Odo von Deuil und der schuldlose König
Michael Kister
Aufsatz
Veröffentlicht am: 
20. Februar 2023
DOI: 
https://doi.org/10.15500/akm.20.02.2023

1. Einleitung

„Mag die Geschichte – kurzfristig – von Siegern gemacht werden, die historischen Erkenntnisgewinne stammen – langfristig – von den Besiegten.“1 Die Gültigkeit dieser wegweisenden These von Reinhart Koselleck prüft Martin Clauss für das Mittelalter.2 Entscheidend ist für Clauss die Feststellung, dass mittelalterliche Geschichtsschreiber nicht primär die Realität des Geschehenen abbilden wollten, sondern eine bestimmte Wirkung auf ihre Leserschaft zum Ziel hatten.3 Das habe besonders auf Angehörige einer unterlegenen Seite zugetroffen, da sie erklären mussten, wieso sie verloren haben. Mittelalterliche Geschichtsschreibung sei deswegen in Anlehnung an Hayden Whites Überlegungen zu historischen Texten des 19. Jahrhunderts als Erzählung zu betrachten. Clauss widerspricht in dieser Hinsicht allerdings ausdrücklich White, welcher der Historiografie des Mittelalters die Narrativität abspricht. White begehe den Fehler, den Entstehungszusammenhang mittelalterlicher Quellen und die Darstellungsabsicht ihrer Autoren in seiner Analyse weitgehend außenvorzulassen.4

Daher hat Clauss mit literaturwissenschaftlichen Methoden aus voneinander unabhängigen Quellenschilderungen wiederkehrende Muster der Deutung und Bewältigung von Niederlagen herausgearbeitet und die gleichbleibende Funktion dieser Muster in der Erzählung interpretiert. Allein schon das wiederholte Auftreten derselben Episode lässt ihre Faktizität in den einzelnen Werken bezweifeln. Abgesehen von der Etablierung eines klassischen Modells mittelalterlicher Niederlagenschilderungen nähert sich Clauss so einer Neubewertung des Quellenwerts einzelner Werke an.5

Im Folgenden wird dieses Modell anhand einer Fallstudie geprüft. Es wird mit Fokus auf das Heer König Ludwigs VII. von Frankreich (* 1120–† 1180) untersucht, inwiefern sich die von Clauss festgestellten Gesetzmäßigkeiten in der Schilderung des Zweiten Kreuzzugs6 (1147–1149) durch Odo von Deuil (* vor 1135–† 1162) wiederfinden und welche Mittel der Niederlagenbewältigung auftreten.7 Daraus werden Erkenntnisse über die Darstellungsabsicht des Werks gewonnen.

In der Studie wird in Bezug auf das Kontingent Ludwigs VII. die Rede sein vom ‚französischen Heer‘ oder von ‚den Franzosen‘ sowie stellenweise von ‚den Franken‘. Das soll keine verfrühte nationale Einheit suggerieren, sondern eine Gruppe, die dadurch definiert ist, dass sie vom rex Francorum (König der Franken) Ludwig VII. geführt wurde, unter einem Begriff zusammenfassen. Außerdem werden Odos Formulierungen folgend die Byzantiner als ‚Griechen‘, die anatolischen Seldschuken als ‚Türken‘ und die Angehörigen des römisch-deutschen Heeres als ‚Deutsche‘ bezeichnet.

Den Anfang macht eine Zusammenfassung des Zweiten Kreuzzugs, die zeigt, warum es sich lohnt, die Schilderung dieser Unternehmung als ein Beispiel von Niederlagenbewältigung zu untersuchen. Auf den Stand der Forschung zur Primärquelle De profectione Ludovici VII in orientem, im Folgenden nur De profectione genannt, folgt dann die Herleitung der hier vorgebrachten These zur Darstellungsabsicht. Der analytische Teil ist der Niederlagenbewältigung im Werk gewidmet. Er unterteilt sich in zwei Themenkomplexe. An den Beginn tritt das Bild des französischen Königs Ludwigs VII. Es wird dahingehend untersucht, wie seine Facetten Heroisierung und Stilisierung als guter König zur Darstellungsabsicht beitragen. Im zweiten Teil wird mit den Byzantinern der Faktor erläutert, den Odo vorrangig für das Scheitern verantwortlich machte. Ein abschließendes Fazit führt die Fäden zusammen.

2. Das Scheitern des Zweiten Kreuzzugs

Am 24. Dezember 1144 fiel Edessa, heute Şanlıurfa, der Zentralort des gleichnamigen Kreuzfahrerstaats, an Imad ad-Din Zengi, den Herrscher von Aleppo und Mossul.8 Diesem Ereignis wird große Bedeutung für die Ausrufung des Zweiten Kreuzzugs zugeschrieben, doch es ist umstritten, welche Rolle andere Faktoren spielten.9 Papst Eugen III. veröffentlichte am 1. Dezember 1145 die Kreuzzugsbulle Quantum praedecessores, adressiert an den französischen Herrscher und seine Adligen.10 Dem war der Besuch von Boten aus dem christlichen Osten vorausgegangen, die sowohl beim Papst als auch am Hof Ludwigs VII. von ihrem Unglück berichtet und Hilfe erbeten hatten.11 Mit Jonathan Phillips ist davon auszugehen, dass sowohl Eugen III. als auch Ludwig VII. unabhängig voneinander einen Kreuzzug anstrebten, sich aber nicht feststellen lässt, wer die Initiative übernahm.12

An Ostern 1146 nahmen in Vézelay zahlreiche weltliche und geistliche Große Frankreichs mit ihrem König das Kreuz.13 Aus dem Gebiet des römisch-deutschen Reichs schlossen sich König Konrad III. und viele weitere Fürsten der Unternehmung an.14 Diese Studie soll sich aber wie Odo von Deuil auf die französische Perspektive konzentrieren.

Konrads Heer brach im Mai 1147 entlang der Donau über Ungarn in Richtung Kleinasien auf.15 Ludwigs Truppen folgten im Juni auf derselben Route.16 Spätestens nachdem beide Heere in Konstantinopel (Istanbul) gestoppt und den Bosporus überquert hatten, machten ihnen Versorgungsschwierigkeiten und ständige Angriffe der Seldschuken schwer zu schaffen.17 Das deutsche Kontingent wurde bei Nicäa (İznik) weitgehend zerschlagen. Die Franzosen kämpften sich mühsam durch Kleinasien, wobei sie unter Verlusten den Berg Cadmus überqueren mussten. Ludwig VII. setzte schließlich mangels genügend Schiffen nur mit einem Teil seiner Armee von Adalia (Antalya) nach Antiochia (Antakya) über. Die Kreuzfahrer entschieden sich mit den Truppen des Königreichs von Jerusalem gegen eine Rückeroberung von Edessa und belagerten stattdessen im Juli 1148 Damaskus. Da sie unter Wassermangel litten und ein Entsatzheer nahte, mussten sie die Belagerung innerhalb weniger Tage abbrechen. Ludwig trat nach Ostern 1149 die Heimreise an, während der Großteil seines Heeres bereits im Herbst 1148 abgereist war.18

Die Forschung ist sich darin einig, dass der Zweite Kreuzzug ein Scheitern auf ganzer Linie darstellte.19 Daher erscheint es umso interessanter, dass, wie Aryeh Graboïs hervorhebt, dem französischen König nicht die Verantwortung für das Debakel zugeschrieben wurde. Im Gegenteil, sein Prestige sei durch die Kreuzzugsteilnahme sogar gewachsen.20 Vor dem Hintergrund des monumentalen Misserfolgs dieser Unternehmung lohnt es sich, De profectione mithilfe des von Clauss entwickelten Niederlagenbewältigungsmodells zu untersuchen.

Niederlagen bedeuteten im Mittelalter eine Minderung der Ehre der Unterlegenen. Damit ist hier das soziale Prestige eines Individuums in einer Gruppe gemeint. Somit wirkte sich ein Scheitern stark auf die gesellschaftliche Stellung eines Verlierers aus.21 Die Erklärung und Deutung des Misserfolgs war deswegen eine Strategie, diese Rangverschlechterung auszugleichen. Die These dieser Studie ist, dass darin der Hauptzweck von Odos Werk lag.

