Ein antikes Erfolgsmodell?
Christoph Ebner
Aufsatz
Veröffentlicht am: 
29. März 2024
Schwerpunktthema: 
Schwerpunktherausgeber: 
DOI: 
10.15500/akm.25.04.2018

Das heute wieder so aktuelle Begriffspaar Diversität und Integration sollte bereits im antiken Rom nicht nur die Gesellschaft, sondern auch die Armee maßgeblich formen. In diesem Sinn berichtet etwa Livius, dass das Rom der Frühzeit bald nach seiner Gründung zu einem Sammelbecken für Abenteurer und Vagabunden geworden war.1 Dieser Zuwachs an wehrhafter Bevölkerung sicherte zwar die militärische Überlegenheit gegenüber den Nachbarn, Romulus musste allerdings dafür Sorge tragen, dass die heterogene Masse sesshaft wurde2, um die Stellung Roms auf Dauer zu festigen. Er schickte daher Gesandte in die umliegenden Städte, die Eheverbindungen und Bündnisse aushandeln sollten. Die ablehnende Haltung, die diesem Ansinnen jedoch überall entgegenbracht wurde, führte schließlich zum sogenannten Raub der Sabinerinnen, den Livius in seinem Gründungsmythos der Stadt beschreibt3. Die in dieser Erzählung festgehaltene ethnische Durchmischung von Sabinern und Latinern steht somit für die Genese eines römischen Volkes.

Auf ganz ähnliche Weise sollten Diversität und Integration in den folgenden Jahrhunderten entscheidend dazu beitragen, das Gesicht der römischen Armee, die als Instrument der Politik das Wachstum wie auch den Bestand des Imperiums sichern sollte, entscheidend zu formen. In einem Vielvölkerreich, das noch dazu ständig in Kontakt sowie in kulturellem und militärischem Austausch mit der barbarischen Welt stand, vermag es nicht zu verwundern, dass gerade die Integration teils sehr heterogener Gruppen in die Streitkräfte zwar eine Notwendigkeit, dabei aber durchaus auch eine ständige Herausforderung darstellte. Nicht zuletzt war es gerade die sich daraus ergebende Diversität, die als Synonym der Stärke und der Überlegenheit der römischen Militärmaschinerie gelten muss.

 

1. Legionen und Auxilia

In der frühen Republik sollten die römischen Landbesitzer für die Sicherung ihrer Ländereien und die Ausdehnung des ager publicus4 auch auf dem Schlachtfeld eintreten. Demgemäß war die römische Armee dieser Zeit eine Armee von Bauernsoldaten, die für einzelne Unternehmungen und Feldzüge gemustert und in Dienst gestellt wurden5. Schon im Zuge der ersten Phase der Expansion sah man sich aber mit der Frage konfrontiert, wie denn mit den Völkern verfahren werden sollte, die auf den Schlachtfeldern bezwungen worden waren. Der Weg, den man hier schließlich beschritt, sollte bis in die Spätantike richtungsweisend bleiben: Man räumte den Fremdvölkern nämlich die Möglichkeit ein, in Zukunft als Verbündete an Roms Seite zu kämpfen.

Aus Sicht der Sieger erschien ein solches Angebot nur logisch: Das kleine, unmittelbare römische Herrschaftsgebiet und die verfügbare Mannstärke standen in einem Missverhältnis zu den möglichen Rivalen auf der bevölkerungsreichen italischen Halbinsel. Die "Rekrutierung" von Verbündeten war damit die wohl einzige erfolgversprechende Möglichkeit, um ehrgeizige Pläne auch wirklich umsetzen zu können. Für die Besiegten wiederum war dieses Offert nicht so einfach von der Hand zu weisen, hießen die Alternativen doch völlige Unterwerfung6 oder gar Auslöschung. Ehemalige Feinde wurden auf diese Weise also zu Bundesgenossen, ihre Soldaten zu Hilfstruppen Roms.

Zusätzlich verbarg sich hinter dem Auxiliarsystem aber noch eine Herrschaftsstrategie, die ebenfalls über die Jahrhunderte nichts an Bedeutung verlieren sollte: Die wehrfähigen Männer der unterworfenen bzw. verbündeten Völker wurden nämlich nicht nur in die römische Armee eingegliedert, um die Truppen zu verstärken, sondern gleichzeitig auch, um den Fremdvölkern das personelle Reservoir für eine erneute militärische Konfrontation mit Rom zu entziehen.

Dabei war man jedoch keineswegs bestrebt, diese Peregrinen in einem engeren Sinn in die Legionen und damit in die römische Bürgerschaft zu integrieren7. Im Gegenteil blieben Römer und Verbündete hierarchisch und durch die Vielzahl an Sprachen auch im (Lager-)Alltag während der Feldzüge getrennt. Die Integrationswirkung der Armee der Republik auf die Soldaten der Hilfstruppen kann daher wohl nur als gering bezeichnet werden8.

Die Legionen selbst waren von Uniformität geprägt: Die Kommandosprache war Latein, aufgenommen wurden nur römische Bürger9. Dabei bemühte man sich aber zugleich, Männer aus den gleichen Gemeinden oder gar Familien nicht nebeneinander in die Schlachtlinie zu stellen (womit die Römer anders agierten als etwa griechische Staaten oder barbarische Armeen10). Dass hier bewusst durchgemischt wurde, sollte dafür sorgen, dass innerhalb der Legionen und unter den Soldaten der status als Römer und demgemäß die Solidarität unter römischen Bürgern als verbindendes Element wahrgenommen wurde11. In einer Zeit der gesellschaftlichen Immobilität wurde die Armee dadurch zu einem Platz der Begegnung, der Kommunikation und über die Triumphzüge genauso zum Instrument der Interaktion – mit den Eliten, dem Volk und nicht zuletzt mit der Welt der Religion.

In vergleichbarer Weise wurden schließlich auch die Auxiliartruppen in erster Linie nach Ethnien aufgestellt. Dabei wurde allerdings im Unterschied zu den Legionen jeder Verband wenn möglich zur Gänze aus einer Gemeinde rekrutiert12. Die Truppenoffiziere gehörten denselben Völkerschaften an wie ihre Soldaten, sie sollten aber Latein sprechen und damit das Bindeglied zu den römischen Führungsoffizieren auf oberster Kommandoebene bilden13.

Wie Polybios festhält, stellten ihre Verbündeten Mitte des 2. Jahrhunderts v.Chr. Infanterietruppen in gleicher Stärke wie die römischen14. Das ständig wachsende Wehrpotential und die sich daraus ergebende Möglichkeit, Verluste im Rahmen dieses Allianzsystems relativ rasch auszugleichen, ließen die Römer schließlich den Supermächten der Zeit die Stirn bieten. Das Auxiliarsystem wurde somit zum Fundament der erfolgreichen Eroberungskriege der Republik15.

 

2. Die Armee des 1. Jahrhunderts v.Chr.

Die Lehren, die sie in den folgenden Jahren und Jahrzehnten aus den Kriegen (und dabei vor allem aus den Niederlagen, die sich mit den Siegen die Waage hielten) ziehen konnten, ermöglichten es den Römern, Schwachstellen in Organisation und Ausrüstung der einzelnen Truppenteile systematisch zu beseitigen. So schlugen sich etwa die Erfahrungen aus den Kämpfen gegen Hannibal in einer verbesserten Rüstung der Kavallerie und nicht zuletzt in der Aufstellung von spezialisierten Verbänden der Bundesgenossen nieder16. Im Jahr 105 v.Chr., als die Bedrohung durch die Invasion der Kimbern und Teutonen ihren Höhepunkt erreichte, wurde schließlich eine umfassende Reform der Armee abgeschlossen.

