„We are celebrating the first anniversary of the great historical event of the Fall of Corregidor. This day marks a momentous date in Philippine history because it stands for the end of the 40 odd years of American domination and the birthday of the New Philippines.”1
Mit diesen Worten gab der Oberbefehlshaber der 14. Armee des Kaiserlich Japanischen Heeres, Tanaka Shizuichi2 (1887-1945), am 7. Mai 1943 schriftliche Instruktionen anlässlich des ersten Jahrestags der Eroberung Corregidors heraus. Dieser Tag sollte gleichzeitig der Tag des „Friedens und der Ordnung“ sein, da er an einen Wendepunkt in der Geschichte der Philippinen erinnere.
Die nur etwa neun Quadratkilometer große Insel Corregidor befindet sich am Eingang zur Bucht von Manila, weniger als 50 Kilometer westlich der philippinischen Hauptstadt. Ab 1907, neun Jahre nach Beginn der amerikanischen Besatzung der Philippinen, begann die US-Armee Corregidor aufgrund ihrer strategisch günstigen Lage zur militärischen Festung zu erweitern. Der umfangreiche Ausbau der Befestigungen war 1912 weitgehend abgeschlossen. Bis zum Ausbruch des Pazifikkriegs im Dezember 1941 fungierte die Insel als wichtige Bastion zur Verteidigung des Hafens von Manila, einem der bedeutendsten Häfen in Südostasien. Nach Beginn der Invasion der Philippinen im Dezember 1941 gelang es der Kaiserlichen Armee Japans binnen weniger Wochen die philippinischen Hauptinseln unter ihre Kontrolle zu bringen. In Anbetracht der Übermacht des Gegners verlegte der Oberbefehlshaber über die amerikanischen Truppen im Pazifik, General Douglas MacArthur (1880-1964), bereits an Heiligabend 1941 das Hauptquartier der Marinestreitkräfte sowie die Regierung des Philippinischen Commonwealth nach Corregidor. In der Folge gelang es den US-Truppen die Insel bis zum 6. Mai 1942 und damit über vier Monate zu halten. Die Eroberung der Festung in der Schlacht um Corregidor am 5./6. Mai verlief für die japanische Armee äußerst verlustreich und es war ihr auch bis zum Fall der Festung unmöglich, den militärstrategisch und ökonomisch immens wichtigen Hafen von Manila zu nutzen. Insgesamt verzögerte sich der japanische Vormarsch in Südostasien durch die langwierige Belagerung Corregidors erheblich. Dies führte dazu, dass der Kommandant der 14. Japanischen Armee, General Homma Masaharu (1887-1946), stark in die Kritik geriet und im August desselben Jahres seines Kommandos enthoben wurde. Der Präsident des Philippinischen Commonwealth, Manuel Quezon (1878-1944), und andere führende philippinische Politiker, die sich der Zusammenarbeit mit den Japanern verweigerten, wurden bereits Mitte März von Corregidor nach Australien evakuiert. MacArthur folgte ihnen drei Wochen später.
MacArthur, unter dessen Kommando die Verteidigung der Philippinen stattfinden sollte, war ursprünglich davon ausgegangen, die japanischen Invasoren direkt bei der Landung zurückschlagen zu können. Als ihm klar wurde, dass dies nicht funktionieren würde, entschloss er sich zum Rückzug und zur Bündelung aller Kräfte auf der Halbinsel Bataan, der wiederum Corregidor vorgelagert ist. Die philippinische Hauptinsel Luzon wurde aufgegeben und Manila zur offenen Stadt erklärt. Dies geschah, um die Zivilbevölkerung zu schonen. Denn aufgrund der Erfahrungen in zuvor von der japanischen Armee eroberten Gebieten wurde für den Fall einer gewaltsamen Einnahme Manilas durch die Japaner mit einem Massaker gerechnet. Die mit dieser Maßnahme einhergehenden Plünderungen durch Zivilisten wurden seitens der amerikanischen Verteidiger in Kauf genommen, da so weniger Gerät und Lebensmittel den anrückenden Japanern in die Hände fallen würden.3 Die amerikanischen Truppen im Norden Luzons, die unter dem Kommando von General Jonathan M. Wainwright (1883-1953) standen, hatten nun nur noch die Aufgabe, den japanischen Vormarsch so gut es ging zu verlangsamen, um den eigenen sowie den im Süden Luzons stationierten Truppen einen Rückzug nach Bataan und, wenn möglich, nach Corregidor zu ermöglichen. Es