Mischung aus den Parametern Beweglichkeit, Schutz und Feuerkraft dar, während beim Sturmpanzer auf Kosten der Feuerkraft die anderen beiden Parameter vernachlässigt wurden.16
Noch bevor das Sturmgeschütz richtig eingeführt war, mussten aus der ersten Serie sechs Fahrzeuge an das motorisierte Infanterieregiment „Leibstandarte SS Adolf Hitler" abgegeben werden. Damit begann eine weitere, die Sturmartillerie letztlich schwächende Entwicklung, nämlich die Anforderung des begehrten Waffensystems durch andere Formationen innerhalb und außerhalb der Wehrmacht. Dazu gehörte in der zweiten Kriegshälfte auch der Export an Verbündete. 17
Bis zum 22. Juni 1941 wuchs die Sturmartillerie erheblich an und umfasste elf Abteilungen und fünf selbstständige Batterien mit insgesamt 250 Sturmgeschützen, die allesamt an der Invasion der Sowjetunion teilnahmen. Sie waren ein elementarer Bestandteil der qualitativen Steigerung des deutschen Heeres zwischen dem Frankreichfeldzug und der Invasion der Sowjetunion.18 Die Operation „Barbarossa" markierte die eigentliche Feuertaufe der Sturmartillerie, da erstmals eine größere Anzahl Einheiten zur Verfügung stand. Sie steigerte durch aufgrund ihres hohen Ausbildungstandes, ihrer Feuerkraft und Beweglichkeit die Kampfkraft der Infanterie erheblich. Insbesondere in den Kämpfen gegen Feldstellungen und Befestigungslinien, aber auch in Stadtkämpfen wurde ihre Unterstützung fast unverzichtbar.19 Dabei führte die bessere Optik in Kombination mit der artilleristisch geprägte Ausbildung zu deutlich besseren Schießresultaten als bei der Panzertruppe. Das artilleristische Selbstverständnis, wonach sich die Sturmartillerie als Unterstützungswaffe der Infanterie sah, war ein wichtiger Faktor, der die Zusammenarbeit mit der Infanterie erleichterte. Dennoch verlief diese Zusammenarbeit keineswegs reibungslos, da die wenigsten Infanterieeinheiten mit Sturmgeschützen trainiert hatten. Folglich kannten sie weder deren Möglichkeiten noch Grenzen und neigten zum falschen taktischen Einsatz. Dies war eine Folge der zu geringen Zahl an Sturmgeschützen, die zur Einreihung der Sturmartillerie in die Heerestruppen statt in die einzelnen Infanteriedivisionen zwang und sie somit entgegen Mansteins Forderung ausbildungsmässig weitgehend von der Infanterie löste. Diese Probleme sollten auch 1942 und 1943 bestehen bleiben und erst mit der Schaffung einer der Sturmgeschütz-Abteilung zugeteilten Begleitinfanterie gelöst werden.20
Die Schnellen Truppen setzten ihre Suche nach einem geeigneten Unterstützungsfahrzeug weiterhin isoliert fort. Das Resultat war der Sturmpanzer II, dessen Prototyp im Oktober 1941 präsentiert wurde. Als Bewaffnung wurde am sIG 33 festgehalten, dass nun aber auf ein vergrössertes, also nicht serienmässig produziertes Fahrgestell des Panzer II montiert wurde. Trotz schwacher Panzerung und offenem Kampfraum waren Motor und Fahrgestell überlastet. Die insgesamt zwölf Fahrzeuge wurden ab April 1942 in Nordafrika eingesetzt, und gingen bis Ende Dezember 1942 alle verloren.21
Was bedeutete die geschilderte Entwicklung der Sturmartillerie nun in Bezug auf Mansteins grundlegende Konzeption von 1936? In den Großverbänden der mittleren und oberen Führungsebene war die Grundidee der operativ unabhängigen Panzerverbände umgesetzt. Die Panzer-Brigaden waren verworfen respektive mangels Panzerfahrzeugen niemals ernsthaft getestet worden. Die Sturmartillerie war zwar taktisch nach der Idee Mansteins geschaffen worden, wurde aber operativ wie die Panzer-Brigaden eingesetzt - als Schwerpunktwaffe der oberen Führung. Dagegen fehlte eine organische Sturmartillerieeinheit in den Infanterie-Divisionen, was sich vor allem in der Zusammenarbeit zwischen Infanterie und Sturmgeschütz negativ auswirkte.