Einige der Neuerungen fallen dabei unter die Kategorie "soziale Integration". So wurde die Ausrüstung der Soldaten vereinheitlicht und vollständig vom Staat gestellt17. Das erleichterte die Rekrutierung von Männern aus der vermögenslosen Unterschicht. Gleichzeitig sollte sich mit der daraus ergebenden Spezialisierung der Legionen als Formation schwerer Infanterie die Kohortentaktik endgültig gegenüber der bisher dominierenden Manipulartaktik durchsetzen. Die Aufgabe, den Rest der damals üblichen Palette an Truppengattungen (leichte Infanterie, Plänkler und Kavallerie) zu stellen, wurde kurzerhand auf die Bundesgenossen übertragen.

Die Kohorte als taktische Einheit steigerte die Flexibilität auf den Schlachtfeldern im Vergleich zur Aufstellung in Manipeln noch einmal um ein Vielfaches, ließ dabei aber auch eine bessere Fechtausbildung der Legionäre als notwendig erscheinen (vor allem da diese neue Armee jetzt als Berufsarmee über einen längeren Zeitraum in Einsatz stehen sollte). Einer der beiden Konsuln des Jahres 105, Rutilius Rufus, ging daran, dieses Problem zu lösen und scheute dabei auch nicht davor zurück, gesellschaftliche Tabus zu brechen18, indem er doctores, Gladiatorentrainer, als Waffentrainer zur Armee holte19. Bereits im 3. Jahrhundert v.Chr. hatten ehemalige Soldaten die Fechtausbildung der Legionen in die Gladiatorenschulen getragen und damit den Grundstein für ein eigenständiges Waffentraining in den ludi gelegt. Die entsprechenden Fertigkeiten und deren Vermittlung hatten sich dort allerdings selbstständig weiterentwickelt, sodass eine entsprechende Integration nun für Rutilius und die römische Armee eine Steigerung der Kampfkraft der einzelnen Legionäre mit sich bringen sollte.

Diese neue Armee musste sich im Lauf der darauffolgenden Jahre und Jahrzehnte aber nicht nur gegen auswertige Feinde, sondern im Bundesgenossenkrieg der Jahre 91 bis 88 v.Chr. auch gegen bisherige Verbündete beweisen20. Gerade die Kämpfe dieser Jahre sollten beiden Seiten die letzten Reserven abverlangen, wobei sich erstmals eine Gefahr manifestierte, die auch noch in der Kaiserzeit die wohl größte Unwägbarkeit des Auxiliarsystems darstellen sollte. Das Ergebnis des blutigen Konflikts war schließlich neben unzähligen Gräueln und Toten die Lex Plautia Papiria und damit die Verleihung des Bürgerrechts an alle Italiker aus mit Rom verbündeten Städten südlich des Po. Mit dem neuen Status folgte die Einreihung dieser ehemaligen Bundesgenossen in die Legionen, die Spezialtruppen dagegen sollten von nun an die Völkerschaften in den Provinzen stellen.

 

3. Mobilität und Integration

Die neue Armee und das Klima der Bürgerkriege des 1. Jahrhunderts v.Chr. bildeten schließlich auch das Fundament für die Formierung eines neuen, selbstbewussten Soldatenstandes jenseits der zivilen Gesellschaft, der sofort ein gewichtiger innenpolitischer Machtfaktor werden sollte. Es vermag daher nicht zu verwundern, dass Augustus die "Entpolitisierung" der Bürgerkriegsarmeen als vordringliches Ziel sah21. Im Zuge seiner Reformen setzte er schließlich auch die letzten Schritte hin zur Formierung der stehenden Armee der römischen Kaiserzeit22.

Integraler Bestandteil der neuen Armee sollten Auxiliareinheiten sein, die unter der Provinzialbevölkerung rekrutiert und permanent den Legionen angegliedert wurden. Die Statthalter waren dabei auch die Herren über das Rekrutierungspotential ihrer Provinz23. Geführt werden sollten die Hilfstruppenabteilungen von Kommandeuren aus dem Ritterstand, genauso aber immer noch von Adeligen, die denselben Völkerschaften angehörten24.

Die sich daraus ergebende Multiethnizität der frühkaiserzeitlichen Armee wurde etwa in der von Tacitus verfassten Vita des Gaius Iulius Acricola zur Zielscheibe einer erstaunlich offenen Kritik des Historikers am römischen Imperialismus25. In der Armee Agricolas, der in den Jahren 77 bis 84 n.Chr. erfolgreich in Britannien operierte, dienten unter anderem Einheiten der Bataver26, der Tungrer27, nicht zuletzt aber auch Briten28.

Wie nicht nur hier zu erkennen, stellten Feldzüge den wohl gewichtigsten Mobilitätsfaktor in der römischen Armee dar, vor allem da das System der vexillationes die Abstellung von Truppenteilen vorsah, die zur Unterstützung militärischer Operationen in andere Provinzen verlegt werden konnten29. In diesem Sinn betont beispielsweise wiederum Tacitus, dass zur Niederschlagung des Boudicca-Aufstandes 2.000 Legionäre, acht Kohorten der Hilfsvölker und 1.000 Reiter aus Germanien nach Britannien entsandt worden waren30. Umgekehrt nahmen etwa Britannier am Zug des Heeres von Vitellius31 nach Italien und Pannonien teil. In einzelnen Fällen konnten Legionäre wie Angehörige der Hilfstruppen aber auch unabhängig von Feldzügen jenseits der Reichsgrenzen in den Einsatz geschickt werden: So erhielt Tigranes, ein parthischer Thronprätendent, von Nero zum persönlichen Schutz 1.000 Legionäre, drei Kohorten Bundesgenossen und zwei Alen Kavallerie32.

Diese oft langandauernden Einsätze weit weg von der Heimat erzeugten jedoch in allen Truppenteilen zunehmend Unzufriedenheit, und zwar sowohl bei den Legionären als auch bei den Auxiliarsoldaten. Die Italiker, die bisher den Großteil der Legionäre gestellt hatten, waren auch aus diesem Grund in der Kaiserzeit in immer geringerer Anzahl in der Armee zu finden. Dennoch rekrutierten sich die Legionen weiterhin aus römischen Bürgern – nun aber eben aus Gebieten von außerhalb des italischen Kernlandes33. Die Einheiten der auxilia als Nichtrömer mit speziellen militärischen Fähigkeiten wurden dagegen auch weiterhin aus den gleichen Völkerschaften zusammengestellt34. Um vergleichbare Probleme wie bei den Italikern zu vermeiden, ging man zu Beginn der Kaiserzeit zunehmend dazu über, die Auxiliareinheiten in ihren Heimatprovinzen zu stationieren – vor allem, wenn diese an der Grenze lagen, wie etwa in Pannonien oder der Belgica35.

Der Integration und nicht zuletzt der Sicherung der Reichsgrenzen war schließlich auch die lange Dienstzeit zuträglich, wobei sich die Anreize für einen Eintritt in die Armee aus einer regelmäßigen Bezahlung36, der Aussicht auf eine Altersversorgung und im Falle der Hilfstruppen vor allem aus der Zusicherung ergaben, nach Ablauf der 25-jährigen Dienstzeit das römische Bürgerrecht zu erhalten. Dieses muss dabei auch als ein Vorrecht aufgefasst werden, in dessen Genuss nach der Annexion der ehemals außerhalb der römischen Grenzen liegenden Gebiete zumeist nur die Angehörigen der dortigen Oberschicht gekommen waren. Für Provinziale aus der lokalen Unterschicht hingegen stellte der Dienst in den Hilfstruppen die wohl einzige, zumindest aber die aussichtsreichste Möglichkeit dar, ebenfalls das römische Bürgerrecht zu erlangen. Spätestens in der Regierungszeit von Kaiser Claudius wurde die Attraktivität dieses Versprechens noch einmal gesteigert, da nun nach Ablauf der aktiven Dienstzeit nicht nur den Auxiliarsoldaten, sondern auch ihren Frauen und Kindern das Bürgerrecht verliehen wurde. Über die Jahrzehnte und Jahrhunderte sollte die große Anzahl der auf diese Weise Begünstigten schließlich entscheidend zur nachhaltigen Integration annektierter Völkerschaften beitragen.

