1914 - 2014: Neue Forschungen zum Ersten Weltkrieg

Vortragsreihe veranstaltet von der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg in Kooperation mit dem Historischen Seminar der Universität Hamburg und der Arbeitsstelle für wissenschaftliche Weiterbildung der Universität Hamburg
Datum: 
Donnerstag, 3. April 2014 bis Donnerstag, 10. Juli 2014
Ort: 
Hamburg

Der "Große Krieg" 1914-1918 markiert den Beginn eines Jahrhunderts weltumspannender kriegerischer Auseinandersetzungen. Bereits mit Ausbruch des Krieges setzte eine kontroverse politische und wissenschaftliche Auseinandersetzung über das Kriegsgeschehen ein. Die internationale Forschung erörterte die Ursachen, den Verlauf und die Folgen des Krieges.

Der Hamburger Historiker Fritz Fischer löste in den 1960er Jahren mit seinen Publikationen eine Kontroverse aus, die einen wesentlichen Beitrag zur weiteren Entwicklung der Geschichtsschreibung über den Ersten Weltkrieg leistete. Dominierte noch bis in die 1970er Jahre die Frage nach der Kriegsschuld, hat sich das Forschungsfeld zum Ersten Weltkrieg 100 Jahre nach Kriegsausbruch weit ausdifferenziert. Neben den weiterhin aktuellen militär-, politik- und sozialhistorischen Untersuchungen rücken zunehmend kulturgeschichtliche Themen in den Vordergrund.

Die Vorlesungsreihe wird einen Rückblick auf 100 Jahre Forschung zum Ersten Weltkrieg bieten und die neuesten Forschungsergebnisse präsentieren.

Die Vorträge werden von Angelika Schaser (Historisches Seminar/ Universität Hamburg) und Lu Seegers (Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg) moderiert.

Ort und Zeit: Universität Hamburg, Hauptgebäude, Hörsaal J, Edmund-Siemers-Allee 1, 20146 Hamburg -  jeweils Donnerstags um 18.oo Uhr

Eintritt frei

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Vortragsprogramm:

Do. 3.4.2014

Alan Kramer (Dublin):  Einführung in die neueste internationale Forschung zum Ersten Weltkrieg

Warum ist der Erste Weltkrieg in der Geschichte und im Gedächtnis einiger Länder unbedeutend, während er in anderen eine hohe Symbolkraft hat? Anhand der seit 2001 erschienenen Literatur beleuchtet Alan Kramer in seinem Vortrag u.a. die Streitfragen, ob die kriegführenden Staaten durch Zwangsherrschaft oder Konsensbildung regiert wurden, ob der Krieg eine Art "Laboratorium" für radikalere Gewaltpraktiken war, ob es sogar eine Kontinuität des totalen Krieges zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg gibt. Wie ist die "Kultur des Krieges" zu verstehen – als Produkt militarisierter Staaten oder als ein Prozess sich selbst mobilisierender Gesellschaften? Ist die Kulturgeschichte die neue Orthodoxie?

Prof. Dr. Alan Kramer hat einen Lehrstuhl für europäische Geschichte an der Universität Dublin, Trinity College. In Südafrika geboren, studierte er in Newcastle (England) und Hamburg, Promotion in Hamburg 1987. Mit John Horne veröffentlichte er Deutsche Kriegsgreuel 1914. Die umstrittene Wahrheit (Hamburg 2004; engl. 2001). Dynamic of Destruction. Culture and Mass Killing in the First World War erschien 2007 in Oxford. Gründungsmitherausgeber von 1914-1918 Online. International Encyclopedia of the First World War. Zahlreiche Aufsätze zur transnationalen Geschichte des Ersten Weltkriegs, zuletzt zu Blockaden und Kriegswirtschaft, sowie zur Historiografie des Krieges in Journal of Modern European History (2014). Mit Bettina Greiner gab er Welt der Lager. Zur "Erfolgsgeschichte" einer Institution heraus (Hamburg 2013).

