Unlocking sources. The First World War online & Europeana

Datum: 
Donnerstag, 30. Januar 2014 bis Freitag, 31. Januar 2014
Ort: 
Berlin
Deadline: 
Montag, 15. Juli 2013

Das Jahr 2014 wird von der internationalen Erinnerung an den Beginn des Ersten Weltkrieges im Sommer 1914 geprägt sein. Zahlreiche Projekte in Deutschland, Europa und weltweit, in Forschung, Lehre und Öffentlichkeit, widmen sich diesem Ereignis in unterschiedlicher Form. Die Projekte "Europeana Collections 1914-1918", "European Film Gateway 1914 – EFG1914" sowie "Europeana 1914-1918" haben hunderttausende Quellen aus (Film-)Archiven, Museen, Bibliotheken und von Privatpersonen zusammengetragen, digitalisiert und über die virtuelle Bibliothek Europeana erstmals einer breiten Öffentlichkeit frei online zugänglich gemacht.

Der bevorstehende Abschluss dieser drei Projekte im Jahr 2014 bietet den Anlass für eine Präsentation und Diskussion neuer digitaler Angebote rund um den Ersten Weltkrieg. Dazu laden die Koordinatoren und Partner der drei Projekte, die Staatsbibliothek zu Berlin, die Humboldt-Universität zu Berlin, das Deutsche Filminstitut – DIF e.V., und die Europeana Foundation vom 30. – 31. Januar 2014 Interessierte aus Wissenschaft und Öffentlichkeit zu der zweitägigen internationalen Konferenz "Unlocking Sources – The First World War online & Europeana" in die Staatsbibliothek zu Berlin ein.

In verschiedenen Sektionen werden sich Vertreter/innen aus Forschung und Lehre, Geschichtsvermittlung und Bildung über die Möglichkeiten und Grenzen digitaler Zugänge zum Ersten Weltkrieg austauschen und die Beiträge, die hierzu in den vergangenen Jahren geleistet wurden, aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten. Im Mittelpunkt der geplanten Konferenz stehen Fragen zur Nutzung digitaler Quellen: Wie passen sich digitalisierte Bestände in Forschung und Lehre ein? Welchen Beitrag können die verschiedenen Online-Aktivitäten zu den "Digital Humanities" beisteuern? Welche Ideen für die Vermittlung von Geschichte in Schulen, Museen und Medien werden daraus entwickelt? Welche Schwächen und Stärken in den bisherigen und den neuen Online-Angeboten sind festzustellen? Neben der kritischen Diskussion und Reflexion in den Panels können sich innovative Projekte, die sich dem Thema "Erster Weltkrieg" mittels digitaler Formen nähern, einer breiten Öffentlichkeit vorstellen.

Wissenschaftler/innen, Lehrer/innen, Vertreter/innen aus Archiven, Bibliotheken und Museen sind eingeladen, ihre Forschungsvorhaben, Lehrangebote/-materialien oder digitale Quellenkorpora in einem 20-minütigen Beitrag (englisch, deutsch) vorzustellen und hierfür ein max. einseitiges Abstract bis zum 15. Juli 2013 einzureichen ( conference@ec1418.eu ) . Außerdem können Projekte als Poster oder an einem Präsentationsstand vorgestellt werden.

Folgende Themen bilden Schwerpunkte der geplanten Sektionen und Panels:

a) Erinnerungskulturen und die "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts".

Für das letzte Jahrzehnt ist eine Wiederentdeckung des Ersten Weltkriegs auch in der (populären) Erinnerungskultur auffällig. Davon zeugen nicht nur zahlreiche große Ausstellungen der vergangenen Jahre, sondern nicht zuletzt das große mediale Interesse an der Zeit von 1914-1918, das in Fernsehdokumentationen, Spielfilmen, populärhistorischen Publikationen etc. vielfach greifbar ist. Die Sammlungen, die durch die drei Projekte in das Kulturportal Europeana eingebracht wurden, können als kommunikatives, digitales Gedächtnis aufgefasst werden, welches eine neue, umfassende Infrastruktur für die in den Gedächtnisinstitutionen gespeicherten Dokumente aus der Zeit zwischen 1914-1918 bietet. Der somit geschaffene Quellenkorpus kann anregen, die präsentierten Quellen nicht allein als materiale Grundlage der historischen Konstruktion zu betrachten, sondern auch seine Möglichkeiten als Medium einer europäischen Erinnerungskultur zu bedenken.

