Peripherie oder Kontaktzone? Die NATO-Flanken 1961 - 2013
Vor dem Hintergrund der laufenden Krise in Syrien verstärkt die Bundeswehr – mandatiert zunächst bis zum 31. Januar 2014 und gemeinsam mit den US-amerikanischen und niederländischen Streitkräften – in der Türkei die integrierte Luftverteidigung der NATO an der Südgrenze des Bündnisses. Ein Workshop am 24. Oktober 2013 behandelt die oftmals dramatische Geschichte der NATO-Flanken im Kalten Krieg und in der Zeit nach 1990.
Bereits zu Zeiten der Blockkonfrontation bildeten die südlichen und nördlichen Randregionen des Bündnisses neuralgische Punkte, da dort angesichts sehr begrenzter Kräfte der Allianz besonders mit Provokationen oder gar Angriffen des Warschauer Paktes gerechnet werden musste. Konflikte innerhalb der NATO - hier insbesondere zwischen Griechenland und der Türkei – erschwerten die Lage. Auch nach dem Ende des Ost-West-Gegensatzes und der Auflösung der Sowjetunion 1991 behielten die NATO-Flanken ihre sicherheitspolitische Brisanz. Hierzu trug die Entwicklung im Mittleren Osten ebenso bei wie die Konflikte um Syrien oder den Irak. Die jüngste Krise im EU-Staat Griechenland lenkte erneut die Aufmerksamkeit auf die südlichen Randgebiete des Bündnisses. Im Norden erscheint die Lage auf den ersten Blick deutlich stabiler, indes besteht auch hier Problempotenzial, so z.B. was das Verhältnis zu Russland und die Frage der Rohstoffe in der Arktis angeht.
Der Workshop legt den Schwerpunkt auf die Zeit zwischen 1960 und 1989, soll aber ausdrücklich auch Entwicklungen nach 1990 analysieren. Die Veranstaltung richtet sich an Historiker und Politologen ebenso wie an ausgewiesene Praktiker, d.h. etwa Soldaten. Interessierte Laien sind herzlich willkommen.
Veranstaltungsort: Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw), Zeppelinstraße 127/128, 14471 Potsdam
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Programm:
08:00 Begrüßung und Einführung - Bernd Lemke (Potsdam)
Sektion 1 Die NATO-Flanken im Kalten Krieg – Brennpunkte oder Nebenschauplätze?
08:10 Einleitung - Dieter Krüger (Potsdam)
08:20 Die Politik des "Nordic Balance" und die Realitäten der Nordflanke - Agilolf Kesselring (Helsinki)
08:50 Die Türkei: Vom Flankenpartner zum "Frontstaat"? - Hüseyin Bagci (Ankara)
09:20 Der griechisch-türkische Konflikt und seine Folgen für die Abschreckung und den politischen Zusammenhalt der NATO - Stefan Brenner (Potsdam)
09:40 Kaffeepause
10:00 Diskussion
Sektion 2 Die militärische Verteidigung der NATO-Flanken – Probleme und Stärken
10:20 Einleitung - Bernd Lemke (Potsdam)
10:30 The High North Cold War Scenarios in Western Perspective - Gjert Lage Dyndal (Oslo)
11:00 The Transformation of Defence of the post-colonial Mediterranean and the Role of Italy - Gaetano La Nave (Neapel)
11:30 A secondary front? NATO’s Forward Defence Strategy and its application in the South Eastern region, 1966 – 1973 - Dionysios Chourchoulis (Athen)
11:50 Diskussion
12:10 Mittagspause
Sektion 3 Die NATO-Flanken – Strategische Kulturen und Perspektiven vor und nach 1990
13:10 Einleitung - Heiko Biehl (Potsdam)
13:20 The Baltics: A contact zone on the periphery, 1990 ‑ 2013 - Augustine Meaher (Tartu)
13:50 Die Operation Allied Force – Die NATO auf der Suche nach ihrer Zukunft - Hans-Peter Kriemann (Potsdam)
14:20 Transatlantische und mittelöstliche Krisenbögen: Die strategische Gleichgewichtspolitik der USA im Persischen Golf vom Yom-Kippur-Krieg 1973 bis zum Golfkrieg 1990/91 und die Folgen für die NATO - Michael Schmid (Augsburg)
14:50 Der Mittlere Osten und die NATO – Herausforderungen für Gegenwart und Zukunft - Walter Posch (Berlin)
15:20 Die Geschichte der LIVE-OAK-Organisation als Beispiel für modernes Krisenmanagement - Harald van Nes (Freiburg)
15:40 Diskussion
16:10 Schlusswort und Verabschiedung
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Kontakt:
Dr. Bernd Lemke
Abteilung Einsatz, Einsatzgeschichte
Tel. +49 (0) 331 9714 564
ZMSBwEinsatzgeschichte@bundeswehr.org.