Mars & Museum - Europäische Museen im Ersten Weltkrieg

Tagung des Fachgebiets Kunstgeschichte, Institut für Kunstwissenschaft und Historische Urbanistik der Technischen Universität Berlin und der Staatlichen Museen zu Berlin
Datum: 
Donnerstag, 18. September 2014 bis Samstag, 20. September 2014
Ort: 
Berlin

Es ist weitgehend in Vergessenheit geraten, dass nicht nur der Zweite, sondern auch der Erste Weltkrieg ein bedeutender Einschnitt in der Geschichte der europäischen Museen war. Der Louvre wurde 1914 von Paris nach Toulouse und Blois fast komplett evakuiert. Die Eremitage in St. Petersburg verwandelte sich für Jahre in ein Kriegslazarett und ihre Sammlungen wurden nach Moskau verlagert. In Berlin gefährdete der Krieg u.a. die großartige Münzsammlung im Kaiser-Friedrich-Museum (heute Bode-Museum), die von der Reichsbank als Garantie für Gold in Anspruch genommen wurde. Das British Museum verlor elf seiner Kustoden.

In den Operations- und Besatzungsgebieten im Westen und Osten war der Museumsbetrieb aufgrund von Zerstörungen und der Evakuierung vieler Sammlungen jahrelang unterbrochen oder gestört; während und besonders nach dem Krieg blieben Neuerwerbungen erschwert. In vielen Institutionen eröffneten sich in der unmittelbaren Nachkriegszeit aber auch ungeahnte Möglichkeiten für die Umsetzung von Reformen, Neuordnungen und Umbauten.

Die Geschichte der europäischen Museen im Ersten Weltkrieg ist bislang, wenn überhaupt nur im Rahmen der Institutionsgeschichte großer und mittlerer Museen aufgearbeitet. Ziel der geplanten Tagung ist es, das Schicksal von Museumsbauten, von Sammlungen, sowie des Museumspersonals im Ersten Weltkrieg erstmalig vergleichend und transnational zu beleuchten. Die strukturellen Gemeinsamkeiten der unterschiedlichen Museumsgeschichten im Krieg sollen ebenso beleuchtet werden wie auch nationale Spezifizitäten. So soll die Tagung die sich zunehmend internationalisierende Museumsforschung nicht nur widerspiegeln, sondern durch Identifizierung von Forschungslücken und Desiderata auch entscheidend vorantreiben.

Tagungsorganisation:  Prof. Dr. Bénédicte Savoy (Technische Universität Berlin) | Dr. Petra Winter (Zentralarchiv der Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz) |  Dr. Christina Kott (Centre Marc Bloch Berlin, Université Panthéon-Assas Paris)

Veranstaltungsorte: Technische Universität Berlin, Straße des 17. Juni 135, 10623 Berlin | Bode-Museum, Am Kupfergraben, 10178 Berlin

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Programm:

Donnerstag, 18.09.2014

(TU Berlin, Hauptgebäude, Senatssitzungsaal H 1035)

18:15  Grußworte - Stefan Weinzierl (Berlin) | Patrice Veit (Berlin) | Bénédicte Savoy (Berlin)

19:00  Abendvortrag - John Horne (Dublin):  From Museums in the Great War to Great War Museums

Freitag, 19.09.2014

(Bode-Museum, Gobelinsaal)

09:00  Empfang der Teilnehmer

09:30  Begrüßung - Julien Chapuis (Berlin) 

Einführung - Christina Kott (Paris) | Bénédicte Savoy (Berlin) | Petra Winter (Berlin) 

Sektion 1:  Museen von Weltrang im Weltkrieg

Moderation: Emmanuel Droit (Rennes)

10:00  Alan Crookham und Anne Robbins (London):  Confronting modernity – the establishment of the British national collection of modern foreign art 1914-1918

10:45  Roland Cvetkovski (Köln):  World Art, World War, Sickbay. Metamorphoses of the Hermitage during the First World War, the Revolutions and the Civil War 1914-1921

11:30  Kaffeepause

11:45  Wencke Deiters (Wien):  Die Wiener Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums in der Zeit des Ersten Weltkriegs

12:30  Mittagspause

14:00  Arnaud Bertinet (Paris):  Der Louvre in Toulouse. Paul Jamot, gardien des collections évacuées

Sektion 2: Displaced Museums – Schutz und Evakuierungen von Sammlungen

Moderation: Andrea Meyer (Berlin)

14:45  Julien Bastoen (Paris):  The Luxembourg Museum during the First World War

15:30  Kaffeepause

15:45  Jaanika Anderson (Tartu):  The University of Tartu Art Museum before and after the First World War

16:30  Elena Franchi (Vicenza): "There’s no time for inventories" - Great War and the Protection of Museums in the North of Italy

17:15  Agnieszka Gasior (Leipzig):  Von Krakau nach Dresden und zurück. Die Czartoryski-Sammlung im Ersten Weltkrieg

Samstag, 20.09.2014

(Bode-Museum, Gobelinsaal)

Sektion 3: Die Gunst der Stunde – Propaganda, Kriegsbeute und Kriegstribut

Moderation: Eva Troelenberg (Florenz)

09:30  Christoph Frank (Mendrisio): Otto Clemen und das Kurländische Provinzialmuseum in Mitau

10:15  Szymon Piotr Kubiak (Stettin):  Walter Riezler – Karl Hofer – Ludwig Gies. Der Große Krieg im Stadtmuseum Stettin

11:00  Kaffeepause

11:15  Thomas Weißbrich (Berlin):  Von der Fahnenbeute zum Kampfflieger. Das Berliner Zeughaus 1914-1918 und der Wandel der musealen Kriegsdarstellung

12:00  Felicity Bodenstein (Paris):  La Nation Incarnée et l’engagement au "passé- présent" - Ernst Babelon et le Cabinet des médailles antiques pendant la guerre

12:45  Mittagspause

Sektion 4: Auswirkungen des Weltkriegs auf Berufsstand und Arbeitsmethoden der Museumskuratoren

Moderation: Dorothee Wimmer (Berlin)

14:00  Géraldine Masson (Paris):  Prévenir les risques de guerre - les réflexes professionnels des conservateurs de musées de province français et leurs implications

14:45  Christian Marchetti (Tübingen):  Das Museum für Österreichische Volkskunde in Wien - Kriegserfahrung und museale Sedimente

15:30  Kaffeepause

15:45  Martin Schieder (Leipzig):  Das Museum der Zukunft. Die Gründung des Deutschen Museumsbundes und ihre Folgen

16:30  Lukas Cladders (Basel):  1919 und die Folgen - Europäische Museumsbeziehungen nach dem Ersten Weltkrieg

17:15  Schlusswort

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Kontakt:

marsundmuseumconference@gmail.com