3. Die Quelle und ihre Darstellungsabsicht

3.1. De profectione Ludovici VII in orientem

Mit Montpellier Nr. 39 ist nur ein Manuskript von De profectione überliefert, in dem Odos Erzählung die Folios 15v bis 41 einnimmt. Wahrscheinlich stammte der Urtext aus Saint-Denis und wurde im 12. oder 13. Jahrhundert von Mönchen aus Clairvaux kopiert.22 Das Narrativ der Quelle setzt mit der Schilderung der Versammlungen von Bourges an Weihnachten 1145 sowie Vézelay an Ostern 1146 ein und erstreckt sich bis zur Ankunft des französischen Königs in Antiochia am 19. März 1148, die allerdings nicht mehr geschildert wird.23

In Hinblick auf die Darstellungsabsicht der Quelle konstatiert ihre Herausgeberin Virgina Gingerick Berry, Odo habe erstens seinen König loben und zweitens einen Führer für Pilger ins Heilige Land liefern wollen.24 Marcus Bull sieht hingegen in der Anleitung zukünftiger Pilger das wesentliche movens für die Abfassung.25 Hans-Alfred Böswald und Martin Gosman beobachten Elemente der Heiligenvita, die Odo in die Darstellung seines Königs aufgenommen habe.26 Erst durch Henry Mayr-Harting gelangte diese Sichtweise zu größerer Prominenz. Ihm zufolge handele es sich, statt um eine Biografie, um res gestae mit hagiographischem Einschlag und dem Ziel, ein heiligenähnliches Bild Ludwigs zu zeichnen.27 Außer Frage steht, dass der französische König im Mittelpunkt von De profectione steht. Die Ansicht von Beate Schuster, dass Odo von Deuil nicht der Autor, sondern lediglich der von einem Anonymus konstruierte Erzähler der Kreuzzugsschilderung gewesen sei, taucht in der übrigen Literatur nur als kuriose Randerscheinung auf.28

Mayr-Harting nimmt an, dass Odo sein Werk zur Werbung für einen neuen Kreuzzug, der zur Bewältigung der gescheiterten Expedition gedacht gewesen sei, geschrieben habe. Die Bemühungen darum fanden ihren Höhepunkt Anfang 1150, ohne jedoch Früchte zu tragen, weswegen das Werk zwischen Februar und April dieses Jahres abgefasst worden sei, also nach Odos Ankunft in Frankreich.29 Das widerspricht der traditionellen Datierung in die Zeit zwischen Juni und Ende Juli 1148.30

Die zeitliche Nähe der Abfassung zu den geschilderten Ereignissen, die gegeben ist, egal welcher Datierung man folgt, spricht für den Wert der Quelle. In dieselbe Richtung deutet Odos Nähe zum König während des Kreuzzugs, die es ihm ermöglichte, eine einzigartige Augenzeugenperspektive einzunehmen. In der Forschung wird ihm daher häufig große Glaubwürdigkeit attestiert.31

3.2. Odo von Deuil und das Kloster Saint-Denis

Trotzdem wob Odo Topoi und rhetorische Motive in seine Kreuzzugsschilderung ein, um seine Darstellungsabsicht voranzutreiben: Er wollte die Schuld für das Scheitern des Kreuzzugs vom König von Frankreich nehmen. Seine Zugehörigkeit zum Kloster Saint-Denis ist der Schlüssel zum Verständnis dieser Darstellungsabsicht, so die These dieser Studie.32

Odo stammte wahrscheinlich aus dem Ort Deuil im Tal von Montmorency unweit des Klosters Saint-Denis, dem er als Mönch angehörte.33 Phillips zufolge, der dafür keine Quelle angibt, ernannte Abt Suger von Saint-Denis ihn 1135 zum Prior von La-Chapelle-Aude im Poitou. Außerdem habe er geholfen, Klöster in Arras und Ferrières zu reformieren.34 Ab 1147 begleitete Odo dann König Ludwig VII. als dessen Kaplan auf den Zweiten Kreuzzug.35 Diese Position war durch ihre Nähe zum König herausgehoben, denn Kaplane gehörten zum unmittelbaren Gefolge des Herrschers und nahmen an seiner Beratung teil.36 Das weist darauf hin, dass Odo schon vor dem Kreuzzug eine gewisse Position in der Hierarchie seines Klosters und wohl auch in der Gunst des Abtes Suger innegehabt haben muss.37 Ein Brief aus dem Oktober 1147 von Ludwig VII. an Suger, den er in seiner Abwesenheit zum Regenten Frankreichs ernannt hatte, stützt diese Interpretation. Darin richtete der König Grüße Odos an Suger aus. Er betonte, dass auch er den Mönch wertschätzt, den er gegenüber Suger als dilectus filius vester bezeichnete.38 Dass gerade Odo den Kreuzzug begleiten durfte, könnte an einem besonderen Nahverhältnis zu seinem Abt gelegen haben: Da er 1152 Suger in dessen Amt beerbte, wird vermutet, er sei schon zuvor als Nachfolger vorgesehen und protegiert worden.39 Nach dem Kreuzzug kehrte Odo gemeinsam mit Ludwig VII. zurück nach Frankreich.40

Es war jedoch grundlegend für Odos Nähe zum König, ein Mönch von Saint-Denis und nicht eines anderen Klosters gewesen zu sein. Ludwig VI., der Vater von Ludwig VII., war gemeinsam mit Suger in Saint-Denis ausgebildet worden und machte den Kirchenmann später zu einem seiner zentralen Ratgeber. Daher bestand seit der Herrschaft des älteren Ludwigs ein Wechselverhältnis zwischen Königtum und Kloster, das sich während der Regierung seines Sohnes fortsetzte.41 Die Mönche erhielten wirtschaftliche Vorteile und großes Prestige.42 Im Gegenzug lieferten sie dem Monarchen eine von territorialer Macht abgekoppelte, spirituelle Legitimierungsstrategie seiner Vormachtstellung.43 Sie fand Ausdruck in der dynastischen, herrscherorientierten und pro-kapetingischen Historiografie des Klosters Saint-Denis, als deren Startpunkt Sugers Gesta Ludovici Grossi gelten, die Taten König Ludwigs VI.44 In ihren Rahmen ist auch Odos Werk einzuordnen.45 Darauf deuten insbesondere der epistolarische Stil, der nur mit dem der Gesta Ludovici Grossi vergleichbar ist, sowie der Widmungsbrief an Suger hin.46 Odo begleitete Ludwig VII. also als Vertreter seiner Institution und ihres Oberhaupts, des Abtes und Regenten Suger, auf den Zweiten Kreuzzug. Ihm erwuchs die institutionelle Verantwortung, das Band zwischen Kloster und Königtum mittels seiner historiografischen Produktion zu erhalten. Wie sehr beinahe alle Bewältigungsstrategien in De profectione daher die Exkulpation des Souveräns zum Ziel hatten, soll die folgende Quellenanalyse zeigen.

4. Niederlagenbewältigung in Odos Kreuzzugsschilderung

Clauss zufolge stellten Niederlagenschilderungen weniger die Wirklichkeit als eine Aufarbeitung des Versagens dar.47 Zunächst einmal ist zu klären, wessen Niederlage bewältigt werden sollte. In De profectione war es diejenige Ludwigs VII. in seiner Funktion als französischer Monarch und als principalis materia, des hauptsächlichen Berichtsgegenstands des Werks.48 Dass Odo ihn und nicht das gesamte französische Heer entschulden wollte, zeigen Episoden der Schuldzuschreibung an andere Mitglieder des Kontingents. Dieser Schuldverlagerungs-Prozess fand auch Anwendung auf diverse externe Faktoren wie das Gelände.49 Fast alle von ihnen lassen sich nach Clauss in die Kategorie der exogenen Erklärungsbausteine einordnen. Das bedeutet, dass sie vom Verlierer Ludwig wegwiesen, der unter anderen Umständen den Sieg errungen hätte. Diese exogenen Faktoren haben eine exkulpative Funktion.50

Endogene Faktoren, die darauf hinweisen sollten, dass die Unterlegenen selbst an ihrem Scheitern schuld seien, fehlen hingegen weitgehend in De profectione. Ihr Ziel wäre es gewesen, aus dem eigenen Fehlverhalten zu lernen und es in Zukunft zu vermeiden.51 Daraus, dass in De profectione keine einzelne Schlachtniederlage bewältigt werden musste, sondern das umfassende Scheitern der übergeordneten Unternehmung ‚Zweiter Kreuzzug‘, ergeben sich einige Besonderheiten, die Erwähnung finden werden. Zunächst zeigen Textbelege, wie der König schon durch die Zeichnung seiner Person exkulpiert wurde. Seine vorbildliche charakterliche Disposition machte es unmöglich, dass er schuld am Scheitern sein konnte.

