Krieg und Kriegserfahrung am Rhein. Der Westen des Reiches im langen 17. Jahrhundert (1568-1714)
Der Westen des Reiches war vom späten 16. bis in das frühe 18. Jahrhundert fast ununterbrochen von den europäischen Kriegen der Epoche betroffen. Zwar gehörten die Landesherren der rheinisch-westfälischen, mittel- und oberrheinischen Territorien nicht oder nur teilweise zu den Akteuren dieser Kriege. Ihre Länder bildeten aber aufgrund der Nähe zu den im politischen Umbruch befindlichen Niederlanden und dem expandierenden Königreich Frankreich zentrale Schauplätze von Kriegshandlungen, waren Rückzugs- und Durchzugsgebiet von Söldnerheeren und Migrationsziel zahlreicher Flüchtlinge. Abgesehen von den politischen Implikationen der Ereignisse resultierte die ständige Anwesenheit des Krieges in Anpassungen und Veränderungen auf allen Ebenen des gesellschaftlichen Lebens. Nicht zuletzt bedeuteten die Kriegsereignisse für die Menschen der Region einen so nie da gewesenen Kontakt mit Fremden.
Im Sinne einer Sozial- und Kulturgeschichte des Krieges fragt die Tagung nach den sozialen Konsequenzen sowie der Wahrnehmung und Erfahrung von Krieg und Gewalt. Welche Auswirkungen hatte der Krieg auf die Lebenswelten der Menschen und das alltägliche Zusammenleben? Welche Veränderungen ergaben sich für die regionale Wirtschaft, die Städte, Kirchen, Klöster oder Universitäten? Wie wurden die Ereignisse vor Ort wahrgenommen und in Kunst, Literatur und Publizistik verarbeitet? Diese Fragen sollen unter Beteiligung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterschiedlicher Disziplinen diskutiert werden. Den regionalen Fokus bildet der deutsch-niederländisch-französische Grenz- und Kontaktraum zwischen den Niederlanden und dem Bodensee, ein besonderer Schwerpunkt liegt auf dem Rheinland.
Veranstaltungsort: Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Festsaal des Universitäts-Hauptgebäudes (16.09.), Hörsaal IX (17.09.), Regina-Pacis-Weg, 53113 Bonn
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Programm:
Mo., 16. September 2013
9.00 Prof. Dr. Manfred Groten, Dr. Andreas Rutz
Begrüßung und Einführung
Der Achtzigjährige Krieg (1568-1648) und der Nordwesten des Reiches
Moderation: Dr. Andreas Rutz (Bonn)
9.30 Dr. Magnus Ressel (Bochum): Der Herzog von Alba und die rheinischen Städte in der Frühphase des niederländischen Aufstandes 1568-1573
10.15 Dr. Thomas P. Becker (Bonn): Der Alltag des Krieges. Das Rheinland im Kölner Krieg
11.00 Dr. Michael Kaiser (Köln/Bonn): Der verdeckte Krieg. Generalstaatische Söldner und das Reich im frühen 17. Jahrhundert
Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648). Erfahrung - Wahrnehmung - Wirkung
Moderation: Dr. Bernd Klesmann (Köln/Zürich)
13.15 Dr. Markus Meumann (Halle): Frankreich und der Dreißigjährige Krieg. Armee und Zivilbevölkerung im deutsch-französisch-niederländischen Grenzraum
14.00 Dr. Astrid Ackermann (Jena): Die Versorgung als kriegsentscheidendes Mittel und die publizistische Wahrnehmung des Krieges. Der Dreißigjährige Krieg am Oberrhein
15.15 Prof. Dr. Matthias Asche und Susanne Häcker M.A. (Tübingen): Studieren im Krieg - Lehre und Wissenschaft im (Wind-)Schatten des Dreißigjährigen Krieges a. Die rheinisch-westfälischen Universitäten b. Die oberrheinisch-schweizerischen Universitäten
16.15 Prof. Dr. Stephan Kraft (Würzburg): Grimmelshausens "Simplicissimus" und der Krieg am Oberrhein
17.00 Jahreshauptversammlung des Vereins für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande
18.15 Öffentlicher Abendvortrag: Prof. Dr. Maximilian Lanzinner (Bonn) Friedenssicherung im römisch-deutschen Reich der Frühen Neuzeit
Di., 17. September 2013
Kriegserfahrungen im 17. Jahrhundert
Moderation: Dr. Michael Kaiser (Köln/Bonn)
9.00 Prof. Dr. Guillaume van Gemert (Nijmegen): Zum Widerhall der niederländischen Kriege des langen 17. Jahrhunderts in deutschen und niederländischen Flugschriften der Zeit
9.45 Dr. René Hanke (Koblenz): Bürger und Soldaten. Erfahrungen rheinischer Gemeinden mit dem Militär 1618-1714
11.00 Dr. Guy Thewes (Luxemburg): Kriegserfahrung und Krisenbewältigung in Luxemburger Selbstzeugnissen des 17. Jahrhundert
11.45 Prof. Dr. Jutta Nowosadtko (Hamburg): Kriegsalltag im Spiegel der Einquartierungen im Fürstbistum Münster in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts
Krieg und Kriegserfahrung im Südwesten des Reiches um 1700
Moderation: Prof. Dr. Manfred Groten (Bonn)
14.00 Emilie Dosquet (Paris): Die Verwüstung der Pfalz (1689-1693) als Medienereignis. Von der rheinländischen Kriegshandlung zum europäischen Skandal
14.45 Prof. Dr. Gerhard Fritz (Schwäbisch Gmünd): Kriegsführung - Kriegsflüchtlinge - Kriegskriminalität. Überlegungen zur Zeit zwischen dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs und dem Pfälzischen und Spanischen Erbfolgekrieg in Südwestdeutschland
16.00 Prof. Dr. Claude Muller (Strasbourg): Das Elsass im spanischen Erbfolgekrieg 1701-1714
Architektur und Krieg
Moderation: Prof. Dr. Manfred Groten (Bonn)
16.45 Guido von Büren (Jülich) und Dr. Marc Grellert (Darmstadt): "Architectura militaris" im langen 17. Jahrhundert am Rhein - das Beispiel der kurkölnischen Landesfestung Bonn (mit 3D-Computer-Rekonstruktion)
17.30 Schlussdiskussion
Prof. Dr. Manfred Groten, Dr. Michael Kaiser, Dr. Bernd Klesmann, Dr. Andreas Rutz
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Kontakt:
Dr. Andreas Rutz
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Institut für Geschichtswissenschaft
Abteilung für Rheinische Landesgeschichte
Am Hofgarten 22
53113 Bonn
(t) 0228 / 737553
(f) 0228 / 737562
http://www.landesgeschichte.uni-bonn.de