oblag schließlich General Wainwright, der MacArthur nach dessen Evakuierung nach Australien als Oberbefehlshaber abgelöst hatte, sich der japanischen Übermacht am 6. Mai 1942 zu ergeben, nachdem bereits am 9. April die USAFFE (United States Army Forces in the Far East) in Bataan kapituliert hatten.4 Ein Teil der USAFFE-Soldaten weigerte sich, in japanische Kriegsgefangenschaft zu gehen und bildete gemeinsam mit philippinischen Streitkräften Guerillagruppen, die sich zunächst in die Berge von Bataan flüchteten. Später waren die Guerillas trotz Rivalitäten untereinander immer wieder in der Lage, empfindliche Nadelstiche gegen die Infrastruktur der japanischen Invasoren zu setzen. Da die Japaner durch den extremen Widerstand auf Corregidor Gefahr liefen, den für weitere Operationen dringend benötigten Hafen von Manila nicht rechtzeitig nutzen zu können, kamen unter den amerikanischen Soldaten Gerüchte auf, dass es möglich wäre, Bedingungen für eine Kapitulation auszuhandeln. So wurde kolportiert, dass die in Bataan gefangen genommenen GIs sowie die überlebenden amerikanischen Soldaten in Corregidor und auf den südlichen Inseln der Philippinen bei der Aufgabe Corregidors freien Abzug gewährt bekämen.5 Diese Gerüchte stellten sich allerdings schnell als haltlos heraus. Stattdessen mussten sich die nach der Kapitulation auf Bataan von den Japanern gefangen genommen Soldaten auf einen circa 100 Kilometer langen Weg zur Eisenbahnstation San Fernando machen. Dieser Gewaltmarsch sollte später als „Todesmarsch von Bataan“ zu trauriger Berühmtheit gelangen. Die Japaner hatten nicht mit einer so großen Zahl an Gefangenen (etwa 66000) gerechnet und waren mit ihrer Verpflegung heillos überfordert. Durch Erschöpfung und die Brutalität der japanischen Soldaten kamen über 11000 GIs während des Marsches ums Leben, viele mehr starben noch vor Kriegsende an den Folgen.6 Der „Todesmarsch von Bataan“ wurde nach Kriegsende von den USA als Kriegsverbrechen eingestuft. Der damalige japanische Oberbefehlshaber General Homma wurde als Verantwortlicher für die Misshandlungen der alliierten Kriegsgefangenen durch ein Militärgericht zum Tode verurteilt und 1946 hingerichtet. Dieses Urteil ist allerdings bis heute umstritten.7
Während der japanischen Besatzung verblieben lediglich etwa 300 japanische Soldaten und circa 500 amerikanische Kriegsgefangene auf der Insel. Letztere wurden im Vorfeld der amerikanischen Rückeroberung aufs Festland gebracht. Am 15. Februar 1945 begannen US-Verbände ihren Angriff auf Corregidor, das nun von mehr als 5000 japanischen Soldaten, die nahezu bis zum letzten Mann kämpften, verteidigt wurde. Beinahe 900 GIs kostete die Rückeroberung der Insel, die zwölf Tage in Anspruch nahm, das Leben. Heute befindet sich auf Corregidor ein Denkmal, das an die amerikanischen und philippinischen Gefallenen erinnert und gemeinsam mit den erhaltenen Befestigungsanlagen einen Anziehungspunkt für zahlreiche Touristen bildet.
- 1. Tanaka Shizuichi, Instructions delivered by His Excellency, the Highest Commander of the Imperial Japanese Army, on the first Anniversary of the Fall of Corregidor and Peace and Order Day, at Luneta, May 7, 18th Year of Showa, in: The Official Journal of the Japanese Military Administration, Vol. 12, ed. The Japanese Military Administration, Manila 1943, S. iii.
- 2. Japanische Eigennamen werden immer in der Reihenfolge Familienname-Vorname angegeben.
- 3. Teodoro A. Agoncillo, The Fateful Years: Japan’s Adventure in the Philippines, 1941-1945, Vol. I, Quezon City 2001, S. 108-109.
- 4. Ikehata Setsuho, Introduction: The Japanese Occupation Period in Philippine History, in: The Philippines under Japan, Manila 1999, S. 1-20.
- 5. Agoncillo, The Fateful Years, S. 230.
- 6. Japan hatte die Genfer Konvention 1929 nicht unterzeichnet, weswegen sich viele seiner Soldaten nicht an das gängige Kriegsvölkerrecht gebunden fühlten.
- 7. Hampton Sides, The Trial of General Homma, American Heritage, Volume 58/1, 2007, S. 34-47.