Kinder und Krieg - Epochenübergreifende Analysen zu "Kriegskindheiten" im Wandel

Datum: 
Montag, 23. März 2015 bis Dienstag, 24. März 2015
Ort: 
Mainz
Deadline: 
Sonntag, 30. November 2014

Das Thema "Kriegskinder" erlebt seit einigen Jahren einen frappierenden Boom, der sich etwa in zahlreichen Publikationen und diversen Ausstellungsprojekten manifestiert. Freilich ist dieser vornehmlich mit der Weltkriegsforschung verbunden. Insbesondere der Zweite Weltkrieg fand – befördert durch populärwissenschaftliche Arbeiten – breites Interesse. Zuletzt gerieten auch verstärkt kindliche Erfahrungswelten zwischen 1914 und 1918 in den Fokus.

Jenseits des 20. Jahrhunderts ist unter dem Rubrum "Kriegskinder" allerdings nur mittelbar geforscht worden. Epochenübergreifende Betrachtungen sind bisher allenfalls ansatzweise und unsystematisch angestellt worden: Historischen Gemeinsamkeiten und Unterschieden von Kriegskindheiten, entsprechenden Kontinuitäten und Wandlungsprozessen ist bisher nicht substantiell nachgegangen, die Spezifik des 20. Jahrhunderts eher behauptet als nachgewiesen worden.

Die Konferenz möchte hier ansetzen und "Kriegskinder" von der Antike bis in die Moderne mit sozial- und kulturhistorischen Mitteln in Augenschein nehmen. Mikro- und regionalhistorische Zugänge werden ebenso begrüßt wie (trans-)nationale und globalgeschichtliche Perspektiven.

Von besonderer Relevanz sind die Bereiche:

1.  Quellen und Methoden:  Welche Möglichkeiten gibt es, über "Kriegskinder" in den verschiedensten Zeiten und Räumen zu forschen? Welche terminologischen Hürden sind zu überwinden? Welche Quellen existieren? Inwieweit reden, inwieweit schweigen sie? Existieren spezifische Konventionen der Tabuisierung, Marginalisierung, Emotionalisierung oder Verstärkung? Welche methodischen Mittel stehen Historikerinnen und Historikern zur Rekonstruktion von "Kriegskindheiten" zur Verfügung? Wo stoßen sie an ihre Grenzen?

2.  Erziehung:  Inwieweit waren Erziehung und Ausbildung in Friedenszeiten auf den Krieg abgestellt? Welche Rolle nahm der Krieg in den Geschlechtskonstruktionen ein? Wie sah Erziehung zu Kriegszeiten aus? Inwieweit lässt sich zwischen "normaler" Erziehung und Kriegsausbildung differenzieren? Welche Rolle spielten hierbei die sich wandelnden Imaginationen von "Kindheit"?

3.  Alltag:  Wie erlebten Kinder den Krieg? Inwieweit gab es altersbedingte, raumspezifische, religiöse oder geschlechtsbezogene Unterschiede? Wie und warum veränderten sich das Selbstkonzept und die äußeren Zuschreibungen von "Familie"? Welchem Wandel waren die Eltern-Kind-Beziehungen unterlegen? Wie sah das Schicksal von Kriegswaisen aus?

4.  Propaganda:  Welche Bedeutung hatten Kinder für die geistige Kriegsführung? Inwieweit waren sie Instrument und Ziel der Propaganda? Welche propagandistische Rolle wurde ihnen aus welchen Gründen zugewiesen? Wer waren die Produzenten, wer die Konsumenten dieser Propaganda? Inwieweit traten Kinder selbst als Kommunikatoren von Propaganda auf? Welche Wirkung konnte Propaganda bei Kindern erzielen?

5.  Kindersoldaten:  Inwieweit nahmen Kinder aktiv am Kriegsgeschehen teil? Wie vollzog sich ihre Mobilisierung? Wann und aus welchen Gründen wurden Kinder bewusst oder unbewusst in kriegerische Auseinandersetzungen einbezogen? Wie erlebten sie die Gewalt des Krieges? Welche Rolle spielten Verweigerung und Opposition? Wie gingen Kinder mit dem Tod um, wie ging die Gesellschaft mit dem Tod von Kindern um?

6.  Prägungen:  Was geschah mit den Kindern nach Kriegsende? Welche Prägungen hinterließ der Krieg in medizinischer, psychologischer, politischer, sozialer und kultureller Hinsicht?

Veranstaltungsort: Erbacher Hof, Akademie und Bildungszentrum des Bistums Mainz, Grebenstr. 24, 55116 Mainz

Themenvorschläge in Form eines Abstracts des geplanten Vortrags im Umfang von maximal 500 Wörtern und eines kurzen akademischen Lebenslaufs werden per Email erbeten an: alexander.denzler@ku.de , stefan.gruener@phil.uni-augsburg.de oder maraasch@uni-mainz.de. Die Rückmeldung über die Annahme erfolgt bis zum 31. Dezember 2014.

Die Veranstalter bemühen sich, Fahrtkosten (Bahnfahrt 2. Klasse oder in begründeten Fällen Flug Economy Class) sowie Übernachtungskosten zu erstatten. Eine Veröffentlichung der Vorträge ist geplant.

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Kontakt:

Alexander Denzler M.A.

Professur für Vergleichende Landesgeschichte u. Geschichte der Frühen Neuzeit

Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt

Universitätsallee 1

85072 Eichstätt

+49 -8421/93-21753

alexander.denzler@ku-eichstaett.de