Der Prozess der Staatsbildung in Europa war seit dem ausgehenden Mittelalter eng mit der Herausbildung stehender Heere verknüpft. Spätestens ab dem 18. Jahrhundert wurden Armeen dann sogar zur Verkörperung und zum zentralen Symbol des staatlichen Gewaltmonopols. Zugleich waren und sind staatliche Gesellschaftsordnungen stets um die politische Kontrolle militärischer Gewalt bemüht.
Die Fachtagung des Arbeitskreises Militärgeschichte e.V. (AKM), die in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr konzipiert wurde, untersucht diese Entwicklungen und Spannungsverhältnisse. Sie geht dabei davon aus, dass Militär und Politik nicht essenzialisiert werden sollten, zumal politisches und militärisches Denken und Handeln auf zeitgenössischen Zuschreibungen beruhten, sondern dass sie zu historisieren sind. Gleichwohl lassen sie sich als Analysekategorien fruchtbar machen, wie die Beiträge der Tagung zeigen.
Die Veranstaltung sollte ursprünglich im Herbst 2020 stattfinden, wurde nun aber pandemiebedingt in ein kleineres, digitales Format via „Zoom“ mit fünf Vorträgen überführt. Im Gefolge der Tagung wird ein Themenschwerpunkt „Militär und Politik“ für das Portal Militärgeschichte (http://portal-militaergeschichte.de) vorbereitet. Dort werden einige der ursprünglich für die Präsenzveranstaltung vorgesehenen Beiträge in Aufsatzform veröffentlicht.
Programm am Donnerstag, 18.3.2021, 14.30-18.00 Uhr
14.30-15.00 Einführung
- Martin Clauss (Chemnitz), Grußwort des Vorsitzenden des AKM
- Wencke Meteling (Washington, D.C.), Christoph Nübel (Potsdam), Wechselwirkungen zwischen Militär und Politik: Zur Einführung
15.00-16.20 Politik und Militär in Krieg und Nachkrieg: Fallbeispiele aus der Frühen Neuzeit
Leitung: Christoph Nübel (Potsdam)
- Cathleen Sarti (Oxford), Wechselwirkungen zwischen Militär und politischer Ordnung. Dänemark-Norwegen und Schweden in den Kriegen des späten 16. Jahrhunderts
- Dimitrios Tim Nyenhuis (Düsseldorf), Ordnung oder Gewalt? Situativer und intentioneller Kontrollverlust von Politik und Militär im Dreißigjährigen Krieg
16.20-16.40 Pause
16.40-18.00 Militär und innere Sicherheit: Organisierte Gewalt zwischen Ver- und Entstaatlichung
Leitung: Wencke Meteling (Washington, D.C.)
- Katharina Schmitten (Berlin), Soldaten als Ordnungskräfte? Militäreinsätze in britischen und deutschen Industrieregionen 1889-1912
- Marcus Böick (Bochum), Ein professionelles Auffangbecken für Gewalt-Experten? Über Austausch- und Wechselbeziehungen zwischen Militär, Staat und privaten Sicherheitsunternehmen nach 1918, 1945 und 1990
Das im Rahmen der Tagung geplante Jubiläumspanel zu 25 Jahren AKM unter dem Titel „Verein(te) Militärgeschichte: Der Arbeitskreis Militärgeschichte e.V. und die Entwicklung einer historischen Subdisziplin“ findet am 25.3.2021 statt und wird gesondert ausgewiesen. Hinweise unter: http://portal-militaergeschichte.de.
Anmeldungen für Tagung und/oder Jubiläumspanel (bitte angeben) bitte bis zum 16.3.2021 an das Sekretariat Geschichte der Frühen Neuzeit, WWU Münster: nadine.zielinski@uni-muenster.de. Sie erhalten die Zugangsdaten vor der Veranstaltung per E-Mail.