Am Rande des Sturms - Das Schweizer Militär im Ersten Weltkrieg
Auch ohne Kriegsteilnahme gestaltete sich die Geschichte des Schweizer Militärs im Ersten Weltkrieg spannungs- und konfliktgeladen.
Spannungs- und konfliktgeladen zeigte sich nur allzu oft auch die wissenschaftliche Aufarbeitung dieses Themas. Sei es die Historiographie zum illustren militärischen Führungspersonal, sei es die Forschung zur Verwendung der Armee als Ordnungsinstrument im Innern, sei es die Darstellung der angeblich überscharfen Disziplinierung der militärischen Humanressource – der Untersuchungsgegenstand lieferte über Jahrzehnte zuverlässig Stoff für nicht zuletzt geschichtspolitische Kontroversen. Vor diesem Hintergrund mag es scheinen, dass die bisherigen Centenaire-Publikationen und -Veranstaltungen zur Schweiz im Ersten Weltkrieg um das Thema Militär eher einen Bogen machten. Dabei geht die Bedeutung des Themas weit über das rein Militärische hinaus. Nicht nur entwickelte sich das Schweizer Militär im Ersten Weltkrieg in seiner eigentlichen Rolle als ultimative Institution organisierter Staatsgewalt entscheidend weiter, vielmehr wirkte es auch massiv und direkt auf die schweizerische Zivilgesellschaft und das Politikgeschehen ein. Es scheint deshalb angezeigt, im dritten Erinnerungsjahr an den Ersten Weltkrieg das Thema Schweizer Militär wenigstens zeitweilig in den Fokus der historischen Betrachtung zu rücken.
Die Tagung "Am Rande des Sturms: Das Schweizer Militär im Ersten Weltkrieg" setzt sich die Zusammenführung der hierzu geschichtswissenschaftlich relevanten Forschung der letzten rund 20 Jahre zum Ziel. Die Veranstaltung möchte dabei arrivierte, aktive Historiker mit ehemals am Thema arbeitenden Kollegen sowie mit Nachwuchswissenschaftlern zusammenbringen, die an der Tagung ihre Doktor- oder Masterarbeiten präsentieren. Inhaltlich geht es der Tagung darum, eine multiperspektivische Gesamtbetrachtung des Schweizer Militärs zwischen 1914 und 1918 zu ermöglichen und dem Publikum neue Forschungsfelder aufzuzeigen. Nicht zuletzt sollen eingefahrene Vorstellungen (etwa zur Grenzbesetzung) und Narrative (u.a. zum Landesstreik) hinterfragt und diskutiert werden. Zusätzlich problematisiert die Veranstaltung die zeitgenössische ausländische Sichtweise auf das Schweizer Militär sowie dessen militär-politische Position im internationalen Kontext.
Anmeldungen bitte schriftlich mittels beigefügtem Anmeldetalon (pdf s.u.) an Gabriella Breiter (gabriella.breiter@vtg.admin.ch | +41 58 484 82 00 [Fax] ).
Konferenzsprachen: Deutsch | Französisch
Konferenzgebühren: CHF 30 pro Tag | CHF 20 pro Tag (SVMM-Mitglieder) | gratis (Studierende, Doktoranden, Post Docs)
Veranstaltungsort: Universität Bern (Haus der Universität), Schlösslistrasse 5, 3012 Bern
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Programm:
Freitag, 21. Oktober 2016
09.15 Eröffnung
Präsident SVMM/ASHSM - Eröffnung und Begrüssung
Tagungsleiter - Begrüssung und Einleitung
Maartje Abbenhuis: Exceptional neutrality? Situating Switzerland in the context of the First World War
Diskussion
10.55 Panel A - Armeeführung
Rudolf Jaun: Lagebeurteilungen und Operationsabsichten der Armeeführung während des Ersten Weltkrieges
Daniel Sprecher: Der Modus vivendi der Armeeführung 1914-1918
Oliver Schneider: "Konkurrierende Gewalten" - Das Vollmachtenregime des Ersten Weltkrieges im Spannungsfeld von Kriegswirtschaft, Staat und Armee
Diskussion
13.45 Panel B - Militäralltag und Ablösungsdienste
Dieter Wicki: Alltagsgeschichte und Erinnerungskultur mit Blick auf Aargauer Soldaten
Marco Jorio: "Ringsum Kanonendonner braust" – Die Zuger Soldaten am Rande des Sturms
Yves-Alain Morel: General Wille und der Wehrwille
Diskussion
15.25 Panel C - Meutereien und Militärjustiz
Maurice Thiriet: "Die Mannschaft folgt dem Geiste der Zeit und demonstriert ähnlich wie in einer Fabrik." - Die Meuterei der Feldbatterie 54
Lea Moliterni: "Er gehört nicht zu den Aufwieglern, sondern zu den Aufgewiegelten." Militärjustiz-Urteile und Gnadenpraxis der Brigade 12 im Juni 1918
Manuel Wolfensberger: "A bas l’armée et révolution!" - Meuterei und Aufruhr in der Schweizer Armee von 1914-1918
Diskussion
16.45 Sacha Zala - Résumé und Perspektiven
Samstag, 22. Oktober 2016
08.45 Panel D - Operationsplanung und Kampfführung
Rémy Porte: L’armée suisse, l’armée française et "le Plan H"
Juri Jaquemet: Fortifikation Murten - Grenzbesetzung im Landesinnern
Michael M. Olsansky: Vom Massensturm zur Sturmabteilung. Die Kriegführung des Ersten Weltkrieges und die Schweizer Armee - Simulakren und Gehversuche
Diskussion
10.30 Panel E - Ordnungsdienst und Landesstreik
Marco Knechtle: Ordnungsdienst der Schweizer Armee bis zum Generalstreik
Christian Koller: Ordnungsdiensteinsätze bei Streiks vor und im Ersten Weltkrieg und die Linke
René Zeller: Den Bürgerkrieg vor Augen
Roman Rossfeld: Diktatur der Bajonette? Revolutionsrhetorik, Ordnungsdienst und Landesstreik
Diskussion
13.45 Panel F - Die ausländische Perspektive
Peter Mertens: Preussische Wunschbilder, schweizerische Manipulative? Beobachtungen zur Wahrnehmung und Beurteilung des Schweizer Militärs durch Exponenten des Deutschen Reichs
Erwin Schmidl: Die k.u.k. Armee und das Schweizer Militär im Ersten Weltkrieg
Dimitry Queloz: Regards français sur l’armée suisse, 1871-1918
Diskussion
15.25 Panel G - Im internationalen Spannungsfeld
Christophe Vuilleumier: Les stratégies de la neutralité, répression et tolérance – adaptabilité et démonstration
Jakob Tanner: Militärischer Transnationalismus und wirtschaftspolitischer Dilettantismus - Asymmetrien in der Landesverteidigungskonzeption
Hans-Rudolf Fuhrer: "Das Spiel mit dem Feuer" - Zum Problem der Fremden Hilfe
Diskussion
16.45 Carlo Moos - Résumé und Perspektiven
17.00 Tagungsleiter - Schlusswort und Verabschiedung
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Kontakt:
Dr. Michael M. Olsansky
(t) +41 44 739 82 34
(f) +41 44 739 82 00
(@) michael.olsansky@milak.ethz.ch