Geschichtsbewusstsein als Kernkompetenz - 60 Jahre historische Bildung in der Bundeswehr
Bei der Eröffnung des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr am 14. Oktober 2011 bezeichnete der damalige Bundesminister Thomas de Maizière die historisch-politische Bildung als eine "soldatische Kernkompetenz". Schon die "Weisung zur Intensivierung der historischen Bildung" (1994) des Generalinspekteurs der Bundeswehr hatte der (militär-)geschichtlichen Bildung in den Streitkräften eine hohe Bedeutung zugewiesen. Seither ist ihr in der Ausbildung des militärischen Führungspersonals der "notwendige Stellenwert" einzuräumen.
Eine umfassende und multiperspektivische Erörterung der Kardinalfrage nach Bedeutung und Zweck militärgeschichtlicher Bildung hat in der Bundeswehr nicht zuletzt durch die Einsatzwirklichkeit an Bedeutung gewonnen. Die jüngere wissenschaftliche Forschung hat das Profil der Militärgeschichtsforschung als moderne und eigenständige Subdisziplin der Geschichtswissenschaften entscheidend geschärft. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, ist eine vergleichbare Konkretisierung mit Blick auf den Nutzen militärgeschichtlicher Bildung in der Bundeswehr aber bisher ausgeblieben.
Die 56. Internationale Tagung für Militärgeschichte verortet den militärhistorischen Bildungsauftrag innerhalb der Konzeption der Inneren Führung und problematisiert die erzieherische Funktion der historischen und militärgeschichtlichen Bildung. Unter der Leitfrage "Wozu Militärgeschichte?" hinterfragt die Tagung Aufgaben, Nutzen und Gestaltungsfelder der militärgeschichtlichen Bildung in der Bundeswehr. Sie zeichnet sechs Jahrzehnte militärhistorischer Lehre und Ausbildung in der Bundeswehr nach und stellt diese in eine vergleichende Perspektive in ihrem zivilen und internationalen Umfeld. Einen besonderen thematischen Schwerpunkt bilden dabei die militärgeschichtlichen Sammlungen und das Militärhistorische Museum der Bundeswehr sowie Fragen nach einer modernen Didaktik der militärgeschichtlichen Lehre und Ausbildung.
Konzeption und Themenstellung der 56. ITMG weichen von den Tagungen der vergangenen Jahre ab. Im Schwerpunkt steht weniger das Abschreiten eines aktuellen wissenschaftlichen Forschungsstandes als vielmehr die kritische Beschäftigung mit Vergangenheit und Praxis der militärgeschichtlichen Lehre und Ausbildung in der Bundeswehr sowie deren Perspektiven
Tagungsort: Seminaris Seehotel Potsdam, An der Pirschheide 40, 14471 Potsdam
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Programm:
Mittwoch, 23. September 2015
ab 12:00 Registrierung
Parallel zum Tagungsprogramm besteht im Foyer des Tagungshotels die Möglichkeit, eine Plakatausstellung des ZMSBw und der Bundesstiftung Aufarbeitung zum Thema "Militär und Gesellschaft in Deutschland nach 1945" zu sehen.
14:15 Begrüßung - Oberst Dr. Hans-Hubertus Mack (Kdr ZMSBw )
14:40 Einführung - Abteilungsleiter Bildung (ZMSBw)
Sektion I - Bildungsauftrag Militärgeschichte
Leitung: Oberstleutnant i.G. Dr. Armin Wagner
15:00 Oberst i.G. Dr. Uwe Hartmann (Kdo Heer): Erziehung oder Bildung? Die erzieherische Funktion militärgeschichtlicher Bildung
15:30 Oberst i.G. Reinhold Janke (ZInFü): Die Stellung der historischen Bildung im Dreiklang von politischer, historischer und ethischer Bildung in der Bundeswehr
16:00 Diskussion
16:30 Kaffeepause
17:00 Podiumsdiskussion - Historische Bildung als Gestaltungsfeld der Inneren Führung
Moderator: Prof. Dr. Reiner Pommerin
Teilnehmer: Generalmajor Jürgen Weigt (Kdr ZInFü) | Generalarzt Dr. Ulrich Baumgärtner (BMVg UAL II) | Prof. Dr. Angelika Dörfler-Dierken (ZMSBw) | Oberst i.G. Dr. Uwe Hartmann (Kdo Heer)
18:00 Ende Tag 1
19:30 Öffentlicher Abendvortrag - Dr. Ralf Brauksiepe (Parlamentarischer Staatssekretär BMVg)
Donnerstag, 24. September 2015
Sektion II - Wozu Militärgeschichte?
