Deutsche Kriegsfotografie im Zweiten Weltkrieg - Zwischen privater und professioneller Praxis

Datum: 
Freitag, 13. März 2015 bis Samstag, 14. März 2015
Ort: 
Köln
Deadline: 
Montag, 12. Januar 2015

Der Zweite Weltkrieg ist trotz der zeitlichen Distanz von fast 75 Jahren wie kein anderer Krieg in der deutschen Erinnerungskultur präsent. Es handelt es sich um ein historisches Ereignis, das bis in die heutige Zeit auf individueller wie kollektiver Ebene von allen Generationen mit ganz bestimmten Bildern assoziiert wird. Diese ausgeprägte visuelle Dimension der Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg hängt unmittelbar mit dessen historischer Situierung im beginnenden "Visuellen Zeitalter" zusammen.

Einerseits lieferten professionelle Fotografen im staatlichen Auftrag Aufnahmen, durch die ein einheitlich konstruiertes Bild des Krieges für die Öffentlichkeit entstehen konnte. Die eigens dafür in den "Propagandakompanien" (PK) zusammengefassten Berufsfotografen begleiteten die Einheiten der Wehrmacht und der Waffen-SS und erstellten Material für die Kriegsberichterstattung in den deutschen und neutralen Medien. Ihre vorrangige Prämisse war dabei die gezielte Modellierung einer virtuellen Kriegsrealität, eines gewollten Bild des Krieges, das den Zielen und Zwecken der Staats- und Wehrmachtführung entsprach und der deutschen Öffentlichkeit vermittelt werden sollte. 

Andererseits wurden durch die zahlreichen privat fotografierenden Soldaten sehr viele individuelle Bilder des Krieges konstruiert. Durch diverse technische Neuerungen begünstigt erreichte das Fotografieren auch im privaten Gebrauch einen Höhepunkt und entwickelte sich in den 1920er Jahren zu einem alle Gesellschaftsschichten durchdringenden Phänomen. Es zeigte sich, dass Amateure und Knipser gerade auch in der Ausnahmesituation Krieg weiter fotografierten und in ihren Aufnahmen zwischen soldatischer Alltagsfotografie, touristischem Blick und bellizistischer Sensationsfotografie oszillierten. Dabei gestalteten die Soldaten, bewusst wie unbewusst, ihren ganz privaten Bilderkosmos.

Die fotografische Dokumentation der beteiligten deutschen Soldaten soll in der Veranstaltung aus verschiedenen Blickwinkeln (Produktion, Distribution, Rezeption usw.) betrachtet werden, um anschließend einen Vergleich zwischen professioneller und privater Praxis zu versuchen. Der konzipierte Workshop hat damit das Ziel Dependenzen, Ähnlichkeiten und Differenzen der privaten und professionellen deutschen Kriegsfotografie im Zweiten Weltkrieg aufzuzeigen.

Mögliche Leitfragen der Diskussion:

-  Unter welchen Rahmenbedingungen, aus welchen Gründen und mit welchen Zielen wurden die unterschiedlichen Fotografien ursprünglich erstellt?

-  Worin unterscheiden oder gleichen sich die Fotografien von Amateuren und PK-Fotografen inhaltlich und ästhetisch?

-  Wo harmonisieren bzw. divergieren die Absichten der nationalsozialistischen Propaganda mit den subjektiven Fotografien einzelner Soldaten?

-  Welches Bild des Krieges zeichnet ein privater Soldat, welches der professionelle Berichterstatter?

-  Worin unterscheiden oder gleichen sich die zeitgenössisch konstruierten fotografischen Narrative der Soldaten im Einsatz zu denen die nach dem Krieg konstruiert wurden?

-  Wie wurden PK-Fotografien und private Fotografien während und nach dem Krieg medial genutzt?

-  Ist es sinnvoll von einer spezifischen deutschen Kriegsfotografie zu sprechen?

-  Welche Rolle spielen die Fotografien für die private und öffentliche Nachkriegsrezeption des Zweiten Weltkriegs in Gesellschaft und Forschung?

-  Welchen Stellenwert haben die Kriegsfotografien in der Erinnerungskultur?

Der Workshop richtet sich an deutsche sowie internationale DoktorandInnen | MasterkandidatInnen der Geschichtswissenschaft und verwandter Fächer, die laufende Forschungsprojekte zum Themenbereich vorstellen und diskutieren wollen.

Um sich dem Themenkomplex übersichtlich und systematisch nähern zu können, wird am ersten Tag des Workshops ein thematischer Gesamtüberblick über die professionelle und private Fotografie durch Vorträge von anerkannten Wissenschaftlern geleistet. Am zweiten Tag werden Forschungsprojekte zum Themenkomplex vorgestellt und diskutiert, die sich den Bereichen der privaten und/oder professionellen Fotografie im Zweiten Weltkrieg widmen.

Das Doktorandenforum wird auf Deutsch stattfinden. Vorträge in englischer Sprache sind möglich.

Die Projektvorstellungen sollen nicht länger als 20min sein.

Beitragsvorschläge [Kurze Projektvorstellung (englisch oder deutsch, 500 Wörter, in: .docx oder .odt Format) | CV (tabellarisch) - Kontaktangaben] werden erbeten an 2wkvisuell@gmx.de.

Reise- und Unterbringungskosten können nicht erstattet werden. Die Projektvorstellung sowie die Kontaktangaben dienen als Grundlage für einen Reader, den jede/r TeilnehmerIn des Workshops im Vorfeld der Veranstaltung in elektronischer Form erhält.

Es wird die Bereitschaft erwartet, die Diskussionsergebnisse bzw. Projektvorstellungen der interessierten Öffentlichkeit langfristig in Form eines Blogs (http://2wkvisuell.hypotheses.org/) zugänglich zu machen.

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Kontakt:

Tristan Schäfer

Universität zu Köln

Historisches Institut

Abt. Mittelalterliche und Neuere Geschichte

Albertus-Magnus-Platz

50923 Köln

2wkvisuell@gmx.de