Zunehmender Einsatz der Sturmgeschütze in der Panzerabwehr
Auch 1942 expandierte die Sturmartillerie erheblich - bis Ende des Jahres waren alleine an der Ostfront 27 Abteilungen eingesetzt. Zusätzlich erhöhte sich der Soll-Bestand der Abteilung von 22 auf 31 Sturmgeschütze. Tatsächlich waren allerdings Ende 1942 pro Abteilung durchschnittlich nur zwölf Sturmgeschütze einsatzbereit.22 1942 brachte aber auch eine regelrechte Transformation der Sturmartillerie mit sich, die durch die seit Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion schwelende Panzerabwehrkrise ausgelöst wurde.23 Mit dem Auftreten der modernen sowjetischen mittleren und schweren Panzer (T-34 und KW-1) war die deutsche Panzerabwehr aus 3,7 cm Pak 35/36 und 5 cm-Pak 38 wirkungslos geworden. Die Anfang 1942 eingeführte 7,5 cm Pak 40 durchschlug zwar diese Panzertypen, war aber endgültig zu schwer, um noch als gezogenes Geschütz taktisch sinnvoll eingesetzt werden zu können. Fieberhaft wurde innerhalb des Heeres nach schnell verfügbaren Lösung gesucht, wozu einerseits leicht gepanzerte Selbstfahrlafetten auf veralteten oder erbeuteten Panzerfahrwerken mit erbeuteten russischen 7,62 cm-Kanonen und deutschen 7,5 cm-Pak 40 gehörten (Marder I und II), andererseits der relativ einfach zu bewerkstelligende Einbau eines 7,5 cm-Langrohrgeschützes in das Sturmgeschütz. Im Verlauf des Jahres 1942 wurde das kurzrohrige Sturmgeschütz an der Front weitgehend durch die ab Frühjahr 1942 an die Front kommende langrohrige Ausführung F respektive F/8 abgelöst.24 Dieses Sturmgeschütz eignete sich hervorragend für die Panzerabwehr und war zum Zeitpunkt seiner Einführung aufgrund der Kombination von Beweglichkeit, Panzerung und Feuerkraft die beste deutsche Panzerabwehrwaffe. Dies hatte allerdings Folgen: Erstens wurden die Sturmgeschütz-Abteilungen nun vermehrt für Panzerabwehraufgaben herangezogen und fehlten der Infanterie im Angriff. Dies wird daran deutlich, dass Meldungen, Gefechtsberichte, Tagesbefehle und Anerkennungsschreiben zunehmend die Panzerabschüsse als Erfolgsmerkmal der Sturmartillerie vermerkten.25 Auch die Verleihungspraxis von Auszeichnungen änderte sich in diese Richtung. Zweitens weckte die Qualität der Waffe zunehmend externe Begehrlichkeiten. Erneut erhielt die Waffen-SS rund 10% der Jahresproduktion, und ab 1942 gehörten auch die Erdkampfverbände der Luftwaffe zu den Abnehmern. Sehr zum Leidwesen der Heeresverbände wurden den Luftwaffen-Felddivisionen Sturmgeschützeinheiten zugeteilt.26 Und drittens war trotz der Stärkung der Feuerkraft dieses Waffensystem für die Bekämpfung von Infanteriezielen nicht wesentlich besser geeignet als das kurzrohrige Sturmgeschütz III. Diese Entwicklung machte sich besonders vor dem Hintergrund vermehrter Kampfhandlungen in Städten während der Sommeroffensive 1942 (Voronež, Rostov, Novorossiysk und natürlich Stalingrad) bemerkbar.27 Auf direkten Wunsch Adolf Hitlers wurde deshalb die Erprobung zweier neuer Sturmgeschütztypen in Angriff genommen. Einerseits war dies die Sturmhaubitze 42, die eine kurzrohrige 10,5 cm Feldhaubitze als Bewaffnung hatte, anderseits das 15 cm-Sturm-Infanteriegeschütz 33, bei welchem jenes sIG 33 in das Sturmgeschütz eingebaut wurde, das bisher die Panzertruppe für ihre Sturmpanzer verwendet hatte. Während die ersten Sturmhaubitzen unverständlicherweise zur Heeresgruppe Nord geschickt wurden, wurden die Sturm-Infanteriegeschütze in Stalingrad von Truppe und Führung gleichermassen positiv beurteilt. Dennoch wurde die Serie nach 24 Stück eingestellt, da sich die Artillerie, die die Federführung hatte, für die Sturmhaubitze 42 entschieden hatte. 28 Dabei spielten produktionstechnische Überlegungen eine wichtige Rolle. Über die schweren Infanteriegeschütze hatte die Artillerie keine Kontrolle, musste also mit weiteren Kompetenzstreitigkeiten rechnen, während die Haubitzen ihrer eigenen Kontrolle unterlagen. Dazu kam die Angst, weitere Fahrzeuge an die Panzertruppe abgeben zu müssen. Tatsächlich blieben die Ansprüche ausserhalb der Sturmartillerie auf die Sturmhaubitze gering. Die Panzertruppe verfolgte nämlich - ebenfalls aus Angst vor Kompetenzstreitigkeiten - weiterhin ihren eigenen Weg und entwickelte den Sturmpanzer weiter, allerdings mit gemischtem Erfolg.