Do. 10.4.2014

Rainer Nicolaysen (Hamburg):  Die Fischer-Kontroverse aus biografischer Sicht. Fritz Fischer und seine Forschungen zum Ersten Weltkrieg

Mit seinem 1961 erschienenen Buch "Griff nach der Weltmacht" löste der Hamburger Historiker Fritz Fischer (1908-1999) den ersten großen Historikerstreit der Bundesrepublik, die "Fischer-Kontroverse", aus: eine vergangenheitspolitische Schlüsseldebatte, durch die nicht nur die Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschland 1914/18, sondern auch die Kontinuität der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert ins Blickfeld gerückt wurde. Der Vortrag geht der Frage nach, warum gerade Fritz Fischer zum Tabubrecher wurde. Dabei wird seine akademische Karriere im "Dritten Reich" ebenso beleuchtet wie die Entwicklung seiner Arbeiten nach 1945. Vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte zum Ersten Weltkrieg sollen schließlich auch zeitgenössische Reaktionen auf Fischers Thesen mit der heutigen Rezeption verglichen werden.

Prof. Dr. Rainer Nicolaysen ist Leiter der Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte an der Universität Hamburg und Vorsitzender des Vereins für Hamburgische Geschichte. Seine Forschungsschwerpunkte sind Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte, die Geschichte des deutschsprachigen Exils und der Remigration, Biografieforschung und Hamburgische Geschichte. Einen Aufsatz über Fritz Fischer veröffentlichte er in dem von Axel Schildt und ihm herausgegebenen Sammelband "100 Jahre Geschichtswissenschaft in Hamburg", Berlin/Hamburg 2011.

Do. 17.4.2014

Oliver Janz (Berlin):  Der Erste Weltkrieg in globaler Perspektive: "1914-1918-online"

"1914-1918-online. International Encyclopedia of the First World War" wird der wissenschaftlichen Gemeinschaft und der breiteren Öffentlichkeit hundert Jahre nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs eine umfassende, im Internet frei zugängliche Enzyklopädie des ‚großen Krieges‘ in englischer Sprache zur Verfügung stellen. An dem von der DFG finanzierten und an der Freien Universität Berlin koordinierten Vorhaben sind über zwanzig Institutionen und mehr als 1.000 Autoren, Herausgeber und externe Gutachter aus aller Welt beteiligt. Die Enzyklopädie wird am 8. Oktober 2014 der Öffentlichkeit übergeben. Der Vortrag stellt das Projekt vor. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Frage, wie die Enzyklopädie die transnationale und globalgeschichtliche Erweiterung der First World War Studies, die in den letzten Jahren stark an Fahrt gewonnen hat, widerspiegelt und weiter vorantreibt.

Prof. Dr. Oliver Janz ist Professor für Neuere Geschichte an der Freien Universität Berlin. Er hat Gastprofessuren in Trient, Bern und Rom bekleidet und ist ‚editor in chief‘ von "1914-1918-online. International Encyclopedia of the First World War". Zu seinen wichtigsten Publikationen zählen: Bürger besonderer Art. Evangelische Pfarrer in Preußen 1850-1914, Berlin 1994; Zentralismus und Föderalismus im 19. und 20. Jahrhundert, Berlin 2000; Transnationale Geschichte. Themen, Tendenzen, Theorien, Göttingen 2006; Das symbolische Kapital der Trauer, Tübingen 2009; 14. Der große Krieg, Frankfurt/M. 2013; Gender History in a Transnational Perspective, Oxford 2014.

Do. 24.4.2014

Michael Epkenhans (Potsdam/Hamburg):  "Je eher, desto besser". Die militärische Führung und der Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914

Die Frage, warum im Sommer 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, gehört mit zu den am intensivsten untersuchten Themen der neueren deutschen Geschichte. Landläufig wird dabei der militärischen Führung ein hohes Maß an Verantwortung für die Entscheidung der Reichsleitung zugesprochen, im Juli 1914 eine Politik des "kalkulierten Risikos" (Andreas Hillgruber) zu verfolgen. Ziel des Vortrags ist es zum einen, die im deutschen Militär vorhandenen Kriegsbilder und Planungen für einen zukünftigen Krieg darzustellen und zu analysieren. Zum anderen soll der Einfluss des Militärs auf die Entscheidungen der Reichsleitung im Vorfeld und während der "Julikrise" untersucht werden.

