Gegen unseren Willen? Ost- und Südosteuropäer in der Waffen-SS. Kulturelle Aspekte und Historischer Kontext
Mehrere internationale Konferenzen in den letzten zwei Jahren machen deutlich, dass die Desiderate in der Geschichte der Waffen-SS - insbesondere in Bezug auf den Krieg im Osten - mitnichten alle erforscht sind. Im Gegenteil: 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges steht angesichts immer neuer Konflikte in Ost- und Südosteuropa eine Dringlichkeit im Raum, die Erforschung der Waffen- SS gerade in diesen Regionen voranzutreiben.
Bei der Konferenz werden kulturgeschichtliche Aspekte im Vordergrund stehen; bisherige Forschungsergebnisse aus militär-, wirtschafts- und sozialhistorischer Perspektive sollen dabei mit einfließen. In dieser Kulturgeschichte der Kollaboration ost- und südosteuropäischer Staaten mit der Waffen-SS soll sowohl die nationalsozialistische Seite, das Herantreten der deutschen Besatzer an die Bevölkerung vor Ort, als auch die Seite der Beworbenen thematisiert werden. Wie sahen die nationalsozialistischen Rekrutierungsstrategien für "Fremdvölkische" in die Waffen-SS aus? Wie wurden die für die SS üblichen Rekrutierungsgrundlagen umgeschrieben und angepasst?
Konferenzsprachen: Deutsch und Englisch (ohne Übersetzung)
Veranstaltungsort: Imre Kertész Kolleg Jena, Am Planetarium 7, 07743 Jena
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Programm:
Freitag, 4 Dezember 2015
10:00 Panel 1 - Players and Contexts. Preconditions and Forms of Cooperation with the SS in Eastern and Southeastern Europe
Chair: Jochen Böhler (Jena)
Oliver Schmitt (Wien): Wie faschistisch war das Südosteuropa der Zwischenkriegszeit?
Christoph Dieckmann (Frankfurt am Main) | Ray Brandon (Berlin): Kooperationsangebote der Waffen-SS. Litauische und ukrainische Reaktionen
Ruth Bettina Birn (Stuttgart): Ideologie, Persönlichkeitsprinzip, Zielorientiertheit. Warum eine rassistische Organisation wie die SS Nicht- Deutsche inkorporieren wollte
11:00 Pause
11:20 Fortsetzung Panel 1
Peter Lieb (Potsdam): Rekrutierungsstrategien der Waffen-SS am Beispiel einer gescheiterten Möchtegern-Elite. Die 24. Waffen-Gebirgs-Division der SS "Karstjaeger"
Hans Christian Harten (Potsdam): Die weltanschauliche Schulung der Polizei und Schutzmannschaften in den besetzten osteuropäischen Gebieten
12:20 Diskussion
13:20 Mittagspause
14:20 Panel 2 - Southeast European Muslims in the Waffen-SS: Motivations, Intentions and Constraints
Chair: Franziska Zaugg (Bern/Dublin)
David Motadel (Cambridge): The SS Head Office and Islam
Stefan Petke (Berlin): Muslime in der Waffen-SS. "Soldaten wie andere auch"?
Marko Attila Hoare (London): Occupation, Collaboration and Resistance in Bosnia-Hercegovina, 1941-1945
15:20 Pause
15:40 Fortsetzung Panel 2
Marenglen Kasmi (Tirana): Albanien und Kosovo während der deutschen Besatzung 1943-1944
Sabina Ferhadbegovic (Jena): Keine andere Wahl. Die Kriegsgefangenenprotokolle der Soldaten der 13. Waffen-SS-Division
16:20 Diskussion
17:00 Pause
17.15 Abendveranstaltung
Keynote: Peter Black (Washington D.C.): Against Our Will? Ethnic Germans and Non-Germans in the Service of the SS and the German Police, 1939-1945
18:30 Ende Tag 1
Samstag, 5 Dezember 2015
10:00 Panel 3 - Aspects of Collaboration in Eastern Europe: The "Trawniki" Men
Chair: Jacek Andrzej Mlynarczyk (Torun)
Peter Black (Washington D.C.): The "Trawniki" Men - State of Research and Desiderata
Michael Esch (Leipzig): Herrenmenschen, Hilfsvölker und situative Bündnisse. Polen und Ukrainer in der deutschen Siedlungs- und Sicherheitspolitik im "Generalgouvernement" 1941-45
David Allan Rich (Washington): The "Trawniki" Kommando of the Janowska Labour Camp
11:00 Pause Break
11:20 Fortsetzung Panel 3
Sara Berger (Rom): "Trawnikis" in den Vernichtungslagern der "Aktion Reinhard"
Angelika Benz (Berlin): Die "Trawniki-Männer" als verlängerter Arm der SS
12:00 Diskussion
12:40 Pause
13:00 Abschlussdiskussion:
Chair: Robert Gerwarth (Dublin)
Peter Black (Washington)
Peter Klein (Berlin)
Sönke Neitzel (Potsdam)
Thomas Kühne (Worcester)
13:30 Tagungsende
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Kontakt:
Jochen Böhler
Imre Kertész Kolleg
Am Planetarium 7
07743 Jena