Die Sturmartillerie in der zweiten Kriegshälfte
Auch 1943 expandierte die Sturmartillerie - sie umfasste Ende des Jahres alleine an der Ostfront 39 Abteilungen mit insgesamt 1006 Sturmgeschützen. Dabei waren pro Abteilung durchschnittlich 15 Sturmgeschütze einsatzbereit.29 Die Sturmartillerie wurde zum Rückgrat des in die Defensive gedrängten Heeres, dessen Masse noch immer aus Infanterieverbänden bestand. Aber mit dem neu geschaffenen Amt des Generalinspekteurs der Panzertruppen, besetzt von Generaloberst Heinz Guderian, entstand der Sturmartillerie ein starkes Gegengewicht. Guderian forderte zu Beginn seiner Amtsführung die Verschmelzung der Sturmartillerie mit der Panzerjägertruppe, und das natürlich unter seiner Ägide. Während der folgenden eineinhalb Jahre bemühte sich Guderian vergeblich um die Kontrolle über die Sturmartillerie.30 Dabei spielte am Anfang die hohe Produktionsrate der Sturmgeschütze gegenüber der krisenhaften Entwicklung in der Panzerproduktion die Hauptrolle. Einen wichtigen Teilerfolg verzeichnete er auf diesem Gebiet mit einem Führererlass, der die Zuteilung von 100 Sturmgeschützen monatlich aus der laufenden Produktion an die Panzertruppe befahl. Um die im ersten Halbjahr 1943 infolge Fehlplanungen, Umstellungen und Verzögerungen geringe Panzerproduktion vollumfänglich den Panzerdivisionen zukommen zu lassen, wurden die Sturmgeschütze zur Wiederaufstellung der in Stalingrad vernichteten drei Panzerdivisionen sowie zur Ausstattung der Panzerabteilungen der Panzergrenadierdivisionen eingesetzt.31 Immerhin begann im Sommer 1943 langsam die Ausstattung einzelner ausgewählter Infanterie-Divisionen mit wenigstens je einer Kompanie zu 14 Sturmgeschützen - bis Jahresende insgesamt sieben Kompanien. Damit begann man sieben Jahre nach der Konzeption Mansteins das dortige Postulat, Sturmgeschütze direkt in die Infanterie-Division einzuteilen, umzusetzen. Etwa eineinhalb Monatsproduktionen Sturmgeschütze gingen 1943 an die Waffen-SS und die Luftwaffe. Eine Aufstellung des Generals der Artillerie im Generalstab des Heeres zeigt die zu diesem Zeitpunkt erreichte Verteilung: Nur 54% der Sturmgeschütze befanden sich bei der Sturmartillerie (als Heerestruppe), rund 25% bei der Panzertruppe, 13% bei der Waffen-SS, gerade einmal 5,5% in Infanterie-Divisionen und gut 2% bei der Luftwaffe.32 Technisch gesehen wurde 1943 mit dem Sturmgeschütz IIIG mit verstärkter Panzerung und der Saukopfblende die letzte Version auf dem Fahrgestell des Panzer III eingeführt. Die Panzertruppe führte zur Nahunterstützung der Panzergrenadiere den Sturmpanzer 38t „Grille" ein, das bekannte sIG 33 auf dem Chassis des Panzer 38t, von dem bis September 1944 insgesamt 373 Fahrzeuge produziert wurden. Es war die größte Serie an Sturmpanzern, aber auch dieses Fahrzeug hatte markante Schwächen, so die mangelhafte Stabilität beim Schiessen und die starke Belastung des Fahrwerks infolge des Gewichts. Parallel dazu wurde mit dem Sturmpanzer IV - das sIG auf dem Chassis eines Panzer IV - innerhalb der Panzertruppe das erste auch oben geschlossen Unterstützungsfahrzeug eingeführt, wobei das Fahrwerk infolge der schweren Panzerung ebenfalls überlastet war.33 Taktisch wurden diese Fahrzeuge in geschlossenen Abteilungen eingesetzt, erstmals bei Kursk, was sich nicht bewährte - aus denselben Gründen wie bei der Sturmartillerie, nämlich mangels Zusammenarbeit mit der Infanterie.34 Eine Änderung dieser Praxis erfolgte dennoch erst 1945, als sich auch in der Panzertruppe die Erkenntnis durchsetzte, dass jegliche Verbände aus gepanzerten Fahrzeugen Begleitinfanterie benötigen. In der Folge wurden die verblieben Sturmpanzer den Panzerabteilungen zugeteilt, wobei diese Befehle wohl im Chaos des Untergangs des Dritten Reiches nur noch punktuell zur Ausführung kamen.
