Der Erste Weltkrieg an der Grenze - Grenzregionen und -gesellschaften im europäischen Vergleich
Die internationale Tagung wird vom Zentrum für Regionalgeschichte der Freien Universität Bozen in Kooperation mit dem Arbeitskreis für Historische Friedensforschung (AKHF) organisiert und holt führende WeltkriegshistorikerInnen und Friedens- und KonfliktforscherInnen nach Südtirol.
Die Tagung beschäftigt sich aus verschiedenen Blickwinkeln mit den Auswirkungen des Ersten Weltkrieges auf Grenzregionen und Grenzgesellschaften. Die Vorträge befassen sich schwerpunktmäßig mit den Themen der regionalen Kriegserfahrungen in Grenzregionen und des Umgangs mit regionalen Minderheiten während des Krieges. Der Fokus liegt auf der Herausarbeitung der konkreten Auswirkungen des Krieges auf Minderheiten in Grenzregionen.
Ziel ist es insbesondere, im Rahmen regionaler Fallstudien die Mechanismen des (staatlichen bzw. hegemonial-gesellschaftlichen) Umgangs mit Minderheiten einerseits und die Erfahrungsgeschichte der Betroffenen andererseits zu vergleichen, um so Parallelentwicklungen gleichermaßen wie die Unterschiede im staatlichen und gesellschaftlichen Umgang mit Minderheiten im Weltkrieg herauszuarbeiten. Die Grenzsituation in Tirol wird dabei mit anderen europäischen Grenzrealitäten verglichen, etwa der Situation in Elsaß-Lothringen, den östlichen Grenzgebieten oder dem österreichisch-italienisch-slowenischen Grenzraum.
Veranstaltungsort: Universität Bozen (Hörsaal D1.02), Universitätsplatz 1, 39100 Bozen
Tagungssprachen: Deutsch | Italienisch (mit Simultanübersetzung)
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Programm:
Freitag, 14. November 2014
09.30 Begrüßung und Einführung - Walter Lorenz (Rektor der Freien Universität Bozen) | Claudia Kemper (Sprecherin des Arbeitskreises Historische Friedensforschung) | Oswald Überegger (Direktor des Kompetenzzentrums für Regionalgeschichte der Freien Universität Bozen)
10.00 Panel 1 - Kriegsräume und ihre Grenzen
Moderation: Gerhard Hirschfeld (Stuttgart)
Christoph Nübel (Berlin): Die Zersplitterung des Raumes. Dynamiken des Stellungskrieges an der Westfront
Gundula Gahlen (Berlin): Grenz- und Raumerfahrungen deutscher Kriegsteilnehmer in Rumänien 1916-1918
Hannes Leidinger (Wien): Die russisch-österreichische Grenze als Wahrnehmungsraum in den k.u.k. Bildquellen 1914-1918
Werner Suppanz (Graz): "Was nicht ungarisch, nicht nachbarländisch, sondern eben steirisch ist". Die Kriegsflugblätter "Heimatgrüße" als Medium von Grenz- und Raumkonstruktionen
Diskussion
13.00 Mittagspause
14.00 Panel 2 - Besatzungsräume und ihre Grenzen
Moderation: Christian Jansen (Trier)
Christian Westerhoff (Stuttgart): Perzeption und Politik. Die Bedeutung des Bildes von "Land und Leuten" für die deutsche Arbeitskräfte- und Besatzungspolitik in Polen und in Litauen
Gustavo Corni (Trento): Grenzen der Besatzung. Die deutsch-österreichische Besatzung Friauls und des östlichen Venetiens 1917-1918
Petra Svoljsak (Ljubljana): Die ethnische Politik der italienischen Besatzung in den besetzten slowenischen Gebieten (1915-1917)
Diskussion
16.00 Pause
16.30 Panel 3 - Regionale Lebenswelten an der Grenze
Moderation: Rita Franceschini (Bozen)
Bernhard Liemann (Münster/Gent): Geflüchtet und geschmuggelt. Belgisch-niederländisch-deutsche Grenzüberschreitungen 1914-1918
Wolfgang Weber (Dornbirn): Ein Neutraler, drei Freunde, vier Grenzen: Vorarlberg im Ersten Weltkrieg
Martin Zückert (München): Die Karpaten als Grenzraum. Wahrnehmung und Folgen des Kriegswinters 1914/15 in der nordungarischen Bergregion
Diskussion
18.30 Ende Tag 1
Samstag, 15. November 2014
09.30 Panel 4 - Ethnizität und Identität im grenzregionalen Kontext I
Moderation: Laurence Cole (Salzburg)
Volker Prott (Tübingen): Ein "überhaupt unlösbares" Problem: das Grenzland Elsaß-Lothringen im Ersten Weltkrieg
Marco Mondini (Trento): Der Erste Weltkrieg und die doppelte Militarisierung des Trentino
Ota Konrad | Rudolf Kucera (Prag): Gewalt und Ethnizität zwischen Monarchie und Republik. Die böhmische Grenzregion Reichenberg/Liberec 1914-1920
Christoph Brüll (Lüttich): "Preußisch-deutsch" und "wallonisch": Zur Identitätsproblematik der "Malmedyer Wallonie" im Ersten Weltkrieg
Diskussion
12.30 Mittagspause
14.00 Panel 5 - Ethnizität und Identität im grenzregionalen Kontext II
Moderation: Daniel Marc Segesser (Bern)
Stephan Lehnstaedt (Warschau): Neue Minderheiten für das Imperium? Die Mittelmächte und die Ethnien im Königreich Polen
Andrzej Michalczyk (Bochum): Nationalisierung und Politisierung der Massen in einer "Zeit der Gefahr". Alltags- und erfahrungshistorische Perspektiven auf die oberschlesische Gesellschaft 1914-1921
Deniza Petrova (Berlin): Raum, Grenzen und Bevölkerung der Dobrudscha im Ersten Weltkrieg
Diskussion
16.00 Pause
16.30 Panel 6 - Frieden und Krieg in grenzregionalen Erfahrungswelten und Imaginationen
Moderation: Claudia Kemper (Hamburg)
Matteo Ermacora (Venezia): Frieden, Krieg und Desillusionierung in einer Grenzregion. Friaul 1914-1917
Tina Bahovec (Klagenfurt): "Wir wünschen nicht nur Frieden zwischen den Staaten, sondern auch Versöhnung zwischen den Völkern". Friedensdiskurse in Kärnten/Koroska 1917-1920
Diskussion
18.30 Pause
19.30 Podiumsdiskussion: Vom "vergessenen Krieg" zum "Gedächtnis-Hype"? Der Erste Weltkrieg heute
Moderation: Jost Dülffer (Köln)
Teilnehmer: Gerhard Hirschfeld (Stuttgart) | Christa Hämmerle (Wien) | Daniel Marc Segesser (Bern) | Gustavo Corni (Trento)
21.00 Tagungsende
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Kontakt:
Mag. Dr.Oswald Überegger
Direktor
Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte an der Freien Universität Bozen
Kreuzgasse 7I
39042 Brixen
(t) +39 0472 014051
(f) +39 0472 014059
(@) oswald.ueberegger@unibz.it