Krieg und organisierte Gewalt im Computerspiel: Militärhistorische Narrative, Räume und Geschichtsbilder

Wissenschaftliche Jahrestagung des Arbeitskreises Militärgeschichte e. V. in Zusammenarbeit mit der Professur Europa im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit an der Technischen Universität Chemnitz
Datum: 
Donnerstag, 26. November 2015 bis Samstag, 28. November 2015
Ort: 
Chemnitz
Deadline: 
Samstag, 30. Mai 2015
Kartenausschnitt aus dem Spiel "Panzer General" (SSI, 1994)

Computerspiele sind ein gesamtgesellschaftliches Phänomen. Thematische Zuordnungen von Spielinhalten sind schwierig, aber klar ist, dass Strategiespiele den Löwenanteil aller Spiele ausmachen, und dass historische Settings einen wichtigen Anteil bilden. Gewaltsame Konfliktlösung spielt darin eine wichtige Rolle; häufig ist sie ein entscheidender Spielinhalt. Historische Kriege bilden neben aktuellen und hypothetischen Konflikten auch einen üblichen Hintergrund für „First-Person Shooter“, Online-Multiplayerspiele sowie Militärtechniksimulationen.

Spiele wachsen damit zu einem gesellschaftlich relevanten Medium von Geschichtsinformation und Geschichtsverständnis auf. Quantitativ lösen sie Kino- und Fernsehfilme direkt ab: Wer mehr spielt, sieht weniger fern. Video- und Computerspiele werden zu virtuellen Erinnerungsorten (Steffen Bender). Die Playstation-Generation greift – Niall Ferguson hat darauf kürzlich hingewiesen – nicht mehr primär zum Buch, wenn sie die Welt und ihre Geschichte verstehen möchte. Zu untersuchen, welche Bilder von Gewalt und Krieg in Spielen vermittelt werden, ist daher eine wichtige Aufgabe einer modernen Militärgeschichte.

Die Tagung möchte die Prägung und Vermittlung populärer Geschichtsbilder durch Computerspiele auf die Agenda setzen. Die Organisatoren erbitten Themenvorschläge zu allen Aspekten der Erweiterung des militärhistorischen Zugangs zur Analyse der Bilder von organisierter Gewalt, Krieg und Konfliktlösung in solchen Spielen. Dabei sind Untersuchungen zu allen historischen Epochen erwünscht. Methodologische und forschungspraxisnahe, vor allem auch interdisziplinäre Perspektiven werden besonders begrüßt. Mögliche Fragen sind:

  • Woher beziehen die Spieledesigner ihre Informationen? Welche Vorkenntnisse haben sie, welcher Medien bedienen sie sich?
  • Warum werden welche Konflikte thematisiert und welche Agenda wird damit verfolgt?
  • Lässt sich eine historische Dimension im Prozess der Gamification des Militärs beobachten?
  • Welche Geschichtsbilder kommen bei den Spielenden an? Welche Bedeutung messen sie der Historizität des Settings bei?
  • Wie gestaltet sich die Interaktion zwischen Produzenten und Spielecommunity? Welchen Zwecken dient sie?
  • Kann und soll die Geschichtswissenschaft Einfluss auf die Formierung dieser spielerischen Wissensbestände erlangen?
  • Welche Perspektiven der Musealisierung von historischen Konfliktsimulationen gibt es?

Da das Thema die Nutzung anderer Präsentationsformen als nur die des Frontalvortrages nahelegt, werden sich die Organisatoren bemühen, die technischen Mittel verfügbar zu machen, um z. B. auch Gruppenarbeit zu ermöglichen. Grundsätzlich verstehen wir die Tagung als Experimentierfeld für neue Zugänge.

Die Tagung findet vom 26. bis 28.11.2015 am Institut für Europäische Geschichte der TU Chemnitz statt. Für die Referentinnen und Referenten wird die Unterkunft gestellt. Fahrtkosten können bis zur Höhe einer Bahnfahrt 2. Klasse übernommen werden.

Die Tagung wird veranstaltet von Prof. Dr. Martin Clauss (Technische Universität Chemnitz), Dr. Markus Pöhlmann (Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr) und PD Dr. Dierk Walter (Hamburger Institut für Sozialforschung). Bitte senden Sie ein Abstract und biobibliografische Informationen bis zum 30.05.2015 an computerspiel2015@akmilitaergeschichte.de.