 

4. Die Inkorporierung peregriner Soldaten in die römische Armee

In den Berichten über den Feldzug Agricolas ins heutige Schottland spiegelt sich wie bereits angedeutet die Zusammensetzung der römischen Armee der frühen Kaiserzeit. Neben auxilia und Legionen fanden dort auch Einheiten Verwendung, die unter erst relativ kurz davor unterworfenen oder überhaupt nur mittels Verträgen gebundenen Völkern an den Grenzen des Reiches ausgehoben worden waren37. Es vermag nicht zu überraschen, dass der lange Dienst außerhalb der heimatlichen Gefilde auch oder gerade bei diesen ebenfalls auf Ablehnung stieß. So berichtet Tacitus sogar von einem regelrechten Aufstand einer Kohorte germanischer Usiper: Sie töteten ihren Centurio und die Legionssoldaten, die unter sie verteilt worden waren38, und versuchten darauf, nach Germanien zurückzukehren, was ihnen allerdings aufgrund mangelnder Kenntnisse in der Seefahrt misslang. Dass Tacitus diesen Vorfall im Detail schildert (und ihn in der Calgacus-Rede als Anknüpfungspunkt seiner Kritik an der imperialistischen Politik Roms verwendet) legt jedoch nahe, dass es sich hier um einen vielbeachteten Sonderfall handelte. Gleichzeitig offenbart der Historiker mit seinem Bericht allerdings auch die Praxis der Integration fremdländischer Krieger in die römische Armee. So wurden diesen nicht nur Römer als Befehlshaber zugeteilt, sondern ebenso erfahrene Legionäre zum Unterricht in römischer Taktik und Kampfesweise sowie als Vorbild und damit als Rückhalt in der Schlacht39. Letztere sollten mit ihren neuen Einheiten aber wohl auch das Lager teilen – man musste sich ja schließlich gegenseitig kennenlernen, um sich im Ernstfall aufeinander verlassen zu können – und damit zumindest eine gewisse Integrationswirkung entfalten. Dieses Konzept hatte sich mit hoher Wahrscheinlichkeit als der gangbarste Weg erwiesen, um die frisch ausgehobenen Hilfstruppen, die über keinerlei spezifisch römische Waffenausbildung verfügten, in relativ kurzer Zeit einsatzbereit zu machen.

Die Inkorporierung von Fremden in die Armee barg jedoch (wie bereits bei den Bundesgenossenkriegen gesehen) über die Jahrhunderte immer das gleiche Risiko – dass sich nämlich ganze Auxiliarabteilungen bzw. deren Offiziere im Endeffekt gegen ihre "Lehrmeister" stellen konnten. Allesamt hatten sie schließlich die römische Kriegsführung und Militärtaktik (sowie nicht zuletzt auch deren Schwachpunkte) sehr genau kennengelernt40. Adelige aus Völkern von jenseits der Reichsgrenzen nutzten den römischen Militärdienst nicht zuletzt, um Ruhm zu ernten und sich für Führungsaufgaben in ihrer Heimat zu empfehlen. Ein berühmtes Beispiel war der Cherusker Arminius, der schon als Kind nach Rom kam und später als Präfekt germanischer Hilfstruppen in Pannonien Kampferfahrung sammeln konnte. Er erlernte die lateinische Sprache und wurde für seine Dienste mit dem römischen Bürgerrecht und der Aufnahme in den Ritterstand belohnt41. Dennoch stellte er sich letztendlich gegen seine Dienstherren und brachte ihnen mit dem Wissen um ihre Stärken und Schwächen in der Schlacht im Teutoburger Wald eine der wohl traumatischsten Niederlagen bei42.

In eine Zeit der Schwäche des Reiches fiel schließlich der Bataveraufstand des Jahres 69 n.Chr. Die Bataver genossen einen hervorragenden Ruf als Auxiliarsoldaten, dienten unter eigenen Fürsten und wurden auf Vertragsbasis angeworben. Ausgangspunkt des Aufstandes war nun die Weigerung des Stammes, zwangsweise Rekruten zu stellen. Julius Civilis, aus batavischem Adel und Präfekt einer Auxiliareinheit, stellte sich an die Spitze der Aufständischen43, denen sich Germanen und auch Gallier anschlossen. Tacitus beschreibt, dass Civilis das Vierkaiserjahr als Notzeit auszunutzen verstand. Er vereidigte seine Armee auf Vespasian, solange er an die Stärke Roms glaubte44, verbunden auch mit der Einsicht, dass man keinesfalls alleine das Reich herausfordern konnte45. Bei seinen gallischen Verbündeten warb er für ein gallisches Sonderreich und versuchte damit, ihren Freiheitssinn zu wecken. Es erhob sich jedoch keineswegs die gesamte Provinz, was nicht zuletzt für die bereits erfolgte Integration spricht46. Erst die Gerüchte, dass das Reich am Rande des Zusammenbruchs stand, brachten Civilis schließlich auch dort mehr Zulauf47.

In beiden Fällen schildert Tacitus allerdings auch die Opposition, die den handelnden Personen, Arminius wie Civilis, sogar innerhalb der eigenen Familie erwuchs. Flavus, den Bruder von Arminius, der auf Seiten der Römer verblieb, stellt Tacitus letzterem in einem fiktiven Rededuell gegenüber48. Ähnlich kämpfte auch Briganticus, ein Neffe des Civilis, als Kommandant einer Reitertruppe gegen die aufständischen Bataver49. Hier zeigt sich, dass die Parteiungen für oder gegen Rom oft auch quer durch Familien verliefen, wobei die Entscheidung, diese oder jene Position einzunehmen, wohl vor allem durch die eigenen Karriereperspektiven bestimmt wurde. Die Lehren, die Vespasian schließlich aus den Aufständen im Norden zog, ließen ihn die bisherige Praxis wieder insofern anpassen, als in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n.Chr. Auxiliareinheiten nun wieder vermehrt fern der Heimat eingesetzt wurden50. Neurekrutierungen erfolgten häufig am Einsatzort selbst51. Die sich daraus ergebende ständige Durchmischung der Verbände und Völkerschaften sorgte noch rascher dafür, dass kampfstarke Armeeeinheiten entstanden, deren ethnische Homogenität jedoch zunehmend verloren ging. Der Einfluss des Reglements und die lateinische Kommandosprache taten ein Übriges, die integrative Wirkung des gemeinsamen Lagerlebens von Bürgern und Provinzialen zu verstärken52.