Dr. Michael Epkenhans ist apl.-Professor für Neuere Geschichte an der Universität Hamburg und Leitender Wissenschaftler am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam

Do. 8.5.2014

Bernd Wegner (Hamburg):  "Erster Weltkrieg", "Zweiter Dreißigjähriger Krieg" oder "letzter europäischer Krieg"? Der Große Krieg (1914-1923) im Kontext der Weltkriegsepoche Namen, Daten und Begriffe strukturieren unser historisches Bewusstsein. So rückt schon die Bezeichnung "Erster Weltkrieg" das Gewaltgeschehen der Jahre nach 1914 in die Nähe des Zweiten Weltkriegs. Beide Kriege zusammenfassend sprechen viele gar von einem ‚zweiten Dreißigjährigen Krieg‘. Im Vortrag werden die hinter solchen Begriffen stehenden Deutungen beleuchtet, aber auch die Frage diskutiert, wie sich in einem von Gewalt geprägten internationalen System Anfang und Ende globaler Kriege bestimmen lassen.

Prof. Dr. Bernd Wegner, geb. 1949, ist Universitätsprofessor für Neuere Geschichte an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg. Er studierte Geschichte, Philosophie und Politikwissenschaft an den Universitäten Tübingen, Wien und Hamburg. Vom Fachbereich Geschichtswissenschaft der Universität Hamburg wurde er 1980 promoviert und 1995 habilitiert. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der europäischen Politik- und Militärgeschichte des 20. Jahrhunderts, in der historischen Kriegsursachenforschung sowie in der Geschichte Finnlands. Seine Monografie "Der Blick des Besatzers: Paris mit deutschen Augen, 1940 - 1944" steht vor dem Abschluss.

Do. 15.5.2014

Jürgen Zimmerer (Hamburg):  Der Erste Weltkrieg in Afrika

Der Erste Weltkrieg erscheint auch in den aktuellen Darstellungen zum 100. Jahrestag des Kriegsausbruchs vor allem als europäischer Krieg. Afrika wird dabei meist in einigen Sätzen abgehandelt. Dabei wurde nicht nur in und um die damaligen deutschen Kolonien Togo, Kamerun, Deutsch-Südwestafrika (Namibia) und Deutsch-Ostafrika (Tansania) gekämpft, sondern es waren daran auch Soldaten aus anderen Kolonien Afrikas und darüber hinaus beteiligt. Insgesamt forderte der Krieg in Afrika wohl über eine Million Tote. Im öffentlichen Bewusstsein überwiegt dagegen immer noch eine nostalgisch-verklärende Perspektive etwa auf den Feldzug von Paul von Lettow-Vorbeck. Der Vortrag möchte durch einen Blick auf den afrikanischen Kriegsschauplatz die globale Dimension des Weltkrieges in den Blick rücken und zugleich mit liebgewordenen Mythen wie dem vom ritterlichen Krieg in Ostafrika, aufräumen.

Prof. Dr. Jürgen Zimmerer lehrt Neuere Geschichte mit dem Schwerpunkt Afrika an der Universität Hamburg. Seit 2005 ist er Präsident des "International Network of Genocide Scholars (INoGS). Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehört die Geschichte Afrikas, die Geschichte des europäischen Kolonialismus und die Vergleichende Genozidforschung. Jüngere Publikationen umfassen "Kein Platz an der Sonne. Erinnerungsorte der deutschen Kolonialgeschichte", Frankfurt 2013 (Herausgeber) und "Von Windhuk nach Auschwitz? Beiträge zum Verhältnis von Kolonialismus und Holocaust", Münster 2011.

