Opfer und Orte von "Vergeltungsaktionen" in den besetzten Gebieten Europas
In einer international vergleichenden Perspektive wird auf dieser wissenschaftlichen Konferenz den Hintergründen und Folgen von "Vergeltungsaktionen" in den während des Zweiten Weltkrieges von Deutschland besetzten Ländern nachgegangen. Einbezogen werden dabei auch Strukturen der Besatzungspolitik sowie Formen des Widerstands und der Kollaboration in den jeweiligen Ländern.
Diskutiert werden sollen u.a. folgende Fragestellungen: Wie lassen sich "Vergeltungsaktionen" definieren? Welche Rechtsgrundlagen und Legitimationsstrategien bilden den Hintergrund von "Vergeltungsaktionen"? Welche Akte des Widerstands gingen ihnen voraus? Wer trug die jeweils die Verantwortung, wer waren die Ausführenden? Wer waren die Opfer und was geschah mit ihnen?
Mit einem Fokus auf Formen der "Repressalien" wird die Besatzungspolitik in der Sowjetunion, in Griechenland, Jugoslawien und Italien, in Norwegen, Belgien, den Niederlanden und Frankreich vorgestellt. Konkret werden dabei "Vergeltungsaktionen" und deren Hintergründe in Minsk (Belarus), im Raum Kielce (Polen), in Lidice (Tschechien), Lygiades (Griechenland), Telavåg (Norwegen), Marzabotto und Sant‘Anna di Stazzema (Italien), in Murat und Gouesnou/Brest (Frankreich), Meensel-Kiezegem (Belgien) und Putten (Niederlande) untersucht. Besonderes Augenmerk gilt dem Schicksal jener Personengruppen, die infolge von "Vergeltungsaktionen" in Konzentrationslager eingewiesen wurden. Ein weiterer Themenschwerpunkt ist der gesellschaftliche Umgang mit den Verbrechen sowie die Formen der Erinnerung daran am Beispiel konkreter Orte, ebenso wie die Erinnerung an die nach "Vergeltungsaktionen" in die Konzentrationslager Verschleppten in den Gedenkstätten an Orten ehemaliger Konzentrationslager.
Veranstaltungsorte: Forschungsstelle für Zeitgeschichte, Lesesaal, Beim Schlump 83, 20144 Hamburg (28. April) | KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Studienzentrum, Raum 108, Jean-Dolidier-Weg 75, 21039 Hamburg (29. April und 30.April)
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Programm:
Dienstag, 28. April
12.30 Ankommen | Imbiss
13.30 Begrüßung und Einführung in die Tagung
Detlef Garbe (Hamburg) | Dorothee Wierling (Hamburg): Begrüßung und Grußwort der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft"
Oliver von Wrochem (Hamburg): Einführung in die Tagung
15.00 Panel 1 - Ukraine und Belarus
Moderation: Frank Golczewski (Hamburg)
Herwig Baum (Mühldorf): "Vergeltungsaktionen" in der Ukraine unter Berücksichtigung der Situation in der von Rumänien besetzten Südwestukraine
Hannes Heer (Hamburg): Vernichtungsaktionen gegen "Juden, Kommunisten und unzuverlässige Elemente" in der Region Minsk im Herbst 1941