4.1. Das Bild Ludwigs VII.

4.1.1. Heroisierung

Clauss spricht für das Mittelalter von einer heroischen Geschichtsschreibung, deren Adressat der Kriegeradel als Klasse gewesen sei. Er habe sich mit den Heroen identifiziert und ihren Taten nachgeeifert.52 Trug man einen Sieg davon, stellte es kein Problem dar, die eigenen Männer als Helden zu inszenieren. Diese Taktik funktionierte jedoch auch im Falle einer Niederlage, diente dann aber einer anderen Darstellungsabsicht: Man habe verloren, obwohl die eigenen Heerführer heldenhafter und tapferer gekämpft hätten als der Feind.53 Daher seien sie nicht für die Niederlage verantwortlich. Die Heroisierung eines Siegers findet sich in den Gesta Ludovici Grossi wieder, in denen Suger seinen Protagonisten als einen kämpfenden Herrscher darstellte.54 Auch Odo machte von diesem Motiv Gebrauch, jedoch zur Bewältigung des gescheiterten Kreuzzugs.

Bei der Überquerung des Bergs Cadmus trat Ludwig am deutlichsten als idealisierter Kämpfer auf. Odo schrieb, dass die Vorhut hier die Verbindung zum Hauptheer verlor, das sich auf der Suche nach begehbaren Wegen über den steilen felsigen Berghang verstreute und ins Stocken geriet.55 Das habe den Türken und Griechen eine günstige Gelegenheit geboten, anzugreifen.56 Ludwig VII. habe sich währenddessen bei der Nachhut befunden und nun seine berittene Leibgarde gegen die Angreifer im Zentrum geführt. Zahlenmäßig hundertfach unterlegen und durch das ansteigende Terrain benachteiligt, hätten sie den Eingeschlossenen die Flucht ermöglicht.57 Die Unterzahl sticht als exogenes Motiv, das häufig mit der Heroisierung auftritt, ins Auge. Es wirkte exkulpativ, da eine Niederlage kleinerer Heere keinen Ehrverlust bedeutete.58 Auch die Erwähnung des nachteiligen Terrains zeigt das Chancenmissverhältnis der beiden Seiten auf. Nachdem jeder Leibgardist einen stragem cadaverum (Berg von Leichen)59 um sich aufgetürmt hatte, so der Quellenautor weiter, töteten die Türken die Pferde der Franzosen. Dadurch eingeschränkt seien alle Ritter gefallen. Odos martialische Beschreibung ihrer individuellen Kampffertigkeit unterstreicht die Tapferkeit, die ihnen unter anderen Umständen den Sieg gebracht hätte. Der Ausdruck des ‚Bergs von Leichen‘ erinnert an ein rhetorisches Motiv, das in zahlreichen Niederlagenschilderungen begegnet: Ein Krieger kämpft sich durch das ganze feindliche Heer. In beiden Fällen ist als intendierte Aussage die individuelle kämpferische Überlegenheit anzunehmen.60 Dazu soll der Tod des Pferdes unter dem Reiter die Gefährlichkeit der Situation und somit den Mut des Betroffenen vergegenwärtigen.61 Weiterhin bediente sich Odo des klassischen Sinnstiftungswerkzeugs für das Sterben im Heidenkampf: Die Tapferkeit der Leibwächter sei im Leben exemplarisch gewesen, im Tod hätten sie die Märtyrer-Krone empfangen, die ihre Sünden fortgewaschen habe.62

Ludwig habe als einziger überlebt, indem er auf einen Felsen kletterte. Da Odo diese Handlung erklärungsbedürftig erschien, schrieb er, Gott habe dem König den Felsen gesandt, auf den er dann agilis et virilis (flink und mannhaft)63 hinaufgestiegen sei. Durch den Gottbezug und diese Prädikate versuchte der Autor, dem Geschehen sein Gefährdungspotenzial für die königliche Reputation zu nehmen, weil man es durchaus als anti-heroische Flucht betrachten könnte. Gott musste sogar ein zweites Mal eingreifen: Nur durch seinen Willen habe der Brustpanzer Ludwigs standgehalten. Der König habe von seinem Felsen aus noch zahlreiche Gegner verstümmelt und erschlagen, bis sie sich zurückzogen, weil sie ihn nicht erkannt hätten und seine Gefangennahme ihnen zu schwer erschienen sei.64 Hier zeigte sich Ludwig erneut überaus kampfkräftig, wie in direkter Anknüpfung an das Bild der ‚Berge von Leichen‘. Somit überließ Odo die Bewältigung einer potenziellen königlichen Flucht nicht allein Gott.

Neben der Schlacht am Berg Cadmus ist eine Heroisierung Ludwigs VII. in zwei weiteren Episoden greifbar. Zum einen habe der König bei einem Gefecht am Mäander im westlichen Anatolien eine türkische Heeresabteilung vernichtet. Die wenigen Überlebenden habe er ins umgebende Gebirge gejagt. Danach seien die umliegenden Felder mit türkischen Leichen übersät gewesen und ein Emir gefangen genommen worden.65 Obwohl es sich hier um einen französischen Sieg handelte, zählt seine Schilderung zu den Bewältigungsstrategien, weil De profectione eben nicht eine einzelne Niederlage, sondern den Zweiten Kreuzzug als umfassendes Scheitern verarbeiten sollte.66

Zum anderen heroisierte Odo Ludwig VII. in der Schilderung eines weiteren Bewältigungs-Sieges bei Adalia. Die Seldschuken hätten erfahren, dass es den Kreuzfahrern an Pferden fehlte, woraufhin sie angriffen. Der König habe die letzten Ritter gesammelt, die noch über Streitrosse verfügten, und sein Kontingent versteckt gehalten. Er habe die Türken aus dem Hinterhalt angegriffen, einige getötet und den Rest in einen nahen Fluss zurückgedrängt.67 Odo ließ diese List wegen seiner positiven Darstellungsabsicht gegenüber Ludwig weitgehend unkommentiert. Er verurteilte entsprechendes Verhalten der Türken nämlich mehrfach, wobei der Vorwurf von unehrenhafter und regelwidriger Hinterlist mitschwang.68 Handelten die eigenen Leute hingegen listig, so wurde das als schlau erachtet.69

4.1.2. Der gute König

Gott entschied nach der Vorstellung zeitgenössischer Schreiber über den Ausgang einer Auseinandersetzung, indem er über die Rechtmäßigkeit des Anliegens und die moralische Integrität der Kontrahenten urteilte. Eine Niederlage kam also göttlicher Bestrafung gleich. Daher bot sich die Beschwörung Gottes als Schlachtenlenker vor allem in den Berichten von Siegern an.70 Wenn sie jedoch in Niederlagenschilderungen auftrat, hatte sie die endogene Funktion, den Verlierern ihr sündhaftes Verhalten aufzuzeigen, das es zu vermeiden galt, wollten sie in Zukunft Siege einfahren.71 Dies wurde zum klassischen Erklärungsweg für gescheiterte Unternehmungen im Kampf gegen die Muslime, auch in den meisten Berichten über den Zweiten Kreuzzug.72

Odo von Deuil folgte diesem Muster allerdings nicht, denn ein solches Vorgehen hätte Ludwig VII. in seiner Tugendhaftigkeit abgewertet. Vielmehr hob Odo an zahlreichen Stellen die vorbildliche Erfüllung dessen hervor, was für die Gunst Gottes und somit einen Erfolg notwendig gewesen wäre. Odos Heroisierung Ludwigs VII. bezieht sich beispielsweise auf die fortitudo (Tapferkeit) und bis zu einem gewissen Grad auf die prudentia (Klugheit) als wünschenswerte Eigenschaften eines Königs. Weiterhin treten die wichtigsten Herrschertugenden pietas (Frömmigkeit), humilitas (Demut), iustitia (Gerechtigkeit) und misericordia (Barmherzigkeit) prominent auf.73 Odo nutzte hier eine exogene Bewältigungsstrategie, indem er die ausschließliche Verantwortung äußerer Umstände bei hervorragender moralischer Verfassung des Monarchen betonte.