Ab Anfang des Jahres 1944 begann sich die personelle Struktur der Sturmartillerie zu verändern. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Sturmartillerie vor allem aus der Artillerie rekrutiert, wobei die Masse sich freiwillig gemeldet hatte. Nun durfte die Sturmartillerie direkt Freiwillige werben, was wiederum die Artillerie als Ganzes entlastete.35 Gleichzeitig sank aber der Anteil aktiver Offiziere und Unteroffiziere ab, die sich aufgrund der Karriere- und Auszeichnungschancen (das Ritterkreuz konnte bei der Artillerie nur in der Sturmartillerie erworben werden) überdurchschnittlich oft zur Sturmartillerie gemeldet hatten. Als letzter technischer Entwicklungsschritt folgte noch die Einführung des Sturmgeschützes IV. Allerdings zeichnete sich ab, dass das Sturmgeschütz mit 7,5 cm-Kanone an seine Leistungsgrenzen kam, da es neuere, besser gepanzerte alliierte Panzer nur mehr auf zunehmend kürzere Distanzen bekämpfen konnte. Die Anzahl der Abteilung und der Bestand an vorhandenen Fahrzeugen konnten bis zum Sommer 1944 weiter gesteigert werden. Danach kam es insbesondere infolge der vernichtenden sowjetischen Angriffsoperationen im Osten - gegen die Heeresgruppe Mitte und Südukraine - zu einem Einbruch. Der Sommer 1944 brachte aber noch eine andere Zäsur, nämlich die Ernennung Guderians zum Generalstabschef im Zuge des Attentats vom 20. Juli 1944. In dieser Position begrenzte Guderian alle Expansionspläne der Sturmartillerie auf 45 Abteilungen und verschaffte sich endgültig erweiterten Zugriff auf die Produktion. Dadurch erhielt die Sturmartillerie deutlich weniger Geschütze als in den Vormonaten, teilweise sogar weniger als zugesagt, was den Wiederaufbau nach dem Sommer 1944 unmöglich machte. In völligem Gegensatz dazu war die personelle Lage der Sturmartillerie geradezu ausgezeichnet. Bei einem Bestand im Feld von 22500 Mann (Stand 1. Dezember 1944) hatte die Sturmartillerie 1944 9000 Rekruten erhalten, womit die Aufstellung der seit Februar 1944 genehmigten Infanterie-Begleitkompanien vorangetrieben werden sollte. Diese scheiterte dann aber an der materiellen Lage, insbesondere am Mangel an Kraftfahrzeugen.
Wie schon in den Vorjahren gingen auch 1944 eine erhebliche Zahl Sturmgeschütze an die Panzertruppe, an die Luftwaffe und die Waffen-SS. Bereits im Januar 1944 waren mehr Sturmgeschütze außerhalb der Sturmartillerie als in ihr eingesetzt. Dieses Verhältnis steigerte sich infolge der hohen Verluste der Sturmartillerie sowie der forcierten Ausstattung der Panzerjägerabteilungen mit rund 1300 Sturmgeschützen bis Ende Jahr. Dass die Ausstattung von Panzerjägerkompanien in den Infanteriedivisionen 1944 überhaupt möglich wurde, obwohl der eigentlich dafür gedachte Jagdpanzer 38t erst im Juli zur Auslieferung kam, lag an der massiven Produktionssteigerung der Sturmgeschütze.36 Waren 1942 insgesamt 817 Sturmgeschütze vom Waffenamt abgenommen worden, stieg diese Zahl 1943 auf 3122 und 1944 gar auf 4825 Sturmgeschütze. 37
Im Jahr 1944 wurde schliesslich innerhalb der Panzertruppen mit dem Sturmpanzer VI, bei dem ein 38,5 cm Raketenwerfer auf einem Tiger I Fahrgestell unter schwerster Panzerung montiert war, ein noch schwereres Fahrzeug zur Bekämpfung von Infanteriezielen gebaut. Insgesamt wurden gerade einmal 18 Stück dieses 68 t schweren Monstrums gebaut, die sich taktisch aufgrund der grossen Streuung der Waffe nicht bewährten.38 Die oft beklagte relative Unbeweglichkeit hätte dagegen in der Infanterieunterstützung nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Der Sonderweg der Panzertruppe, der eine grosse Zahl an letztlich wenig erfolgreichen Typen hervorgebracht hatte, erwies sich als ein kostspieliger Alleingang.