16.20 Kaffeepause
16.50 Panel 2 - Tschechoslowakei und Polen.
Moderation: Miriam Rürup (Hamburg)
Stefan Klemp (Dortmund): Die "Vergeltungsaktion" in Lidice im Juni 1942 und die anschließende Überstellung der Frauen ins KZ Ravensbrück und der Kinder ins Ghetto Lodz und nach Chelmno
Daniel Brewing (Aachen): "Hubal", die deutsche Besatzungspolitik in Polen und die Massaker im Frühjahr 1940
Georg Erdelbrock (Ahrensburg): Überstellungen in Arbeits- und Konzentrationslager nach dem Warschauer Aufstand
19.00 Ende des ersten Tages
Mittwoch 29. April
10.00 Panel 3 - Südosteuropa
Moderation: Florian Dierl (Nürnberg)
Hagen Fleischer (Athen): Besatzungspolitik und "Vergeltungsaktionen" in Griechenland
Christoph Schminck-Gustavus (Bremen): Die "Vergeltungsaktion" in Lygiades im Oktober 1943
11.20 Kaffeepause
11.40 Fortsetzung Panel 3
Carlo Gentile (Köln): Besatzungspolitik und "Vergeltungsaktionen" in Italien (Marzabotto, Sant’Anna di Stazzema)
Walter Manoschek (Wien): Besatzungspolitik und "Vergeltungsaktionen" in Serbien (Pančevo, Kraljevo, Kragujevac)
13.00 Mittagessen
14.00 Panel 4 - Norwegen
Moderation: Ulrike Jensen (Hamburg)
Jenny Heggvik (Bergen): The Norwegian village Telavåg 1942 – reprisals and victims
14.45 Panel 5 - Westeuropa
Moderation: Katja Hertz-Eichenrode (Hamburg)
Christine Eckel (Paris): "... ont été dirigés sur une destination inconnue." - "Vergeltungsmaßnahmen" im besetzten Frankreich und die Deportationen in Konzentrationslager
Lars Hellwinkel (Stade): Die Beteiligung der Kriegsmarine an "Vergeltungsaktionen" in der Bretagne im Sommer 1944
Diete Oudesluijs (Leusden/NL): Strukturen der Besatzungspolitik und "Vergeltungsmaßnahmen" in den Niederlanden
16.45 Kaffeepause
17.00 Erinnerung an die Deportationen aus Murat Frankreich), Meensel-Kiezegem (Belgien) und Putten (Niederlande) - Impulsreferate und Diskussion
Katja Hertz-Eichenrode (Hamburg): Die Razzien in Murat, Meensel-Kiezegem und Putten
Christel Trouvé (Bremen): Die familiäre Weitergabe der Erinnerungen an die Razzia in Murat
Pieter Dekker (Putten): Erinnerung, Versöhnung und Forschung in sieben Jahrzehnten
Oktaaf Duerinckx (Meensel-Kiezegem): Ein Dorf lebt mit der Erinnerung
18.30 Panel 6 - Podiumsgespräch
Moderation: Christine Eckel (Paris)
Detlef Garbe (Hamburg) | Astrid Ley (Berlin) | Jens-Christian Hansen (Aalborg) | Insa Eschebach (Ravensbrück): Zur Situation der Opfer von "Vergeltungsaktionen" in den Konzentrationslagern
19.45 Abendimbiss in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme
20.30 Ende des zweiten Tages
Donnerstag 30. April
09.00 Panel 7 - Nacht und Nebel-Gefangene
Moderation: Lu Seegers (Hamburg)
Wilfried Knauer (Wolfenbüttel): Wolfenbüttel und andere Gefängnisse
Beate Welter (Hinzert): Nacht- und Nebel-Gefangene aus Frankreich in Hinzert
Wilfried Wiedemann (Nienburg): Nacht- und Nebel-Gefangene aus Belgien in Esterwegen
10.45 Kaffeepause
11.15 Panel 8 - Rechtsgrundlagen und Legitimationsstrategien von "Vergeltungsaktionen"
Moderation: Oliver von Wrochem (Hamburg)
Georg Hoffmann (Graz): Lynchjustiz an alliierten Flugzeugbesatzungen in Österreich 1944 und 1945
Gerd Hankel (Bremen): Rechtsgrundlagen von Vergeltungsmaßnahmen im 1. und 2. Weltkrieg, Entwicklung nach 1945, aktuelle Situation und Ausblick auf die Zukunft
Habbo Knoch (Köln): Kommentar - "Vergeltung" als Legitimationsmodus im Kontext von Genoziden und genozidaler Gewalt
13.00 Abschlussdiskussion
13.30 Imbiss
14.00 Ende der Tagung
Nach Abschluss - Möglichkeit zu Führungen durch die KZ-Gedenkstätte Neuengamme für TagungsteilnehmerInnen (mit gesonderter Anmeldung)
Der Teilnahmebetrag für alle drei Tage inklusive Verpflegung beträgt pro Person 80,-€ (ermäßigt 50,-€).
Eine Teilnahme an einzelnen Tagen ist möglich. Der Teilnahmebeitrag beträgt dann inklusive Tagesverpflegung pro Person jeweils 30,-€ (ermäßigt 20,-€) pro Tag.
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Kontakt:
Dr. Oliver von Wrochem
Leiter Studienzentrum
KZ-Gedenkstätte Neuengamme,