Intellektuelle und der Große Krieg

Datum: 
Mittwoch, 17. Dezember 2014 bis Freitag, 19. Dezember 2014
Ort: 
Gent
Deadline: 
Samstag, 1. Februar 2014

Der Fokus dieses international postierten akademischen Treffens liegt auf der Rolle des Intellektuellen im Ersten Weltkrieg (EWK). Das Ziel besteht in der Erforschung von Strategien, die Intellektuelle, welche in den verschiedensten Bereichen und Kontexten tätig waren, entwickelten, um die Spannung, die Erschütterung und die Folgen des Großen Krieges zu verarbeiten. Insofern möchten wir besonders jene Konferenzbeiträge motivieren, welche die Position der Universitäten während des EWKs berücksichtigen; die Arten und Weisen, auf welche Akademiker/innen und die 'monde international des esprits' mit den Problemen von Handlung und Verpflichtung umgingen und welche Auswirkungen die physischen Aspekte des Krieges auf Gelehrte hatten.

Der Großteil der bisher publizierten Studien über den EWK widmen der Rolle des Intellektuellen nur geringe Aufmerksamkeit. Die Verhandlungen dieser Thematik haben das Niveau transnationaler, multidisziplinärer Debatten bloß selten erreicht. Durch die Zusammenarbeit von Wissenschaftler/innen mit unterschiedlichen akademischen sowie nationalen Hintergründen intendiert diese Genter Konferenz, den zahlreichen Gesichtern des Intellektuellen während des EWKs gerecht zu werden, und möchte zurückverfolgen, was die heutige Forschungswelt ihnen zu verdanken hat. Dabei sollen die Praktiken und Narrative der Intellektuellen aus der Entente und Zentraleuropa ebenso adressiert werden wie jene der Patrioten und Kollaborateure in den besetzten Gebieten.

Im Folgenden werden vier Schauplätze intellektueller Tätigkeiten vorgeschlagen, um zu einer Diskussion anzuregen:

Wissenschaft

Der Fokus dieser Sektion soll auf der Positionierung der akademischen und wissenschaftlichen Welt während des EWKs im Allgemeinen liegen. Wir begrüßen auch Beiträge, welche der Frage nachgehen, was es damals bedeutete, Akademiker/in - sowohl in intellektueller wie praktischer Hinsicht - zu sein. Wir sind ebenso an der Legitimation wissenschaftlicher und technologischer Fortschritte im Dienste des Krieges interessiert. Schließlich laden wir auch Beiträge ein, die versuchen, die Konsequenzen des EWKs und der Russischen Revolution auf den transnationalen Umlauf von Ideen und Kulturgütern im Sinne von Kontinuität und Diskontinuität besser zu verstehen. Wir fördern Vorschläge, welche die individuellen Lebensgeschichten von Wissenschaftler/innen, Ingenieur/innen, Sozial- und Humanwissenschaftler/innen behandeln, insofern sie eine Erweiterung der Perspektive darstellen.

Literatur

In dieser Sektion möchten wir die Folgen des EWKs auf die Literatur des 20. Jahrhunderts sowie auf die Gegenwartsliteratur erforschen. Mögliche Themen sind: der EWK als Periode literarischer Innovation; Produktion und Rezeption patriotischer und nicht-pazifistischer Texte; das Bild von Kriegsdichtern als "verlorene Jugend"; Generationenkonflikte während der Zeit des Krieges; Produktion nationalistischer Literatur vor, während und nach dem Krieg; die Entscheidung von Schriftstellern entweder die Reihen am Schlachtfeld zu verstärken oder von der Seitenlinie zu kommentieren; das Ideal des Heroismus; die Beschäftigung von Frauen in Fabriken und in anderen männlichen Domänen; die Entstehung neuer sozialer Normen von Männlichkeit und Weiblichkeit; Kriegslyrik von weiblichen Autoren und deren Aufnahme in bzw. Ausschließung aus Anthologien bis nach 1980; die Natur und das Land als Szene für Krieg und Frieden; die Repräsentation von Trauma während des Krieges und danach.

