Jenseits der Lagerromantik - Neue Perspektiven auf den "Japanisch-Deutschen Krieg" als Teil des Ersten Weltkriegs

Datum: 
Freitag, 8. August 2014 bis Sonntag, 10. August 2014
Ort: 
Bochum
Deadline: 
Sonntag, 15. Dezember 2013

Der Japanisch-Deutsche Krieg (Nichidoku senso) ist ein Teilkonflikt des Ersten Weltkriegs, der in Deutschland weitgehend in Vergessenheit geraten ist. Japan, das als Verbündeter Großbritanniens in den Ersten Weltkrieg eintrat, erklärte dem Deutschen Reich im August 1914 den Krieg und eroberte die deutschen Territorien in China (Qingdao) und im Südpazifik. Als Folge der Kriegshandlungen waren auf beiden Seiten zunächst mehrere hundert Tote und Verwundete zu beklagen und es gerieten knapp 5.000 deutsche und österreichisch-ungarische Soldaten in japanische Kriegsgefangenschaft, die bis 1919/20 andauerte, während etwa 100 japanische Staatsbürger in Deutschland interniert wurden.

Der Japanisch-Deutsche Krieg beeinflußte die imperialistische Politik beider Länder auf gravierende Art und Weise. Auf der einen Seite bedeutete dieser Konflikt das Ende des deutschen Imperialismus im Asien-Pazifik-Raum. Auf der anderen Seite bescherte er dem japanischen Empire erhebliche territoriale Zugewinne und stärkte die japanische Position in Ostasien, was einer aggressiven Außenpolitik gegenüber China Vorschub leistete.

Ziel der Tagung ist es, eine Neuinterpretation des Japanisch-Deutschen Kriegs zu erreichen. Konventionelle Geschichtsbilder sollen aufgebrochen werden, um zu einer differenzierteren Darstellung des deutsch-japanischen Verhältnisses zu gelangen, die auch Ambivalenzen und Konflikthaftigkeit in den Blick nimmt und sich als Teil einer globalgeschichtlichen Betrachtung der Weltkriege im 20. Jahrhundert versteht. Dazu wird die Tagung den Japanisch-Deutschen Krieg zum einen aus der Perspektive der deutsch-japanischen Beziehungen beleuchten und zum anderen versuchen, ihn als Teil einer Globalgeschichte des Ersten Weltkriegs zu kontextualisieren. 

Mögliche Themenfelder:

1)  Diskurse / Feindbilder

- mediale Repräsentationen von Deutschland/Deutschen in Japan bzw. von Japan/Japanern in Deutschland während des Kriegs

- Debatten über das jeweils andere Land und die Rolle der Intellektuellen und in diesen wirkende Diskurse

2)  Zwei Imperien und ihre Bürger im (totalen) Krieg

- der Wirtschaftskrieg (Übernahme deutscher Weltmarktanteile durch japanische Unternehmen)

- der Verlust des deutschen Pachtgebiets in China und im Südpazifik an Japan: Konsequenzen für beide Imperien und deren Bürger

- die Behandlung von Zivilisten, die sich im jeweiligen Feindesland aufhielten

- das Verhältnis von Angehörigen der kriegführenden Nationen in neutralen Staaten

3)  Bando im Kontext einer allgemeinen Geschichte der Kriegsgefangenenlager

- die allgemeine Behandlung von Kriegsgefangenen im Ersten Weltkrieg

- Behandlung und Lebenswelt von Kriegsgefangenen in anderen Kriegsgefangenenlagern in Japan (außer Bando)

- die Behandlung von Kriegsgefangenen in japanischen Kriegsgefangenenlagern in vorangehenden Konflikten (Krieg gegen China 1894/95, Krieg gegen Rußland 1904/05)

4)  Der Japanisch-Deutsche Krieg als Teil eines totalen Kriegs?

- Die Erforschung der Gesellschaft des "Feindes" im Krieg: Studien über die Mobilisierung von Gesellschaften

- Krieg jenseits von direkter militärischer Auseinandersetzung: Handelskrieg, Propaganda und Kriegsanleihen

- die logistische Unterstützung der Verbündeten Japans im Krieg gegen Deutschland

- Kultur und Wissenschaft im Japanisch-Deutschen Krieg

5)  Kriegsende und Nachkriegszeit (1920er Jahre)

- Japan und Deutschland während der Pariser Friedenskonferenz

- Nachwirkungen des Kriegs in den deutsch-japanischen Beziehungen zwischen wirtschaftlicher Kooperation und Konkurrenz auf den Weltmärkten

6)  Narrative im Wandel

- Entstehung und Fortschreibung der "Bando-Romantik" (1918 bis in die Gegenwart)

- die Geschichte der Sammlungen zu Bando

- Erinnerungsorte im Wandel I: Zwischen Rassismus und Völkerfreundschaft: der Erste Weltkrieg als Beispiel für Kontinuitäten und Brüche von Nationalstereotypen im 20. Jahrhundert

- Erinnerungsorte im Wandel II: Kriegsdenkmäler und das Gedenken an die Kriegstoten zwischen offiziellem Totenkult und privater Trauer und Anerkennung

- Erinnerungsorte im Wandel III: Qingdao als chinesischer Erinnerungsort

Wir erbitten die Einsendung eines abstracts mit Kurzlebenslauf an die Organisatoren der Tagung.

Organisation: Dr. des. Jan Schmidt (Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Ruhr-Universität Bochum, Fakultät Ostasienwissenschaften, Sektion Geschichte Japans; derzeit Visiting Associate Professor, Universität Kyoto, Research Institute for Humanities)  - Jan.P.Schmidt@rub.de  und Dr. Katja Schmidtpott (Affiliated Researcher, University of Cambridge, Faculty of Asian and Middle Eastern Studies; ab 1. April 2014: Freie Universität Berlin, Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften, Institut für Japanologie) - ks666@cam.ac.uk

Konferenzsprachen: Deutsch, Japanisch.

Tagungsort: Ruhr-Universität Bochum, Fakultät Ostasienwissenschaften, Sektion Geschichte Japans

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Kontakt:

Jan Schmidt

Sektion Geschichte Japans, GB 1/41

Fakultät für Ostasienwissenschaften

Ruhr-Universität Bochum

Universitätsstr. 150

44780 Bochum

Telefon: +49-(0)234-32-26255

Telefax: +49-(0)234-32-14693

Jan.P.Schmidt@rub.de

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Katja Schmidtpott ks666@cam.ac.uk

Homepage http://www.rub.de/gj