Burg, Stadt und Kriegführung im 17. Jahrhundert - Kulturgeschichtliche Betrachtungen einer Epoche des Umbruchs
Der Burgenbau im Mittelalter, auch im Spätmittelalter, erfreut sich in der Forschung seit Jahren großer Beliebtheit, und auch Festungen und der Wandel der Burg zur Festung sind ein präsentes Forschungsthema. Die Entwicklung der Burgen und Städte im Rahmen der Kriegführung des 17. Jahrhunderts stellt jedoch ein Desiderat dar: Das Klischee der Zerstörung militärisch wertloser Burgen und Stadtmauern, veralteter Anlagen, im 30-jährigen Krieg oder spätestens durch "die Franzosen" 1689 zieht sich durch die Literatur, ohne dass es jemals umfassend kritisch hinterfragt worden wäre.
Diese Forschungslücke möchte die vorliegende Tagung schließen: Befanden sich die Burgen und Stadtbefestigungen im 17. Jahrhundert wirklich durchgängig in baulich schlechtem Zustand? Waren sie militärisch wertlose Objekte und dem Angreifer wehrlos ausgeliefert? Wie reagierten die Besitzer einer "normalen" kleinen oder mittelgroßen Burg und die Einwohner einer kleinen Stadt auf die militärischen Anforderungen? Inwiefern waren Burgen und Kleinstädte überhaupt ein (lohnenswertes) Ziel für die Heere des 17. Jahrhunderts? Im Rahmen der Tagung soll diesen Fragen nachgegangen werden. Der bauliche Zustand der Burgen und Stadtmauern und die Entwicklung der Militärtechnik und des Militärwesens im 17. Jahrhundert sollen genauso thematisiert werden wie die Belagerungen und Zerstörungen selbst.
Der Fokus soll dabei nicht auf den deutschen Sprachraum beschränkt bleiben: Die Türkenkriege im Südosten des Heiligen Römischen Reiches sind genauso ein Thema wie die Nordischen Kriege, der 30-jährige Krieg, der englische Bürgerkrieg oder die Reunionskriege Ludwigs XIV. Ziel der Tagung soll es sein, anhand der Zusammenschau der Beiträge eine Annäherung an das Tagungsthema zu finden, einen ersten Überblick zu schaffen und weitere Forschungsfragen zu formulieren.
Veranstaltungsort: Mosellahalle, Schulstr. 2, 56332 Oberfell an der Mosel
Tagungskosten: € 40,- | € 15,- (Tageskarte)
Um Anmeldung wird gebeten durch Überweisung des Tagungsbeitrages auf das Konto der Ortsgemeinde Oberfell bei der Sparkasse Koblenz: Konto-Nr. 16 000 200, BLZ 570 501 20, IBAN: DE29 5705 0120 0016 0002 00, SWIFT-BIC: MALADE51KOB. Bitte als Verwendungszweck angeben: "Burgensymposion 2015, Vorname | Nachname | Wohnort" ! -------------------------------------------------
Programm:
Freitag, 06.11.2015
13.00 Grußworte und Einleitung
13.30 G. Ulrich Großmann (Nürnberg): Das Ende der Burg
14.00 Bernd Fuhrmann (Öhringen): Kriege, Städte, Finanzen - nicht nur der Südwesten in der zweiten Hälfte des 17.Jahrhunderts
14.30 Eva Cichy (Olpe): Westfälische Landwehren im 17. Jahrhundert
15.00 Kaffeepause
15.20 Paul Mitchell (Wien): Linienbefestigungen des Spanischen Erbfolgekriegs. Die Kuruzzenschanzen im Osten Österreichs
15.50 Beatrix Petznek (Bruck / Leitha): Schloß und Herrschaft Petronell in den turbulenten Zeiten des 17. Jahrhunderts - viele Besitzer, viele Feinde, zwischen Aus- und Umbauten, Besitzvergrößerungen und Kriegszerstörungen
16.20 István Németh (Budapest): Befestigte Städte - Festungsstädte in Ungarn (16. - 17. Jh.). Privilegierte Mittel- und Kleinstädte in einem ständigen Kriegsfeld