Betrachtet man nun die Entwicklung der gepanzerten Verbände 1943/44, dann fällt auf, dass diese näher an der Konzeption Mansteins von 1936 liegt, als dies in der ersten Kriegsperiode der Fall war. Mit der zunehmenden Zuteilung von Sturmgeschützen und Jagdpanzern zu den Infanterie-Divisionen wurde diese alte Forderung zumindest teilweise erfüllt. Es bedeutete eine erhebliche Verstärkung der deutschen Infanterie, die die große Masse des Heeres ausmachte. Die immer noch vorhandenen Sturmgeschütz-Abteilungen sowie die 1943 neugeschaffenen schweren Panzer-Abteilungen mit Tiger-Panzern und die schweren Panzerjäger-Abteilungen bildeten dagegen Schwerpunktwaffen in der Hand der höheren Führung, übernahmen also die Rolle der Panzer-Brigaden. Dieses Element war allerdings schwächer als in Mansteins Konzeption vorgesehen. Im Bereich der operativen Panzerverbände waren dagegen ab 1943 zunehmend seltener Panzerformationen oberhalb der Divisionsstufe anzutreffen.39 Ja selbst Panzer-Divisionen wurden oftmals nicht mehr geschlossen eingesetzt. Insgesamt muss gerade für die zweite Kriegshälfte von einem zunehmenden Zerfall der operativen Panzerverbände gesprochen werden. Dies war einer der Gründe für den Zerfall der deutschen operativen Offensivfähigkeiten.
1945 kam schliesslich der rasche Zusammenbruch des Dritten Reiches und seiner bewaffneten Streitmacht. Die Produktion an Sturmgeschützen brach im März 1945 völlig zusammen, war aber bis zu diesem Zeitpunkt noch immer mit allen bisherigen Bedarfsträgern geteilt worden. Zu diesem Zeitpunkt waren im Osten und Westen insgesamt 37 Abteilungen der Sturmartillerie im Einsatz, die am 15. März 1945 noch über 606 Sturmgeschütze verfügten, durchschnittlich 16 einsatzbereiten Sturmgeschützen pro Abteilung. Projektiert war im Rahmen der neuen Panzerproduktionsziele, die eine massive Reduktion der Typenzahl vorsahen (darunter alle bisherigen Sturmgeschütztypen), die Sturmartillerie zukünftig mit Jagdpanzer 38t auszustatten, wobei dies vermutlich ein weiterer Schritt zur Verschmelzung mit der Panzerjägertruppe gewesen wäre. Umgesetzt wurden diese Pläne aber nicht mehr.40
Fazit
Betrachtet man die hier skizzierte Entwicklung der Sturmartillerie, so lässt sich folgendes Fazit ziehen: Obwohl die Bedeutung einer gepanzerten Begleitartillerie im deutschen Heer frühzeitig erkannt wurde, konnte aufgrund der beschränkten Rüstungskapazitäten und der Konkurrenz zum Panzerbau der Aufbau dieser Waffengattung erst in der ersten Kriegshälfte vorangetrieben werden. Obwohl sich das Sturmgeschütz als Waffensystem bewährte, blieben die Produktionsraten den ganzen Krieg hindurch hinter den Anforderungen der Front zurück. Dafür ausschlaggebend waren Rivalitäten zwischen der Artillerie und den Panzertruppen, die grundsätzlichen Mängel in der Produktion gepanzerter Fahrzeuge sowie die sich den ganzen Krieg hindurchziehende Geringschätzung der Infanterie gegenüber propagandistisch besser nutzbaren Waffengattungen. Die Folge war, dass der Infanterie als grösster Waffengattung des Heeres das Rückgrat einer starken Panzerabwehr fehlte, wodurch sich die Krise der Panzerabwehr 1941/42 in einer allgemeine Krise der Infanterie 1943/44 transformierte, die bis Kriegsende nicht mehr behoben werden konnte. [43] Gleichzeitig wurde diese Produktion auf immer mehr Bedarfsträger verteilt, was dazu führte, dass ab Anfang 1944 mehr Sturmgeschütze