Interview
Veröffentlicht am: 
05. Dezember 2016
DOI: 
akm.05.12.2016

 

Der Werner-Hahlweg-Preis für Militärgeschichte und Wehrwissenschaften galt seit seiner Auslobung 1992 als die bedeutendste militärhistorische Auszeichnung in Deutschland. Der Preis wurde in einem zweijährigen Turnus vom Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung in Koblenz zur Förderung junger Wissenschaftler verliehen. Aufgrund von kritischen Stimmen zur NS-Vergangenheit des Namengebers Prof. Dr. Werner Hahlweg ordnete das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr 2012 eine Untersuchung von Hahlwegs Biografie an und stoppte 2014 die Preisverleihung. Vor kurzem wurde der Preis unter dem Namen „Förderpreis 2017 für Militärgeschichte und Militärtechnikgeschichte“ neu ausgeschrieben. Prof. Dr. Sönke Neitzel, Vorsitzender der Bewertungskommission und Inhaber des Lehrstuhls für Militärgeschichte/Kulturgeschichte der Gewalt an der Universität Potsdam, klärt über die Hintergründe der Umbenennung des Preises auf.

 

PM: Herr Professor Neitzel, um was handelte es sich beim Werner-Hahlweg-Preis für Militärgeschichte und Wehrwissenschaften?

Neitzel: Werner Hahlweg hatte von 1969 bis zu seiner Emeritierung 1978 eine Professur für Militärgeschichte und Wehrwissenschaften an der Universität Münster inne, zu diesem Zeitpunkt die einzige Ihrer Art in Deutschland. In seinem Testament hatte er verfügt, dass sein Vermögen zur Stiftung eines Wissenschaftspreises für Militärgeschichte herangezogen werden sollte. Aufgehängt war diese am Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung in Koblenz, das auch Teile seines Nachlasses übernahm.

PM: Können Sie Beispiele zu den prämierten Arbeiten nennen?

Neitzel: Christian Hartmanns Biographie Franz Halders, Ralf Pröves Studie über Göttingen und seine Militärbevölkerung im 18. Jahrhundert, Jörn Leonhards Habilitationsschrift zu Bellizismus und Nation, Martin Clauss’ Buch über Kriegsniederlagen im Mittelalter oder Tanja Bührers Dissertation über die deutsche Kriegführung in Ostafrika sind solche Beispiele. Insgesamt sind von 1992 bis 2012 43 Arbeiten mit Preisen und weitere mit Druckkostenzuschüssen ausgezeichnet worden

PM: Warum wurde der Preis eingestellt?

Neitzel: 2012 wurde bekannt, dass Werner Hahlweg im Juni 1933 in die SS und im September 1936 in die NSDAP eingetreten war. Das Verteidigungsministerium hat sich daraufhin entschieden, den Werner Hahlweg-Preis nicht mehr zu verleihen.

PM: Was verbirgt sich hinter dem neu ausgeschriebenen Preis mit dem sachlichen Titel „Förderpreis für Militärgeschichte und Militärtechnikgeschichte"?

Neitzel: Erfreulicherweise war es im BMVG unstrittig, dass es nach wie vor einen Wissenschaftspreis zur Prämierung herausragender militärhistorischer Forschungen geben sollte. Die Neugründung setzt diese Tradition also fort, aber eben nicht mehr unter dem Namen Werner Hahlweg.

PM: Wer kann sich für den „Förderpreis für Militärgeschichte und Militärtechnikgeschichte“ bewerben? Und wie sieht das Bewerbungsprocedere aus?

Neitzel: Eingereicht werden können wissenschaftliche Studien in deutscher Sprache wie Masterarbeiten, Dissertation und Habilitationsschriften, die bis zum 31. März 2017 abgeschlossen wurden und noch nicht publiziert wurden.  Bachelorarbeiten sind ausgeschlossen.

PM: Wer trifft die Auswahl bei der Vergabe der Förderpreise?

Neitzel: Es gibt eine Bewertungskommission, die dem Präsidenten des Bundesamtes für Ausrüstung und Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr – dort ist der Preis verwaltungsmäßig aufgehängt – eine Empfehlung ausspricht. Zurzeit umfasst sie sieben Mitglieder – Historiker und ausgewiesene Technikexperten, die uns mit Rat und Tat gerade für Studien zur Militärtechnikgeschichte zur Seite stehen. Ich habe den Vorsitz dieses Gremiums übernommen und wir werden uns im April zum ersten Mal zur Beratung über die eingegangenen Arbeiten treffen.

PM: Wann und wie werden die Preise verliehen?

Neitzel: Die erste Preisverleihung wird im Rahmen eines Kolloquiums am 27. Oktober 2017 in Potsdam stattfinden. Auf dem Kolloquium, das fortan alle zwei Jahre stattfinden soll, werden Nachwuchswissenschaftler aus dem In- und Ausland die Gelegenheit erhalten, ihre Studien zur Militärgeschichte vorzustellen. Dies wird dann auch der geeignete Rahmen für die Preisverleihung sein.

 

Das Interview führte Gundula Gahlen.

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