"1813" - und die Folgen für Europa: Entgrenzung und Einhegung
Im Zentrum dieser Tagung zur Geschichte der antinapoleonischen Kriege und ihrer Folgen für Europa steht eine Neuverortung der europäischen Wandlungsprozesse zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Durch das Konzept der "Sattelzeit" und die Annahme einer langen Übergangsperiode ist die Frage nach dem konkreten Einfluss einzelner Ereignisse zurückgetreten. Welche Impulse zur Veränderungen durch die Kriegsphase selbst forciert wurden, blieb dabei unterbelichtet.
Die Tagung möchte erstens diesen konkreten Einflüssen nachspüren, um einerseits die Bedeutung der "Befreiungskriege" wieder in den Mittelpunkt zu rücken und andererseits den Zusammenhängen von Krieg und politischer sowie gesellschaftlicher Dynamik auf den Grund zu gehen. Um das Ausmaß dieser Dynamik zu beurteilen, sollen zweitens neben den Geschehnissen im Krieg selbst auch ihre mittel- und langfristigen Folgen in den Blick genommen werden. Ziel ist es, auf der Basis neuer Forschungen herauszuarbeiten, in welchen gesellschaftlichen Bereichen die Ereignisse von vor 200 Jahren wegweisend für das ihnen folgende Säkulum waren.
Tagungsort: Humboldt Universität zu Berlin, Festsaal, Luisenstraße 56, 10117 Berlin
Die Tagung wird veranstaltet durch: Humboldt-Universität zu Berlin, Lehrstuhl für Europäische Geschichte des 19. Jahrhunderts (Prof. Dr. Birgit Aschmann); Ranke-Gesellschaft. Vereinigung für Geschichte im öffentlichen Leben e.V.; Arbeitsgemeinschaft zur preußischen Geschichte e.V.
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Programm:
Donnerstag, 17. Oktober 2013
13.30 Begrüßung und Einführung in die Thematik
Sektion 1: Überschreiten der Grenzen und nationale Neuaufladung
Leitung: Jürgen Elvert, Köln
14.00 Étienne François, Berlin: Grenzüberschreitende Mobilität und die Erfahrung nationaler Differenz
14.45 Hartmut Kaelble, Berlin: Europäisierung im Schatten des Krieges?
15.45 Elmar Tenorth, Berlin: Der "Geist von 1813" und die "Nationalerziehung" als Ressource der Nachhaltigkeit
16.30 Kaffeepause
Sektion 2: Kunst, Musik, Emotionen. Die Herausbildung neuer Identitäten
Leitung: Thomas Stamm-Kuhlmann, Greifswald
17.00 Bénédicte Savoy, Berlin: Kunstraub unter Napoleon und die Genese von Nationalsymbolen
17.45 Birgit Aschmann, Berlin: "Liebe" und "Hass", "Angst" und "Zuversicht" - die emotionale Dimension der Befreiungskriege
18.45 Walter Werbeck, Greifswald: "Intitolata Bonaparte". Beethoven und die Folgen
Freitag, 18. Oktober 2013
Sektion 3: Wissensformen und Repräsentationen
Leitung: Bernd Sösemann, Berlin
9.30 Volker Hess, Berlin: Das Bureau und die Klinik. Nationale Dokumentationspraktiken im Konflikt?
10.15 Christoph Jürgensen, Wuppertal: Embedded Poets. Das Verhältnis von Schriftstellern zum Krieg
11.00 Kaffeepause
11.30 Niels Hegewisch, Greifswald: Rassentheorien in der Publizistik des frühen deutschen Nationalismus
12.15 Mittagspause
Sektion 4: Formen des Krieges: Begegnungen - Vergleich - Transfer
Leitung: Jürgen Angelow, Potsdam
13.45 Kathrin Brösicke, Rostock: Kulturkontakt? Deutsche im Spanischen Unabhängigkeitskrieg
14.30 Martin Rink, Potsdam: "Spaniens edles Beispiel" - eine preußische Guerilla? Zum Vergleich der preußischen Insurrektionskonzepte mit der spanischen Realität 1807-1813
15.15 Kaffeepause
Sektion 5: Neue Grenzziehung in Wirtschaft und Gesellschaft
Leitung: Günther Schulz, Bonn
15.45 Markus A. Denzel, Leipzig: Vom Scheitern eines Modells. Die Kontinentalsperre als europäischer Wirtschaftbund
16.30 Thomas Brechenmacher, Potsdam: Integrationsversprechen und neue Ausgrenzung. "Befreiungskriege" und Judenemanzipation in Europa
17.15 Kaffeepause
17.45 Karen Hagemann, Chapel Hill, NC: Krieg, Frauen und Nation: Die Bedeutung der antinapoleonischen Kriege für die Geschlechterordnung
19.00 Abendvortrag: Andreas Fahrmeir, Frankfurt: 1813 - und das heutige Europa
Gemeinsames Abendessen der Referenten und Veranstalter
Samstag, 19. Oktober
Sektion 6: Kontinuität und Wandel: Politische Ordnung und Verfassungsfragen
Leitung: Esther-Beate Körber, Berlin
9.30 Ulrike Müßig, Passau: Souveränität um 1813 - Die Nation und die europäischen Verfassungen des (Früh)Konstitutionalismus
10.15 Christoph Nübel, Berlin: Vom Sturz der Monarchen zur Neuerfindung der Monarchie
11.00 Kaffeepause
11.30 Thomas Stamm-Kuhlmann, Greifswald: 1813 und die liberale Legende des 19. Jahrhunderts
12.15 Abschluss/Zusammenfassung
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Kontakt:
Prof. Dr. Birgit Aschmann
Institut für Geschichtswissenschaften,
Humboldt-Universität zu Berlin,
Unter den Linden 6,
Berlin
030/2093-70 581