Jahrestagung des Arbeitskreises Militärgeschichte 2025: Krieg und Erinnerung/War and Memory. Spuren des Krieges und ihre Verarbeitung/Traces of War
Wien, 8.–10. Oktober 2025
Wenn bewaffnete Konflikte enden, verbleiben mannigfaltige Spuren des Krieges in den Gesellschaften und auf materieller Ebene. Zu diesen Konsequenzen von Kriegen zählen ihre Repräsentation sowie deren Beitrag zur Formierung des (kollektiven) Gedächtnisses. Monumentale Objekte wie Triumphbögen, Siegesstelen oder Trophäen geben bereits seit der Antike öffentlichkeitswirksam Zeugnis über das menschliche Streben und das Bedürfnis, an Kriege und Schlachten durch materielle Sachzeugnisse zu erinnern. Seit den Napoleonischen Kriegen erlangt das Erinnern an militärische Begebenheiten und Persönlichkeiten in Form von Denkmälern, Veranstaltungen, Liedern, populärer Literatur und nicht zuletzt durch die neu auftretenden Armeemuseen im europäischen Raum zunehmende gesellschaftliche Bedeutung.
Die Benennung, Sichtbarmachung und Verarbeitung kriegerischer Konflikte in Erinnerungskultur wie auch Musealisierung sollen in einer interdisziplinären und interepochalen Fachtagung aufgegriffen werden, um einer Pluralität der Erinnerungsdiskurse und -kulturen im militärischen Kontext Rechnung zu tragen. Die Konferenz lädt zu einer vertiefenden Auseinandersetzung mit militärischer und ziviler Gedenkkultur in Bezug auf bewaffnete Konflikte und deren Verankerung in der Öffentlichkeit ein. Von Interesse ist dabei, wie sich Erinnerungs- und Gedenkkulturen und der Wunsch nach Musealisierung oder Monumentalisierung bewaffneter Konflikte nach dem Schweigen der Waffen entwickelten, bilden sie doch einen Spiegel des Zeit- und Geschichtsbewusstseins von Gesellschaften.
Warum dem Krieg ein Gedächtnis geben, wann an ihn erinnern, und wie? Die Komplexität des Krieges trägt dazu bei, dass er als erinnerungskulturelle Referenz auf sehr unterschiedliche und häufig widersprüchliche Weise in Anspruch genommen werden kann. Dies kann bereits während des historischen Geschehens in Antizipation zukünftiger Repräsentation und Historisierung oder in Retrospektive erfolgen. Perspektiven können wechseln – die Repräsentation des Staates und die Sichtbarmachung der Kriegserfahrung der Teilnehmenden stehen nicht selten in Konkurrenz zueinander. Als unerlässlich angesehene Monumentalisierungen, museale Repräsentationen und Narrative werden später mitunter als unpassend und austauschbar empfunden. Spuren des Krieges können in Raum und Materie eingeschrieben oder in diesen gelesen werden, sie können performativ ausgedrückt und eingeübt sowie in Institutionen verankert, abgesichert oder weiterentwickelt werden und dadurch Narrative formen und Erinnerungsdiskurse beeinflussen.
Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel dieser Tagung, die vielfältigen Ausprägungen und die Formen des Aushandelns im Beziehungsgeflecht von Erinnerung, Krieg und Militär zu untersuchen und dabei eine Verschränkung zwischen Forschung und Praxis herzustellen. Die Organisator:innen begrüßen einen transepochalen und interdisziplinären Zugang und laden Forschende aller Karrierephasen zur Teilnahme ein. Besonders willkommen sind Vorschläge aus dem Bereich der Museologie und verwandter Wissenschaften. Eingereicht werden können sowohl Beiträge auf Basis empirischer Fallstudien als auch solche, die sich dem Thema der Tagung aus theoretischer oder ideengeschichtlicher Perspektive annähern.
Programm folgt