Am 20. Mai 2016 fand an der Universität Bern die Abschiedsvorlesung statt
Markus Pöhlmann
Miszelle
Veröffentlicht am: 
22. Mai 2016

 

Der 1951 geborene Berliner hat 1982 an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf als Schüler von Wolfgang J. Mommsen zur Heeresrüstung im deutschen Kaiserreich promoviert. Sein akademischer Weg führte ihn zunächst an das Deutsche Historische Institut nach London. 1990 habilitierte Förster in Düsseldorf zum britischen Imperialismus und wechselte danach an das DHI in Washington DC. 1992 erhielt er einen Ruf an die Universität Augsburg, 1994 an die Universität Bern.

Wirft man einen Blick auf das Schaffen von Stig Förster, fallen zwei Forschungsgebiete besonders ins Auge. Es sind dies die moderne Militärgeschichte und die Imperialismusforschung. Erstere prägte er gerade im deutschsprachigen Raum entscheidend mit und verhalf ihr spätestens Ende der 1990er-Jahre zu einer eigentlichen Renaissance, indem er sie thematisch öffnete und methodisch neu ausrichtete. Die von ihm mitorganisierte Konferenzreihe „The Age of Total War, 1861-1945“ und die daraus entstandenen Sammelbände gelten als Meilensteine der modernen Militärgeschichte, weil das Militär fortan nicht mehr als isolierte Institution betrachtet, sondern in seinem jeweiligen gesellschaftlichen Umfeld situiert wurde.

Bereits vor dem Erscheinen dieser Konferenzbände wurde auch Försters globale Perspektive auf die Geschichte deutlich. In seiner Studie zum britischen Imperialismus auf dem indischen Subkontinent deutete er die Kriege der Französischen Revolution und Napoleons als Weltkrieg. Zudem verwies er auf die vielfältigen und häufig divergierenden Interessen europäischer Akteure an der Peripherie wie auch in der Metropole im Rahmen imperialer Expansionsprozesse. Im gleichen Zug machte er auf die zentrale Rolle indigener Gesellschaften in globalen Machtkonflikten aufmerksam, die sich analytisch kaum als monolithische Machtgebilde fassen lassen, sondern ebenfalls aus einer Vielzahl konkurrierender Interessensgruppen bestanden. Mit der Betonung globaler Prozesse und dem Einbezug außereuropäischer Akteure nahm Förster schließlich bereits zu Beginn der 1990er-Jahre einige der Kernelemente der gegenwärtig aktuellen Globalgeschichte vorweg.

Seit 2002 ist Stig Förster Erster Vorsitzender des Arbeitskreises Militärgeschichte e.V. Anlässlich der Verabschiedung ist im Verlag Ferdinand Schöningh unter dem Titel "Globale Machtkonflikte und Kriege" die Festschrift erschienen.

 

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