Im Widmungsbrief nannte er das Leben Ludwigs ein gottgegebenes exemplum (Vorbild) für zukünftige Könige.74 Geradezu programmatisch verlieh Odo seinem Werk den Anspruch, als Fürstenspiegel zu fungieren.75 Er pries den königlichen zelus fidei (Glaubenseifer) und hob somit auf die Frömmigkeit des Herrschers ab.76 In einem Besuch Ludwigs bei den Leprakranken außerhalb von Paris zeigt sich das gängige Erzählmuster der exaltatio in humiliatio (Erhöhung durch Erniedrigung), der Aufnahme in Gottes Gnade durch demütige Selbsterniedrigung.77 Die humilitas des Königs manifestiert sich erneut darin, dass Ludwig danach mit den Mönchen im Kloster speiste.78

Ludwigs Gebet für die Unterstützung Gottes beim Osterfest an der Spitze seiner Gefolgsleute darf als angemessene geistliche Vorbereitung auf den Waffengang gelten. Hierzu gehörte auch das obligatorische Dankgebet nach einem Sieg.79 Nie, nicht einmal im Angesicht von Naturkatastrophen oder feindlicher Gewalt, habe der König die Messe versäumt.80 Dabei schwingt mit, dass solche Widrigkeiten dank seiner vorbildlichen Gebetsgewohnheiten nicht Strafe Gottes und daher Ludwigs Schuld sein konnten. Während seines Aufenthalts in Konstantinopel habe der König die Heiligtümer der Stadt besucht und zeigte ebenso durch die Begehung des Feiertags vom Heiligen Dionysius seine pietas.81

Ein frommer Heerführer hatte für den Sieg nicht auf seine eigene Stärke, sondern demütig auf Gott zu vertrauen.82 Das Heer des römisch-deutschen Königs Konrads III. sei aufgrund seiner kollektiven superbia (Hochmut) schwer von den Seldschuken geschlagen worden, erklärte Odo.83 Er berichtete hingegen von einigen Leuten, die bei der Schlacht am Mäander einen weißen Reiter gesehen hätten, der den Franzosen vorausgeritten sei.84 Dieses Symbol bedeutete himmlische Unterstützung eines christlichen Heeres.85 Im Unterschied zur durch Hochmut selbstverschuldeten Niederlage der Deutschen zeichnete in diesem konkreten Fall die französische humilitas verantwortlich für den Erfolg am Mäander.

Gott tritt in De profectione stets auf, um die Rechtmäßigkeit der Sache Ludwigs VII. zu unterstreichen. Odo machte lediglich weltliche Gründe für das Scheitern des Kreuzzugs verantwortlich. Das ermöglichte es ihm, seinen König als weiterhin in göttlicher Gnade stehend darzustellen.86 Graboïs sieht in der teilweisen Charakterisierung Ludwigs nach dem Ideal des friedlichen Pilgers bereits eine moralische Erhöhung, damit er nicht von den Rückschlägen des Kreuzzugs diskreditiert werde.87

Auch Ludwigs ausgeprägte iustitia und misericordia treten an mehreren Stellen in Erscheinung, die hier nicht ausgeführt werden können.88 Das Ende von De profectione liest sich schließlich wie eine Zusammenfassung der Vorbildlichkeit Ludwigs auf allen relevanten Gebieten, die ihm vorrangig Barmherzigkeit, Frömmigkeit und Tapferkeit beimisst.89

4.2. Die Byzantiner als Sündenböcke

Da Ludwig VII. nicht schuld sein konnte und Gott auf Seiten seines Heeres stand, präsentierte Odo eine ganze Reihe weltlicher Akteure und Faktoren, die für das Scheitern verantwortlich gewesen seien. Meistens schrieb Odo den Byzantinern die Schuld zu, wenngleich seine Hellenophobie wohl keine allgemeine Stimmungslage im christlichen Westen zur Mitte des 12. Jahrhunderts hin widerspiegelte. Auch Ludwig VII. teilte diese Haltung wahrscheinlich nicht in derselben Intensität wie Odo.90 In anderen Zusammenhängen hebt die Forschung die negative Prominenz der Byzantiner in De profectione mehrfach hervor.91

Während Odo Ludwig als exemplum auf Seiten der Kreuzfahrer präsentierte, zeichnete er den byzantinischen Kaiser Manuel I. Komnenos (* 1118–† 1180) an der Spitze seines Volkes als Schlechtesten der Schlechten.92 Er nannte niemals seinen Namen, da dieser nicht im Buch des Lebens stehe:93 Nach christlicher Vorstellung erhalten nur die darin Verzeichneten am Tag des Jüngsten Gerichts das Ewige Leben.94 Der französische Mönch bezeichnete Manuel wahlweise als idolus (Götze), profanus (Gottloser), serpens (Schlange) oder sacrilegus (Frevler).95 Der zentrale Vorwurf an den Kaiser und alle Griechen, die Odo miteinander gleichsetzte, bestand in ihrem Verrat.96 Als Bewältigungsstrategie hat dieser eine gleichbleibende Struktur: Ein vermeintlicher Freund bringt die Protagonisten einer Niederlagenerzählung in eine Situation, aus der sie durch eigenes Zutun nicht mehr entkommen können. Der Verräter ist durch sein unehrenhaftes Verhalten dann allein verantwortlich für das Scheitern.97 In De profectione schrieb Odo den Byzantinern von Beginn an die Veranlagung zum verräterischen Verhalten zu, damit seine Leser damit vertraut waren, wenn es sich zum ersten Mal manifestierte. Der Kaiser habe zahlreiche leere Versprechen gemacht, die er nicht hielt, und seine Absichten durch übermäßige Schmeichelei verschleiert.98

Die Franzosen seien außerdem mehrmals vor der Doppelzüngigkeit seines Volkes gewarnt worden.99 Warum fiel Ludwig VII. also darauf herein? Odo attestierte ihm eine Gutgläubigkeit, die nicht negativ konnotiert ist: „[…] for one who is not inclined to do harm does not easily believe that anyone will harm him.“100 Suger führte in seinen Gesta Ludovici Grossi besagte Gutgläubigkeit geradezu als Herrschertugend Ludwigs VI. ein, die allerdings wiederholt in Eidbrüchen und der Wiederbelebung von Konflikten durch seine Feinde resultierte.101 Odo nahm dieses vorgefertigte Darstellungswerkzeug seines Abtes bereitwillig auf.

4.2.1. Eidbrüchigkeit bei der Versorgung

Odo schreibt, dass in Regensburg byzantinische Boten erstmals die Forderung ihres Kaisers vor Ludwig brachten, keine seiner Burgen oder Städte zu erobern und ehemals in seinem Besitz befindliche, von den Muslimen errungene Plätze an ihn abzutreten. Einige französische Adlige hätten per Eid stellvertretend für ihren König Ersteres zugesichert, während Letzteres später persönlich verhandelt werden sollte.102 Im Gegenzug hätten die Boten Manuels an seiner statt geschworen, ausreichende Märkte zur Versorgung der Kreuzfahrer in griechischem Gebiet und einen angemessenen Kurs für den Geldwechsel zu gewährleisten. Diese Zusicherungen bildeten die Grundlage eines großen Teils der Vorwürfe an Manuel I. Komnenos und seine Untertanen.

