Krieg und organisierte Gewalt im Computerspiel - Militärhistorische Narrative, Räume und Geschichtsbilder

Videospiele sind ein gesamtgesellschaftliches Phänomen. Thematische Zuordnungen von Spielinhalten sind schwierig, aber klar ist, dass "Strategiespiele" den Löwenanteil aller Spiele ausmachen, und dass historische Settings einen wichtigen Anteil bilden. Gewaltsame Konfliktlösung spielt darin eine wichtige Rolle; häufig ist sie ein entscheidender Spielinhalt. Historische Kriege bilden neben aktuellen und hypothetischen Konflikten auch einen üblichen Hintergrund für "First-Person Shooter", Online-Multiplayerspiele sowie Militärtechniksimulationen.
Spiele wachsen damit zu einem relevanten Medium von Geschichtsinformation und Geschichtsverständnis auf. Quantitativ lösen sie Kino- und Fernsehfilme direkt ab: Wer mehr spielt, sieht weniger fern. Video- und Computerspiele werden zu virtuellen Erinnerungsorten (Steffen Bender). Die "Playstation-Generation" greift nicht mehr primär zum Buch, wenn sie die Welt und ihre Geschichte verstehen möchte. Zu untersuchen, welche Bilder von Gewalt und Krieg in Spielen vermittelt werden, ist daher eine wichtige Aufgabe einer modernen Militärgeschichte, die auf der Tagung exemplarisch umgesetzt werden soll.
Veranstaltungsort: TU Chemnitz, Böttcher-Bau (Raum 1/305), Straße der Nationen 62, 09107 Chemnitz
Anmeldungen werden erbeten an: Gabriele Wagner (gabriele.wagner@phil.tu-chemnitz.de | 0371-531-27110)
Für Teilnehmer, die nicht dem Arbeitskreis Militärgeschichte e.V. angehören, wird eine (vor Ort zu begleichende) Tagungsgebühr in Höhe von € 10 erhoben.
Die Referentinnen und Referenten der Tagung sind untergebracht im Günnewig Hotel Chemnitzer Hof, Theaterplatz 4, 09111 Chemnitz (http://www.guennewig.de/hotel-chemnitzer-hof).
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Programm:
Donnerstag, 26. November
13:00 Ankunft | Registrierung | Kaffee
13:30 Begrüßung - Martin Clauss
Panel A - Militärgeschichte im Computerspiel - Theorie und allgemeine Zugänge
Moderation: Markus Pöhlmann
13:50 Einführungsvortrag - Peter Ohler | Daniel Pietschmann: Computerspiele und Krieg
14:15 Christian Götter | Christoph Salge: Die Mechanismen der Geschichte im Spiel
14:40 Alexander Flegler: Von der Keule bis zur Muskete im Schere-Stein-Papier Prinzip. Geschichtsbilder in Age of Empires
15:00 Diskussion
15:45 Kaffeepause
16:15 Stefan Piasecki: Deutsche Diskurse - Darstellungen von Krieg, Kriegswirtschaft und Zivilgesellschaft in deutschen Computerspielproduktionen und ihre gesellschaftliche Reflexion
16:40 Georg Valtin | Benny Liebold: Computerspiele als Mittel des kontrafaktischen Denkens
17:00 Diskussion
18:30 Präsentation der in den Vorträgen verwendeten Spiele
19:30 Ende Tag 1
Freitag, 27. November
Panel B - Authentizität und historische Informationen - Entwickler und Spieler im Dialog
Moderation: Sönke Neitzel
09:00 Heiko Brendel: "The Complete Organisational and Statistical Analysis"? - Überlegungen zum Zusammentragen militärhistorischer Datensätze in der Computerspielentwicklung sowie zur fachwissenschaftlichen Nutzung derselben
09:25 André Postert: Weltreiche erschaffen und zerstören. Die Globalstrategiespiele von Paradox Interactive und die Diskussionen der Spielerschaft
09:50 Julian Kümmerle: Das gute Kriegsspiel? - Geschichtstheoretische und geschichtsdidaktische Überlegungen zu Valiant Hearts "The Great War" (2014)
10:15 Josef Köstlbauer: Operationen an den Grenzen des Spiels - methodische Annäherungen an das Simulationsspiel
10:30 Kaffeepause
11:00 Diskussion
12:00 Mittagspause
Panel C - Militärgeschichte im Computerspiel - Vom Altertum zum 20. Jahrhundert
Moderation: Stig Förster
14:00 Christian Rollinger: Phantasmagorien des Krieges. Antike Schlachten in antikisierenden Videospielen
14:25 Benjamin Dupke | Stefanie Reinhold | Coretta Storz: Authentizitäten im Computerspiel am Beispiel der "Historischen Schlachten" in Medieval Total War II
14:50 Robert Baumgartner: "Totaler Krieg" im Mittelalter - Die Umsetzung hochmittelalterlicher Kriegsführung durch Narration und Simulation in den Strategiespielen Medieval II: Total War und Crusader Kings II
15:15 Eugen Pfister: Der Kalte Krieg-Diskurs im digitalen Spiel
15:35 Kaffeepause
16:05 Diskussion
17:15 Verleihung des Wilhelm-Deist-Preises für Militärgeschichte
17:45 Mitgliederversammlung des Arbeitskreises Militärgeschichte
19:15 Ende Tag 2
Samstag, 28. November
Panel D - Gewalt, Gegengewalt und Gewaltverzicht
Moderation: Ralf Raths
09:00 Tim Kucharzewski: Die Kehrseite der medialen Medaille. Terroristische und extremistische Narrative in Computerspielen
09:25 Daniela Kuschel: "Tú decides la historia" – der Spanische Bürgerkrieg im Computerspiel
09:50 Carolin Wendt: Mit Frieden zum Sieg – Die Entwicklung nicht-militärischer Konfliktlösung im modernen Strategiespiel
10:10 Diskussion
10:55 Kaffeepause
11:25 Abschlussdiskussion
12:30 Ende der Tagung
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Kontakt:
Prof. Dr. Martin Clauss
TU Chemnitz
Europa im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit
D-09107 Chemnitz
martin.clauss@phil.tu-chemnitz.de