Revolution, Krieg und die Geburt von Staat und Nation

Kolloquium zum 70. Geburtstag von Prof. Dr. Dieter Langewiesche
Datum: 
Donnerstag, 14. Februar 2013 bis Samstag, 16. Februar 2013
Ort: 
Tübingen

Krieg - Revolution - Nation

Dieser Dreiklang fasst das modernisierungstheoretische Deutungsmuster zusammen, mit dem der Wandel der alteuropäischen Gesellschaft hin zu den Staatsnationen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts charakterisiert wird. Die Ideen von Freiheit und Gleichheit sprengten das Gehäuse des Ancien Régime ebenso wie koloniale Abhängigkeiten und stellten die politische Ordnung auf eine neue Legitimationsgrundlage: Der Nationalstaat gab liberalen Bürgerrechten Raum und ermöglichte durch starke Abgrenzung nach außen die Partizipation immer größerer Gruppen im Innern. Diese Prozesse gaben einem ganzen Zeitalter, von der (Nord-) Amerikanischen Unabhängigkeit bis zur unvollendeten Revolution von 1848/49 den Namen "Age of Revolutions".

In den letzten Jahren sind Zweifel an einer allzu teleologischen Deutung dieser Verläufe laut geworden. Auf Debatten über den Revolutionsbegriff folgten Untersuchungen zu den Widersprüchen und vielschichtigen Intentionen der an der Nationsgründung beteiligten Gruppierungen. Damit wurde nicht zuletzt die "whig history" eines zunehmenden Emanzipations- und Liberalisierungsprozesses kritisch hinterfragt. Die Diskussion um die Implikationen von "Citizenship" lotete die In- und Exklusionspotentiale bürgerlicher Herrschaft im Nationalstaat aus.

An diesen kritischen Impetus der revisionistischen Geschichtsschreibung knüpft die Tagung an. Von Osteuropa, den Rändern Europas und vom amerikanischen Kontinent aus diskutieren die Referentinnen und Referenten die aus west- und mitteleuropäischen Zusammenhängen stammende Trias "Krieg - Revolution - Nation". Auf welche Regionen lässt sich das Deutungsmuster übertragen? Liefert die Ausweitung des räumlichen Horizonts Argumente auch für den west- und mitteleuropäischen Diskussionszusammenhang? Zwei Zeiträume stehen im Mittelpunkt: Die Jahrzehnte um 1800 als dem klassischen Revolutionszeitalter und die Jahre um den ersten Weltkrieg, in dessen Umfeld erneut territoriale und politische Ordnungen In Frage gestellt und neu gestaltet wurden. ------------------------------------------------------------------------

Donnerstag, 14. Februar 2013, Abend

Neue Aula, Hörsaal 14

18.00 Uhr Begrüßung durch den Rektor der Universität Tübingen

Prof. Dr. Bernd Engler

18.30 Uhr Begrüßung und Eröffnung der Tagung

Prof. Dr. Ewald Frie, Universität Tübingen

Key Note Lecture: 19.00 Uhr

Prof. Dr. Jürgen Osterhammel, Universität Konstanz

Krieg - Revolution - Bürgerkrieg

21.00 Uhr Geburtstagsempfang im Kleinen Senat

Freitag, 15. Februar 2013, Vormittag

Neue Aula, Großer Senat

9.00 Uhr

Prof. Dr. Ute Planert, Universität Toronto

Krieg, Nation, Revolution: Entwicklungen im langen 19. Jahrhundert

Teil I "Um 1800"

Moderation: Prof. Dr. Sylvia Paletschek, Universität Freiburg

9.15 Uhr

Prof. Dr. Wolfgang Knöbl, Universität Göttingen

Staatenbildung nach der Unabhängigkeit - ein US-amerikanischer Sonderweg?

10.00 Uhr

Prof. Dr. Horst Carl, Universität Gießen

Der ausgebliebene Befreiungskrieg. Gebremste Nationsbildung in Belgien und den Niederlanden 1780-1830

10.45 Uhr Diskussion, anschließend Kaffeepause im Kleinen Senat

11.30 Uhr

Prof. Dr. Stefan Rinke, FU Berlin

Der Preis der Freiheit: Revolution, Krieg und Nation in Lateinamerika im atlantischen Kontext, 1760-1830

12.15 Uhr

Prof. Dr. Wolfgang Gabbert, Universität Hannover

Zwischen Unabhängigkeitskampf, Caudillismus und guerra de reforma - Staats- und Nationsbildung in Mexiko, 1800-1861

13.00 Uhr Diskussion, anschließend Mittagspause

Freitag, 15. Februar 2013, Nachmittag

Neue Aula, Großer Senat

Teil II: "1890-1930"

Moderation: Prof. Dr. Friedrich Lenger, Universität Gießen

15.00 Uhr

Prof. Dr. Malte Rolf, Universität Bamberg

Aufstand, Aufruhr oder Revolution? Das Jahr 1905 und der Wandel der Nationsbilder im Königreich Polen

15.45 Uhr

Prof. Dr. Marie-Janine Calic, Universität München

Der Erste Weltkrieg und die Entstehung des jugoslawischen Staates

16.30 Uhr Diskussion, anschließend Kaffeepause im Kleinen Senat

17.00 Uhr

PD Dr. Christoph Jahr, Universität Düsseldorf/HU Berlin

Irische Revolution und irische Unabhängigkeit

17.45 Uhr Diskussion

Samstag, 16. Februar 2013, Vormittag

Neue Aula, Großer Senat

Moderation: Prof. Dr. Cornelia Rauh, Universität Hannover

9.00 Uhr

Prof. Dr. Stefan Plaggenborg, Universität Bochum

Viel Krieg, aber keine Nation: die Entstehung der modernen Türkei

9.45 Uhr

Prof. Dr. Jörg Baberowski, HU Berlin

Gewalt als Machttechnik. Revolution und Staatswerdung an der asiatischen Peripherie der Sowjetunion 1917-1941

10.30 Uhr Diskussion, anschließend Kaffeepause im Kleinen Senat

11.30 Uhr

Prof. Dr. Dieter Langewiesche, Universität Tübingen

Kommentar

12.00 Uhr Schlussdiskussion

Moderation: Prof. Dr. Ewald Frie, Universität Tübingen

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Prof. Dr. Ewald Frie (Tagungsleitung)

Maike Hausen (Organisation)

Seminar für Neuere Geschichte der

Eberhard-Karls-Universität Tübingen

Wilhelmstraße 36

72074 Tübingen

Mail: krieg-revolution-nation@uni-tuebingen.de

Teil: +49 7071 29 72381