Odo verortete den ersten Eidbruch mit Verweis auf die Verhandlungen in Regensburg in die Zeit unmittelbar nach dem französischen Grenzübertritt in byzantinisches Territorium. Man habe einen schlechten Wechselkurs erhalten und die Einheimischen hätten ihre Städte und Burgen verschlossen, woraufhin die Kreuzfahrer sich durch Plünderungen versorgten.103 Auch wenn es bei den Regensburger Verhandlungen nicht explizit erwähnt wurde, dürfte die byzantinische Zusicherung von Märkten im Wechselschluss bedeutet haben, dass Ludwig seinem Heer das Plündern verbot. Das Plündern, sowohl des besiegten Feindes nach der Schlacht als auch seines Landes zur Versorgung des eigenen Heeres, war Teil der meisten zeitgenössischen Kriegszüge und nicht grundsätzlich verwerflich.104 Der König trat in diesen Vorgängen als Regulator auf, der situativ das Plündern durch sein Heer kriminalisieren konnte.105 Es ist plausibel, dass Ludwig VII. eben das tat, da er die Byzantiner zu diesem Zeitpunkt nicht als Feinde ansah. Weiterhin, und das dürfte für Odo durchaus relevant gewesen sein, interpretierten einige geistliche Autoren übermäßige Plünderungen im Kontext von Niederlagen, die auf Kreuzzügen erlitten wurden, als sündiges Verhalten, das die Bestrafung Gottes hervorrief.106 Außerdem betrachtete der französische Mönch die Plünderungen der Deutschen als exzessiv und ungerechtfertigt sowie als einen Grund dafür, dass die Byzantiner ihre Städte vor den Franzosen verschlossen.107 Odo stellte die Plünderungen seiner Landsleute deswegen als unvermeidlich dar, denn ihr Auslöser sei nicht die schlechte moralische Verfassung der französischen Armee gewesen, sondern der Eidbruch der Byzantiner. Diese Argumentation wiederholte er mehrfach in De profectione: Weil die Griechen den Kreuzfahrern ausreichende Versorgung sowie Marktrechte verwehrt hätten, litten Letztere Hunger und seien schlussendlich zu stark geschwächt worden, um ihr Unternehmen erfolgreich zu Ende zu führen.108 Sie erreichte ihre Klimax mit Odos Behauptung, Kaiser Manuel habe die Stadt Adalia dafür bestraft, dem französischen König einen Markt zur Verfügung gestellt zu haben.109 Odo zog die Schlussfolgerung, dass auch der Furchtloseste nicht gegen Hunger kämpfen kann.110

Um die Behandlung eroberten, ehemals byzantinischen Territoriums endgültig zu regeln, verlangte der Kaiser in Konstantinopel persönliche Verhandlungen mit Ludwig VII., so Odo. Der französische König habe der Huldigung seiner Barone gegenüber Manuel zugestimmt, die sie daran hindern sollte, griechische Orte zu behalten. Im Gegenzug habe der Kaiser ortskundige Führer für die Kreuzfahrer angeboten, die auf der Route die Etablierung von Märkten sichern sollten. Für den Fall des Misserfolgs dieser Maßnahme habe er erlaubt, Burgen und Städte zu plündern, ohne sie längerfristig zu besetzen. Die Führer seien allerdings nie eingetroffen. Odo sah in dieser leeren Zusicherung Manuels einen erneuten Beleg für die verräterische Natur seines ganzen Volks.111 Gleichzeitig legitimierte der Quellenautor wiederum die Plünderungen der französischen Truppen, damit die moralische Schuld vor Gott daran nicht auf ihren Anführer zurückfiel.

Unter der Nahrungsknappheit litt auch das Kampfpotential des Kreuzfahrerheeres. Odo schrieb, zahlreiche Pferde seien verendet, da es ihnen an Futter fehlte.112 Irgendwann sei der Hunger so groß gewesen, dass diejenigen, die noch Reittiere besaßen, sie verkauft oder eingetauscht hätten, um Essen erwerben zu können.113 Wenn sie zu Fuß gehen mussten, verminderte das Gewicht ihrer Schutzausrüstung die Bewegungsfreiheit der französischen Ritter und damit auch ihre Kampfstärke.114 Laut Odo konnten die schwer gepanzerten Kreuzfahrer daher, ungeachtet ihrer individuellen Tapferkeit, nichts gegen die berittenen Bogenschützen der Türken ausrichten, weil sie zu schwerfällig waren.115

4.2.2. Offener Kampf gegen die Kreuzfahrer

Odo ging ab einem bestimmten Punkt seines Werks dazu über, die Byzantiner als militärische Verbündete der Seldschuken zu betrachten. Das diente weniger als kausale Begründung der griechischen Eidbrüchigkeit, sondern stellte vielmehr einen parallelen Strang des Verratsmotivs in De profectione dar.116

Zunächst hätten die Einheimischen beim byzantinischen Philippopolis (Plowdiw in Bulgarien) die Truppen Konrads III. zur berechtigt erscheinenden Vergeltung für deutsche Plünderungen und Übergriffe attackiert.117 Ein Teil des französischen Kontingents, der Ludwigs Heer vorausgeeilt war, sei wenig später bei Konstantinopel von mutmaßlichen Söldnern des oströmischen Reichs angegriffen worden. Odo fügte hinzu, dass dieselben Söldner zuvor schon in Bulgarien zahlreiche Mitglieder des französischen Heeres aus dem Hinterhalt getötet hatten und das kein Einzelfall blieb. Die beiläufige Nennung der Vorgehensweise bei diesem Angriff unterstreicht die Hinterlist, von der der Mönch im Sinne seiner Erzählabsicht grundsätzlich für byzantinische Angriffe ausging. Odo relativierte seine Aussage, zu diesem Zeitpunkt habe Kaiser Manuel noch geschworen, nichts von den Vorkommnissen zu wissen, umgehend, indem er darauf hinwies, dass der byzantinische Herrscher einen Waffenstillstand mit den anatolischen Seldschuken geschlossen hatte. Daher habe er auch nicht davor zurückgeschreckt, mit Waffengewalt gegen die Kreuzfahrer vorzugehen.118

Im weiteren Verlauf äußerte sich die griechische Parteinahme zugunsten der Türken in zwei Stufen. Zuerst erfolgte sie indirekt: Odo zufolge leitete ein griechischer Führer einen signifikanten Teil des deutschen Kontingents in einen seldschukischen Hinterhalt in den Bergen bei Nicäa und die Byzantiner informierten die Türken über die Position des Heeres von Ludwig VII.119 Zur direkten Parteinahme kam es nach der Schlacht am Mäander. Dort verwandelte sich Kaiser Manuel von einem hinterlistigen Verräter in einen erklärten Feind, so urteilte Odo, da die byzantinische Stadt Antiocheia, beim heutigen Başaran gelegen, die fliehenden Türken aufnahm und ihre Tore vor den Franzosen verschloss. Griechen und Türken hätten fortan Seite an Seite gegen die Kreuzfahrer gekämpft und gemeinsam eine Politik der verbrannten Erde betrieben, damit die Pferde der Kreuzfahrer kein Futter fänden.120 Weiterhin hätten die Griechen ihre neuen Verbündeten fortlaufend mit Informationen versorgt.121 Spätestens ab der Parteinahme der Byzantiner bei Antiocheia paarte sich das Verrats-Motiv mit einem Unterzahl-Narrativ: Da die Kreuzfahrer von zwei verschiedenen Feinden bedrängt wurden, standen ihre Chancen erheblich schlechter.122

4.2.3. Nicht-Christlichkeit

Odo maß Byzantinern und Seldschuken eine weitere Gemeinsamkeit bei. Diese bestand in ihrem Unglauben, denn eigentlich betrachtete er die Byzantiner nicht als Christen.123 Er führte eine Reihe von blasphemischen Handlungen zur Erklärung an. Sie hätten beispielsweise Altäre gereinigt, auf denen französische Priester eine Messe gehalten hatten, als ob diese entweiht worden wären. Außerdem hätten sie römische Christen erneut getauft, wenn diese eine Frau orthodoxen Glaubens heirateten. Odo schrieb, man habe die Franken kaum vom Plündern abhalten können, weil sie es daher als unproblematisch erachteten, Griechen zu töten.124 Wie bei der angeblichen Erlaubnis des Kaisers zum Plündern lag der Zweck dieser Argumentation darin, jegliche Schuld am potentiell gegenüber Gott problematischen Verhalten der französischen Kreuzfahrer von ihrem König zu nehmen. Außerdem schmälerte es die Sündhaftigkeit einer solchen Überschreitung, wenn sie sich gegen Nicht-Christen wandte.

