Die ersten Monate des Großen Krieges in Mittel- und Ostmitteleuropa - Mentalitäten, Stimmungen und Erfahrungen im Sommer und Herbst 1914
Die Menschen in den Ländern Mittel- und Ostmitteleuropas erlebten und beurteilten den Beginn des Ersten Weltkrieges sehr unterschiedlich. In Deutschland wurden weitgreifende hegemoniale Kriegsziele insbesondere im östlichen Europa propagiert. Österreichische und ungarische Politiker der Doppelmonarchie waren sich zunächst einig in ihren territorialen Ansprüchen. Im geteilten Polen gab es teilweise gegenläufige strategische Konzepte zur Wiedererlangung der staatlichen Einheit. Auch unter Tschechen, Slowaken, Slowenen, Kroaten und Angehörigen anderer Nationen herrschten unterschiedliche Vorstellungen, was der Krieg für ihre nationalen Aspirationen bedeutete.
Die mit dem Kriegsausbruch konfrontierten Gesellschaften hatten verschiedene Erfahrungshorizonte, ihre Erwartungen an den Krieg und die damit verbundenen Sorgen bzw. Hoffnungen waren ebenso wenig einheitlich wie ihre Handlungsoptionen. Die Tagung greift diese Problematik multiperspektivisch auf und spitzt sie auf die ersten Wochen und Monate des Krieges von August bis zur Jahreswende 1914/15 zu. Diese erste Kriegsphase unterscheidet sich fundamental vom weiteren Verlauf der Kämpfe, denn erst mit dem Erstarren der Fronten im Westen zeichnete sich ab September 1914 ab, dass die Auseinandersetzung nicht - wie anfangs behauptet - innerhalb weniger Wochen ein Ende finden würde.
Die unterschiedlichen Mentalitäten, Stimmungen und Erfahrungen am Beginn des Krieges in unterschiedlichen Ländern sollen im Mittelpunkt der Konferenz stehen.
Konferenz in Kooperation mit dem Deutschen Kulturforum östliches Europa.
Die Konferenz wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages, der Botschaft von Rumänien in Berlin und dem Ministerium für Kultur und Nationalerbe der Republik Polen.
Die Konferenz steht allen Interessierten offen. Wir bitten jedoch um eine formlose Anmeldung an p.gelsheimer@ikgn.de mit der Angabe, ob Sie an einzelnen Tagen oder der gesamten Tagungsdauer teilnehmen möchten.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner: PD Dr. Joachim Tauber IKGN e. V. - Nordost-Institut, E-Mail: j.tauber@ikgn.de
Tagungsort: Botschaft von Rumänien in der Bundesrepublik Deutschland, Dorotheenstraße 62, 10117 Berlin
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Programm:
Mittwoch, 26. März 2014
12.30 Begrüßung und Einführung
S. E. Dr. Lazar Comanescu (Botschafter von Rumänien in der Bundesrepublik Deutschland)
Jan Rydel (Europäisches Netzwerk Erinnerung und Solidarität)
Joachim Tauber (Institut für Kultur und Geschichte der Deutschen in Nordosteuropa e. V. - Nordost-Institut)
Sektion 1 - Historische Einordnung
Moderation: Attila Pók, Budapest
13.00 100 Jahre Erster Weltkrieg - Gerhard Hirschfeld, Stuttgart
13.30 Anthropologische Drehmomente in der Geschichte des Ersten Weltkrieges - Christian Wevelsiep, Bochum
14.00 Aufstandshoffnungen, Neuorientierung und Wiedererrichtung des polnischen Staates: Zur öffentlichen Debatte über das deutsch-polnische Verhältnis im Sommer und Herbst 1914 - Robert Spät, Berlin
14.30 Diskussion
15.00 Kaffeepause
Sektion 2 - Alltag unter Kriegsbedingungen
Moderation: Dmytro Myeshkov, Düsseldorf
15.30 "Hinter der Front"? Weibliche Kriegserfahrungen und -erwartungen im Jahr 1914 - Silke Fehlemann, Düsseldorf
16.00 Graz Juli-August 1914, Alltag im Ausnahmezustand - Bernhard Thonhofer, Graz