b) Digitale Quellen in Forschung, Lehre, Schule und Öffentlichkeit – Geschichtsvermittlung und Didaktik

Im Kontext historischer Jahrestage richten Bildungseinrichtungen, Kulturerbeeinrichtungen und –vermittler ihre Aktivitäten verstärkt auf das bevorstehende Gedenkjahr aus. Online-Angeboten wird heute in der allgemeinen Wahrnehmung bei Fördergebern wie Nutzern eine besondere Bedeutung beigemessen. Online-Zugänge zu Quellen sind frei von zeitlichen und räumlichen Beschränkungen und richten sich prinzipiell an jeden. Wie weit aber treffen die geschaffenen Angebote den Bedarf der Nutzer? Welche Interessen und welchen Zugang haben private Nutzer und Wissenschaftler zum Thema 100 Jahre Erster Weltkrieg ? Finden Vermittler wie Hochschullehrer oder Geschichtslehrer in den Angeboten ihre Bedürfnisse widergespiegelt? Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie Nutzererwartungen und Möglichkeiten in Einklang zu bringen sind. Näher zu beleuchten ist das Spannungsfeld aus Nutzererwartungen an Onlineangebote (geprägt durch privatwirtschaftliche Akteure wie z.B. Google), den Rahmenbedingungen, unter denen die Projektakteure Sammlungen anbieten können (bedingt durch Metadatenqualität und technische Möglichkeiten), und den verfügbaren Ressourcen (Kosten, Personalkapazitäten, notwendige Fachkenntnisse).

c) Alltagsgeschichte des Ersten Weltkrieges

Die Historiographie zum Ersten Weltkrieg hat im Laufe der vergangenen knapp 100 Jahre einen erheblichen Wandel erlebt. Nach Beschäftigung mit der "Kriegsschuldfrage" und mit militär-, diplomatie- und politikgeschichtlichen Fragestellungen hat sich der Fokus auf die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte verschoben, später auch auf die Alltags- und Kulturgeschichte des Ersten Weltkrieges, meist in transnationaler Perspektive. Heute stehen unterschiedliche Ansätze und Zugänge zur Geschichte des Ersten Weltkrieges nebeneinander und sind oft miteinander verzahnt. Online verfügbare Quellen und Literatur können diesen geschichtswissenschaftlichen Paradigmenwechsel begleiten, wobei sie nicht nur für spezialisierte Historiker/-innen dechiffrierbar sind, sondern bewusst auch einem breiten Publikum zugänglich werden. Wie aber greifen Forschung und Lehre heute auf derartige Quellen zu: auf digitalisierte Kinder- und Schulbücher, religiöse Erbauungsschriften, Kriegspostkarten, Tagebücher und anderes unikales, handschriftliches Material, auf Fotos, Flugblätter und Pamphlete, Karten, Musikalien, Druckwerke wie Front- und Schützengrabenzeitungen, satirische Zeitschriften bis hin zu Propagandamaterial, Kinderzeichnungen und künstlerische Drucke? Wie platzieren sie diese in einem größeren Zusammenhang und auf welche Weise stellen sie sowohl für die Wissenschaft als auch für ein breiteres Publikum verständlich und anschaulich dar? Wie ergänzen sich diese mit anderen, nicht digitalen Quellen? Können digitales Material und Techniken aus dem Bereich der "Digital Humanities" das Formulieren neuer Fragen fördern?

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Kontakt:

Thorsten Siegmann

Staatsbibliothek zu Berlin

E-Mail: conference@ec1418.eu

Tel. +49 (0)30 266 431451