Workshop des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw), Potsdam, 01.06.2022
Markus Pöhlmann
Miszelle
Veröffentlicht am: 
20. Januar 2022

Die Grundlagenforschung zur Geschichte der bewaffneten Macht in der ersten deutschen Republik ist seit den 1980er Jahren weitgehend verebbt. Somit herrscht seit bald 40 Jahren praktisch Stillstand in einem wichtigen Abschnitt der deutschen Militärgeschichte des 20. Jahrhunderts. Die wenigen zwischenzeitlich erschienenen Einzelforschungen deuten aber darauf hin, dass die Epoche keineswegs ausgeforscht ist. Auch der Umstand, dass die Weimarer Republik insgesamt inzwischen wieder ein gesteigertes historiografisches Interesse erfährt, lässt Impulse für die Forschung zu ihren Streitkräften erwarten.

Im Rahmen eines eintägigen Workshops sollen daher ältere Erträge auf ihre Validität geprüft und eine Bestandsaufnahme der neueren Forschungen geleistet werden.

Dabei interessiert uns besonders die Frage, wie weit die Reichswehr im militärischen Denken und in den Traditionen des Kaiserreichs oder aber im Referenzrahmen des Weltkrieges verhaftet blieb, wo sie in den knapp 15 Jahren ihres Bestehens eine eigenständige militärische Organisation, Praxis und Kultur ausbildete und wieviel Reichswehr schließlich in der Wehrmacht (und vielleicht sogar in der Bundeswehr) steckte. Die Geschichte der Reichswehr als Einsatzarmee und als eine Armee, die den Krieg aufgrund der friedensvertraglichen Beschränkungen auf besondere Weise zu denken hatte, kann einen wichtigen roten Faden der Diskussion bilden. Ziel soll es sein, die deutsche Militärgeschichte zwischen 1919 und 1935 nicht länger bloß als Zwischenkriegszeit zu begreifen, sondern die historische Eigenständigkeit dieser Phase innerhalb des Zeitalters der Weltkriege besser zu verstehen.

Der Workshop des ZMSBw soll die Möglichkeit eröffnen, eigene Themen vorzustellen und aktuelle theoretisch-methodische Zugriffe an der Reichswehr zu erproben. Mögliche Themenfelder sind:

• Militär und Gesellschaft (Weltkriegserfahrung, Gewaltgeschichte, Weg in die Diktatur)
• Militär und Politik (Wehrverfassung, Oberbefehl, Parteien, Wehrverbände)
• Kriegsbilder (Vergesellschaftung der Gewalt, Dimensionen des Krieges)
• Doktrinbildung (Kriegserfahrungen, Ausbildung, Fachdiskurse)
• Einsatzgeschichte (Aufstandsbekämpfung, Landesverteidigung, Reichswehr und Polizei)
• Akteure (Personalkörper und Einzelbiografien)
• Rüstung und Wehrwissenschaften
• Transnationale Perzeption (Blick der Reichswehr nach außen, Blick auf die Reichswehr)
• ‘Reichswehr’ als Argument nach 1945

Der Workshop findet am 1. Juni 2022 am ZMSBw in Potsdam statt. Bei coronabedingter Einschränkung findet die Veranstaltung digital statt. Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch.

Wir laden Interessierte ein, bis zum 27. Februar 2022 ein Kurzexposé für einen Themenvorschlag mit bio-bibliografischen Informationen einzureichen.

Die Veranstalter übernehmen Reisekosten (Fahrtkosten und Unterkunft) in Anlehnung an das Bundesreisekostengesetz.

Kontakt: Dr. habil. Markus Pöhlmann, markuspoehlmann@bundeswehr.org