Die Bauaufgabe Soldatenfriedhof - Kriegsgräberstätte zwischen 1914 und 1989

Ein zweiteiliges Kolloquium
Datum: 
Mittwoch, 19. Februar 2014 bis Donnerstag, 20. Februar 2014
Ort: 
Berlin / München

Forschungen zu Soldatenfriedhöfen und Kriegsgräberstätten gehören trotz einiger Vorarbeiten - beispielsweise von Meinhold Lurz, Monika Kuberek, Joachim Wolschke-Bulmahn und Christian Fuhrmeister - nach wie vor zu den Desideraten der Kunst- und Architekturgeschichte. Gerade im Hinblick auf den nahezu ein Jahrhundert zurückliegenden Ersten Weltkrieg und das 100-jährige Bestehen des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. im Jahr 2019 erscheint eine kritische Betrachtung des Wissensstandes unerlässlich.

Zunächst gilt es, den Forschungsstand zu bilanzieren. Zweitens sollen - ebenso ausgehend von einer Analyse der Memorialarchitektur selbst wie der überlieferten visuellen und schriftlichen Quellen - Perspektiven für unterschiedliche methodische Zugänge diskutiert werden. Im Zentrum steht die Frage, welchen Beitrag eine genuin objekt- und quellenbezogene Untersuchung von Soldatengräbern, Sammelfriedhöfen und Kriegsgräberstätten des Ersten und Zweiten Weltkriegs für eine Geschichte des Kriegstodes im 20. Jahrhundert liefern kann.

Zugleich sind vielfältige interdisziplinäre Anknüpfungspunkte gegeben, da dieser Gegenstandsbereich neben der Kunst- und Architekturgeschichte unter anderem auch von der Gartengeschichte, der Landschafts- und Freiraumplanung, der Volkskunde und der empirischen Kulturwissenschaft sowie der Militär- und Zeitgeschichte bearbeitet wurde und wird. Fallweise wird zudem eine dezidiert komparatistische Untersuchungsperspektive einzunehmen sein, um die Besonderheiten des halbstaatlichen deutschen Totengedenkens im Vergleich zur Kommemorialarchitektur anderer Staaten zu profilieren. Schließlich ist gerade angesichts der aktuellen Tendenzen einer zunehmend virtuellen Erinnerungskultur die Nutzungs- und Rezeptionsgeschichte dieser notwendig 'unbequemen' Anlagen - zwischen politischem Totenkult, ewigem Ruherecht, Baudenkmal, nationalem Kulturerbe und internationalem Lernort - zu diskutieren.

Der erste Teil des Kolloquiums wird am 19. und 20. Februar 2014 vom Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin, der zweite Teil am 11. und 12. September 2014 vom Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München ausgerichtet.

Die Veranstalter danken dem Ulmer Verein - Verband für Kunst- und Kulturwissenschaften e.V. für einen Zuschuss zu den Kosten des zweiteiligen Kolloquiums.

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Programm:

Kolloquium 1

Ort:  Humboldt-Universität zu Berlin, Senatssaal, Unter den Linden 6, 10099 Berlin

Mittwoch, 19 Februar 2014

14.00  Begrüßung / Grußwort

Peter A. Frensch, Vizepräsident für Forschung der HU Berlin

Markus Meckel, Außenminister a.D., Pfarrer i.W., Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge (Berlin)

14.30  Einführung

Kai Kappel (Berlin) und Christian Fuhrmeister (München)

14.45  Sektion 1:  Quellen und Strukturen

Kurzporträts von drei Quellenbeständen:

Peter Päßler, Archiv des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge (Kassel)

Herbert Karbach, Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes (Berlin)

Nina Janz, Abteilung Militärarchiv des Bundesarchivs (Freiburg/Br.)

Jakob Böttcher (Halle und Berlin):  Rahmenbedingungen für den Bau deutscher Kriegsgräberstätten nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg

Marta Garcia Carbonero (Madrid):  Landscape Gardening and War Memorials during and after WW I

16.30  Kaffeepause

17.15  Sektion 2:  Belgien

Jan Vancoillie (Wevelgem/Belgien):  Vom Feldgrab zum Kameradengrab. Die deutschen Soldatenfriedhöfe des 1. Weltkriegs in Flandern

Karen Shelby (New York):  Belgian or Flemish - National Identity in the World War I Belgian Military Cemeteries

18.15  Pause mit kleinem Imbiss

19.00  Sektion 3:  Gedenkkulturen und Spannungsfelder

Rainer Knauf (Illingen-Hüttigweiler):  Soldatentod und individuelles Gedenken. Formen der militärischen Friedhofs- und Grabmalgestaltung am Beispiel des Ehrenfriedhofs des Ersten Weltkriegs auf dem Saarbrücker Hauptfriedhof

Ulrich Knufinke (Braunschweig):  "Ihren für das Vaterland dahingegangenen Söhnen die dankbare Israelitische Religionsgemeinde". Ehrenmale und Friedhöfe für jüdische Gefallene des Ersten Weltkriegs

Anett Ladegast (Berlin):  Dreiländereck. Die Soldatenfriedhöfe auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf (Berlin/Brandenburg) als Orte der Begegnung

Mischa Gabowitsch (Potsdam):  Der föderale militärische Gedenkfriedhof bei Moskau

21.00  Ende des ersten Tages

Donnerstag, 20 Februar 2014

09.00  Sektion 4:  Kriegsgräberstätten und Soldatenfriedhöfe des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.

Christian Fuhrmeister (München):  Robert Tischler, Chefarchitekt 1926-1959: Ein Desiderat