Philosophie

Vortragsvorschläge, die die Beziehung eines Philosophen mit dem EWK und deren Rezeption unter Philosophen behandeln, sind besonders willkommen. Andere Themen könnten auch die Rolle des Krieges im Denken und Leben von bestimmten Philosophen (z.B. Wittgenstein, Otto Neurath, Carnap, Bergson, Russell, Reinach, Eucken) einschließen. Wir sind insbesondere an Vorträgen interessiert, welche die Rolle des Krieges im Aufstieg (und Fall) philosophischer Bewegungen (u.a. analytische Philosophie, Phänomenologie, Lebensphilosophie, Positivismus) und ihren breiteren Beziehung zu intellektuellen und politischen Bewegungen analysieren. Wir nehmen auch Beiträge entgegen, welche die Philosophie und die Moralität von Krieg behandeln und welche die Art und Weise thematisieren, wie aktuelle Ethikdebatten einen Bezug zu den Jahren 1914 bis 1918 - Waffengebrauch, Geschichtsphilosophie, soziale Verantwortlichkeit von Intellektuellen - herstellen.

Künstler und Architekten

Vorschläge, die folgende Themen behandeln, begrüßen wir sehr: der Große Krieg als künstlerisches Motiv; der Krieg als Katalysator für die Entwicklung neuer künstlerischer Strömungen sowie für den Aufstieg einer neuen Technik des künstlerischen Kopierens im Zuge industrieller Modernität; die Verwendung visueller Medien während des Kriegsgeschehens; die Beziehung zwischen Kunst und neuen kriegsbezogenen visuellen Tätigkeiten (wie Luftbildphotographie oder Tarnungstechniken); industrielle Kriegsführung als nihilistisches "Gesamtkunstwerk" in Beziehung zu Strömungen der Avantgarde wie etwa Futurismus und Dadaismus; die Etablierung neuer internationaler Kontakte und Koalitionsbildungen zwischen Künstler/innen innerhalb pazifistischer Exilkreise; architekturale Konferenzen und Bildung von Architekten im Ausland; Rückkehr von Exilant/innen in die Heimat; Konfrontation zwischen lokalen und internationalen Ideen über den Wiederaufbau des Landes; et cetera.

Vorschläge für 20-minütige Vorträge in Form eines einseitigen Abstracts, zusammen mit einem kurzen Lebenslauf bitte via Email an: intellectualsandthegreatwar@gmail.com Im Falle, dass "complete panels" eingerichtet werden sollen, bitten wir um Abstracts und Lebensläufe von jedem Panelmitglied, einschließlich des Panelvorsitzenden (falls unterschiedlich).

Wir akzeptieren Abstracts auf Englisch, Französisch, Deutsch und Niederländisch.

Die Konferenz findet im Kultur- und Kongresszentrum der Universität Gent Het Pand, Onderbergen 1, 9000 Gent, Belgien statt. 

Keynote speakers: Christophe Prochasson und Anne Rasmussen (EHESS),  Santanu Das (London University), Roy MacLeod (Professor Emeritus für (moderne) Geschichte an der Sydney University),  Annette Becker (l'Université Paris Ouest Nanterre La Défense und Senior-Mitglied des Institut universitaire de France, Sophie De Schaepdrijver (Pennsylvania State University).

Eine öffentliche Abendvorlesung und Debatte mit zeitgenössischen Intellektuellen, Forschern, Schriftstellern und Künstlern aus aktuellen Kriegsregionen wird organisiert.

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Kontakt:

Antoon Vrints

History Department, Ghent University

University Forum (Ufo)

Sint-Pietersnieuwstraat 35

BE-9000 Gent

(t) 32486062356

(f) 09 33 10299

antoon.vrints@ugent.be