Kriegs- und Gewalterfahrungen im 19. Jahrhundert in Deutschland und Frankreich

Datum: 
Donnerstag, 21. März 2013 bis Freitag, 22. März 2013
Ort: 
Paris

Kriegs- und Gewaltsituationen stellen seit jeher eine gesellschaftliche Extremsituation dar, in der von allen sowohl aktiv wie auch passiv Beteiligten die größten Anstrengungen eingefordert werden. Es gilt nicht nur, eine bestimmte Anzahl von Truppen für die Verteidigung eines Landes oder den Angriff auf ein anderes zu mobilisieren. Oftmals wird von einer ganzen Bevölkerung verlangt, sich politisch zu positionieren und gegenüber dem Gegner ideologische Sichtweisen zu verinnerlichen.

Das 19. Jahrhundert steht gleichsam für eine tiefgreifende Veränderung nicht nur in der militärischen Kriegführung und den militärischen Institutionen überhaupt, sondern auch in der Tragweite der Auswirkungen von kriegerischen Auseinandersetzung. Der bekannte Ausspruch von Carl von Clausewitz, der mit Blick auf das revolutionäre Frankreich konstatierte, der Krieg sei hier zu einer Sache des Volkes von 30 Millionen Menschen geworden, die sich alle als Staatsbürger betrachteten, erhellt, wie sich politische und soziale Umwälzungen an der Jahrhundertwende anhand eines Krieges manifestierten, der immer größere Bevölkerungskreise mit einbezog und dadurch eine tendenzielle Politisierung derjenigen herbeiführte, die von diesem Krieg betroffen waren. In Frankreich zogen Tausende von Soldaten im Namen der Nation in den Kampf gegen den äußeren Feind oder nahmen an der Niederschlagung der Konterrevolution teil. Dies führte unter anderem dazu, dass sich die Idee der Volkssouveränität als zentraler Errungenschaft des modernen Nationalstaates in der Gesellschaft verfestigte. Und dies galt schließlich nicht nur für Frankreich, sondern betraf im Zuge der napoleonischen Feldzüge Länder in ganz Europa, wo wie im Falle der deutschen Staaten ganz ähnliche Politisierungstendenzen, zugleich aber auch die Entstehung singulärer und komplexer politischer und sozialer Situationen zu beobachten sind.

Die Tagung umfasst einen Jeudi de l'actualité historiographique und einen Workshop am darauffolgenden Tag. Thema der Tagung sind Kriegserfahrungen in Deutschland und Frankreich im langen 19. Jahrhundert. Ziel ist es, in einen wissenschaftlichen Austausch über die politischen und sozialen Auswirkungen von Konflikten in dieser Epoche zu treten. Im Fokus stehen die Revolutionskriege, die napoleonischen Feldzüge, der französische Spanienfeldzug von 1823, die Revolution von 1848 und schließlich der deutsch-französische Krieg 1870/71.

Tagungsort:

Deutsches Historisches Institut Paris

Hôtel Duret-de-Chevry

8 rue du Parc-Royal

75003 Paris

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Programm:

Jeudi, 21 mars 2013

18h00 Horst Carl (Justus-Liebig-Universität Gießen) : Kriegserfahrungen - ein Konzept und seine Grenzen am Beispiel der napoleonischen Kriege in Europa [intervention en langue allemande avec traduction simultanée] Commentaire par Odile Roynette (Sciences Po Besançon)

Vendredi, 22 mars 2013

9h00 Réception

9h15 Axel Dröber, Mareike König : Allocution de bienvenue

9h30 Natalie Petiteau (université d'Avignon) : Les expériences de guerre des soldats du Premier Empire

10h00 Souvenirs et imaginations de de la guerre (Présidente: Natalie Petiteau)

Emmanuel Larroche (Sciences Po Paris) : L'expédition d'Espagne en 1823 : mémoire de la campagne napoléonienne et expériences d'une guerre limitée

Axel Dröber (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg) : Nation, forces armées et société: l'exemple de la Garde nationale française pendant la Restauration en France

11h Pause café

11h15 Expériences de violence pendant la révolution de 1848 (Présidente: Mareike König)

Daniel Gerson (université de Bern): "Es lebe die Republik, Tod den Juden, Tod den Reichen" : Revolution und Pogrom im Elsass 1848

Anne-Claire Ignace: L'expérience du combat des volontaires français dans les guerres et les révolutions italiennes de 1848

12h15 Discussion

13h00 Déjeuner sur place

14h00 Guerre et Occupation en 1870/71 (Présidente: Odile Roynette)

Guillaume Parisot (université de Lille 3): Vivre l'occupation, vivre sous les occupations de guerre et de garantie (1870-1873)

Inès Ben Slama (université de Lille 3): Imaginaires de la guerre et de la nation dans les grandes villes du Sud de la France, 1870-1871

15h00 Pause café

15h30 Entre guerre et paix: l'expérience des soldats et officiers bavarois (Président: Horst Carl)

Julia Murken: Bayerische Soldaten im Russlandfeldzug 1812. Kriegserfahrungen - Deutungen - Umdeutungen

Gundula Gahlen (Freie Universität Berlin): Kriegs- und Friedenserfahrungen im bayerischen Offizierskorps 1815-1866

16h30 Discussion

17h00 Fin de la journée

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Axel Dröber

8 rue du parc royal,

75003 Paris

a.droeber@freenet.de