Gewaltsamer Widerstand in Ostmittel- und Südosteuropa 1945-1956. Akteure, Gruppen, Formen, Intentionen, Motive , Zielsetzungen und Folgen

Datum: 
Mittwoch, 1. März 2017
Ort: 
Wien
Deadline: 
Donnerstag, 30. Juni 2016

In Folge der militärischen Niederlage der Achsenmächte und der Etablierung kommunistischer Herrschaftssysteme in Ostmittel- und Südosteuropa unter sowjetischer Führung entschlossen sich bereits bestehende oder sich neu formierende, organisierte und rivalisierende Personenverbände gewaltsamen Widerstand gegen das neu etablierte Repressions- und Zwangssystem fortzusetzen bzw. zu entfalten. Nennenswerte Kampfhandlungen hielten bis in die 1950er Jahre an und banden militärische Ressourcen der UdSSR sowie ihrer Besatzungsregime und der staatlichen Herrschaftsstrukturen kommunistischer Regime.

Im Rahmen einer internationalen Konferenz des Instituts für Neuzeit- und Zeitgeschichtsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und der Arenberg Stiftung, Enghien (Belgien) soll in Wien eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme von Formen und Handlungsspielräumen dieses gewaltsamen Widerstands in Ostmittel- und Südosteuropa erfolgen.

Länderübergreifende Analysen und Untersuchungen über politische, soziale, wirtschaftliche und religiöse Ursachen des gewaltsamen Widerstandes stehen hierbei im Vordergrund. Zunächst soll es um eine historische Kontextualisierung im Zusammenhang mit der Geschichte des Kommunismus und Antikommunismus, mit den Traditionslinien von Gewalt in der Politik und von Widerstand, bedingt durch Zwischenkriegszeit und Zweiten Weltkrieg, aber auch um Fragen des Sowjetunion- und Russlandbilds der Widerstandsexponenten, ihres Kampfes gegen den teils als russische Fremdherrschaft empfundenen Kommunismus sowie der Kollaboration mit dem Dritten Reich gehen. Durch die Herausarbeitung von Länderspezifika sollen regionale Unterschiede des gewaltsamen Kampfes dieser Gruppen ebenso Berücksichtigung finden wie Gemeinsamkeiten, wobei auch der Widerstand jüdischer Exponenten sowie die Teilnahme von Frauen einbezogen werden. Im Zuge dieser Bestandsaufnahme wird es um Definition, Kontextualisierung, Periodisierung und Rezeption dieser Widerstandshandlungen gehen ("Freiheitskämpfer“ vs. "Konterrevolutionäre“).

Die einzelnen Referate sollen die maßgeblichen Akteure und Gruppen, die Grenzen und Möglichkeiten ihres Agierens, ihre Handlungs- und Rückzugsräume (z.B. Grenzregionen), Hintergründe, Ressourcen, Rekrutierungsbasis, Intentionen, Motive und Zielsetzungen, die Folgen ihres Handelns und die militärische Niederschlagung des bewaffneten Widerstandes einschließen. Weitere zentrale Fragen lauten: Wie war dieser Widerstand überhaupt möglich und wie reagierte die Mehrheitsbevölkerung darauf? Der zu behandelnde Themenkomplex ist von einer schwierigen, d.h. heterogenen wie unübersichtlichen Quellenlage gekennzeichnet, womit das auch bei anderen Thematiken gegebene Problem der Zeitzeugenbefragung und des Umgangs mit ihren Erfahrungen und Erinnerungen in diesem Falle besonders gegeben ist. Hierbei soll auch Widerstand als Gedächtnisort vom Kriegsende bis zur Gegenwart thematisiert werden.

Bei Interesse wird um Zusendung eines Abstracts mit mindestens 400 und maximal 800 Worten an David Schriffl (david.schriffl@oeaw.ac.at) ersucht.

Die Konferenzsprachen sind Englisch und Deutsch (keine Simultanübersetzung).

Es ist geplant, die Ergebnisse der Konferenz zeitnah in einem Sammelband zu publizieren. Die fertigen Manuskripte zum Abdruck im Sammelband werden zwei Monate nach der Konferenz erbeten.

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Kontakt:

Dr. David Schriffl

Institut für Neuzeit- und Zeitgeschichtsforschung

Österreichische Akademie der Wissenschaften

Strohgasse 45/2/4

1030 Wien

+43 1 51581 7328

david.schriffl@oeaw.ac.at