Korbinian Böck (Münster):  Das Freikorpsehrenmal auf dem Annaberg/Oberschlesien

Reiner Sörries (Kassel):  Werner Lindner: Heimatschutz, Kriegsgräberfürsorge, Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal

Kai Kappel (Berlin): Strategische Memorialarchitektur für die Bundesrepublik? El Alamein und Tobruk

11:00  Kaffeepause

11.30  Sektion 5: Inklusion - Exklusion (Teil 1)

Nina Janz (Freiburg/Br.):  Die Kriegsgräberfürsorge der Wehrmacht im zweiten Weltkrieg (Beispiel Parkkina)

Jens Nagel (Zeithain/Sachsen):  Gefangen - gestorben - begraben. Sowjetische Kriegsgefangene in der deutschen Erinnerungskultur

Marco Dräger (Göttingen):  Opfer der Wehrmachtsjustiz auf Soldatenfriedhöfen

13.00  Nachwort

Ralf Eckert (Stadtallendorf):  Beobachtungen zum deutschen Totengedenken in Afghanistan

13.30  Arbeitsessen der ReferentInnen beider Kolloquien

15.00  Ende zweiter Tag

Kolloquium  2

Ort:  Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Katharina-von-Bora-Straße 10, 80333 München

Donnerstag, 11 September 2014

14.00  Begrüßung / Grußwort

Wolf Tegethoff, Direktor des Zentralinstituts für Kunstgeschichte München

Rolf Wernstedt, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge (Hannover)

Christian Fuhrmeister (München) / Kai Kappel (Berlin):  Rückblick auf den ersten Teil des Kolloquiums sowie Einführung

14.30  Sektion 6:  Italien (Teil 1)

Klaus Tragbar (Innsbruck):  Die Inszenierung der Toten. Italienische Kriegsgräberstätten im Alpenraum als Mittel faschistischer Propaganda

Daniele Pisani (Venezia):  I sacrari della Grande Guerra nell'Italia fascista

Hannah Malone (Cambridge):  Fascist Italy's Ossuaries of the Great War: Objects or Symbols?

16.00  Kaffeepause

16.45  Sektion 6: Italien (Teil 2)

Birgit Urmson (Berkeley):  Resting in Foreign Soil - US and German WWII Military Cemeteries in Italy: A Study In Contrasts

Anne Schmedding (Berlin):  Die Moderne als Tradition. Dieter Oesterlen (1911-1994): Soldatenfriedhof Futa-Paß

17.45  Pause mit kleinem Imbiss

18.30  Sektion 7:  Die religiöse Dimension

Jörg Schilling (Hamburg):  Kriegerehrenzeichen für das Gemeindeempfinden. Die Beratungstätigkeit des Vereins für Christliche Kunst - evangelische Grab- und Gedenkkultur in Württemberg nach dem 1. Weltkrieg

Wolfgang Voigt (Frankfurt/Main):  Josef Klarwein: Bad Berka 1931, Mount Herzl 1948

Shimrit Shriki (Au i. d. Hallertau und Jerusalem):  Was Jesus in the Wehrmacht? National-Religious Commemoration in the Klagenfurt Kalvarienberg

20.00  Umtrunk

Freitag, 12. September 2014

09.00  Sektion 8:  Gedenkorte und -praxen im internationalen Vergleich (Teil 1)

Claudia Niederl-Garber (Graz und Wien):  Totenkult als Staatsideologie. Der Brüderfriedhof in Riga (1924?1936)

Neelima Jeychandran (Los Angeles):  India Gate: A Palimpsest War Memorial

Kate C. Lemay (Montgomery/Alabama):  German and American Material Culture and Constructions of Mourning in France

10.30  Kaffeepause

11.15  Sektion 8:  Gedenkorte und -praxen im internationalen Vergleich (Teil 2)

Rasmus Kjærboe (Aarhus):  Heroes Between Materiality and Myth. The Memorial Grove for the Danish Resistance

Aleksandar Ignjatovic (Belgrad):  Modern Archaism as Trans-Historical Unity: Yugoslav War Memorials of the 1960-1970s

Janes-Laslo Stadler (München):  Die Partisanennekropole in Mostar

Ingrid Scheurmann (Berlin und Dortmund):  Kriegsgräberstätten in Belgien und Frankreich - Gedenkstätten, Erinnerungsorte oder Weltkulturerbe?

13.15  Mittagspause

14.15  Sektion 9:  Inklusion - Exklusion (Teil 2)

Lars Thiele (Dresden):  Sowjetische Kriegsgefangene auf Friedhöfen in Bayern

Ann Katrin Düben (Leipzig):  Kriegsgräberstätten als Schauplätze regionaler und überregionaler Erinnerungskonflikte: die 'Kriegsgräberstätten' im Emsland

Jörg Skriebeleit (Flossenbürg):  Das Memorialkonzept des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge und die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg [Arbeitstitel]

15.45  Christian Fuhrmeister, Kai Kappel:  Zusammenfassung

16.00  Ende des Kolloquiums

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Kontakt:

Christian Fuhrmeister

Zentralinstitut für Kunstgeschichte

Katharina-von-Bora-Str. 10

80333 München

089 289 27 557

089 289 27 607

c.fuhrmeister@zikg.eu

http://www.kunstgeschichte.hu-berlin.de/2013/11/kolloquium-bauaufgabe-so...