Leitung: Prof. Dr. Michael Epkenhans (ZMSBw)
08:30 Oberst a.D. Dr. Klaus A. Maier: Von der Generalstabswissenschaft zur modernen Militärgeschichte. Hans Meier-Welcker und die Anfänge der militärgeschichtlichen Bildung in der Bundeswehr
09:00 Dr. Agilolf Keßelring (Philipps-Universität Marburg): Konkurrierende Schwestern? Militärgeschichte und Strategische Wissenschaft
09:30 Oberst i.G. Dr. Burkhard Köster (BMVg): Innerer oder äußerer Nutzen der Militärgeschichte? Neue Aspekte einer alten Debatte
10:00 Dr. Serge Blom (Nederlands Instituut voor Militaire Historie, Den Haag): Vom Nutzen der Militärgeschichte. Eine niederländische Perspektive
10:30 Diskussion
11:00 Kaffeepause
11:30 Dr. Markus Seemann (Archiv des Katholischen Militärbischofs): Geschichtsvermittlung in der Militärseelsorge
12:00 Generalleutnant a.D. Rainer Glatz: Notwendiges Orientierungswissen? Vom Nutzen der Militärgeschichte im Einsatz
12:30 Prof. Dr. Jutta Nowosadtko (HSU-HH, UniBw): Wozu Militärgeschichte? Eine Akademische Perspektive
13:00 Diskussion
13:30 Mittagspause
Sektion III - Museen und Sammlungen als Gestaltungsfelder militärgeschichtlicher Bildung
Leitung: Prof. Dr. Hans Walter Hütter (Stiftung Haus der Geschiche der Bundesrepublik Deutschland, Bonn)
14:30 Hauptmann Ariane Huth (ZMSBw): Aufgaben und Nutzen der militärgeschichtlichen Sammlungen der Bundeswehr
15:00 Oberst Prof. Dr. Matthias Rogg (MHMBw, Dresden): Eine Kulturgeschichte der Gewalt für die Bundeswehr? Aufgaben und Nutzen des MHMBw
15:30 David Guillet (Directeur Adjoint, Musée de l‘Armée, Paris): Funktion und Aufgaben des Musée de l‘Armée
16:00 Diskussion
16:30 Kaffeepause
17:30 Sarah Kayß (King ́s College London): Geschichtsbilder deutscher und englischer Offizieranwärter. Ein Vergleich
18:00 Podiumsdiskussion - Geschichtsverständnis als soldatische Kernkompetenz?
Moderator: N.N.
Teilnehmer: Generalleutnant Hans-Werner Fritz (EinsFüKdo) | Generalmajor Achim Lidsba (Kdr FüAkBw) | Generalleutnant a.D. Dr. Klaus Olshausen | Dr. Ulrich Schlie (Auswärtiges Amt) | Oberstleutnant Dr. Detlef Buch (Deutscher BundeswehrVerband)
19:00 Ende Tag 2
Freitag, 25. September 2015
Sektion IV - Moderne Militärgeschichte. Moderne Geschichtsdidaktik?
Leitung: Prof. Dr. Sönke Neitzel (Universität Potsdam)
08:30 Dipl.-Päd. Katrin Hentschel (ZMSBw): Studie zum Lehrfach Militärgeschichte
09:00 Prof. Dr. Thomas Sandkühler (HU Berlin): Moderne Geschichtsdidaktik
09:30 PD Dr. Robert Riemer (Universität Greifswald): Theorie und Praxis in der militärhistorischen Lehre
10:00 Diskussion
10:30 Kaffeepause
Sektion V - Militärgeschichte in Lehre und Ausbildung
Leitung: Abteilungsleiter Bildung (ZMSBw)
11:00 Dr. Eberhard Birk (OSLw): Militärgeschichte als Lehrfach in der Offizierausbildung
11:30 Oberstleutnant Dr. Heiner Bröckermann (USH): Militärgeschichte in der Unteroffizierausbildung
12:00 Diskussion
12:30 Resümee und Verabschiedung - Oberst Dr. Hans-Hubertus Mack (Kdr ZMSBw)
13:00 Tagungsende
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Anmeldungen und Kontakt:
Oberstleutnant Dr. Heiner Möllers
Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr
Zeppelinstraße 127/128
14471 Potsdam