Peenemünde aus Opferperspektive. Verantwortung von Wissenschaft und Gesellschaft
Die Heeresversuchsanstalt Peenemünde diente auf einem weiträumigen Gelände im Norden Usedoms von 1936 bis 1945 zur Entwicklung von Raketen zur Bombardierung von Städten. Die von Goebbels propagandistisch "Vergeltungswaffe" getauften Raketen erwiesen sich zwar kriegstechnisch als ineffektiv, richteten aber großen Schaden vor allem unter der Zivilbevölkerung in London und Antwerpen an. Gravierend ist hierbei der Einsatz von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen bei der Entwicklung und Produktion der Raketen unter menschenverachtenden Lebens- und Arbeitsbedingungen in Peenemünde und, in noch wesentlich größerem Maßstab, in der Massenproduktion der Raketen in der Stollenanlage in Mittelbau Dora.
Diese Opfer werden bei einer unkritischen Darstellung der Bombenproduktion als angeblicher Vorläufer der Mondrakete und bei einer Legendenbildung um leitende Wissenschaftler und Ingenieure wie Wernher von Braun verdrängt. Eine wissenschaftliche Aufarbeitung des Themas Peenemünde und eine gesellschaftspolitische Bewertung und museale Darstellung muss daher, gerade im europäischen Kontext, Opferperspektiven und die Bedingungen und Ziele der nationalsozialistischen Kriegsgesellschaft angemessen berücksichtigen. Die Tagung richtet sich folglich explizit an eine breite Öffentlichkeit im Norden Deutschlands und Polens, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Gedenkstätten und Museen, sowie an ein wissenschaftlich interessiertes Publikum.
Freitag, 12. Oktober 2012
13.00 - 14.45 Anreise
15.00 - 16.30 Besichtigung des Geländes der ehemaligen Heeresversuchsanstalt Peenemünde
16.30 - 18.00 Führung im Historisch Technischen Museum Peenemu?nde
Samstag, 13. Oktober 2012
9.00 Begrüßung Eugeniusz Jasiewicz, Bürgermeister Wollin
9.30 Zeitzeugenbericht Marian Jakubowicz
10.15 Keynote Prof. Dr. Bernd Faulenbach, Ruhr-Universität Bochum Przemyslaw Sypniewski, Stiftung "Polnisch-Deutsche Aussöhnung", Warschau
11.00 - 11.30 Kaffee
11.30 - 13.00
Opferperspektiven I
Chair: Dr. Günther Jikeli jun., Groupe Sociétés, Religions, Laïcités / CNRS, Paris
Raketen auf London
Mark Whitmore, Imperial War Museum London
Polnische Männer im Zwangsarbeitereinsatz in der Provinz Pommern
Prof. Wlodzimierz Stepinski, Universität Stettin
Zwangsarbeit für die "V2"
Dr. Jens-Christian Wagner, KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora (Nordhausen)
13.00 - 14.00 Mittag
14.00 - 15.30 Opferperspektiven II
Chair: Fritz Spalnik, Polnisch-Deutschen Kulturforum Insel Usedom/Insel Wollin
Forschungsstand zu Zwangsarbeitern in der Heeresversuchsanstalt
Christian Muhldorfer-Vogt, Historisch-Technisches Museum Peenemünde
Zwangsarbeiter in Karlshagen, Außenlager des Konzentrationslagers Ravensbrück
Dr. Chistl Wickert, Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück (Berlin/Ravensbrück)
Zwangsarbeit in der Industrie in der Ostseeregion in der Geschichtsschreibung der DDR
Dr. Thomasz Slepowronski, Universität Stettin
15.30 - 16.00 Kaffee
16.00 - 17.30
Verantwortung
Chair: Remigiusz Rzepczak, Journalist
Woran erinnern - wessen gedenken? Überlegungen zur Bedeutung Peenemündes in der Gedenkstättenlandschaft
Prof. Dr. Bernhard M. Hoppe, Hochschule Mittweida und Technische Universität Kaiserslautern
Der Wandel der Darstellung von Tätern in Gedenkstätten in Deutschland
Dr. Thomas Lutz, Stiftung Topographie des Terrors (Berlin)
"Wo ist denn hier das U-Boot?" Technische Faszination vs. Zwangsarbeit und Gewalt am Bunker Valentin
Dr. Marcus Meyer, Gedenkstätte Bunker Valentin (Bremen)
Bedeutung von Peenemünde für die Erinnerungskultur in Westpommern (Polen)
Ryszard Banaszkiewicz, Heimatmuseum Wollin
17.30 - 18.30
Abschlussdiskussion
Chair: Prof. Dr. Thomas Stamm-Kuhlmann, Universität Greifswald
Prof. Dr. Bernd Faulenbach, Ruhr-Universität Bochum
Prof. Dr. Bernhard M. Hoppe, Hochschule Mittweida und Technische Universität Kaiserslautern
Eugeniusz Jasiewicz, Bürgermeister Wollin
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Veranstaltungsort:
Hotel Seeklause,
Mölschower Weg 1a,
17449 Ostseebad Trassenheide,
Usedom
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Kontakt:
Dr. Guenther Jikeli
Tel: 0033 (0) 534 617 445