Do. 22.5.2014

Frank Golczewski (Hamburg): Der Erste Weltkrieg aus osteuropäischer Sicht

Wurde der Erste Weltkrieg von George Kennan bis Wolfgang Mommsen als "Urkatastrophe" des 20. Jahrhunderts angesehen, so ist er für viele Staaten Osteuropas das Gegenteil, bot er doch durch die unerwartete Niederlage aller an ihm im Osten Europas beteiligten Reiche die Gelegenheit zu der Entstehung von Nationalstaaten, die es zum Teil niemals vorher so oder ähnlich gegeben hatte. Ungeachtet der Massendeportationen, der Zwangsarbeit und der Verelendung entstanden bis heute wirksame Gründungsmythen. Dabei spielten auch die alten Reiche – bisweilen eher selbstmörderisch – mit der nationalen "Aufwiegelung" des Gegners. Und was immer man von der Russischen Revolution des Jahres 1917 halten mag, sie löste einen Modernisierungsschub aus, der ein bis dahin eher minder entwickeltes Land zu einer Weltmacht werden ließ. Osteuropa wurde durch den Weltkrieg und seine Nachwehen, die bis 1921 andauerten, "neu erfunden", aber die anfangs so großen Erwartungen an die Demokratie bereiteten bis zum nächsten Krieg in ausnahmslos allen seinen Staaten autoritären Regimen den Weg.

Prof. Dr. Frank Golczewski ist Professor i. R. für Osteuropäische Geschichte an der Universität Hamburg. Er wurde in Köln promoviert und habilitierte sich dort. Seine Schwerpunkte sind die Geschichte Polens und Russlands/der Sowjetunion. Zuletzt erschien seine Monographie Deutsche und Ukrainer 1914-1939. Paderborn 2010.

Do. 5.6.2014

Henner Fürtig (Hamburg):  "Stunde Null": Der Erste Weltkrieg als "Geburtshelfer" des modernen Nahen Ostens

Mit wenigen Ausnahmen waren die heutigen Staaten des Nahen Ostens und Nordafrikas im Ersten Weltkrieg Bestandteile des Osmanischen Reiches. Erst die Niederlage der Osmanen 1918, die Auflösung ihres Reiches in deren Gefolge und die Aufteilung der "Erbmasse" unter den Siegermächten schufen die Voraussetzung für das Entstehen der heute bekannten Staatenwelt im Vorderen Orient. Deshalb beeinflusste der erste Weltenbrand diese Region letztlich auch weitaus einschneidender als der zweite. Der Vortrag geht vor allem auf die Handlungsmotive der wichtigsten Akteure auf dem nahöstlichen Kriegsschauplatz ein, skizziert ihre Optionen im Jahr 1918, in der "Stunde Null", und analysiert die weitreichendsten historischen Folgen ihrer damaligen Entscheidungen.

Prof. Dr. Henner Fürtig lehrt am Historischen Seminar der Universität Hamburg und ist Direktor des GIGA Instituts für Nahost-Studien am gleichen Ort. Nach einem Studium der Geschichte und Arabistik promovierte und habilitierte er an der Universität Leipzig. Nach mehrjähriger Tätigkeit in Iran und Ägypten arbeitete er vor seinem Ruf nach Hamburg am Zentrum Moderner Orient in Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte sind Zeitgeschichte und Politik des Nahen Ostens. Dazu zahlreiche Veröffentlichungen im In- und Ausland.

Do. 26.6.2014

Thomas F. Schneider (Osnabrück):  "Endlich die Wahrheit über den Krieg!" Erich Maria Remarques Im Westen nichts Neues als Kulminationspunkt der Diskussion um den Ersten Weltkrieg in Literatur und Film in der Weimarer Republik

Erich Maria Remarques Im Westen nichts Neues, erstmals 1928 publiziert, gilt heute international als bedeutendster Antikriegsroman zum Ersten Weltkrieg. Die umfangreiche und äußerst kontroverse Auseinandersetzung um den Text 1929 fand jedoch nicht im literarischen Kontext statt, sondern war Kulminationspunkt einer seit Kriegsende andauernden Auseinandersetzung zwischen den diversen politischen Parteien der Weimarer Republik um die Deutungshoheit über das geschichtliche Ereignis Erster Weltkrieg, damit zugleich um die Akzeptanz oder Ablehnung der politischen Ordnung der Weimarer Demokratie. Der Vortrag wird sich im Schwerpunkt mit der Publikation und Diskussion um Remarques Im Westen nichts Neues 1929 beschäftigen, dabei den Fokus auf die zugehörige Marketingkampagne des Ullstein-Konzerns und die mit ihr verbundenen Intentionen legen. Die Kontroverse um den Text und anschließend um die Verfilmung von 1930 wird in den Kontext der politischen Diskurse der späten Weimarer Republik eingeordnet und in Bezug gesetzt zu den literarischen und visuellen Repräsentationen des Ersten Weltkrieges seit 1914.

