Fastnacht der Hölle – Der Erste Weltkrieg und die Sinne

Sonderausstellung im Haus der Geschichte Baden-Württemberg
Datum: 
Freitag, 4. April 2014 bis Sonntag, 1. März 2015
Ort: 
Stuttgart

2014 jährt sich der Ausbruch des Ersten Weltkriegs zum hundertsten Mal. Das Haus der Geschichte Baden-Württemberg beschäftigt sich auf besondere Art und Weise mit dem Thema: In der Sonderausstellung "Fastnacht der Hölle" geht es um das Empfinden des Krieges mit allen Sinnen.

Der Erste Weltkrieg sprengte damals alle Maßstäbe der Wahrnehmung. Die Explosion von rund 26 Tonnen Sprengstoff bei Messines 1917 galt bis dahin als das lauteste von Menschen erzeugte Geräusch; angeblich war es noch in London zu hören. Luftaufklärung durch Fesselballons oder Flugzeuge erweiterten die Möglichkeiten des Sehens, die rasch voranschreitende Technik schuf völlig neue Möglichkeiten der Kommunikation. Der Kampfstoff Gas kroch über Nase und Mund in den Körper und zerstörte das Nervensystem. Auch der Gestank von Leichen und Exkrementen machte den Alltag in den Schützengräben zur Tortur. Die Soldaten im Stellungskrieg fühlten sich im Inferno. Viele hielten die grauenhaften Eindrücke nicht aus. Insgesamt 613.047 Soldaten mussten wegen "Nervenkrankheiten" behandelt werden.

Nicht nur Soldaten waren mit bislang ungewohnten Sinneswahrnehmungen konfrontiert. Im deutschen Südwesten brachten Fliegerangriffe mit dem Heulen von Sirenen, dem Dröhnen von Flugzeugmotoren und Bombenexplosionen den Krieg direkt in die Städte. Sprichwörtlich wurde der "Steckrübenwinter" 1916/17, als infolge der alliierten Seeblockade, Fehlplanungen des Kriegsernährungsamts und Missernten selbst Kartoffeln zur Mangelware wurden.

Die Ausstellung im Haus der Geschichte Baden-Württemberg führt den Ersten Weltkrieg vor Augen, bringt den Krieg zu Ohren, macht ihn fühlbar, veranschaulicht seinen Geschmack und Geruch. Unter fünf großen Hauben können die Besucher Sinneseindrücke nachempfinden. "Fastnacht der Hölle" widmet sich mit sprechenden Zitaten, Originaltönen, ungewöhnlichen Objekten, Filmausschnitten und noch nie gezeigten Fotos den drei großen Schauplätzen des Krieges: Front, Etappe, Heimat.

Die Sonderschau dokumentiert die Schäden, welche die Sinnesorgane davontragen konnten, die Strategien, sich davor zu schützen, und die Versuche, die neuen Kriegserfahrungen psychisch zu bewältigen. Und sie zeigt, wie die Regierungen die Sinne instrumentalisierten und manipulierten – wie also die Kriegswahrnehmung bewusst gelenkt werden konnte. So suggerierte der Propagandafilm "Bei unseren Helden an der Somme" Frontaktualität. Das Berliner Tagblatt war beeindruckt: "Der grausige Ernst des Krieges sprach zu den Zuschauern, die von ihrem weichen Sessel beklommen einen Blick in die Hölle tun durften." In Wahrheit waren die Aufnahmen kilometerweit entfernt von der Front in der Etappe nachgestellt worden.

Die ausgestellten Objekte reichen vom damals hochmodernen Feldtelefon über Prothesen bis zum Transformer zum Anschluss von Elektroschockgeräten, mit dem kriegstraumatisierte einfache Soldaten behandelt wurden.

Ausstellungsleitung:  Prof. Dr. Paula Lutum-Lenger

Kuratoren:  Dr. Sebastian Dörfler, Dr. Franziska Dunkel, Johannes Häußler

Ausstellungsort: Haus der Geschichte Baden-Württemberg, Konrad-Adenauer-Str. 16, 70173 Stuttgart

Öffnungszeiten:

täglich (außer montags)   10.00 - 18.00 

donnerstags   10.00 - 21.00

Eintrittspreise:

Erwachsene  |  € 3,00

ermäßigt  |  € 1,50

Familien  |  € 4,00

Schüler  |  frei

ALG II-Empfänger  |  frei

Katalog, Begleitprogramm und eine Lehrerhandreichung sind in Vorbereitung

Führungen können gebucht werden beim Besucherdienst: (0711 212-3989 | besucherdienst@hdgbw.de)

----------------------

Kontakt:

Monika Chapman

Besucherdienst

(t)  +49 (0)711 212-3989

besucherdienst@hdgbw.de