Die nun nochmals erhöhte Integrationswirkung lässt sich noch an anderer Stelle zeigen: Legionäre wie auch Auxiliarsoldaten fühlten sich zunehmend über den Ablauf ihrer Dienstzeit hinaus mit den Provinzen, in denen sie über viele Jahre stationiert gewesen waren, verbunden. Als etwa Nero den Bevölkerungsschwund im italischen Kernland (namentlich genannt werden Tarent und Antium) in Form einer Ansiedelung von Veteranen bekämpfen wollte, kehrten alle nach nur kurzer Zeit in ihre "neue Heimat" zurück. Ausschlaggebend für diese Verbundenheit war zumeist die Tatsache, dass viele Soldaten während ihrer aktiven Dienstzeit entgegen dem offiziellen Verbot einer Verheiratung – und zwar geduldeter Weise – Partnerschaften mit wohl zumeist einheimischen Frauen eingingen. So ist denn auch die Anfügung von Tacitus zu verstehen, diese Veteranen hätten sich nach ihrer erzwungenen Ansiedelung in Italien weder verheiratet, noch hätten sie Kinder gezeugt und deswegen verwaiste Häuser wieder verlassen53. Die Armee trug auf diese Weise nicht unwesentlich zur gesellschaftlichen Integration und damit der Romanisierung des Reiches bei.


5. Der Einsatz der Hilfstruppen in der Schlacht

Nur wenige Texte geben einen Einblick in die taktische Verwendung der Hilfstruppen in der Schlacht. In der Zeit der Republik standen die Auxiliareinheiten in einer Art positivem Konkurrenzverhältnis um Ruhm und Ehre (und wohl auch Beute)54. Als Belohnung für hervorragende Leistungen im Kampf konnten die bundesgenössischen Soldaten schließlich sogar das römische Bürgerrecht erlangen55. Dabei stellte es für die Feldherren wohl oft eine große Herausforderung dar, Alleingänge zu unterbinden und die Kampfeswut der Verbündeten zielgerichtet einzusetzen. So gelang es etwa Aemilius Paullus in der Schlacht bei Pydna, die durch die todesverachtenden Angriffe der Hilfstruppen der italischen Marser in der makedonischen Phalanx entstehenden Lücken zu nutzen und die Schlacht durch den konzentrierten Einsatz seiner Legionen zu entscheiden56.

In den jeweiligen Gefechten konnten den Auxiliarsoldaten ganz unterschiedliche Rollen zugewiesen werden. Dabei oblag es dem jeweiligen Feldherrn zu entscheiden, wie er denn die einzelnen ihm zur Verfügung stehenden Truppenteile einzusetzen gedachte. So hielt etwa der römische Oberbefehlshaber in einer Schlacht gegen die Boier im Jahr 193 v.Chr. die Legionen in Reserve, während die Hilfstruppen die Wucht des Angriffes abfangen sollten57. Dagegen berichtet Polybios über die Schlacht bei Zama58, dass die Legionen (wie etwa später auch bei Pydna) im Zentrum der Schlachtordnung standen59.

Wie hier bereits zu erkennen ist, war das Zusammenspiel zwischen Legionären und Hilfstruppen für den Erfolg in der Schlacht entscheidend. Waren die Truppen noch nicht aufeinander eingespielt, vermied man die offene Schlacht60. Die wenigen Verlustzahlen, die etwa Livius überliefert, lassen jedoch erkennen, dass zumindest in der Zeit der Republik die Verluste an Soldaten der Bundesgenossen diejenigen an römischen Bürgern um ein Vielfaches überstiegen. Für das Jahr 181 v.Chr. zählt er beispielsweise 200 getötete Bürger, dagegen aber 830 Latiner sowie 2.400 Bundesgenossen61. In einer Schlacht im darauffolgenden Jahr fielen 472 Römer, 1.019 Latiner und 3.000 Männer aus spanischen Hilfstruppenkontingenten. Die Gründe für dieses Zahlenverhältnis erscheinen vielfältig. So lässt bereits das Verhältnis der Mannstärke der Legionen im Vergleich zu den Auxiliarverbänden (nur rund 40 Prozent der Kämpfer in der römischen Armee dieser Zeit waren Bürger) die Angaben von Livius im entsprechenden Licht erscheinen62. Dazu traten das Training sowie eine bessere Ausrüstung der Legionäre. Ein Bestreben der Feldherren, das Leben von Bürgern (und damit auch von Wählern) vordringlich zu schützen, erscheint in Hinblick auf den angestrebten militärischen Erfolg dagegen zweifelhaft. Die Feldherren mussten sich jedenfalls vor dem Senat für Verluste rechtfertigen, und zwar für Bürgersoldaten genauso wie für Hilfstruppen.

In der Kaiserzeit gewann das Zusammenspiel von Auxiliareinheiten und Legionen durch die Spezialisierung der einzelnen Waffengattungen noch einmal an Bedeutung. Auch jetzt war es aber der Feldherr, der entschied, wie er seine Truppen zur Erringung eines Erfolges am besten einzusetzen gedachte. So berichtet Tacitus von Agricola, dieser habe während einer Schlacht gegen die Briten Hilfstruppen im Zentrum der Schlachtordnung eingesetzt. Er stellte die Auxiliarinfanterie, insgesamt 8.000 Mann, in die erste Reihe vor die Legionen, die er vor den Mauern des Lagers aufmarschieren ließ63. Der bundesgenössischen Kavallerie übertrug er die Flankensicherung64. Damit wollte er sich wohl gegen den Einsatz der gefürchteten britannischen Wagenkämpfer absichern65. Die Schilderung der Kampfhandlungen – auf römischer Seite eröffnete man diese mit Salven von Wurfgeschossen – spricht bereits für eine den Legionären ähnliche Ausbildung und Bewaffnung der auxilia. Den entscheidenden Schlag führten die Feldherren aber immer noch regelmäßig durch die schwere Infanterie der Legionen.

An anderer Stelle berichtet wiederum Tacitus vom Einsatz der Hilfstruppen im Feldzug Corbulos in Armenien in der Regierungszeit Kaiser Neros. Im gebirgigen Gebiet der Marder setzte er auf hiberische Truppen, die an dieses Terrain gewöhnt waren. Tacitus merkt dazu lakonisch und mit der für ihn typischen Spitzzüngigkeit an, Corbulo habe auf diese Weise die Verwegenheit der Feinde mit dem Einsatz fremden Blutes vergolten66.

Ein letztes Beispiel soll die Verwendung von Hilfstruppen als Spezialeinheiten illustrieren67. Während der ersten Schlacht von Bedriacum im April des Jahres 69 n.Chr. wurden von den Befehlshabern des späteren Kaisers Vitellius batavische Hilfstruppen als Landungstruppen im Zuge eines amphibischen Angriffes eingesetzt. Die bereits oft genannten Bataver genossen in der römischen Armee einen hervorragenden Ruf als Reiter und Schwimmer68 sowie wegen ihres Mutes. Ihre Gegner stellten ihnen im Rahmen dieses Spezialeinsatzes eine Abteilung entgegen, die sich laut Tacitus aus Gladiatoren zusammensetzte. Diese auf den ersten Blick ungewöhnliche Schilderung muss vor dem Hintergrund des Bürgerkriegsjahres 69 und der machtpolitischen Lage Erklärung finden: Aulus Vitellius, der über die Legionen von der Rheingrenze verfügen konnte, rückte mit seiner Armee gegen Kaiser Otho vor, der sich in Rom aufhielt. Die batavischen auxilia stellten wohl eine Elitetruppe in den Verbänden aus dem Norden dar. Otho dagegen standen mitten im italischen Kernland keine auxilia zur Verfügung – Italiker dienten als Bürger ausschließlich in den Legionen oder in den Prätorianergarden, auf die sich Otho letztendlich auch stützte. Dem Kaiser blieb daher nur der Griff in die Gladiatorenschulen, um an Kämpfer zu gelangen, welche die wohl typischen Aufgaben von Auxiliarsoldaten erfüllen konnten.

