Sandra Barkhof: Worüber beklagt ihr euch eigentlich? - Deutsche Kriegsgefangene in Japan 1914-1920

Datum: 
Montag, 11. August 2014
Ort: 
Würzburg

Sandra Barkhofs Vortrag beschäftigt sich mit den deutschen Kriegsgefangenen in Japan 1914-1920.

Der Schwerpunkt der Präsentation liegt in der Frage wie die Kriegsgefangenen den japanischen Sieg und die folgende Gefangenschaft in kulturell-rassistischer Weise verarbeitet haben. Haben sich die Kriegsgefangenen die in der Kolonialzeit typischen Anschauungen bezüglich rassischer Hierarchien zu Nutze gemacht, um ihrer neuen Situation einen Sinn zu geben und sich mit der Kriegsgefangenschaft zurecht zu finden?

Bislang hat sich die Forschung zum Ersten Weltkrieg, soweit sie sich mit Soldaten und Kriegsgefangenen beschäftigt, überwiegend auf die "westliche Front", sprich Europa, fokussiert. Erst in den letzten Jahren haben sich mehr Akademiker mit dem kolonialen Krieg, besonders in Afrika, befasst. Der Krieg in den deutschen Südseekolonien ist allerdings - von einigen nennenswerten Ausnahmen abgesehen (zum Beispiel die Werke von H J Hiery's) - noch weitestgehend unerforscht. Das Gleiche gilt für die deutsche Kolonie in China und die deutschen Kriegsgefangenen in Japan nach 1914 (ebenfalls mit einigen Ausnahmen, siehe z.B. die Bücher und Aufsätze von Burdick, Krebs und Moessner). Ein besonderer Aspekt des Krieges in Tsingtau - und einmalig im Ersten Weltkrieg - ist die Rassendimension: Tsingtau (und einige kleinere deutsche Kolonien im Nordpazifik) wurde von einer "gelben Rasse" (Japan) besiegt, die bislang als "untergeordnet" im kolonialen Weltbild vieler Deutscher galt. Zu einem gewissen Grade spielte die Kategorie "Rasse" auch anderswo im Ersten Weltkrieg eine Rolle, zum Beispiel beim Einsatz von Kolonialtruppen für das Britische oder Französiche Kolonialreich, vor allem in Afrika, aber auch in Europa. Jedoch war die Situation hier eine andere, da diese Kolonialtruppen Teile der britischen oder französischen Truppen waren - im Gegensatz zu Japan, welches als einzige "nicht-weiße" Großmacht am Krieg teilnahm und Gebiete für sich eroberte. Bislang ist dieser besondere Aspekt des Krieges in China sowie der nachfolgenden Kriegsgefangenschaft Deutscher in Japan weitestgehend unerforscht geblieben.

Der Vortrag beschäftigt sich mit dieser Besonderheit des Krieges und geht der Frage nach wie sich der Krieg auf die deutschen Kriegsgefangenen und deren Auffassung des japanischen Feindes ausgewirkt hat.

Dr Sandra Barkhof ist Dozentin an der Universität zu Plymouth in Großbritannien. Sie arbeitet dort als Leiterin der Geschichtsabteilung und unterrichtet moderne deutsche und japanische Geschichte. Ihre Forschung beschäftigt sich mit den deutschen Kolonien im Pazifischen Raum (Tsingtau, Neuguinea, Samoa etc.) während des Ersten Weltkrieges und insbesondere mit der Frage, welchen Einfluss der Krieg auf die Identität der deutschen Zivilisten in diesen Gebieten, aber auch auf die deutschen "enemy aliens", die zu der Zeit in den britischen Gebieten (Neuseeland und Australien) lebten, hatte. Von besonderem Interesse ihrer Forschung sind somit die deutschen Kriegs- und Zivilgefangenen in diesen Gebieten.

Veranstaltungsort: Siebold-Museum, Frankfurter Straße 87, 97082 Würzburg

Termin: Montag, 11. August 2014, 17.00 Uhr

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