Politische Vorstellungen vom deutschen Soldaten nach 1945
Beim Aufbau und der Transformation von Streitkräften gilt es, nicht nur gesetzliche Rahmenbedingungen zu schaffen sondern auch eine Vorstellung davon zu entwickeln, wer diese Armee führen soll, wer in dieser Armee dienen soll, mit welchem Auftrag und mit welcher Legitimation.
Seit Anfang der 1950er-Jahre wurden normativ besetzte Wunsch- und Leitbilder des Bundeswehr- und NVA-Soldaten entworfen, die dem Soldaten einen Platz in den Streitkräften und in der Gesellschaft zuwiesen. Die Soldatenbezeichnungen und Zuschreibungen von 1955 bis heute, zeigen schlaglichtartig die Bandbreite des politischen Diskurses und spiegeln auch das jeweilige Gesellschaftsziel wider: "Demokratischer Soldat", "Staatsbürger in Uniform", "sozialistischer deutscher Soldat", "armer junger Mensch", "Peacekeeper", "Weltbürger in Uniform".
Ziel des Workshops wird es sein nach den Vorstellungen und Leitbildern zu fragen, an deren Formierung und Etablierung Politiker federführend beteiligt waren. Die Haltung von Politikern und Parteien zu Soldaten und Streitkräften soll auf der Grundlage von politischen Diskussionen, Schriften, Reden und parlamentarischen Debatten untersucht werden. Folgende Fragen stehen im Mittelpunkt: Wie sahen Politiker den neuen Soldaten im Spiegel ihrer politischen Überzeugungen, ihrer persönlichen Biografie und vor dem Hintergrund politischer Umbrüche? Welche politischen Erwartungen, Wunschbilder und auch Feindbilder herrschten in Bezug auf den Soldaten der Bundeswehr und der NVA vor? Welche Entwicklungen spielten bei der Formierung oder Änderung des Soldatenbildes eine Rolle? Auf was ist der mutmaßliche "Funktions- und Legitimationswandel" zurückzuführen? Wie sah der Idealtypus des sozialistischen Soldaten in der DDR aus Sicht der politischen Führung aus?
Anmeldungen erbeten an: Dorothee Hochstetter (dorotheehochstetter@bundeswehr.org)
Tagungsort: Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, Haus 12, Zeppelinstraße 127/128, 14471 Potsdam
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Programm:
09.00 Begrüßung - Oberst Hans-Hubertus Mack (Kommandeur ZMSBw) | Rüdiger Wenzke (ZMSBw, Leiter FB Militärgeschichte nach 1945)
09.15 Einführung - Dorothee Hochstetter (ZMSBw)
09.30 Thorsten Loch (ZMSBw): Politiker "denken" den General
09.50 Agilolf Keßelring (Helsinki): Soldatentugenden und Karrierewege von Spitzenoffizieren - Die Vorstellungen der Organisation Gehlen und der US-Geheimdienste im Realitäts-Check der Politik
10.10 Diskussion
10.30 Kaffeepause
10.50 Ernst Wolfgang Becker (Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus): Theodor Heuss - "Soldatentum in unserer Zeit"
11.10 Torsten Oppelland (Jena): Gerhard Schröder - Verteidigungsminister wider Willen
11.30 Diskussion
11.50 Mittagspause
13.00 Jan Hansen (Berlin): "Nato-Soldaten sagen No zu Cruise Missiles und Pershing zwo" - Die Transformation des Soldatenbildes in der Debatte um den NATO Doppelbeschluss
13.20 Christian Th. Müller (Potsdam): Die sozialistische Soldatenpersönlichkeit
13.40 Diskussion und Kommentar
14.10 Ende der Veranstaltung
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Kontakt:
Dr. Dorothee Hochstetter
ZMSBw
dorotheehochstetter@bundeswehr.org