 

6. Sklaven, Freigelassene und der Einfluss der Religion

Während also Peregrine in der Armee der Republik und der Kaiserzeit durchweg Verwendung fanden, wurden Freigelassene oder gar Sklaven nur in Ausnahmefällen in die Truppen aufgenommen. Für die Zeit von Augustus sind etwa zwei Gelegenheiten überliefert, bei denen Freigelassene in die Armee aufgenommen wurden69. Sie wurden noch als Sklaven von reichen Männern und Frauen gestellt und dann in aller Eile freigelassen, mussten jedoch immer in die vorderste Reihe treten und bildeten Abteilungen, die von den Bürgern getrennt waren und sich auch durch die Bewaffnung von diesen unterschieden70. Anlass war jeweils die Grenzsicherung, im Endeffekt also eine Notmaßnahme.

Im Normalfall blieb Sklaven aber der Eintritt in die Armee unter Strafandrohung verwehrt. So ordnete etwa Kaiser Trajan ein knappes Jahrhundert später in einem Brief an den Statthalter Plinius71 an, Sklaven sollten, falls sie sich in Kenntnis ihres Standes freiwillig zum Militärdienst gemeldet hätten, bestraft werden. Sie seien durch den Eintritt in den Armeedienst und dessen positive Absolvierung letzten Endes ja mit dem Bürgerstatus belohnt worden und ihre Herren hätten dadurch ihr Eigentumsrecht verloren. Es handelte sich hier also mehr oder weniger um eine Maßnahme des Eigentumschutzes.

Nichtsdestotrotz hatten aber gerade Freilassungen über die Jahrzehnte und Jahrhunderte auch militärische Relevanz, da sie zur Vermehrung der Bürgerschaft beitrugen72.Um das Jahr 168 v.Chr. waren zwischen 10 und 50 Prozent der römischen Bevölkerung Freigelassene – ihre Kinder konnten als Vollbürger bereits in die Legionen eintreten.

Im Vergleich zum gesellschaftlichen Status erscheint der Einfluss der Religionen auf die römische Armee vernachlässigbar. Die allgemeine religiöse Toleranz der Römer erstreckte sich nämlich auch auf das Militär. Gerade dort war sie wichtig, da den Soldaten ein Ausweg (etwa in Form einer Erlösungsreligion) geboten werden musste bzw. dem Einsatz für das Reich und den Kaiser eine religiöse Begründung gegeben werden sollte. Selbst für das aufkommende Christentum stellte das Soldatendasein – auf den ersten Blick vielleicht überraschend – keinen Stein des Anstoßes dar. So schrieb etwa der Apologetiker Tertullian, dass nicht der Dienst im Namen des Kaisers von den Christen abgelehnt werden sollte, sondern nur die Bekränzung des Soldaten73, die der Verleihung heutiger Orden vergleichbar erscheint. Konfliktbeladen wurde das Verhältnis erst, als im Rahmen des Kultes die Kaiserverehrung, welche Christen entschieden ablehnten, von staatlicher Seite als Loyalitätsbekundung verstanden wurde.

Zu Beginn des 4. Jahrhunderts n.Chr. setzte sich schließlich die Erkenntnis durch, dass sich Politik wie Militär nicht mehr gegen die neue Religion wenden, sondern deren Strukturen vielmehr nutzen sollten, um das Reich in der Krise zu stärken. Unter dieser Prämisse ist auch eine der vielleicht bekanntesten Episoden aus dem Leben Kaiser Konstantins zu betrachten. Seinem Sieg über Maxentius an der Milvischen Brücke bei Rom im Jahr 312 n.Chr. ging laut dem Bischof und Kirchenschriftsteller Eusebius, dem Verfasser einer Biographie Konstantins (Vita Constantini), ein Traum voraus, in welchem dem Kaiser aufgetragen wurde, ein christliches Symbol auf die Schilde seiner Soldaten malen zu lassen74. In Schlachten des Bürgerkrieges war es üblich und notwendig, die eigenen Truppen auf diese Weise zu kennzeichnen, um sie in den Wirren des Gefechts identifizieren zu können. Konstantin wählte hier nun aber ein christliches Symbol, wohl um den Christen der Stadt genauso wie den Christen im Heer des Maxentius zu verstehen zu geben, dass sie, falls sie auf Seiten des Maxentius, der immer wieder als Heide bezeichnet wird, stünden, für einen Heiden und gegen einen Kaiser in den Krieg zogen, der sich mit dem Christentum verband.

Besonders in der Spätantike traten Soldaten schließlich sogar als Lichtgestalten des Christentums in Erscheinung, wie etwa der Pannonier Martinus, der als Martin von Tours zur vielleicht prägendsten Heiligengestalt des Frühmittelalters werden sollte. Sein Werdegang ist zugleich auch ein Beleg für die Mobilität der Soldaten und der Armee der Spätantike. Laut seinem Biographen Sulpicius Severus in Sabariae Pannoniarum geboren75, trat er im 16. Lebensjahr in Mailand in die scholares, eine berittene Gardeeinheit ein, die unter anderem für den Schutz der kaiserlichen Familie verantwortlich war. Mit dieser wurde er später nach Gallien verlegt, um eindringende Germanenstämme zurückzuschlagen. Vor den Toren von Amiens schenkte Martin schließlich einem Bettler die Hälfte seines Soldatenmantels. Nach 24-jähriger Dienstzeit verließ er in Worms das Militär und begab sich anschließend zum Bischof Hilarius nach Poitiers (356 n.Chr.). Im Traum wurde er dann aufgefordert, nach Pannonien zu gehen, um seine Familie und seine Heimat zum Christentum zu bekehren, das er allerdings nach Konflikten mit Arianern bald wieder verließ. Nach einem Aufenthalt in Mailand kehrte er nach Gallien zurück, wo er schließlich zum Bischof von Tours gewählt wurde.

 

7. Das Reich in der Krise

Die römische Armee war bis ins 3. Jahrhundert n.Chr. von immer größerer Uniformität geprägt. Der Militärdienst wirkte wie eine Maschine zur Verleihung des Bürgerrechts, und zwar immer häufiger auch vor Ende der Dienstzeit der Soldaten. So wurden etwa Auxiliar-Einheiten, die sich im Kampf hervorgetan hatten, eingebürgert – ihre Einheit hieß dann "aus römischen Bürgern" und wurde als den Legionen gleichrangig betrachtet. Wenn der Bedarf an Legionären besonders groß war, gab man manchmal auch Peregrinen den Bürgerstatus, bevor man sie rekrutierte. Zusätzlich waren es die Konflikte an den Grenzen und die ständig notwendigen Ergänzungen der Truppen, die zu einer immer stärkeren Durchmischung der verschiedenen Völkerschaften in der Armee führten76. Sogar in die Hilfstruppen wurden im 2. Jahrhundert immer öfter römische Bürger aufgenommen, was wohl einerseits mit geringeren Hürden für den Eintritt zu erklären ist77, andererseits aber mit der Tatsache, dass mehr und mehr Freie im Reich das Bürgerrecht besaßen78.

Im Laufe dieses Jahrhunderts sorgten jedoch das Ende des alten Auxiliarsystems, Bürgerkriege und nicht zuletzt die Vorboten der Völkerwanderung dafür, dass sich Rom immer mehr auf die Anwerbung von Söldnern von außerhalb des Reiches konzentrieren musste. Niederlagen bzw. die Kriege der Thronprätendenten hinterließen Lücken, die nicht mehr gefüllt werden konnten. Zusätzlich ließen die vielfältigen Krisen auf weit voneinander entfernten Schauplätzen die Aufstellung größerer Truppenverbände und deren Training auch immer schwieriger erscheinen79 – wobei dieses System wohl noch dazu teurer war, als kriegsgewohnte Söldner (im Idealfall bereits mit der benötigten Ausrüstung) anzumieten.