Odo verstärkte den Eindruck der Gottesferne, indem er Kaiser Manuel als profanus oder sacrilegus bezeichnete.125 Allerdings konnten auch die Handlungen eines nicht-christlichen Volkes in der mittelalterlichen Historiografie als Ausdruck des strafenden Willens Gottes gegenüber seinen sündhaften Gläubigen interpretiert werden.126 Um auszuschließen, dass die Byzantiner als Werkzeuge des göttlichen Zorns gegen die Franzosen erschienen, tätigte Odo die Vorhersage, dass die göttliche Gerechtigkeit Hoffnung auf Rache an ihnen gab.127 Außerdem betonte er, dass kein gerechter Richter, weder Gott noch ein Mensch, den griechischen Kaiser verschonen konnte, weil dieser mit Hinterlist zahllose Christen getötet hatte.128

Auf dem Höhepunkt von Odos stufenweiser Schilderung handelten die Türken christlicher als die Byzantiner: Mehrere tausend Franken seien nach der Einschiffung Ludwigs VII. nach Antiochia in Adalia verblieben, geschwächt durch Krankheit, Hunger und ständige Angriffe der Seldschuken. Die Muslime hatten Mitleid mit ihnen, verteilten Geld und nahmen sie in ihre Dienste auf, so der Quellenautor. Die Byzantiner hingegen hätten die verbliebenen Mitglieder des französischen Kontingents versklavt und ausgeraubt, woraufhin Gott die Stadt Adalia entvölkert habe. Odo rückte somit das schadhafte Handeln der Griechen gegenüber den Kreuzfahrern in weite Entfernung zur göttlichen Sanktion.129

5. Fazit

Odo von Deuil machte in De profectione Ludovici VII in orientem die Positionen seines Klosters zu den seinen. Was gut für die Institution Saint-Denis war, war es auch für Odo. Daraus erwuchs die kompromisslos königsfreundliche Perspektive in De profectione. Suger hatte wenig zuvor die Geschichtsschreibung als Mittel erschlossen, das Interesse des französischen Königs an einer spirituellen Legitimierung seiner Herrschaft und somit das des eigenen Klosters an wirtschaftlichen Vorteilen und einer Rangerhöhung voranzubringen. Als unmittelbarer Amts-Nachfolger sowie potenzieller Vertrauter und Protegé Sugers nahm Odo sich dessen Werk über die Taten Ludwigs VI. stilistisch zum Vorbild und schrieb die dadurch begründete Tradition herrscherfreundlicher Historiografie aus Saint-Denis fort. Ein signifikanter Unterschied zu Sugers Gesta Ludovici Grossi bestand allerdings darin, dass ein umfassendes Scheitern zu verarbeiten war.

Odo stellte den König in ungetrübtem Licht dar, ungeachtet einer eventuellen Verantwortlichkeit Ludwigs VII. Er beschritt den Weg, seinen Herrscher als exemplum zu inszenieren, dem wegen seiner Vorbildlichkeit überhaupt keine Schuld zukommen konnte. Der Niederlagenschilderung verlieh er so den Anschein eines Fürstenspiegels. Der Tenor seiner Darstellung: Kein einziges Mal seien die Franzosen restlos in einer Feldschlacht geschlagen worden. Die Misserfolge, die sie erlitten, seien ihnen allesamt durch Verrat oder das Handeln bestimmter Personen zugefügt worden, wobei die Byzantiner unter der Führung ihres blasphemischen Kaisers Manuels I. Komnenos besonders prominent hervortraten. Indem Odo verdeutlichte, wer warum woran schuld gewesen sei, schloss er aus, dass Ludwig VII. es war.

Auf De profectione lassen sich zahlreiche Überlegungen von Martin Clauss zur historiografischen Niederlagenbewältigung anwenden. Vor allem fällt der rein exkulpatorische und daher exogene Charakter der Erklärungsbausteine auf. Die gegenwärtige Studie hat nicht zuletzt versucht, klarzumachen, dass gerade ein literaturwissenschaftlich anmutender Theorierahmen nie abgekoppelt vom Kern der Geschichtswissenschaft betrachtet werden darf. Alle Bewältigungsstrategien haben einen Hintergrund, der es ihnen erst erlaubt, als solche zu funktionieren. Worin er besteht, ist essenziell für ihre richtige Interpretation.

Dieser Beitrag wurde redaktionell betreut durch Christina Kecht.


Zitierempfehlung: Michael Kister, Die Bewältigung des Zweiten Kreuzzugs. Odo von Deuil und der schuldlose König, in: Portal Militärgeschichte, 20. Februar 2023, URL: https://portal-militaergeschichte.de/kister_kreuzzug, DOI: https://doi.org/10.15500/akm.20.02.2023 (Bitte fügen Sie in Klammern das Datum des letzten Aufrufs dieser Seite hinzu).

