Technik im Kalten Krieg II (1970-1990)

Jahrestagung des VDI Ausschusses Technikgeschichte, Ruhr-Universität Bochum, Februar 2013
Datum: 
Donnerstag, 14. Februar 2013 bis Freitag, 15. Februar 2013
Ort: 
Bochum
Deadline: 
Freitag, 30. November 2012

Die Tagung hat zum Ziel, die Technologieentwicklung während des Kalten Krieges bis 1990 in ihren wissenschaftlich-technischen, politischen und sozio-ökonomischen Wechselwirkungen zu diskutieren. Zu fragen ist, wie sich der politische Systemkonflikt auf die verschiedenen Bereiche der Technik, ihre nationalen Besonderheiten, ihre Institutionen und Organisationen von Forschung und Entwicklung auswirkte. Nicht zuletzt induzierte die Technikentwicklung während des Kalten Krieges aber auch wesentliche Impulse zur Internationalisierung und Globalisierung.Die 45 Jahre vom Abwurf der Atombomben bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion sind als Epoche des Kalten Krieges in die Geschichte eingegangen. Sie war von der Konfrontation der beiden aus dem Zweiten Weltkrieg hervorgegangenen Supermächte geprägt und fand in den Hochschulen, Forschungsanstalten und Fabrikhallen, aber auch in den Supermärkten, Küchen und Wohnzimmern statt. Neben dem Rüstungswettlauf setzten die Supermächte auf die Eroberung des Weltraums, um ihre technologische Überlegenheit zu demonstrieren. Nie zuvor wurden in Friedenszeiten derartige Summen in die Rüstungsforschung investiert.

Die Tagung konzentriert sich auf die zweite Phase des Kalten Krieges vom Beginn der 1970er bis zum Ende der 1980er Jahre. Folgende Themenkomplexe sollen im Vordergrund stehen:

1. [Rüstung] Im Kontext neuer Militärstrategien ("flexible response") wurden mit den atomaren Mittelstreckenraketen neue Waffensysteme entwickelt, die das noch in den 1960er Jahren erreichte "Gleichgewicht des Schreckens" in Frage stellten. Das in der Reaganära verfolgte SDI-Programm zum Abschuss sowjetischer Atomraketen vom Weltraum aus setzte auf die Vorstellung, dass amerikanische Überlegenheit durch die Automatisierung des Krieges zu erreichen sei.

2. [Produktionstechnologie] Die Einführung der Halbleitertechnologie eröffnete neue Wege zur Produktionsautomatisierung, die einen Kernbereich der Systemauseinandersetzung bildete. Damit avancierten die NC-Technik bei programmgesteuerten Werkzeugmaschinen und CAD/CAM-Lösungen im Maschinenbau zu Schlüsseltechnologien des Kalten Krieges.

3. [Konsum] Der Bereich des privaten Konsums blieb auch in den 1970er und 1980er Jahren ein zentrales Feld des Systemwettbewerbs. Nach der flächendeckenden Ausstattung mit "weißer Ware" füllten sich die Haushalte mit einem Spektrum elektronischer Apparate für den Musikkonsum, Foto- und Videogeräten bis hin zu den ersten "Heim"-Computern. Die sozialistischen Staatsführungen proklamierten die Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik, ohne jedoch überzeugende Alternativen zur westlichen Waren- und Konsumwelt zu entwickeln.

4. [Energie und Verkehr] Die durch das Automobil ermöglichte Massenmobilität veränderte das Alltagsleben und förderte die Zersiedelung in Ost und West. Die Ölpreiskrisen der 1970er Jahre stellten das Energieregime der Hochenergiegesellschaften in Frage, die man in beiden Systemen durch den Ausbau der Kerntechnik und die Rückkehr zur Kohle zu stabilisieren suchte. Darüber hinaus induzierte die Krise die Suche nach alternativen Energien und Antrieben.

5. [Umwelt] Vor allem die Luftverschmutzung avancierte ab den 1970er Jahren zum Politikum auf nationaler wie internationaler Ebene. Die Einführung von Abgasnormen führte zur Entwicklung neuer Technologien zur Beseitigung von Staub, Stickstoff- und Schwefeldioxid-Emissionen. Angesichts von Großkatastrophen in der Kerntechnik und der Chemie mehrten sich die Zweifel an der Beherrschbarkeit großtechnischer Systeme.

Abstracts im Umfang von max. 1000 Zeichen werden erbeten in elektronischer Form bis zum 30. November 2012 an

Prof. Dr. Helmut Maier (helmut.maier@rub.de)

und

Prof. Dr. Karin Zachmann (Karin.Zachmann@mzwtg.mwn.de)

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Kontakt:

Helmut Maier

Lehrstuhl für Technik- und Umweltgeschichte,

Ruhr-Universität Bochum

44780 Bochum

helmut.maier@rub.de