16.50 Kaffeepause
17.10 Paul Srodecki (Fernwald): Imperii Germaniae antemuralia. Burgen- und Festungsbau im östlichen Mitteleuropa vor dem Hintergrund der frühneuzeitlichen Türken- und Moskowiterkriege
17.40 Thomas Schuetz (Stuttgart): Die nicht erfolgte Rezeption des "trace italienne" innerhalb des Osmanischen Reiches
18.10 Kathrin Machinek (Alexandria): Evliya Çelebi - ein türkischer Blick auf die mittelalterlichen Wehrbauten des Orients im 17. Jahrhundert
19.00 Abendessen
Samstag, 07.11.2015
09.00 Bjørn Westerbeek Dahl (Kopenhagen): Von der Burg zur Festung in einem zentralisierten Staat: das Beispiel Dänemark
09.30 Taco Hermans | Bas Aarts (beide Utrecht): Burgen im östlichen Teil Nord-Brabants - Wiederverwendung eines ausrangierten Bautypus'
10.00 Kaffeepause
10.20 Jan Kamphuis (Den Haag): Das holländische Verteidigungsparadoxon im 17. Jahrhundert
10.50 Elizabeth den Hartog (Leiden): Das Umfeld niederländischer Städte im 17. Jahrhundert (AT)
11.20 Johannes Müller-Kissing (Hagen): Mit Musketenkugeln gegen Ringmauern - Von der Effektivität mittelalterlicher Fortifikationen in der Neuzeit
12.00 Mittagessen
14.00 Christian Ottersbach (Esslingen): Burgen als Zufluchtsorte im 30jährigen Krieg
14.30 Jörg Wöllper (Berglen-Öschelbronn): Das Ende der Burgen - der Festungskrieg im Hegau während des Dreißigjährigen Krieges
15.00 Torsten Schwenke (Dresden): Die Belagerungen der sächsischen Bergstadt Freiberg als Beispiel für die Kriegführung der Schweden gegen Kursachsen 1639-1643
15.30 Kaffeepause
15.50 Olaf Wagener (Kreuztal): Belagerung und Zerstörung von Burgen im Englischen Bürgerkrieg
16.20 Konstantinos Validis (Thessaloniki): Die Belagerung von Candia
16.50 Alexander Querengässer (Leipzig): "Orte, Feste Häuser oder Schlößer, so mit weniger Mannschaft lange defendirt werden können" - die Bedeutung von mittelalterlichen Wehranlagen im Verteidigungskonzept Kursachsens im Großen Nordischen Krieg
17.20 Kaffeepause
17.40 Bernhard Kreutz (Luxemburg): Burgen und Stadtmauern im 17. Jahrhundert. Einige Beispiele aus dem Mittelrhein-Mosel-Raum
18.10 Hubert Leifeld (Speyer): "... im Schlafrock vor die Stadt geholet" - Burg und Stadt Kastellaun in den Kriegswirren des 17. Jahrhunderts
18.40 Abendessen
Sonntag, 08.11.2015
09.00 Klaus Freckmann (Berlin): Luxemburg als befestigte Stadt im späten 17. Jahrhundert
09.30 Kurt Frein | Eduard Sebald (beide Mainz): Rheinfels und Neukatzenelnbogen im 17. Jh. - Synergie oder nur Schicksalsgemeinschaft?
10.30 Kaffeepause
10.50 Jutta Baumgartner (Salzburg): Die Erneuerung der Salzburger Stadtbefestigung von 1622 bis 1646 unter besonderer Berücksichtigung der Salzburger Torbauten
11.20 Felix Biermann (Göttingen) | Ralf Gebuhr (Berlin): Befestigungsmaßnahmen an Städten und Herrensitzen im 17. Jahrhundert - Beispiele aus Brandenburg
11.50 Winfried Mogge (Berlin): Burg Rothenfels am Main
12.20 Stefan Köhl (Bad Münster am Stein-Ebernburg): Ebernburg - eine wichtige Burg im Pfälzischen Erbfolgekrieg
12.50 Schlussdiskussion
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Kontakt:
Olaf Wagener
Freundeskreis Bleidenberg e.V.
0151/56045995