Bayern und der Erste Weltkrieg

Datum: 
Donnerstag, 21. November 2013 bis Samstag, 23. November 2013
Ort: 
Ingolstadt

Für die Geschichte des modernen Bayern bedeutet der Erste Weltkrieg eine tiefgreifende Zäsur. Das betraf die Stellung Bayerns im deutschen Nationalstaat, die Grundpfeiler der politischen Ordnung und die wirtschaftliche wie soziale Lage an der "Heimatfront". Zugleich dienten hundertausende von Bayern als Soldaten.

Während die Akten zum preußischen Militär gegen Ende des Zweiten Weltkriegs zum größten Teil einem Luftangriff zum Opfer fielen, blieben die Bestände des bayerischen Kriegsministeriums und der bayerischen Armee erhalten. Besser als anderswo in Deutschland lässt sich deshalb am Beispiel Bayerns die Erfahrung des modernen Krieges untersuchen. Als Kampf- und Besatzungstruppen auf den Kriegsschauplätzen in Europa und dem Nahen Osten wurden die bayerischen Soldaten und Offiziere mit den unterschiedlichsten Facetten des Krieges konfrontiert. Das Verhältnis zur Zivilbevölkerung an der Front, in der Etappe, im Okkupationsgebiet oder in den Heimatgarnisonen stellt dabei für die neuere Militärgeschichtsschreibung einen besonders wichtigen Gegenstand dar, nicht zuletzt im Hinblick auf die Frage nach der Totalisierung des Krieges.

Der Erste Weltkrieg hat sich tief in das kollektive Gedächtnis Europas eingebrannt. Die Erfahrung des Großen Krieges, dessen Ausmaß an Zerstörung und dessen Opferzahlen alle Annahmen übertrafen, erschütterte das Vertrauen in althergebrachte Ordnungen und gab politischer Radikalisierung Raum. Der Krieg prägte nicht nur Europa, sondern entfaltete seine Wirkung weltumspannend. Die globale Perspektive und die europäische Dimension des Ersten Weltkriegs werden längst auch in der Forschung intensiv gewürdigt und erweitern den nationalen Blickwinkel, der lange Zeit die Sicht von Wissenschaft und Öffentlichkeit bestimmte. Fallstudien zur lokalen oder regionalen Kriegswirklichkeit ergänzen und befruchten diese Untersuchungen. Für das Deutsche Reich mit seiner föderalen Struktur ist es allerdings auffallend, dass es bislang an systematischen Analysen des Ersten Weltkriegs fehlt, in denen ein Einzelstaat in den Mittelpunkt gerückt wird. Durch den Fokus auf Bayern will die Tagung diese Dimension der Geschichte Deutschlands im Ersten Weltkrieg sichtbar machen und gerade dadurch zur Diskussion um den Stellenwert des Ersten Weltkriegs in der europäischen Erinnerungskultur beitragen.

Wissenschaftliche Koordination: Professor Dr. Günther Kronenbitter (Universität Augsburg) / Dr. Markus Pöhlmann (ZMSBw, Potsdam)

Tagung veranstaltet durch: Bayerisches Armeemuseum, Dr. Ansgar Reiß  /  Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus, Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, Dr. Harald Parigger Monika Franz, Katharina Willimski

Anmeldung erbeten unter:  info@armeemuseum.de oder schriftlich an das Bay. Armeemuseum, Postfach 21 02 55, 85017 Ingolstadt

Tagungsgebühr: 5 €

Veranstaltungsort: Neues Schloss, Paradeplatz 4, 85049 Ingolstadt

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Tagungsprogramm:

Donnerstag, 21. November 2013

14.00  Grußwort (Dr. Ludwig Spaenle, Staatsminister) / Begrüßung (Dr. Ansgar Reiß, Ingolstadt)

14.15  Bayern in der Militärverwaltung des Kaiserreichs (Dr. Dieter Storz, Ingolstadt)

14.35  Bayern und der Kriegsausbruch (Prof. Dr. Günther Kronenbitter, Augsburg)

Diskussion

15.30  Pause

16.00  Die Wittelsbacher im Ersten Weltkrieg (Prof. Dr. Dieter J. Weiß, München)

16.20  Kriegsende und Revolution in Bayern (Dr. Bernhard Grau, München)

16.40  Der Erste Weltkrieg als Zäsur der Geschichte Bayerns (Prof. Dr. Marita Krauss, Augsburg)

Diskussion

19.00  Empfang durch den Oberbürgermeister der Stadt Ingolstadt, Historischer Sitzungssaal, Altes Rathaus

Freitag, 22. November 2013

09.00  Die bayerische 11. Infanteriedivision (Dr. Christian Stachelbeck, Potsdam)

09.20  Bayern als Besatzer – Ukraine (Dr. Peter Lieb, Sandhurst)

Diskussion

10.20  Pause

11.00  Kriegserfahrungen bayerischer Soldaten auf dem Balkan (Dr. Gundula Gahlen, Potsdam)

11.20  Hitler als Soldat im bayerischen Reserve-Infanterie-Regiment 16 (Prof. Dr. Thomas Weber, Aberdeen / Harvard)

Diskussion

12.20  Mittagspause

14.30  Die Stadt als "Volksgemeinschaft" im Kleinen? Die Garnisonsstadt Bamberg im Ersten Weltkrieg (Dr. Ingrid Mayershofer, Tübingen)

14.50  Bayerns Wirtschaft im Krieg (Prof. Dr. Dirk Götschmann, Würzburg)

Diskussion

16.00  Pause

16.20  Thematische Führungen durch das Bayerische Armeemuseum

19.00  Euphorie - Weltkriegstexte gelesen von Ensemblemitgliedern des Stadttheaters Ingolstadt

Samstag, 23. November 2013

09.00  Kriegsgeschichtsschreibung und Erinnerungspolitik (Dr. Markus Pöhlmann, Potsdam)

09.30  Musealisierung des Weltkriegs im internationalen Vergleich (Prof. Dr. Thomas Thiemeyer, Tübingen)

Diskussion

10.00  Podiumsdiskussion: "Museumsreif? – Der Erste Weltkrieg in der heutigen Erinnerungskultur"

Prof. Dr. Hermann Rumschöttel (München)

MR Mag. Dr. Christian Ortner (Wien)

Dr. Alexander Jordan (Rastatt)

Dr. Ansgar Reiß (Ingolstadt)

Moderation: Monika Franz (München)

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Kontakt:

Bayerisches Armeemuseum

Telefon: +49 (0)841 / 9377-0

Fax: +49 (0)841 / 9377-200

Email: info@armeemuseum.de