  • 1. Reinhart Koselleck, Erfahrungswechsel und Methodenwechsel. Eine historisch-anthropologische Skizze, in: ders. (Hrsg.), Zeitschichten. Studien zur Historik, Frankfurt a.M. 2003, S. 68.
  • 2. Martin Clauss, Kriegsniederlagen im Mittelalter. Darstellung – Deutung – Bewältigung (Krieg in der Geschichte 54), Paderborn 2010.
  • 3. Ebd., S. 66. Vgl. auch Franz-Josef Schmale, Funktion und Formen Mittelalterlicher Geschichtsschreibung. Eine Einführung, Darmstadt 1985, S. 143–162; Hans-Werner Goetz, Geschichtsschreibung und Geschichtsbewusstsein im hohen Mittelalter (Orbis mediaevalis 1), Berlin 22008, S. 130–146.
  • 4. Clauss, Kriegsniederlagen, S. 50–67, bes. S. 54f. Vgl. Hayden White, The Value of Narrativity in the Representation of Reality, in: William J. T. Mitchell (Hrsg.), On Narrative, Chicago/London 1981, S. 1–23.
  • 5. Vgl. Clauss, Kriegsniederlagen, S. 80. Die Methode per se ist dabei nicht neu. Entscheidend ist aber, dass Clauss erstmals eine größere Zahl von Niederlagenschilderungen zusammen betrachtet, deren Gemeinsamkeiten er zusammenführt.
  • 6. Ein Kreuzzug meint im Sinne dieser Arbeit einen Bußkrieg, engl. „penitential warfare“. Indem Teilnehmer zur Eroberung der Stätten des Heiligen Landes für den christlichen Glauben auszogen, konnten sie einen Sündenerlass für sich und ihre verstorbenen Verwandten erwirken, vgl. Jonathan Riley-Smith, Chapter 14. The Crusades, 1095–1198, in: David Luscombe/Jonathan Riley-Smith (Hrsg.), The New Cambridge Medieval History. Volume 4: c.1024–c.1198, Part 1, Cambridge 2004, S. 534–563, hier S. 537, 539.
  • 7. Virgina Gingerick Berry (Hrsg.), Odo of Deuil, De profectione Ludovici VII in orientem. The Journey of Louis VII to the East, New York 1948. Weitere Edition: Henri Waquet (Hrsg.), Eudes de Deuil, La croisade de Louis VII roi de France, Paris 1949.
  • 8. Jonathan Phillips, The Second Crusade. Extending the Frontiers of Christendom, New Haven/London 2007, S. xviif.
  • 9. Für ereignisgeschichtliche Darstellungen des Zweiten Kreuzzugs vgl. auch: Hans-Eberhard Mayer, Geschichte der Kreuzzüge, Stuttgart 102005, S. 120–134; Steven Runciman, Geschichte der Kreuzzüge, München 62012, S. 530–594.
  • 10. Phillips, Second Crusade, S. 37.
  • 11. Phillips, Second Crusade, S. 38f., 61; John G. Rowe, The Origins of the Second Crusade. Pope Eugenius III, Bernard of Clairvaux and Louis VII of France, in: Michael Gervers (Hrsg.), The Second Crusade and the Cistercians, New York 1992, S. 79–89, hier S. 80f.
  • 12. Phillips, Second Crusade, S. 65f. Ähnlich schon: Hans-Alfred Böswald, Studien zur Kreuzzugsgeschichte des Odo von Deuil, München 1958, S. 22; Rowe, Origins, S. 87.
  • 13. Odo, De profectione, S. 9–11. Vgl. auch: De Glorioso Rege Ludovico, Ludovico Filio, in: Auguste Molinier (Hrsg.), Vie de Louis le Gros par Suger suivie de l’histoire du roi Louis VII. Publiées d’après les manuscrits, Paris 1887, S. 147–178, hier S. 157–160.
  • 14. Vgl. Graham Loud, Some Reflections on the Failure of the Second Crusade, in: Crusades 4 (2005), S. 1–14, hier S. 3–6; Phillips, Second Crusade, S. 80–98; Jason T. Roche, Introduction. The Second Crusade. Main Debates and New Horizons, in: ders./Janus Møller Jensen (Hrsg.), The Second Crusade. Holy War on the Periphery of Latin Christendom, Turnhout 2015, S. 1–31, hier S. 9–13.
  • 15. Roche, Introduction, S. 14.
  • 16. Odo, De profectione, S. 17–19; Phillips, Second Crusade, S. 186.
  • 17. Vgl. Phillips, Second Crusade, S. 168–206.
  • 18. Vgl. ebd., S. 207–227.
  • 19. Vgl. Virginia Gingerick Berry, Introduction, in: dies. (Hrsg.), Odo of Deuil, S. xiiif., hier S. xiv; Loud, Reflections, S. 1; Henry Mayr-Harting, Odo of Deuil, the Second Crusade and the Monastery of Saint-Denis, in: Marc Anthony Meyer (Hrsg.), The Culture of Christendom. Essays in Medieval History in Commemoration of Denis L. T. Bethell, London/Rio Grande 1993, S. 225–241, hier S. 225; James Naus, Constructing Kingship. The Capetian Monarchs of France and the Early Crusades, Manchester 2016, S. 90; Jay Rubenstein, Putting History to Use. Three Crusade Chronicles in Context, in: Viator 35 (2004), S. 131–168, hier S. 145; Elizabeth Siberry, Criticism of Crusading. 1095–1274, Oxford 1985, S. 190, 192.
  • 20. Aryeh Graboïs, Louis VII pèlerin, in: Revue d’histoire de l’Église de France 74 (1988), S. 5–22, hier S. 12–14.
  • 21. Clauss, Kriegsniederlagen, S. 150f. mit Anm. 9. Höfische Dichter fassten unter dem Begriff „Ehre“, mhd. êre, die Facetten des weltlichen Ansehens eines Ritters zusammen. Sie erwuchs aus dem Leben nach höfischen Tugenden und Verhaltensnormen, vgl. Joachim Bumke, Höfische Kultur. Literatur und Gesellschaft im hohen Mittelalter, Bd. 2, München 41987, S. 428. Knut Görich untersucht die politische Bedeutung von „Ehre“, insbesondere des honor imperii, vgl. ders., Die Ehre Friedrich Barbarossas. Kommunikation, Konflikt und politisches Handeln im 12. Jahrhundert, Darmstadt 2001.
  • 22. Berry, Introduction, S. xxxii–xxxv.
  • 23. Für das Datum vgl. Françoise Gasparri (Hrsg.), Suger. Œuvres, tome II (Les classiques de l‘histoire de France au Moyen Âge 41), Paris 2001, S. 108f., Nr. 27.
  • 24. Berry, Introduction, S. xvii. So auch: Gilles Constable, The Second Crusade as Seen by Contemporaries, iIn: ders. (Hrsg.), Crusaders and Crusading in the Twelfth Century, Farnham/Burlington 2008, S. 229–300, hier S. 233; Jonathan Phillips, Odo of Deuil’s De profectione Ludovici VII in Orientem as a Source for the Second Crusade, in: Marcus Bull/Norman Housley (Hrsg.), The Experience of Crusading. Volume One: Western Approaches, Cambridge 2003, S. 80–95, hier, S. 95; Ders., Second Crusade, S. 185f.
  • 25. Marcus Bull, Eyewitness and Crusade Narrative. Perception and Narration in Accounts of the Second, Third and Fourth Crusades, Woodbridge 2018, S. 167f.
  • 26. Böswald, Studien, S. 65f.; Martin Gosman, Odon de Deuil. Chroniqueur et „metteur en scène“, in: Danielle Buschinger (Hrsg.), Histoire et litterature au Moyen Age. Actes du colloque du Centre d’Etudes Médiévales de l’Université de Picardie (Amiens 20–24 mars 1985), Göppingen 1991, S. 117–128, bes. S. 120.
  • 27. Mayr-Harting, Odo, S. 227. So auch: Marcus Bull, The Capetian Monarchy and the Early Crusade Movement. Hugh of Vermandois and Louis VII, in: Nottingham Medieval Studies 40 (1996), S. 25–46, hier S. 44.
  • 28. Vgl. u.a. Beate Schuster, Der demütige König und die hochmütigen Kaiser. Das moralische Herrschaftsmodell Odos von Deuil, in: Peter Aufgebauer/Christine van den Heuvel (Hrsg.), Herrschaftspraxis und soziale Ordnungen im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Ernst Schubert zum Gedenken, Hannover 2006, S. 51–64, bes. S. 62.
  • 29. Mayr-Harting, Odo, S. 231–237. Vgl. Timothy Reuter, The „Non-Crusade“ of 1149–50, in: Jonathan Phillips/Martin Hoch (Hrsg.), The Second Crusade. Scope and Consequences, Manchester/New York 2001, S. 150–163.
  • 30. Berry, Introduction, S. xxiii; Böswald, Studien, S. 31f.; Bernhard Kugler, Studien zur Geschichte des Zweiten Kreuzzuges, Stuttgart 1866, S. 12; Phillips, Second Crusade, S. 185, weist auf die Unentschiedenheit der Frage hin.
  • 31. Vgl. Berry, Introduction, S. xviii–xx; Böswald, Studien, S. 39; Bull, Eyewitness, S. 156–192; Ders., Monarchy, S. 43f.; Kugler, Studien, S. 11; Mayr-Harting, Odo, S. 227; James Naus, Negotiating Kingship in France at the Time of the Early Crusades. Suger and the Gesta Ludovici Grossi, in: French Historical Studies 36 (2013), S. 525–541.
  • 32. Ich beabsichtige, diesen Punkt in der Zukunft weiter auszuführen. Vgl. bis dahin meine unveröffentlichte Bachelorarbeit: Michael Kister, Umgehen mit einem gescheiterten Kreuzzug. Zur Darstellungsabsicht Odos von Deuil, unveröffentlichte Bachelorarbeit, München: Ludwig-Maximilians-Universität 2019, S. 16–19.
  • 33. Berry, Introduction, S. xiv.
