Nur Fliegen ist schöner - Die Marine entdeckt die dritte Dimension: Marineflieger 1913 - 1919
Der Traum vom Fliegen ist so alt wie die Menschheit. Namen wie Wright, Lilienthal aber auch Zeppelin und Schütte-Lanz stehen für den Durchbruch an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Nachdem sich die Kaiserliche Marine zunächst nur zögerlich mit der neuen Technik auseinander gesetzt hatte, begann sie ab 1909 die Verwendung von Luftschiffen und später auch Flugzeugen für ihre Zwecke in Erwägung zu ziehen. Am 3. Mai 1913 verfügte Kaiser Wilhelm II. schließlich mit einer Allerhöchsten Kabinetts-Ordre die Aufstellung von Marinefliegerkräften in Berlin-Johannisthal und Putzig bei Danzig. Dieses Datum gilt seither als Geburtsstunde der Marinefliegerei in Deutschland.
Im Verlauf des Krieges wuchs die Truppengattung rasch auf und setzte sich aufgrund der höheren Flexibilität und geringeren Kosten gegenüber dem konkurrierenden Waffensystem Luftschiff durch. Zu Kriegsende zählten die Marineflieger mehr als 16.000 Mann, insgesamt verfügten sie über 2.138 Flugzeuge, von denen während des Krieges 1.166 verloren gingen. Diese hohe Zahl an verlorenen Maschinen, hinter der sich eine weitaus größere Zahl an Toten verbirgt, verweist darauf, dass die Faszination des Fliegens, die der Ausstellungstitel mit dem bekannten Ausspruch "Nur Fliegen ist schöner" thematisiert, im Ersten Weltkrieg ihre Unschuld verlor.
Für etliche der mehr als 2.000 Piloten wurde ihr Waffensystem zum Sarg, anderen brachten sie mit ihren Waffen den Tod, obgleich der Einsatzschwerpunkt der Marinefliegerkräfte in der Nordsee in der Aufklärung lag. Im Verlauf des Krieges lieferten sie sich aber immer öfter auch Gefechte mit feindlichen Seestreitkräften, besonders mit U-Booten und Zerstörern. Über diesen ernsten Hintergrund darf auch die ganz eigene fragile Ästhetik der aus Leinwand, Holz und Draht gebauten ersten Flugzeuge nicht hinwegtäuschen. Die Ausstellungsgestaltung und seltene Originale wie ein hölzerner Propeller und hölzerne Spanten lassen diese Ästhetik lebendig werden und weisen gleichzeitig auf die Verletzlichkeit und Anfälligkeit der filigranen Maschinen hin, von denen eine als Großmodell im Maßstab 1:4 als Leihgabe des Deutschen Museums München auch in der Ausstellung zu sehen sein wird. Zu starker Wind, Seegang und schlechte Sicht schränkten ihre Einsatzleistung damals noch in erheblichem Maße ein und allzu oft wurde das Wetter – nicht der Kriegsgegner - Piloten und Beobachtern zum Verhängnis.
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen zwei großformatige Fotoalben aus dem Nachlass des auf der Flugwerft Wilhelmshaven bis 1920 beschäftigten Werkmeisters Tonius Pollmann, die mehr Potential in sich bergen, als diese knappe Objektbeschreibung zunächst erahnen lässt. Auf mehr als 100 Blättern dokumentieren sie in brillanter Qualität und mit hohem Detaillierungsgrad den Fertigungs- und Erprobungsprozess von Flugzeugen auf der Flugwerft in Wilhelmshaven. Als Großfotos in der Ausstellung geben sie dem Besucher einen plastischen Eindruck von der Lebenswelt der Flieger und Konstrukteure.
Veranstaltungsort: Militärhistorisches Museum der Bundeswehr Flugplatz Berlin-Gatow, Am Flugplatz Gatow 33 (Besuchereingang), 14089 Berlin
Öffnungszeiten: Dienstags bis Sonntags 10 bis 18 Uhr | Montags ist das Museum geschlossen
Der Eintritt ist frei
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Kontakt:
Militärhistorisches Museum der Bundeswehr Flugplatz Berlin-Gatow
(t) 030 3687 2601
(f) 030 3687 2610