Söldner waren für Rom auch nicht neu, hatte doch beispielsweise bereits Caesar im Zuge seiner Eroberung Galliens auf germanische Reiterei gesetzt, die ihm etwa bei der Niederschlagung des Aufstandes von Vercingetorix wertvolle Dienste leistete80. In der Kaiserzeit bzw. in der Spätantike wurden zunehmend die an den Grenzen des Reiches bzw. im Inneren des Imperiums angesiedelten Barbaren zur Stellung von Rekruten verpflichtet. Es war schließlich diese schiere Masse an verfügbaren Soldaten, welche die Verteidigungs-, besonders aber auch die Bürgerkriege des 3. und 4. Jahrhunderts überhaupt erst ermöglichen sollte.

Die Integration von Söldnern in die römische Armee erinnert dabei vorderhand an die Frühzeit des Bundesgenossen-Systems: Große Verbände an Söldnertruppen kämpften zum Großteil unter ihren eigenen Fürsten auf Seiten der Römer. Ihre Anwerbung wurde dadurch erleichtert, dass Germanen oder etwa Hunnen, die die Reichsgrenzen überschritten, zumeist keineswegs auf der Suche nach Ackerland oder einem Dasein als Bauern waren, sondern im Gegenteil danach strebten, ihren bisherigen Lebensstil beibehalten zu können. Eine effektive Integration dieser großen Anzahl an Fremden erschien dagegen weder praktikabel noch möglich. Diese Probleme äußerten sich für die Armee nicht nur in der Bewaffnung, sondern auch in der Taktik.

Zusätzlich wurde die römische Armee bereits in der hohen Kaiserzeit in ihrer Hierarchie durchlässiger, was es auch Männern aus einfachsten Verhältnissen (aus den Provinzen und schließlich sogar Peregrinen) ermöglichte, bis in höchste Kommandeursränge aufzusteigen. In diesem Zusammenhang kam einer Maßnahme von Kaiser Gallienus Bedeutung zu, der um das Jahr 260 n.Chr. Senatoren vom Dienst in den Legionen ausgeschlossen hatte. Das führte nicht nur zu einer Schwächung des Gremiums, sondern sollte in einer krisenbehafteten Zeit vorgegebene Karrieren in der Armee verhindern und damit den Weg frei machen für Männer, die sich im Heeresdienst bewährt hatten.

Der Einsatz barbarischer Truppen wurde in der Spätantike unabdingbar, ihr Kampfwert war unbestritten – ihre Loyalität hingegen oft fragwürdig81. Als etwa bei seinem Übergang nach Italien dem Heereszug des Kaisers Theodosius ein Kontingent seines Rivalen Arbogast in den Rücken fallen sollte, liefen die germanischen Truppen nach der schriftlichen Zusage von Geldzahlungen zu Theodosius über. Im Zuge der entscheidenden Kämpfe fielen allein auf der Seite von Arbogast 10.000 Goten. Die Überlebenden übernahm der siegreiche Kaiser einfach in sein Heer. Auch wenn diese Maßnahmen auf den ersten Blick verwundern, darf man bei einer eingehenderen Betrachtung keinesfalls vergessen, dass diese Söldner ein gewaltiges militärisches Potential darstellten, das man angesichts der vielfältigen Bedrohungen der Zeit nicht einfach (und letzten Endes sinnlos) vernichten wollte.

Beim Volk blieben die fremdländischen Truppen aber nicht nur wegen ihres Wankelmutes stets unbeliebt. So war es im Besonderen das Gefühl der Größe und der Unbesiegbarkeit, über Jahrhunderte getragen durch die römische Armee und ihre Erfolge, das nun verlorenging. Im Gegenteil war dieses Überlegenheitsgefühl angesichts der Masse an barbarischen Söldnern einem Gefühl des Ausgeliefertseins und der Angst gewichen82. Dazu trat schließlich noch das oft brutale Vorgehen gegen die Zivilbevölkerung, wie beispielsweise im Zuge des Massakers von Thessaloniki im Jahr 390 n.Chr.83

 

8. Conclusio

Die römische Armee war von Beginn an eine multiethnische Armee, was mit Blick auf andere antike Armeen jedoch nicht zu verwundern vermag. Die Leistung der Römer bestand vielmehr darin, diese multiethnischen Truppen auch effektiv einzusetzen, die einzelnen Völkerschaften und Einheiten zu verschmelzen und damit den Feinden keine erkennbare Sollbruchstelle als Schwäche zu eröffnen – im Gegenteil wurde die Diversität sogar zu einer Stärke. Die Integration der Diversität muss dabei als Leistung der Politik, aber auch des militärischen Denkens gesehen werden.

Als "Maschine der Bürgerrechtsverleihungen" trug die Armee schließlich entscheidend zur gesellschaftlichen Integration der Provinzialen bei, durch die intensive Durchmischung der Völkerschaften bereits im Lagerleben bzw. durch die Ansiedelung von Veteranen auch zur Verbreitung von Latein als lingua franca.

Nicht zuletzt garantierten religiöse Toleranz sowie soziale und kulturelle Integration gemeinsam mit dem Willen und dem Mut zu Veränderungen den Erfolg auf dem Schlachtfeld und damit letztendlich auch den Erfolg der römischen Politik. Zusammenfassend kann man festhalten, dass das römische Modell zwar über die Jahrhunderte gesehen nicht reibungsfrei verlief, im Endeffekt aber durchweg erfolgreich war.