16.30 Latvian Society and War. The First Phase 1914 - 1915: Attitudes and Consequences - Eriks Jekabsons, Riga
17.00 Diskussion
18.00 Empfang des Botschafters von Rumänien S. E. Dr. Lazar Comanescu
Donnerstag, 27. März 2014
Sektion 3 - Stimmungen und Erwartungen
Moderation: Gerhard Seewann, Fünfkirchen/Pécs
09.30 The outbreak of World War I in Transylvania: the attitude of the population in the first months of war - Ioana Elena Ignat, Klausenburg/Cluj-Napoca
10.00 Die Stimmungsdynamik kongresspolnischer Millieus im Sommer und Herbst 1914 - Arkadiusz Stempin, Krakau/Kraków
10.30 "Das jeder deutsche Jude zu den Opfern an Gut und Blut bereit ist, die die Pflicht erheischt, ist selbstverständlich!" - Der Aufruf des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens zum Ersten Weltkrieg von 1914 - Johann Nicolai, Potsdam
11.00 Kaffeepause
11.30 Die Auswirkungen des Kriegsausbruchs auf das Verhältnis Rumäniens zu den Dreibund-Mächten in der Wahrnehmung der politischen Eliten 1914 - Gerald Volkmer, Oldenburg
12.00 Diskussion
12.30 Mittagessen
Sektion 4 - Schriftliche Verarbeitung des Kriegsbeginns
Moderation: Rudolf Gräf, Klausenburg/Cluj-Napoca
13.30 The Salt of Soil by Józef Wittlin - a literary perspective of the beginning of the First World War - Ryszard Zajaczkowski, Lublin
14.00 "Ich glaube an keinen Sieg gegen die ganze Welt" Stefan Zweigs Reaktionen auf den Beginn des Großen Krieges - Steven Seifert, München
14.30 Der Beginn des Großen Krieges und die evangelischen Kirchen der deutschsprachigen Minderheiten in Siebenbürgen und Rumänien. Eine Zeitschriftenanalyse anhand der Kirchlichen Blätter und des Bukarester Gemeindeblattes - Dirk Schuster, Berlin
15.00 Diskussion
15.30 Kaffeepause
Sektion 5 - Reaktionen der Medien
Moderation: Michael Schwartz, Berlin
16.00 Der Erste Weltkrieg in der Bildpresse - Ulrich Keller, Santa Barbara
16.30 "Die größte Schlacht der Weltgeschichte" - Reaktionen österreichischer und russischer Medien auf die Kämpfe in Galizien im Sommer und Herbst 1914 - Elisabeth Haid, Wien
17.00 Der Große Krieg als News. Informationspolitik, Gerüchte und Propaganda in Ostmitteleuropa - Maciej Górny, Warschau
17.30 Diskussion
17.50 Gemeinsames Abendessen (der Referenten/innen, Moderatoren/in und Veranstalter)
19.00 "Wartesaal Europa. Literarische Zeugnisse zum Beginn des Ersten Weltkriegs" - Szenische Lesung mit Berliner Schauspielern (Öffentliche Veranstaltung in Kooperation mit dem Deutschen Kulturforum östliches Europa)
Freitag, 28. März 2014
Sektion 6 - Erinnerung und Erinnerungspolitik
Moderation: Maja Bächler, Berlin
09.30 Der Erste Weltkrieg und sein Gedenken in polnischen und deutschen Schulbüchern zur Geschichte - Krzysztof Ruchniewicz, Breslau/Wroclaw
10.00 Sarajevo, Versailles und der Große Krieg: Historische Deutungen in Ostmitteleuropa in der Zeit danach - Andreas Lawaty, Lüneburg
10.30 Das Gedenken an den Beginn des Ersten Weltkrieg im gesellschaftlichen Bewusstsein Osteuropas am Beispiel Russlands und der Ukraine - Victoria Soloschenko u. Andrii Kudrjatschenko, Kiew
11.00 Kaffeepause
11.30 Memory integrated. The Politics of War Memory in Inter-War-Romania - Gheorghe Negustor, Klausenburg/Cluj-Napoca
12.00 Der "Feldgraue" in Denkmälern des Ersten Weltkriegs - Benedict von Bremen, Tübingen
12.10 Diskussion
12.45 Gemeinsames Mittagessen (der Referenten/innen, Moderatoren/in und Veranstalter)
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Kontakt:
Petra Gelsheimer
IKGN e. V. - Nordost-Institut
Conventstraße 1
21335 Lüneburg
Deutschland
+49 4131 40059-15
+49 4131 40059-59