Raum - Neue Ansätze für die Erforschung von Militär, Krieg und Gewalt in der Neuzeit

Nur wenige Studien der deutschen militärgeschichtlichen Forschung verfolgen einen räumlichen Ansatz oder untersuchen historische Räume. Zwar wird das Phänomen "Raum" bisweilen thematisiert, jedoch häufig weder genauer bestimmt, definiert oder problematisiert. Dabei ist die Forschung über Räume in der Geschichtswissenschaft, mehr aber noch in den Sozial- und Kulturwissenschaften erheblich vorangeschritten und hat bedenkenswerte Ergebnisse und Ansätze präsentiert. Die Tagung hofft, eine Diskussion über den Raum in der Militärgeschichte anzustoßen.
Die historische Grundkategorie "Raum" kann, so die Prämisse der Tagung, für die Militärgeschichte einen empirisch, theoretisch und methodisch weiterführenden Beitrag leisten.Es werden drei Konzeptionen des Raumes vorgeschlagen und diskutiert, die den "Raum" in seiner Materialität sowie seinen sozialen Dimensionen und Repräsentationen berücksichtigen.
1) Physisch-geographische Räume: "Die Naturvorgegebenheit jeder menschlichen Geschichte." (Reinhart Koselleck)
2) Soziale Räume: "Jede Gesellschaft produziert ihren eigenen Raum." (Henri Lefebvre)
3) Vorgestellte Räume: "Tatsächlich beherrschen die Modi des Räumlichen als Grundformen alle Wahrnehmungserlebnisse." (Erwin Straus)
Die Beiträge der Tagung decken Probleme der europäischen und außereuropäischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts ab. In vier Sektionen widmen sie sich Räumen in der militärischen Wahrnehmung, Gewalträumen und Gewalterfahrungen, Räumen in der militärischen Planung sowie Schlachtfeldern. Für jede Sektion konnten ausgewiesene Historiker gewonnen werden, die die Ergebnisse einordnen und kommentieren.
Tagungsort: Humboldt Universität zu Berlin, Festsaal, Luisenstraße 56, 10115 Berlin
Termin: 14. und 15. Juni 2013
Organisatoren der Tagung : Peter Lieb (RMA Sandhurst) und Christoph Nübel (HU Berlin)
Anmeldungen zur Teilnahme an der Tagung bitte bis zum 10. Juni an Dr. Peter Lieb, peter.lieb976@mod.uk
Für Tagungsteilnehmer wird ein begrenztes Zimmerkontingent auf first come, first serve - Basis im Hotel Allegra, Albrechtstraße 17, 10117 Berlin, Tel. +49 (30) 30 88 6-0 vorgehalten. Bitte versehen Sie Ihre Buchung mit dem Stichwort: "Raum-Tagung".
Die Veranstaltung wird unterstützt von und erfolgt in Zusammenarbeit mit:
• Deutsches Komitee für die Geschichte des Zweiten Weltkrieges
• Lehrstuhl für Europäische Geschichte des 19. Jahrhunderts, Prof. Dr. Birgit Aschmann, HU Berlin
• Arbeitskreis Militärgeschichte e.V.
• Portal Militärgeschichte, http://portal-militaergeschichte.de
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Programm:
Freitag, 14. Juni 2013
13.30 Christoph Nübel (Berlin): Begrüßung und Einführung
Panel 1: Räume in der militärischen Wahrnehmung
Leitung: Birgit Aschmann (Berlin)
14.00 Kathrin Brösicke (Rostock): Raumerfahrung im spanischen Unabhängigkeitskrieg (1808-1814)
14.20 Axel Zutz (Berlin): "Die Geschichte unseres Vaterlandes stellt uns vor die Aufgabe, zum Schutze unserer völkischen Entwicklung geeignete Räume zu Wehrlandschaften zu gestalten." Anmerkungen zu einer Landschaftsarchitektur des Krieges
14.40 Marc Hansen (Flensburg), " . . . als würden dazwischen keine 69 Jahre liegen!" – Deutsche Soldaten im Wahrnehmungs- und Deutungsraum der Schlacht. Eine kulturgeschichtliche Annäherung
15.00 Dorothee Brantz (Berlin): Kommentar
15.10 Diskussion
15.30 Kaffeepause
Panel 2: Gewalträume und Gewalterfahrungen
Leitung: Rolf-Dieter Müller (Potsdam)
16.00 Dierk Walter (Hamburg): "Indian Country": Der Raum als Feind in der Gewaltgeschichte der europäischen Expansion
16.20 Christoph Rass (Osnabrück): Der Krieg kommt nach Hause. Die Stadt als Erfahrungsraum des Todes auf dem "Schlachtfeld" im Ersten Weltkrieg
16.40 Rüdiger Overmans (Freiburg): Die Überlebenschancen von Kriegsgefangenen an der Ostfront während des Zweiten Weltkriegs in Abhängigkeit von Raum und Zeit
17.00 Stig Förster (Bern): Kommentar
17.10 Diskussion
17.30 Pause
18.00 Abendvortrag Jörg Baberowski (Berlin): Räume der Gewalt Samstag,
15. Juni 2013
Panel 3: Räume in der militärischen Planung
Leitung: Rainer Schmidt (Würzburg)
09.00 Volker Mende (Cottbus): Das unbekannte Netz. Brücken als Knotenpunkte der Landesverteidigung im Deutschen Reich bis 1918
09.20 Benedikt von Bremen (Tübingen): Standardisierung, Dislozierung und Bedrohung im Kalten Krieg: Die NATO und die central region in den 1970er Jahren
09.40 George S. Carhart (Dresden): Cartographic knowledge before and after the battle and the influence it has on how we interpret the decision making process leading up to the planning and execution of strategic and tactical battle plans
10.00 Gerhard P. Groß (Potsdam): Kommentar
10.10 Diskussion
10.30 Kaffepause
Panel 4: Schlachtfelder
Leitung: Sönke Neitzel (London)
11.00 John Zimmermann (Potsdam): Von der operativen und erinnerungsgeschichtlichen Instrumentalisierung eines Raumes. Die Schlacht von Tannenberg 1914
11.20 Adrian Wettstein (Zürich): Kampfraum Stadt in der deutschen Wehrmacht
11.40 Michael Epkenhans (Potsdam): Kommentar
11.50 Diskussion
12.15 Abschlussdiskussion und Zusammenfassung
Leitung: Peter Lieb (Sandhurst)
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Kontakt:
Dr. Peter Lieb
Department of War Studies
Royal Military Academy Sandhurst
Camberley GU 15 4PQ
Vereinigtes Königreich
E-Mail: peter.lieb976@mod.uk
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Dr. Christoph Nübel
Humboldt-Universität zu Berlin
Lehrstuhl für Europäische Geschichte des 19. Jahrhunderts
Unter den Linden 6
10099 Berlin
E-Mail: christoph.nuebel@geschichte.hu-berlin.de