  • 1. Liv. 1,8: „(…) qui obscuram atque humilem conciendo ad se multitudinem natam e terra sibi prolem ementiebantur, locum qui nunc saeptus descendentibus inter duos lucos est asylum aperit. Eo ex finitimis populis turba omnis sine discrimine, liber an servus esset, avida novarum rerum perfugit, idque primum ad coeptam magnitudinem roboris fuit.“
  • 2. Liv. 1,8-9.
  • 3. Liv. 1,9-13.
  • 4. Livius erwähnt beispielsweise den Krieg gegen die Herniker, die nach ihrer Niederlage zwei Drittel ihres Landes abgeben mussten (Liv. 2,41).
  • 5. Zur Diskussion um die durchschnittliche Länge des Militärdienstes im 2. Jahrhundert v.Chr. siehe etwa Nathan Rosenstein, Rome at War, Chapel Hill/London 2004, S. 189-190.
  • 6. Mit dem Deditionsakt unterstellte man sich der Verfügungsgewalt Roms. Die Rechtelosigkeit dieser dediticii wird noch im Jahr 212 n.Chr. deutlich: Sie wurden nämlich von der allgemeinen Bürgerrechtsverleihung durch die Constitutio Antoniniana ausdrücklich ausgenommen.
  • 7. Zu erkennen etwa am Protest gegen eine vom Feldherrn angeblich geplante, gleichmäßige Verteilung der Kriegsbeute an Bürger und Verbündete bei Livius (Liv. 2,41).
  • 8. Martin Jehne, Römer, Latiner und Bundesgenossen im Krieg. Zu Formen und Ausmaß der Integration in der republikanischen Armee. In: Martin Jehne/Rene Pfeilschifter (Hrsg.), Herrschaft ohne Integration? Rom und Italien in republikanischer Zeit, Frankfurt a.M. 2006, S. 243-267, hier S. 244 mwN.
  • 9. Zumindest indirekt sollten die ehemaligen Feinde jedoch trotzdem in die Legionen Einzug halten: Man übernahm zwar nicht die Kämpfer, sehr wohl aber Elemente der Bewaffnung und der Rüstung.
  • 10. Z.B. Tac. Germ. 7,3.
  • 11. Jehne, Römer, Latiner und Bundesgenossen im Krieg, S. 254-255.
  • 12. Ebd., S. 244.
  • 13. Vgl. etwa Polyb. 6,26,6-9.
  • 14. Polyb. 6,26,7.
  • 15. Armin Eich, Die Söhne des Mars, München 2015, S. 215.
  • 16. Raimund Schulz, Feldherren, Krieger und Strategen, Stuttgart 2012, S. 222.
  • 17. Tendenzen zur Vereinheitlichung der Ausrüstung der einzelnen Legionäre manifestierten sich bereits in einem Gesetzesvorschlag des C. Gracchus aus dem Jahr 123 v.Chr., in dem die Bereitstellung der Soldatenausrüstung durch den Staat vorgesehen war (Plut. C Gracchus 5,1).
  • 18. Vgl. Christoph Ebner, Visum est spectaculum – Die Gladiatorenspiele im Wechselspiel mit Militär und öffentlicher Sicherheit. In: ÖMZ H. 4/2015, S. 407-417.
  • 19. Alle, die sich aktiv am Geschäft mit der Gladiatur beteiligten, galten in der römischen Gesellschaft als infam. Siehe dazu Christoph Ebner, Das Ende der heidnischen Gladiatorenspiele. In: Kaja Harter-Uibopuu/Thomas Kruse (Hrsg.), Sport und Recht in der Antike, Wien 2014, S. 349-376.
  • 20. Zum Bundesgenossenkrieg und seinen Folgen vgl. etwa Hartmut Galsterer, Rom und Italien vom Bundesgenossenkrieg bis zu Augustus. In: Jehne/ Pfeilschifter (Hrsg.), Herrschaft ohne Integration, S. 293-308.
  • 21. Dem entspricht z.B. auch ein Bericht von Tacitus (Tac. ann. 14,27) über allgemeine Änderungen hinsichtlich der Veteranenansiedelung: Es wurden nun nicht mehr ganze Einheiten mit ihren ehemaligen Offizieren gemeinsam angesiedelt, sondern Leute, die sich nicht kannten, aus verschiedenen Einheiten. Was zur Integration der ehemaligen Legionäre beitragen sollte, entsprach andererseits aber wohl der augusteischen Strategie zur Entpolitisierung der Armee. Es sollten nicht allzu viele ehemalige Gefolgsleute einzelner Feldherren in der gleichen Stadt angesiedelt werden – die Aufstellung von Veteranenverbänden, wie sie Augustus in seinen frühen Jahren noch selbst kennengelernt hatte, sollte auf diese Weise wohl erschwert oder gar unmöglich gemacht werden.
  • 22. Schulz, Feldherren, S. 282.
  • 23. Daraus ergab sich nicht zuletzt auch eine gewisse Machtstellung. In Zeiten von Bürgerkriegen versuchten die Prätendenten demgemäß, die Provinzgouverneure auf ihre Seite zu ziehen. Tacitus (Tac. hist. 1,70,3) beschreibt etwa, dass Vitellius vor seinem Alpenübergang im Jahr 69 n.Chr. erwog, gegen den Statthalter von Noricum, Petronius Urbicus, vorzugehen, da dieser für Otho Hilfstruppen zusammengezogen hatte.
  • 24. Vgl. etwa Paul A. Holder, The Auxilia from Augustus to Trajan, Oxford 1980, S. 140.
  • 25. Tac. agr. 32,2. In der stilisierten Rede des Calgacus lässt Tacitus diesen anführen: „(…) aut nulla plerisque patria aut alia est (…).“
  • 26. Den Batavern wurden laut Tacitus keine Tribute vorgeschrieben, sondern nur das Stellen von Rekruten (Tac. hist. 5,25).
  • 27. Bereits für das Jahr 69 n.Chr. sind zwei Kohorten Tungrer in Britannien belegt (Tac. hist. 2,14).
  • 28. Agricola hatte auch in Britannien, und hier wohl unter den Stämmen im Süden, Hilfstruppen ausheben lassen (Tac. agr. 13,1; 15,3; 29,2).
  • 29. So nahmen beispielsweise rätische, vindelizische und gallische Kohorten am Feldzug des Germanicus teil (Tac. ann. 2,17).
  • 30. Tac. ann. 14,38.
  • 31. Tac. hist. 1,70,3.
  • 32. Tac. ann. 14,26.
  • 33. Mit wenigen Ausnahmen, wie etwa das Beispiel zweier Legionen im Ägypten der frühen Kaiserzeit belegt (Nigel Pollard/Joanne Berry, Die Legionen Roms, 3. Aufl. Darmstadt 2016, S. 124f.).
  • 34. Bogenschützen stellten die östlichen Provinzen, die Kavallerie rekrutierte sich aus Galliern, Germanen, Spaniern und Thrakern. Man schätzte dabei nicht nur die Fertigkeiten, sondern auch charakterliche Eigenschaften der unterschiedlichen Völker. Als etwa im 4. Jahrhundert n.Chr. von Magnentius ausgehobene gallische Legionen nach Amida kamen, zeichneten sie sich für Ammian (Amm. Marc. 19,5-6) durch ihre typisch gallischen Eigenschaften aus. Der Syrer Ammian schreibt, die Gallier seien beherzte und flinke Männer gewesen, die zwar für die in der Kriegsführung im Osten notwendigen Arbeiten nicht zu gebrauchen gewesen seien, jedoch durch viel Tatkraft, Selbstvertrauen und vor allem Kampfesmut hervorgestochen seien. Für den offenen Kampf seien sie deshalb hervorragend geeignet gewesen.
  • 35. Manchen Völkerschaften innerhalb des Reiches misstraute man dagegen selbst nach Jahrzehnten und Jahrhunderten immer noch so sehr, dass die dort aufgestellten Hilfstruppen nie in ihren heimatlichen Gebieten in Garnison lagen. Prominentestes Beispiel dafür waren die Briten. Dieses Phänomen bezeichnen wohl auch die Worte, die Tacitus dem Calgacus in den Mund legt: Unterworfene, die Tapferkeit und ein wildes Wesen besäßen, seien den Römern nicht recht, und Ferne und Abgeschiedenheit umso verdächtiger, je mehr sie Schutz böten (Tac. agr. 31,2: virtus porro ac ferocia subiectorum ingrata imperantibus; et longinquitas ac secretum ipsum quo tutius, eo suspectius).