Dr. habil. Thomas F. Schneider ist Leiter des Erich Maria Remarque-Friedenszentrums/Universität Osnabrück. Er lehrt Neue deutsche Literatur an der Universität Osnabrück und der Universität der Bundeswehr München. Seine Forschungsschwerpunkte sind Kriegs- und Antikriegsliteratur, Exilliteratur und die Repräsentation von Krieg und Frieden in den Medien. Er ist Mitherausgeber des Periodikums Krieg und Literatur/War and Literature, 2013 und 2014 erschienen kommentierte Neueditionen aller Werke Erich Maria Remarques zum Ersten Weltkrieg.

Do. 3.7.2014

Dorothee Wierling (Hamburg/London):  Eine Familie deutet den Krieg. Die Briefe und Tagebücher von Lily, Heinrich und Otto Braun 1914 – 1918

Aus heutiger Perspektive ist es schwer nachzuvollziehen, warum im Sommer 1914 so viele junge Männer freiwillig und mit Begeisterung in den Krieg zogen, warum sie ebenso begeistert von ihren Familien verabschiedet wurden und warum so Viele den Krieg auch dann noch unterstützten, als seine Grausamkeit und seine politische Sinnlosigkeit offensichtlich waren. Auf der Basis von circa 2.000 Briefen, die sich eine Berliner Familie aus dem gebildeten sozialdemokratischen Milieu im Ersten Weltkrieg schrieb, versucht der Vortrag den sozialen und psychologischen Mechanismen auf die Spur zu kommen, die das Handeln und Fühlen dieser Menschen bestimmte. Der Vortrag basiert auf dem 2013 erschienenen Buch: "Eine Familie im Krieg. Leben, Sterben und Schreiben 1914-1918, Göttingen (Wallstein).

Prof. Dr. Dorothee Wierling lehrt am Historischen Seminar der Universität Hamburg, ist Stellvertretende Direktorin der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg und zur Zeit Gerda-Henkel-Gastprofessorin am Deutschen Historischen Institut in London.

Do. 10.7.2014

Barbara Christophe (Braunschweig):  Der Erste Weltkrieg in Schulbüchern

In synchron und diachron vergleichender Perspektive analysiert die Vorlesung Repräsentationen des Ersten Weltkrieges in Geschichtsschulbüchern verschiedener Staaten. Auf der Ebene des synchronen Vergleichs liegt der Schwerpunkt dabei auf der Herausarbeitung zweier Kontraste. Zum einen werden ost- und westeuropäische Schulbucherzählungen einander gegenübergestellt. Zum anderen wird nach Unterschieden in den Deutungsmustern kleiner und großer Staaten gefragt. Auf der Ebene des diachronen Vergleichs wird der Suchscheinwerfer auf britische und deutsche Geschichtsschulbücher aus der Zwischenkriegszeit gerichtet. Jenseits der Auseinandersetzung mit den z.T. immer noch sehr gegensätzlichen Geschichten, die in verschiedenen lokalen und zeitlichen Kontexten über den Ersten Weltkrieg erzählt werden, will die Vorlesung auch über die besonderen Chancen, theoretischen Prämissen und methodischen Verfahren einer kulturwissenschaftlich motivierten Schulbuchforschung nachdenken. An konkreten Beispielen soll z.B. gezeigt werden, wie man in Schulbüchern die in allen kulturellen Kontexten stillschweigend als selbstverständlich vorausgesetzten common sense Annahmen erst sichtbar machen und dann dekonstruieren kann. PD

Dr. Barbara Christophe, geb. 1964 ist Politikwissenschaftlerin und Historikerin. Nachdem sie zunächst an den Universitäten Frankfurt a.M., Frankfurt (Oder) und Magdeburg arbeitete, ist sie seit 2010 Leiterin des Querschnittbereichs Erinnerungskulturen am Georg Eckert Institut für Internationale Schulbuchforschung. Dort leitet sie gegenwärtig ein internationales Projekt zur Erforschung von schulischen Praktiken des Erinnerns an den Kalten Krieg in Deutschland, Schweden und der Schweiz. 

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