ausserhalb der Sturmartillerie als in ihr eingesetzt waren. Diese Entwicklung steht im engen Zusammenhang mit der Panzerabwehrkrise 1941/42, in dessen Folge das Sturmgeschütz (und mit ihm die Sturmartillerie) zu einer Panzerabwehrwaffe transformiert wurde. Die weitere quantitative und qualitative Entwicklung der eigentlichen Sturmartillerie verlief nur noch schleppend. Besonders hemmend wirkte dabei die letztlich wenig erfolgreiche und ressourcenverschwendende Sturmpanzerentwicklung der Panzertruppen, wobei organisatorische und taktische Erfahrungen der Sturmartillerie missachtet und entsprechende Fehler wiederholt wurden. Gerade in diesem Bereich zeigte sich die mangelnde Koordination der deutschen Führungsinstanzen.
- 1. Dies wurde deutlich am Workshop „Neue Forschungen zum Zweiten Weltkrieg“ (10./11. Mai 2012) des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes. Auch ein Blick auf die Neuerscheinungen sowohl des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) wie auch der Reihe Krieg in der Geschichte zeigen ein ungebrochenes Interesse an Forschungen zum Zweiten Weltkrieg.
- 2. Sönke Neitzel, Militärgeschichte ohne Krieg? Eine Standortbestimmung der deutschen Militärgeschichtsschreibung über das Zeitalter der Weltkriege, in: Hans-Christof Kraus/Thomas Nicklas (Hrsg.), Geschichte der Politik. Alte und Neue Wege, HZ Beiheft 44, München 2007, S. 287-308.
- 3. Neben einigen hochspezialisierten Studien halten die wenigsten Monographien in diesem Bereich, was sie versprechen. Insbesondere fehlen aber die grösseren Waffengattungen (Infanterie, Artillerie) oder die Studien erschöpfen sich in der Wiedergabe von technischen Daten und Bildern. Vgl. hierzu bspw. Ian Hogg, German Artillery of World War Two, London 1975 oder Alex Buchner, Das Handbuch der deutschen Infanterie 1939-1945. Gliederung, Uniformen, Bewaffnung, Ausrüstung, Einsätze, Friedberg 1987. Gespannt sein darf man auf die im Entstehen begriffen Monographie von Markus Pöhlmann zur deutschen Panzertruppe.
- 4. Einen Überblick über die Entwicklung geben Walter J. Spielberger, Sturmgeschütze. Entwicklung und Fertigung der sPak, Stuttgart 1991 sowie Peter Müller/Wolfgang Zimmermann, Sturmgeschütz III. Rückgrat der Infanterie, 2 Bde., Andelfingen 2007-2008 für technische und organisatorische Details. Beide Bücher beinhalten eine Fülle von Quellen, die aber im Wesentlichen aneinandergereiht werden und ohne Analyse und Verknüpfung bleiben. Einen Überblick über die Einsätze gibt das apologetische Werk: Gottfried Tornau/Franz Kurowski, Sturmartillerie. Fels in der Brandung, Herford 1965. Es enthält allerdings viele Sachfehler.
- 5. Es ist bezeichnend, dass in der bisherigen Diskussion um den Vernichtungskrieg dieser militärorganisatorische Aspekt kaum aufgeworfen wurde. Es erscheint naheliegend, dass aufgrund ihrer Einsatzform gewisse Waffengattungen viel eher in den Vernichtungskrieg involviert waren als andere – nur wurde dies noch nicht systematisch untersucht. Wie bedeutsam aber das Zusammenspiel moderner militärgeschichtlicher Ansätze mit klassischen organisationsgeschichtlichen Ansätzen zeigen die vielzitierten Studien von Christoph Rass, „Menschenmaterial“ Deutsche Soldaten an der Ostfront. Innenansichten einer Infanteriedivision 1939-1945, Paderborn 2003 und Christian Hartmann, Wehrmacht im Ostkrieg. Front und militärisches Hinterland 1941/42, München 2009.
