Bundeswehr und Medien in der jüngsten Geschichte und heute
Obwohl sich alle jungen Männer mit deutscher Staatsbürgerschaft bis zum letzten Jahr mit dem Wehrdienst auseinandersetzen mussten, und die Bundeswehr seit ihrer Aufstellung 1955 kritisch von der Öffentlichkeit begleitet wird, ist das Verhältnis von Öffentlichkeit, veröffentlichter Meinung und Bundeswehr kein systematischer Forschungsgegenstand in der Geschichtswissenschaft oder den Sozialwissenschaften. Es liegen kaum historische oder sozialwissenschaftliche Untersuchungen vor, die sich mit dem Gegen-, Neben- und Miteinander von Medien und Bundeswehr systematisch auseinandersetzen.
Dies ist gerade vor dem Hintergrund überraschend, dass sich politische Medien selber als "vierte Gewalt" im Staate mit einer Pflicht zur Berichterstattung über staatliche Missstände sehen, und die Bundeswehr als Instrument der deutschen Außenpolitik über ein Potential an staatlicher Macht verfügt. Zwar wird die öffentliche Meinung zur Sicherheitspolitik seit der Gründung der Bundesrepublik erfasst, aber wissenschaftliche Arbeiten wurden mit dieser reichhaltigen Datenbasis bisher kaum durchgeführt.
Trotz einer kritischen Berichterstattung über die Bundeswehr, etwa am Beispiel
- der gesellschaftlichen Diskussionen um die Aufstellung der Bundeswehr (z.B. "Kampf dem Atomtod"-Bewegung),
- der Rüstungsgüterbeschaffungen (wie z.B. der Starfighterkrise),
- der Berichterstattung über die Friedensbewegung in der Folge des NATO-Doppelbeschusses,
- sowie zahlreicher Affären und Konflikte
wird das Verhältnis der Bundeswehr zu den Medien, das Verhältnis der Medien zur Bundeswehr oder die Interaktion zwischen Bundesregierung und Medienwelt in wissenschaftlichen Beiträgen nur selten diskutiert.
In ihrer Eigenwahrnehmung tragen die politischen Medien zur demokratischen Kontrolle des Staates bei, indem sie über Entscheidungen und Vorhaben der Bundesregierung berichten. Aus der funktionalen Logik von Bundeswehr und Medien im politischen System ergibt sich daraus ein Spannungsverhältnis und ein gegenseitiges Bedürfen, das das Verhältnis zueinander bestimmt.
Dieses Spannungsverhältnis zwischen Medien und Staat, Öffentlichkeitsarbeit und Journalismus soll auf dem Workshop "Bundeswehr und Medien" aus historischer und sozialwissenschaftlicher Sicht vom 20.-22. November 2013 in Potsdam diskutiert werden.
Der Call for Papers richtet sich vorrangig an empirische Arbeiten, die untersuchen
- wie Medien die Bundeswehr sehen,
- wie die Bundeswehr den Medien begegnet,
- wie in der Krisenkommunikation interagiert wird,
- wie (historische) Fallbeispiele Hinweise auf die Systematik des Wechselverhältnisses geben,
- wie soziale Medien die Interaktion von Medien, Bundeswehr und Öffentlichkeit verändern,
- welche Wirkung die Medienberichterstattung bei den Nutzern und Konsumenten hervorruft,
- wie Präferenzen der Nutzer die mediale Berichterstattung und die Öffentlichkeitsarbeit beeinflussen.
Termine:
- Über die Annahme von Vorschlägen für einen Vortrag, die bis zum 1. Juli 2013 eingereicht werden können,
- wird bis zum 1. September 2013 entschieden.
- Die ausgearbeiteten Vorträge sind bis zum 1. November 2013 einzureichen.
Die Vortragsdauer beträgt 20 Minuten und die Tagungssprache ist Deutsch. Die Veröffentlichung der Vorträge ist beabsichtigt. Die Übernahme der Reisekosten (2. Klasse deutsche Bahn oder vergleichbare Flugkosten) sowie der Hotelunterbringung ist – sofern sie nicht anders übernommen werden, auf Antrag – möglich.
Bitte richten Sie Ihren Abstract in Länge von ca. 1000 Zeichen und einen kurzen CV an:
Dr. Jörg Jacobs
Akademie der Bundeswehr für Information und Kommunikation
Prötzeler Chaussee 20
15344 Strausberg
Tel: 03341/58-1684
und/oder
Oberstleutnant Dr. Heiner Möllers
Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ehem. MGFA)
Zeppelinstraße 127/128
14471 Potsdam
Tel. 0331/9714-578