  • 36. In der patriarchalischen römischen Gesellschaft, in welcher der Haussohn dem pater familias gewaltunterworfen und daher vermögensunfähig war, diente das peculium castrense als juristische Hilfskonstruktion und damit als Anreiz, den Soldatendienst gerade für Haussöhne attraktiver zu machen. Bezüglich des Vermögens, das ein Soldat im Rahmen seines Militärdienstes erwirtschaftete, wurde er nämlich ganz allgemein und unabhängig von seiner familienrechtlichen Stellung als rechts- und vermögensfähig erachtet.
  • 37. Bis zu einem gewissen Grad auch hier wieder unter der bereits oben erwähnten Prämisse, die Wehrkraft dieser Völkerschaften und damit ihre Bereitschaft, erneut gegen Rom in den Kampf zu ziehen, entscheidend zu schwächen.
  • 38. Tac. agr. 28.
  • 39. Tac. agr. 28: „Occiso centurione ac militibus, qui ad tradendam disciplinam inmixti manipulis exemplum et rectores habebantur.“
  • 40. Tacitus lässt Civilis die Rolle der Bundesgenossen für die militärischen Erfolge der Römer betonen, dazu allerdings auch die militärische Schulung, die sie erhalten hatten (Tac. hist. 4,12).
  • 41. Vell. 2, 118.
  • 42. Vgl. dazu den berühmten Ausspruch von Augustus bei Sueton (Suet. Aug. 23,2): „Quintili Vare, legiones redde!“
  • 43. Tac. hist. 4,18 f.
  • 44. Tac. hist. 4,21.
  • 45. Tac. hist. 5,25.
  • 46. Tacitus lässt ihn das mit den Worten beschreiben, die Römer würden mit Genüssen mehr anrichten als mit Waffen – „Abruptis voluptatibus, quibus Romani plus adversum subiectos quam armis valent.“ (Tac. hist. 4,64).
  • 47. Tac. hist. 4,54-55.
  • 48. Tac. ann. 2,9-10.
  • 49. Letztendlich fiel er während eines Gefechts (Tac. hist. 5,21).
  • 50. Holder, The Auxilia, S. 110-111; S. 142.
  • 51. Es war üblich, bei der Bekämpfung von Aufständen Aushebungen in der entsprechenden Provinz selbst durchzuführen, um schnell Unterstützung für die Legionen parat zu haben. So berichtet etwa Tacitus, dass zur Niederschlagung des Boudicca-Aufstandes in Britannien den Legionen Hilfstruppen aus der Umgebung beigestellt wurden (Tac. ann. 14,34). Vgl. auch den Bericht von Livius über den Krieg in Spanien, wo dann ebenso Rekrutierungen durchgeführt wurden (Liv. 35,2).
  • 52. Die Ausnahme bildeten allerdings Hilfstruppen aus den östlichen Provinzen, die ihre ethnische Homogenität weiter beibehielten, was aber nicht so sehr der Volkszugehörigkeit als der griechischen Sprache, der Verkehrssprache des Ostens, geschuldet war (siehe dazu Holder, The Auxilia, S. 118-121).
  • 53. Tac. ann. 14,27.
  • 54. So z.B. die Schilderungen der Rolle der Paeligner bei der Erstürmung des Lagers Hannos bei Liv. 25,14,2-13.
  • 55. Beispiele dafür finden sich etwa bei Plut. Marius 28 (für ihre besonderen Leistungen im Krieg belohnte Marius 1.000 Männer aus Camerinum mit dem römischen Bürgerrecht) oder bei Liv. 23,19,17-20,2.
  • 56. Plut. Aemilius Paullus 20.
  • 57. Liv. 35,5,1-6.
  • 58. Polyb. 15,9,6-9; 13,7-14,6.
  • 59. Plut. Aemilius Paullus 18,7.
  • 60. Livius beschreibt, wie Konsul Minucius im Krieg gegen die Ligurer den offenen Kampf mit dem Feind nicht riskieren wollte, da seine Truppen neu und – wie der Historiker meint – aus verschiedenartigen Männern zusammengewürfelt und daher noch nicht aufeinander eingespielt waren (Liv. 35,3: „In aciem exire non audebat nouo milite et ex multis generibus hominum conlecto necdum noto satis inter se ut fidere alii aliis possent.“).
  • 61. Liv. 40,32,7.
  • 62. Rosenstein, The Auxilia, S. 191.
  • 63. Cerialis, der schließlich den Bataveraustand beenden sollte, stellte im Kampf gegen sie Bundesgenossen und Reiterei an die Front, die Legionen dagegen ins zweite Treffen. Ausschlaggebend dafür war wohl das morastige Schlachtfeld, das Civilis gewählt hatte, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Die feindlichen Stellungen wurden schließlich mit Hilfe eines Überläufers umgangen, und als sich in den Reihen des Feindes Unruhe breitmachte, griffen die Legionen ein und wendeten den Kampf zugunsten der Römer. (Tac. hist. 5,16-18).
  • 64. Tac. agr. 35. An anderer Stelle (Tac. ann. 14,34) beschreibt er, wie Suetonius in der Schlacht gegen die britischen Aufständischen unter der Führung von Boudicca die Hilfstruppen als Leichtbewaffnete zu beiden Seiten der Legionen aufstellte, und zwar gemeinsam mit der Reiterei. Auch hier wird das Bestreben ersichtlich, die befürchteten Flankenangriffe durch die beweglichen Streitwägen zu entschärfen.
  • 65. Vgl. die Beschreibungen einer Schlacht zwischen Römern und Britanniern, wobei Caesar die Waffen der Parteien gegenüberstellt (Caes. Gall. 5,15 ff).
  • 66. Tac. ann. 14,23,3.
  • 67. Tac. hist. 2,11; 2,23-24; 2,35; 2,43; 3,57,4; 3,76,1-2; 3,77,3.
  • 68. CIL 3, 3676: Ein batavischer Krieger rühmt auf seinem Grabstein seine Fähigkeit, in voller Rüstung die Donau zu durchschwimmen, sowie seine überragenden Künste als Bogenschütze.
  • 69. Suet. Aug. 25,2.
  • 70. Die Legionäre hätten sich wohl auch aus Standesdünkel geweigert, Seite an Seite mit ehemaligen Sklaven zu kämpfen.
  • 71. Plin. ep. 10, 30.
  • 72. Bernhard Linke, Bürger ohne Staat? In: Jehne/Pfeilschifter (Hrsg), Herrschaft ohne Integration, S. 65-94, hier S.78-81.
  • 73. Tert. cor. mil. 11: Der Apologet beantwortet die selbstgestellte Frage, ob es sich für Christen überhaupt schicke, in der Armee zu dienen, vorderhand negativ, hält zuletzt aber ohne ausführliche Begründung fest, der Kriegsdienst sei erlaubt – bis auf das Kränzetragen.
  • 74. Eus. Vita Constantini 1,28-30; Lact. De mortibus persecutorum 44,1-9. Vgl. auch Manfred Clauss, Konstantin I. In: Manfred Clauss (Hrsg.): Die römischen Kaiser, München 1997, S. 282-305, hier S. 286.
  • 75. Sulp. Sev. Vita Sancti Martini 2,1.
  • 76. Nach einem Feldzug wurden Verluste oft vor Ort ersetzt – oder aber Reste einer vexillatio, ein Teil einer Legion, die evtl. am anderen Ende des Reiches stationiert war, in eine lokale Armee eingegliedert. Auch bei Auflösung aus disziplinarischen Gründen wurde eine Einheit auf mehrere andere verteilt.
  • 77. Man legte bei den Legionen strenge Maßstäbe an – Qualität ging über Masse. Der Legionär musste außerdem Latein sprechen.
  • 78. Das bestätigte im Endeffekt auch die berühmte Constitutio Antoniniana des Jahres 212 n.Chr.
  • 79. Juristische Texte belegen Probleme bei der Rekrutierung bzw. der Wehrpflicht.
  • 80. Caes. Gall. 7,65,4; 7,67,5; 7,70,2-7.
  • 81. So spricht etwa Ammian (Amm. 18,2,18) bei einer Gelegenheit von der fluxioris fidei der Germanen.
  • 82. Nach verlustreichen Schlachten erhoben sich daher oft Stimmen, die meinten, es seien nicht genug Tote gewesen, da ja im Endeffekt etwa Goten gegen Goten gekämpft hätten.
  • 83. Gotische Söldner führten das Massaker auf kaiserliche Anordnung an Zivilisten aus, die einen berühmten Wagenlenker gewaltsam aus dem Gefängnis befreit hatten. Angeblich gab es 7.000 Tote.
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