Diskussion über Isabel Hulls Verwendung des Traumabegriffs in Bezug auf den Franktireurkrieg 1870/71
Von:
Nicolas Stojek
Der Franktireurkrieg 1870/71 gilt als Ausgangspunkt einer extremistischen Deutschen Militärkultur. Allerdings stützt sich diese These auf ein unzureichendes Traumatheorem, welches mangelnde historische Evidenz überdeckt.
Kriege sind zerstörerisch und verletzend – physisch und psychisch. Den psychischen Versehrungen von Kriegsteilnehmern verschiedener Länder im Zeitalter der Weltkriege widmen sich die sechs Beiträge des Themenschwerpunktes, die in loser Folge in den kommenden Wochen veröffentlicht werden. Sie gewähren Einblick in die neueste, breit gefächerte Forschung zum Thema und zeigen, dass das Erscheinungsbild, die Diagnose und die Anerkennung psychischer Kriegsleiden keineswegs auf universellen Standards beruhten, sondern zutiefst historisch waren – nämlich das Ergebnis eines nach Zeit und Ort unterschiedlich verlaufenden, konflikthaften Aushandlungsprozesses, der sich bis in unsere Gegenwart fortsetzt.