Militärisches Wissen vom 16. bis zum 19. Jahrhundert

Datum: 
Donnerstag, 24. September 2015 bis Freitag, 25. September 2015
Ort: 
Gotha

Die Beziehungen zwischen Militär und Wissen spielten bis jetzt in der historischen Forschung nur eine untergeordnete Rolle. Zwar wurden einzelne Wissensbereiche, etwa Medizin und Ingenieurwissenschaften, vor allem für die Kriegsführung während beider Weltkriege wiederholt in den Blick genommen, jedoch ist diese Betrachtungsweise aus wissensgeschichtlicher Perspektive in mehrerer Hinsicht zu eng gefasst: Erstens reduziert sie das Militärwesen auf den Kriegszustand, zweitens verkürzt sie Wissen auf Wissenschaften und vernachlässigt somit andere gelehrte sowie administrative, soziale oder erfahrungsbasierte Wissensbestände, und drittens setzt sie den zeitlichen Schwerpunkt allein auf die Moderne.

Jüngst hat immerhin die Tagung "Militärische Wissenskulturen in der Frühen Neuzeit" die Fruchtbarkeit wissensgeschichtlicher Zugänge zum Bereich des Militärischen in der Vormoderne illustriert, wobei allerdings vorwiegend Bildungs- und Expertenwissen und dessen Professionalisierung im Zentrum standen. Daran anknüpfend strebt der aus dem Promovierendenprogramm "Wissensgeschichte der Neuzeit" am Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt hervorgegangene Workshop einen stärker wissenspraxeologischen Zugang an, der zudem bewusst die Epochengrenze um 1800 überschreitet und das "lange 19. Jahrhundert" einbezieht.

Ziel ist es, in unterschiedlichen Fallstudien die Relationen zwischen Militär und Wissen im Sinne einer "neuen Wissensgeschichte", welche vor allem nach Akteuren und Praktiken fragt, sowohl in Kriegs- als auch in Friedenszeiten zu untersuchen. Dazu sollen die (Re-) Produktionen und Zirkulationen militärischen Wissens in den Blick genommen und zugleich der bislang oft unhinterfragte Zäsurcharakter der Jahre um 1800 kritisch beleuchtet werden. Der Workshop greift damit Ansätze aus der bisherigen Erforschung der vormodernen Verhältnisse von Militär und Wissen auf und führt sie inhaltlich sowie chronologisch weiter.

Tagungsort:  Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt (Seminarraum), Schloss Friedenstein, Pagenhaus, 99867 Gotha

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Programm:

Donnerstag, 24. September

14.00  Anreise | Kaffee

15.00  Eröffnung  -  Martin Mulsow (Erfurt/Gotha)

15.30  Sektion I  -  Normierungen

Kommentar | Moderation: Ulrike Ludwig (Dresden)

André Bochynski (Erfurt/Gotha):  Artickels-Brief und Kayserlich-Decret. Die Ausbildung eines vollkommenen Kriegsrechts im Großen Krieg

Andreas Dethloff (Rostock):  Die Bildung des kursächsischen Offiziers um 1800 - zwischen adliger Standesbildung, militärischem Drill und aufgeklärter Kriegswissenschaft

Michael Schwarz (Erfurt/Gotha):  Die Genese von Militärreglements. Das Beispiel des Wirtschaftsreglements der sachsen-gotha-altenburgischen Regimenter um 1750

17.30  Kaffeepause

18.00  Kasemattenführung

19.00  Gemeinsames Abendessen

Freitag, 25. September

09.00  Sektion II  -  Professionalisierungen

Kommentar | Moderation: Christoph Nübel (Berlin)

Oliver Kann (Erfurt/Gotha):  Gut, besser, Vermesser. Die Arbeiten der Königlich Preußischen Landesaufnahme

Angela Strauß (Tübingen):  Theologen, Pädagogen, Publizisten - Selbstbilder und Wissenspraktiken preußischer Militärgeistlicher um 1800

Volker Mende (Cottbus):  Im Wesentlichen nach Clausewitz? Fragen an das preussisch-deutsche Festungswesen zwischen Waterloo und Versailles

11.00  Kaffeepause

11.30  Sektion III  -  Zirkulationen

Kommentar | Moderation: Marian Füssel (Göttingen)

Andrea Thiele (Halle):  Von Kundschaftern und Kundschaft. Soldatenhandel und Wissenszirkulation zwischen Sachsen-Gotha und den Niederlanden im 17. und 18. Jahrhundert

Markus Meumann (Erfurt/Gotha):  Corpus iuris militaris. Zirkulation, Transfer und Verwissenschaftlichung militärgerichtlichen Wissens im 17. und 18. Jahrhundert

Anne-Simone Rous (Dresden):  Keep undercover! Militärische Spionagepraktiken und ihr Platz in der Gesellschaft (18.-19. Jh.)

13.30  Schlusswort  -  Alexander Schunka (Gotha/Berlin)

14.00  Tagungsende

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Kontakt:

Michael Schwarz

Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt

Schloss Friedenstein

99867 Gotha

(t)  +49(0)361/737-1700 

(f)  +49(0)361/737-1709 

(@) michael.schwarz@uni-erfurt.de