  • 34. Phillips, Odo, S. 81. Für das Priorat von La-Aude-Chapelle, einer 1059/1060 gegründeten Dependance des Klosters Saint-Denis bei Montluçon, richtet sich Phillips wahrscheinlich nach Émile Chénon, Prieuré de la Chapelle-Aude, Paris 1915, Erwähnung Odos als Prior, S. 183.
  • 35. Odo, De profectione, S. 5.
  • 36. Ebd., S. 3. Vgl. Böswald, Studien, S. 30; Kugler, Studien, S. 11; Éric Bournazel, Le Gouvernement capétien au XIIe siècle 1108–1180. Structures sociales et mutations institutionnelles, Paris 1975, S. 145.
  • 37. Mayr-Harting, Odo, S. 227; Naus, Kingship, S. 93; Phillips, Odo, S. 82.
  • 38. Léopold Delisle, Recueil des historiens des Gaules et de la France. Tome quinzième, Paris 1878, S. 488, Nr. 13. Vgl. Böswald, Studien, S. 31.
  • 39. Berry, Introduction, S. xv.
  • 40. Vgl. André Wilmart (Hrsg.), Le Dialogue apologetique du moine Guillaume, biographe de Suger, in: Revue Mabillon 32 (1942), S. 80–118, hier S. 108f.; Caron Ann Cioffi, The Epistolary Style of Odo of Deuil in His „De profectione Ludovici VII in orientem“, in: Mittellateinisches Jahrbuch 23 (1988), S. 76–81, hier S. 77; Mayr-Harting, Odo, S. 231, 233.
  • 41. Joachim Ehlers, Machtfragen. Aspekte der historiographischen Literatur im lateinischen Europa des Hochmittelalters, in: Norbert Kersken/Grischa Vercamer (Hrsg.), Macht und Spiegel der Macht. Herrschaft in Europa im 12. und 13. Jahrhundert vor dem Hintergrund der Chronistik, Wiesbaden 2013, S. 23–40, hier S. 29f.
  • 42. Ehlers, Machtfragen, S. 30; Gabrielle M. Spiegel, The Cult of Saint Denis and Capetian Kingship, in: Journal of Medieval History 1 (1975), S. 43–69, hier S. 61.
  • 43. Julian Führer, Französisches Königreich und französisches Königtum in der Wahrnehmung der zeitgenössischen Historiographie. Suger von Saint-Denis und Guillaume de Nangis, in: Norbert Kersken/Grischa Vercamer (Hrsg.), Macht und Spiegel der Macht. Herrschaft in Europa im 12. und 13. Jahrhundert vor dem Hintergrund der Chronistik, Wiesbaden 2013, S. 199–218, hier S. 216; Spiegel, Cult, S. 61f., 64.
  • 44. Ehlers, Machtfragen, S. 29; Führer, Königreich, S. 200; Naus, Kingship, S. 531.
  • 45. Ähnlich schon: Berry, Introduction, S. xxix; Böswald, Studien, S. 58f., 68, 82f.; Phillips, Odo, S. 82.
  • 46. Cioffi, Epistolary, S. 80f.; Odo, De profectione, S. 2–5.
  • 47. Clauss, Kriegsniederlagen, S. 144.
  • 48. Odo, De profectione, S. 32.
  • 49. Vgl. Kister, Umgehen, S. 42–54, wo zusätzlich die Schuldzuschreibung an bestimmte Akteure innerhalb des französischen Heeres und widrige Umweltverhältnisse thematisiert werden.
  • 50. Clauss, Kriegsniederlagen, S. 225–228.
  • 51. Ebd., S. 224–230.
  • 52. Ebd., S. 41f.
  • 53. Ebd., S. 264.
  • 54. Führer, Königreich, S. 216.
  • 55. Odo, De profectione, S. 115–117.
  • 56. Warum hier die Griechen erwähnt werden, behandelt Kapitel 4.2.2.
  • 57. Odo, De profectione, S. 117–119.
  • 58. Clauss, Kriegsniederlagen, S. 171, 264.
  • 59. Odo, De profectione, S. 118.
  • 60. Vgl. Clauss, Kriegsniederlagen, S. 104f.
  • 61. Vgl. ebd., S. 98.
  • 62. Vgl. ebd., S. 269; Odo, De profectione, S. 119.
  • 63. Odo, De profectione, S. 118.
  • 64. Ebd., S. 119–121.
  • 65. Ebd., S. 111.
  • 66. Vgl. Clauss, Kriegsniederlagen, S. 232, der Siege hervorhebt, die in der Historiografie als Bewältigung vorangegangener Niederlagen beschrieben werden.
  • 67. Odo, De profectione, S. 133–135.
  • 68. Ebd., S. 108, 111.
  • 69. Vgl. Clauss, Kriegsniederlagen, S. 157.
  • 70. Ebd., S. 187–200.
  • 71. Ebd., S. 206f., 225.
  • 72. Siberry, Criticism, S. 77.
  • 73. Vgl. Hans Hubert Anton, Fürstenspiegel und Herrscherethos in der Karolingerzeit, Bonn 1968, S. 401f.
  • 74. Odo, De profectione, S. 3–5.
  • 75. Gosman, Odon, S. 120, betrachtet diese Passage als Beleg für die Absicht, Ludwig als Heiligen inszenieren zu wollen. Vgl. auch Böswald, Studien, S. 71.
  • 76. Odo, De profectione, S. 6.
  • 77. Ebd., S. 17. Vgl. Gerd Althoff, Humiliatio – exaltatio. Theorie und Praxis eines herrscherlichen Handlungsmusters, in: Jan-Dirk Müller (Hrsg.), Text und Kontext. Fallstudien und theoretische Begründungen einer kulturwissenschaftlich angeleiteten Mediävistik, München 2007, S. 39–52, hier S. 39, 42.
  • 78. Odo, De profectione, S. 19.
  • 79. Ebd., S. 109. Vgl. Clauss, Kriegsniederlagen, S. 190f., 211.
  • 80. Odo, De profectione, S. 129.
  • 81. Ebd., S. 67–69. Weitere Beispiele für Frömmigkeit: Ebd., S. 47, 83.
  • 82. Clauss, Kriegsniederlagen, S. 195; Rachel Stone, Kings are Different. Carolingian Mirrors for Princes and Lay Morality, in: Frédérique Lachaud/Lydwine Scordia (Hrsg.), Le Prince au mirroir de la littérature politique de l‘Antiquité aux Lumières, Mont-Saint-Aignan 2007, S. 69–86, hier S. 76.
  • 83. Odo, De profectione, S. 99–101.
  • 84. Ebd., S. 113.
  • 85. Beth C. Spacey, The Celestial Knight. Evoking the First Crusade in Odo of Deuil’s De profectione Ludovici VII in Orientem and in the Anonymous Historia de Expeditione Friderici Imperatoris, in: Essays in Medieval Studies 31 (2015), S. 65–82, hier S. 67, 69–72.
  • 86. Vgl. Spacey, Celestial, S. 70f. Weitere Beispiele für göttliches Eingreifen: Odo, De profectione, S. 23, 31, 45.
  • 87. Graboïs, Louis VII., S. 12f.
  • 88. Iustitia: Odo, De profectione, S. 21, 35–39, 75; misericordia: Ebd., S. 45, 67, 125, 132, 133.
  • 89. Ebd., S. 143.
  • 90. Vgl. Bull, Eyewitness, S. 168f.; Mayr-Harting, Odo, S. 229f.; Phillips, Odo, S. 87f.
  • 91. Berry, Introduction, S. xxi; Böswald, Studien, S. 113; Bull, Eyewitness, S. 170; Constable, Contemporaries, S. 233; Gosman, Odon, S. 126; Graboïs, Louis VII, S. 13; Kugler, Studien, S. 13; Mayr-Harting, Odo, S. 234; Phillips, Odo, S. 85.
  • 92. Vgl. zum Gegenbildcharakter: Böswald, Studien, S. 118f.
  • 93. Odo, De profectione, S. 11.
  • 94. Stefan Fischer, Buch des Lebens, in: Das Wissenschaftliche Bibellexikon im Internet, 2014, https://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/buch-des-lebens/ch/6d6cdb9be545ef55dd27c3f96f2edec9/, (letzter Zugriff: 07.10.2022).
  • 95. Odo, De profectione, S. 76, 82, 90.
  • 96. Zur Gleichsetzung: Gosman, Odon, S. 126. Vorwürfe des Verrats: Odo, De profectione, S. 13, 15, 41, 53–55, 57, 61, 87, 91, 99.
  • 97. Clauss, Kriegsniederlagen, S. 153.
  • 98. Odo, De profectione, S. 11.
  • 99. Ebd., S. 13–15.
  • 100. Ebd., S. 67. Vgl. auch S. 27, 37.
  • 101. Vgl. Führer, Königreich, S. 211.
  • 102. Odo, De profectione, S. 25–29.
  • 103. Ebd., S. 41.
  • 104. Malte Prietzel, Kriegführung im Mittelalter. Handlungen, Erinnerungen, Bedeutungen (Krieg in der Geschichte 32), Paderborn 2006, S. 109f.
  • 105. Michael Jucker, Alles für den König? Erste Überlegungen zu königlichem Beutebesitz und ökonomischer Güterverteilung vom Früh- zum Spätmittelalter, in: Martin Clauss/Andrea Stieldorf/Tobias Weller (Hrsg.), Der König als Krieger. Zum Verhältnis von Königtum und Krieg im Mittelalter (Bamberger interdisziplinäre Mittelalterstudien. Vorträge und Vorlesungen 5), Bamberg 2015, S. 65–87, hier S. 71–73.
  • 106. Vgl. Siberry, Criticism, S. 69, 76.
  • 107. Vgl. Odo, De profectione S. 41–45.
  • 108. Vgl. ebd., S. 51–53, 75, 107, 113–115, 129, 133–135.
  • 109. Ebd., S. 143.
  • 110. Ebd., S. 105.
  • 111. Ebd., S. 75–77, 81–83.
  • 112. Ebd., S. 125, 127–131, 133.
  • 113. Ebd., S. 135.
  • 114. Vgl. ebd., S. 119, 125.
  • 115. Vgl. ebd., S. 111, 117, 119, 139.
  • 116. Vgl. Clauss, Kriegsniederlagen, S. 154.
  • 117. Odo, De profectione, S. 41–43.
  • 118. Ebd., S. 53–55.
  • 119. Ebd., S. 83, 91–93, 109.
  • 120. Ebd., S. 111–117, 127.
  • 121. Ebd., S. 135, 139.
  • 122. Vgl. Clauss, Kriegsniederlagen, S. 170.
  • 123. Odo, De profectione, S. 57, 81, 133.
  • 124. Ebd., S. 55–57.
  • 125. Ebd., S. 76, 82.
  • 126. Clauss, Kriegsniederlagen, S. 204f.
  • 127. Odo, De profectione, S. 99.
  • 128. Ebd., S. 137.
  • 129. Ebd., S. 141–143.
Epochen: 
Perspektiven: