Psychiatrie im Ersten Weltkrieg

Datum: 
Donnerstag, 4. Februar 2016 bis Freitag, 5. Februar 2016
Ort: 
Irsee, Bayern
Deadline: 
Mittwoch, 3. Februar 2016

Nach dem deutschen Heeressanitätsbericht wurden im Ersten Weltkrieg über 600.000 Soldaten wegen Nervenleiden behandelt, davon 313.000 neurologisch Traumatisierte. Die neue Waffentechnik und der Stellungskrieg hatten die Soldaten vorher nicht bekannten, lang andauernden Belastungen ausgesetzt, die ihre Opfer forderten.

Die internationale historische Tagung geht der Frage nach, wie in der psychiatrischen Praxis mit psychisch traumatisierten Soldaten aus Deutschland, Österreich, Frankreich, England und Italien in der Zeit des Ersten Weltkriegs umgegangen wurde. Die Tagung will damit die in Fachzeitschriften, Kongressen und militärärztlichen Kommissionen geführten Diskussionen ergänzen und diese zudem um die Frage nach dem heutigen Stand der Forschung in Bezug auf psychische Krankheitssymptome in Folge von Kriegsereignissen erweitern.

Veranstaltungsort:  Schwabenakademie Irsee, Klosterring 4, 87660 Irsee

Tagungsgebühr:  € 60 | Studierende (gegen Vorlage des Studierendenausweises / ohne Seniorenstudium) frei

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Programm:

Donnerstag, 4. Februar 2016

09.00  Kaffee und Imbiss

10.00  Begrüßung und Einführung  -  Thomas Becker (Ulm) | Heiner Fangerau (Köln) | Peter Fassl (Augsburg) | Hans-Georg Hofer (Münster)

10.30  Sektion I  -  Psychiatrisches Handeln im Ersten Weltkrieg

Moderation:  Peter Fassl

Dave Bandke (Linz):  Zwischen Finden und Erfinden. Eine Analyse der "Kriegsneurosen" an der Nervenheilanstalt am Rosenhügel in Wien zur Zeit des Ersten Weltkriegs

Uta Kanis-Seyfried (Ulm):  Traumatisierte Soldaten des Ersten Weltkriegs in den ehemaligen Heil- und Pflegeanstalten Ravensburg-Weissenau (Württemberg) und Reichenau (Baden)

Petra Schweizer-Martinschek (Irsee) | Corinna Malek (Kaufbeuren):  Die Behandlung traumatisierter Soldaten in der Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren-Irsee und die Frage des Hungersterbens

12.30  Mittagessen

13.30  Fortsetzung Sektion I

Christoph Bartz-Hisgen (Heidelberg):  Das Beobachtungslazarett für psychisch versehrte Soldaten an der Universitätsklinik Heidelberg. Die militärärztliche Begutachtung und die Folgen ihrer Praxis

Felicitas Söhner (Ulm):  Arbeit in der Psychiatrie im Ersten Weltkrieg - zwischen Therapie und Ökonomie 

15.00  Kaffeepause

15.30  Sektion II  -  Transnationale und vergleichende Perspektiven

Moderation:  Hans-Georg Hofer | Thomas Becker

Vinzia Fiorino (Pisa):  Hysterical men, regression to childhood, naked men on the run. Some reflections on clinical reports during World War I

Christine van Everbroeck (Brüssel):  Armee, Gesellschaft und Kriegsneurosen im Ersten Weltkrieg in Belgien

Marie Derrien (Lyon):  A new role for asylums? Soldiers' experiences of institutionalization during World War I in France

Susanne Michl (Mainz):  "Invalide du courage" - Kriegsneurotiker in der französischen Psychiatrie

Andrea von Hohenthal (Freiburg i. Br.):  Die Entwicklung der Psychologie im Ersten Weltkrieg - Großbritannien und Deutschland im Vergleich

19.00  Abendessen

20.00  Abendvorträge

Sir Simon Wessely (London):  "Happy Birthday Shellshock"

Stephanie Linden (Cardiff):  They called it Shell Shock - the British perspective on war trauma in World War I

Freitag, 5. Februar 2016

09.00  Sektion III  -  Die Entwicklung nach 1918 - Die Auseinandersetzung mit den Folgen des Krieges

Moderation: Thomas Becker  

Lena Christolova (Konstanz):  Der Krieg und die Nerven. Zeitgenössische Dokumentationen posttraumatischer Symptome als Folge des Ersten Weltkriegs und der Film NERVEN von Robert Reinert (Deutschland 1919)

Andreas Enderlin (Wien):  Der zerbrochene Mann in psychiatrischer Obhut. Kriegsbeschädigtenfürsorge nach dem Ersten Weltkrieg

Stephanie Neuner (Berlin):  Zur sozioökonomischen und gesundheitlichen Situation psychisch versehrter Soldaten nach 1918

Maike Rotzoll (Heidelberg):  Neue Taktik an der therapeutischen Front? Zur Bedeutung des Ersten Weltkriegs für Behandlungskonzepte in der zivilen Psychiatrie 

Peter Steinkamp (Berlin): "Zweimal eingezogen". Zum Schicksal psychisch kranker Weltkriegsteilnehmer bei der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg

12.30  Mittagessen

13.30  Sektion IV  -   Kontroversen und Deutungen

Moderation:  Heiner Fangerau

Philipp Rauh (Nürnberg-Erlangen):  Der Kriegspsychiatrische Kongress - die Beschlüsse der Münchner Tagung vom Mai 1916 

Maria Hermes (Bremen):  Deutungen des Krieges mit psychiatrischen Krankheitskonstruktionen im engeren Sinn

Julia Barbara Köhne (Berlin):  Hysterische Krieger. Strategische Bilder in der europäischen Militärneuropsychiatrie-Kinematographie

Hans-Georg Hofer (Münster):  Freud, Wagner-Jauregg und die Kontroverse über die Behandlung der Kriegsneurosen

Ralf Seidel (Mönchengladbach):  Weltkrieg und Moderne. Die nervenärztliche Praxis und der Deutungsanspruch der Psychiatrie

17.30  Schlussdiskussion

18.30  Ende der Tagung

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Kontakt:

Markwart Herzog

Schwabenakademie Irsee

Klosterring 4

87660 Irsee

(t)  +49 (0)8341 906 660

(f)  +49 (0)8341 906 669

(@) markwart.herzog@schwabenakademie.de