- 6. Das Folgende aus: Adolf Triebnig, Sturmgeschütze für unsere Jägerbrigaden? In: Truppendienst 1/1963, S. 19-24, hier: S. 19f.; Martin Buhr, Entstehung und Einsatz der Sturmartillerie. In: Wehrkunde, 4 (1953), S. 7-10, hier: S. 7.
- 7. Spielberger, Sturmgeschütze (wie Anm. 4), S. 13-18.
- 8. Das Folgende aus: Triebnig, Sturmgeschütze (wie Anm. 6), S. 20 und Spielberger, Sturmgeschütze (wie Anm. 4), S. 10.
- 9. Der Entwurf ist bei Spielberger, Sturmgeschütze (wie Anm. 4), S. 10f. abgedruckt.
- 10. Ferdinand Maria von Senger und Etterlin, Die deutschen Panzer 1926-1945, Bonn 1998 S. 48.
- 11. Müller/Zimmermann, Sturmgeschütz III (wie Anm. 4), S. 159f.
- 12. Triebnig, Sturmgeschütze (wie Anm. 6), S. 20.
- 13. Müller/Zimmermann, Sturmgeschütz III (wie Anm. 4), S. 61-73, Triebnig, Sturmgeschütze (wie Anm. 6), S. 20f. In einer etwas anderen Darstellung: Tornau/Kurowski, Sturmartillerie (wie Anm. 4), S. 16f.
- 14. Triebnig, Sturmgeschütze (wie Anm. 6), S. 20, nennt sechs einsatzbereite Batterien, von denen aber nur zwei zum Einsatz kamen. Nach Tornau/Kurowski, Sturmartillerie (wie Anm. 4), S. 19, waren es vier Batterien, die zum Einsatz kamen.
- 15. Zu den technischen Daten der Sturmgeschütze III Ausf. A bis E: Müller/Zimmermann, Sturmgeschütz III (wie Anm. 4); Buhr, Sturmartillerie (wie Anm. 6), S. 7f. Senger und Etterlin (wie Anm. 10), Panzer, S. 49 u. S. 316f.
- 16. Zum Sturmpanzer I siehe: Walter J. Spielberger, Die Panzer-Kampfwagen I und II und ihre Abarten einschliesslich der Panzerentwicklungen der Reichswehr, 2. Aufl. Stuttgart 1984, S. 65 u. S. 147 sowie Senger und Etterlin, Panzer (wie Anm. 10), S. 22.
- 17. Spielberger, Sturmgeschütze (wie Anm. 4), S. 229f.
- 18. Militärgeschichtliches Forschungsamt (MGFA) (Hg.), Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, 10 Bde., Freiburg i.B. 1979–2009, Band 4: Der Angriff auf die Sowjetunion, Stuttgart 1983, S. 185.
- 19. Vgl. hierzu: Adrian Wettstein, „Dieser unheimliche, grausame Krieg“. Die Wehrmacht im Stadtkampf, Dissertation Bern 2010, S. 346-356.
- 20. Wettstein, Stadtkampf (wie Anm. 20), S. 354f., Buhr, Sturmartillerie (wie Anm. 6), S. 8f.
- 21. Zum Sturmpanzer II siehe: Spielberger, Die Panzer-Kampfwagen I und II (wie Anm. 17), S. 125-128 u. S. 133-135.
- 22. Errechnet nach Spielberger, Sturmgeschütze (wie Anm. 4), S. 237.
- 23. Das Thema wird zwar fast in der gesamten Literatur zum Ostfeldzug aufgegriffen, aber eine detaillierte Untersuchung zur deutschen Wahrnehmung und Reaktion bleibt ein Desiderat – wie übrigens überhaupt eine Geschichte der deutschen Panzerjägertruppe, die über eine Auflistung der Waffentypen hinausgeht.
- 24. Im März 1942 liefen die letzten kurzrohrigen Sturmgeschütze vom Band, während ab April nur noch langrohrige Sturmgeschütze produziert wurden. Gleichzeitig wurde die monatliche Produktion von rund 45 Sturmgeschützen auf durchschnittlich 70 angehoben, gegen Ende des Jahres auf über 100. Allerdings wurden in den Monaten März und April zusammen nur 39 Sturmgeschütze produziert. Dadurch und infolge der Verluste stagnierte der Bestand an Sturmgeschützen während eines halben Jahres, was wiederum bedeutete, dass das Heer die Sommeroffensive 1942 mit nur unwesentlich mehr Sturmgeschützen begann, als es im Dezember 1941 hatte. Vgl. hierzu die Daten bei Spielberger, Sturmgeschütze (wie Anm. 4), S. 179-182.
- 25. Vgl. hierzu die Bemerkungen zu den Ritterkreuzverleihung in der Sturmartillerie in: Franz Thomas/Günther Wegmann, Die Ritterkreuzträger der Deutschen Wehrmacht 1939-1945. Teil I: Sturmartillerie, Osnabrück 1985, passim. Siehe auch: Heinrich Engel, „…als Panzerfahrer 7000 km im Sturmgeschütz…“. Kriegserlebnisse von Uffz. Heinrich Engel, Ritterkreuzträger in der Stumgeschütz-Brigade 660 und 259, Brummen 1997 und Wilhelm Kröhne/Gerhard Peitz/Heinz Werzig, Tagebuch der Sturmgeschütz-Brigade 190, Düsseldorf 1955.
- 26. Müller/Zimmermann, Sturmgeschütz III, Bd. 1 (wie Anm. 4), S. 172.
- 27. Wettstein, Stadtkampf (wie Anm. 20), S. 187-315.
- 28. Zur Sturmhaubitze und zum Sturm-Infanteriegeschütz: Spielberger, Sturmgeschütze (wie Anm. 4), S. 126-134 u. 182-187. Kritisch zur Sturmhaubitze, allerdings zeitlich falsch eingeordnet: Tornau/Kurowski, Sturmartillerie (wie Anm. 4), S. 20f.
- 29. Errechnet nach Spielberger, Sturmgeschütze (wie Anm. 4), S. 238.
- 30. Heinz Guderian, Erinnerungen eines Soldaten, Stuttgart13 1994 S. 263-272 Müller/Zimmermann, Sturmgeschütz III, Bd. 1 (wie Anm. 4), S. 184, vgl. auch die Quellenabdrucke bei: Walter J. Spielberger/Hilary L. Doyle/Thomas L. Jentz, Schwere Jagdpanzer. Entwicklung – Fertigung – Einsatz, 3. Aufl. Stuttgart 2003, S. 190-196.
- 31. Spielberger, Sturmgeschütze (wie Anm. 4), S. 243-245.
- 32. Müller/Zimmermann, Sturmgeschütz III, Bd. 1 (wie Anm. 4), S. 189.
- 33. Spielberger, Walter J., Der Panzerkampfwagen IV und seine Abarten, 2. Aufl. Stuttgart 1988, S. 101-105.
- 34. Vgl. hierzu die Bemerkungen in: Einsatzerfahrungen mit dem s.Pz.Jäg.Rgt. 656 („Tiger Porsche und Sturmpanzer“), Bundesarchiv-Militärarchiv RH 10/58. Für diesen Hinweis danke ich Dr. Roman Töppel.
- 35. Müller/Zimmermann, Sturmgeschütz III, Bd. 1 (wie Anm. 4), S. 193.
- 36. Müller/Zimmermann, Sturmgeschütz III, Bd. 1 (wie Anm. 4), S. 287.
- 37. Zum „Sturmtiger“: Wettstein, Stadtkampf (wie Anm. 20), S. 353f.
- 38. Natürlich blieben die Bezeichnungen Panzer-Korps und Panzer-Armee erhalten, aber diese Bezeichnung sagte nichts mehr über die Art der unterstellten Verbände aus. Oftmals gelang es der deutschen Führung nicht einmal für Großoffensiven Panzer-Armeen entsprechende auszustatten. So umfasste etwa die 5. Panzer-Armee für die Ardennen-Offensive viereinhalb Panzer-Divisionen und 5 Volks-Grenadier-Divisionen, die 6. SS-Panzer-Armee 4 SS-Panzer-Divisionen, eine Panzer-Grenadier-Division, eine infanteristisch eingesetzte Fallschirmjäger-Division und fünf Volks-Grenadier-Divisionen. Vgl. hierzu auch: Fritz Wiener, Panzertruppen in der Abwehr. Letzte Kriegserfahrungen und Planungen des deutschen Heeres 1944/45. In: Österreichische Militärzeitschrift 4 (1964), S. 239-243.
- 39. Ebd., S. 241.
- 40. Vgl. hierzu die zahlreichen Hinweise im Bestand Massnahmen zur Hebung der Infanterie-Kampfkraft (BAMA RH 11 I/44) des Generals der Infanterie beim OKH.